Reusable Learning Object
Reusable Learning Object (RLO) steht für wiederverwendbares Lernobjekt.
Lernobjekte als kleinste vermittelbare Informationseinheiten werden mittels Lernmanagementsystemen zu RLOs kombiniert. Diese können dann durch Kontextuierung zu Lerneinheiten bzw. Kursen zusammengefasst und anschließend als Lehrgang abgebildet werden.
Der Vorteil dieses modularen Ansatzes ist die beliebige Kombinier- und Wiederverwendbarkeit der RLOs und die sich dadurch ergebende Kosten- und Aufwandsersparnis bei der Erstellung von Lerneinheiten. Um eine Wiederverwendbarkeit zu erreichen, müssen die RLOs mit entsprechenden Beschreibungen / META-Daten versehen werden.
Eigenschaften von RLOs
Granularität
Der Grad der Wiederverwendungsmöglichkeiten hängt in hohem Maße von der Granularität der RLOs ab. Ein guter Grad an Granularität ist erreicht, wenn das einzelne RLO als kleine Lerneinheit verstanden werden kann. Zu berücksichtigen ist aber, dass die RLOs nicht zwingend in sequenzieller Reihenfolge durchlaufen werden. Es können also keine Annahmen über mögliche Vorkenntnisse aus anderen RLOs getroffen werden.
Konsistente Sprache
Konsistente Sprache sollte immer Grundlage sein. Probleme bestehen bei der Art der Formulierungen und des Sprach- bzw. Schreibstils verschiedener Autoren aus unterschiedlichen RLOs. Diese möglichen Inkonsistenzen stellen ein großes Defizit bei der Wiederverwendung von Lerninhalten.
Kontextfreiheit
Die zentrale Motivation für die Benutzung von RLOs ist die Möglichkeit, ein einzelnes RLO in verschiedenen Lerneinheiten, Kursen und Lehrgängen einsetzen zu können. Ein RLO darf demnach nicht auf einen bestimmten Kontext zugeschnitten bzw. ausgerichtet sein, da die Lerneinheit selbst erst für den entsprechenden Lernkontext sorgt.
Kontextfreiheit kann man erreichen, durch z. B.:
- neutrale Wortwahl und Sprachstil
- keine Rückschlüsse auf die Autoren (unter Lizenzgesichtspunkten eher fraglich)
- keine Bezüge zu regionalen Besonderheiten
- politische Neutralität
- Vermeidung von Ironie
(vgl. Buschart, 2002)
Vorteile von RLOs
Insbesondere bei der Planung und Gestaltung größerer Lerneinheiten kommen die Vorteile von RLOs zum tragen.
Klarheit im Konzept
Die Unterteilung einer bisher gelehrten homogenen Lerneinheit in viele RLOs motiviert die Autoren dazu, die Lehrinhalte nochmals zu analysieren und zusammenhängende Inhalte herauszuarbeiten. Diese Analyse kann dazu beitragen, dass die abschließende Lerneinheit besser strukturiert ist.
Anpassbarkeit
Binnendifferenzierung in einer Lerngruppe ist nicht erst seit PISA als wichtiges pädagogisches Konzept bekannt. Eine Anpassung des Niveaus des Lerninhalts an die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler, diese Lernstoff aufzunehmen und in eigenes Wissen zu "verwandeln", ist heute der Anspruch an einen motivierenden und medienaktiven Unterricht. Auf Lerngewohnheiten, Stärken und Schwächen kann gezielt eingegangen werden, wenn im über das Lernmanagementsystem vermittelten Unterricht einzelne RLOs differenziert ausgetauscht oder anders in den Gesamtkontext eingebunden werden können.
Interoperabilität
Die Standardisierungsbemühungen der einzelnen E-Learning Interessenpartner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zeigen, dass dem Aufbau und Betrieb größerer zentraler RLO-Repositories große Bedeutung beigemessen wird. Durch e-Learning-Standards soll sichergestellt werden, dass verschiedene Lernmanagementsysteme darauf zurückgreifen können.
Literatur
Buschart, Rufus J.W. (2002): Reuseable Learning Objects, Seminararbeit Tele-Learning / Tele-Teaching, TU Braunschweig
Weblinks
Standardisierungsprojekte
- IMS-Projekt
- ARIADNE EU-Projekt
- AICC – das Aviation Industry Computer Based Training Commitee
- ADL – die Advanced Distributed Learning Initiative
- EML – die Educational Modeling Language der Open University der Niederlande
- IEEE LTSC – das Learning Technology Standards Committee des IEEE
- SCORM – das Shareable Content Object Reference Model