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Kasachen-Khanat

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Das eigentliche Kasachen-Khanat, verschiedendentlich auch als Nogaier-Khanat bezeichnet, wurde erst 1456 gegründet, als sich das Volk der Kasak-Tataren von damaligen Usbekenreich trennte.

Es umfaßte im wesentlichen alle Gebietsteile, die das heutige Kasachstan ausmachen. Doch schnell zerfiel seine Macht: der Khan der Kasachen herrschte nur formal über die Stämme. Es ist anzunehmen, daß in diesem Zeitraum die "Schus" entstanden - die drei kasachischen Horden.

Geschichte

Das Khanat der Kasak-Tataren wurde gegen 1400 durch die Qazaq Orda (Kasachische Horde) eines gewissen Koirigaq Oglun (ca. 1394-14??) begründet. Ihre Fürsten (Boraq, Karai, Dschani Beg usw.) gehörten zur Borjigin-Dynastie, d.h. sie leiteten sich von Dschingis Khan bzw. dessen Enkel Orda ab.

Der Khan Boraq wurde 1428 vom Gründer des Usbekenreiches, Abu'I-Chair erschlagen, welcher ein straff geführtes, islamisiertes Reich bilden wollte. Die Kasachen lösten sich jedoch bei passender Gelegenheit etwa 1456 wieder von ihm ab, da sie ungebunden bleiben wollten. So zogen die Prinzen Karai (Sohn Boraqs) und Jani Beg mitsamt Gefolge nach Moghulistan ab. Im Jahr 1468 kehrten die Kasachen zurück, besiegten und töteten Abu'I-Chair Khan und breiteten sich über sein einstiges Reich aus.

Anfangs kannten die Kasachen kaum staatliche Ordnung. Der Islam übte nur eine oberflächliche Wirkung aus, die praktische Macht lag bei den Klans, die entweder den Khan unterstützten oder auch nicht. Aufgrund dessen zerfiel nach dem Tod von Jani Begs Sohn Qazim Khan (reg. 1509-1518) die Einheit der Kasachen. Das Volk teilte sich nun in drei verfeindete Horden, die erst von Qazims Sohn Haqq Nazar (reg. 1538-80) wiedervereinigt wurden.

Unter Tawakkul (reg. 1586-98) und seinen Nachfolgern Ischim (reg. 1598-1628) und Dschangir (-1652) stellte das halbwegs geeinte Khanat wieder eine Gefahr für die Usbeken dar, Tawakkul drang bis Buchara und Samarkand vor. Mitte des 17. Jahrhunderts formierten dann die Oiraten unter Khungtaidschi Batur in der Dschungarei ein neues Steppenreich: Von 1652 bis 80 standen die Kasachen unter der Herrschaft der Oiraten und ihr Khan wurde abgesetzt.

Erst Tauke (Tyawka, 1680-1718) vereinigte diese erneut und führte ein geschriebenes Gesetz (Dschety Zhargy) ein. Tauke hatte Repräsentanten in allen drei Horden, empfing Botschafter der Russen (1694) und mußte sich mehrfach mit den Oiraten (auch: Dschungaren) auseinandersetzen (1698).

Nach Taukes Tod lösten sich die Kasachenstämme wieder in die drei oben genannten Horden auf. Diese Horden ("Schus") wurden von den Russen als Kleine Kirgisen-Horde, Mittlere Kirgisen-Horde und Große Kirgisen-Horde bezeichnet und wiesen die Funktion von Teil-Khanaten auf. Es war die Zeit des "Großen Unglücks", d.h. ständiger Angriffe der Oiraten (Dschungaren): 1716 zog eine Oiratenarmee vom Ili-Fluß im Zickzack-Kurs bis zum Balchasch-see, wo sie die vereinigten Kasachenstämme am Fluß Ajagus schlug.

Die ständigen Raubzüge, Morde, Verschleppungen führten beinahe zum Untergang des Volkes. Um dem Druck der Oiraten zu entgehen taten die Kasachen aber zweierlei: Einerseits kam es 1728 zu einer vorübergehenden Wiedervereinigung der Kasachen unter einem Khan namens Abu-I-Hayr (1717/28-VIII.1748), der auch kleinere Erfolge davontragen konnte. Zum zweiten unterwarfen sich die drei Horden 1731/40/42 nacheinander dem russischen Zarenreich, so dass die Russen (vergleichsweise) friedlich ihr Einflussgebiet erweitern und durch Forts sichern konnten. Es half den Kasachen über die Runden, bis das Oiratenreich 1754-59 von den Chinesen beseitigt wurde, so daß Ruhe herrschte.

Allgemein verzeichnet man im 18. Jahrhundert aber eine totale Desintigration der Kasachen, wo selbst zu Zeiten eines anerkannten Chefs mehrere Anführer neben diesem Khan bestanden.

1801 begann der Muslim Buqai Khan (reg. 1801-17, wohl ein Enkel Abu-I-Hayrs) im Westen die Stämme zu einen und begründete auf dem Gebiet der Mittleren Horde die eigenständige Buqai-Horde. Buqai und seine Söhne wollten das alte Kasachen-Khanat zu alter Größe heranführen. 1805 rief Buqai Khan das Sultanat und bereits 1812 wieder das Khanat aus. Jedoch standen die Kasachen schon unter dem übermächtigen Einfluß der Russen, so daß derartige Bemühungen zum Scheitern verurteilt waren.

Fürstenliste

  • Koirijaq Oglun (ca. 1394-1422)
  • Borrak Khan (1422-1428)
  • Girai Khan (ca. 1428-1440)
  • Jani Beg Khan (ca. 1440-1480; Mitherrscher)
  • Muryndyk Khan (1480/88-1509/11)
  • Kasim Khan (1509/11-1518)
  • Mimash Khan (1518-1523)
  • Tahir Khan (1523-1530/33)
    • Boydas Khan (1526/38; Ostgebiet)
    • Togim Khan (1526/38; Südgebiet)
    • Uziaq Ahmad Khan (1526/35; Nordgebiet)
  • Aq Nazak Khan (1538-1575/80)
  • Shigai Khan (1575/80-1582)
  • Tawekel Khan (1575/86-1598; seit 1586 Khan aller Kasachen)
  • Yesim Khan (1598-1628)
  • Jahangir Khan (1628-1652)
    • Ablaigirim (1628-36; gest. ca. 1650)
  • Khanat 1652-80 vakant
  • Tawke Khan (1680-1715/18)
  • Kaip Khan (1715-1718)
    • Bulat (1698-1731)
    • Abu-I-Hayr (1717/28-1748)