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Benutzer:Squasher/Tokio2

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Barbara Lauwers bei der Verleihung der Bronze Star Medal.

Barbara Lauwers Podoski (* 22. April 1914 in Brünn, Österreich-Ungarn als Božena Hauserová; † 16. August 1999 in Washington, D.C.) war Corporal der US Army im Zweiten Weltkrieg.

Werdegang

Vor dem Krieg

Barbara Lauwers wurde als Božena Hauserová in Brünn geboren, das zu der Zeit noch zu Österreich-Ungarn und ab 1918 zur Tschechoslowakei gehörte. Sie studierte Rechtswissenschaften an der Universität von Paris und der Masaryk-Universität in ihrer Geburtsstadt. An letzterer machte sie schließlich ihren Abschluss und arbeitete danach als Anwältin. Im Jahr 1939, als die Tschechoslowakei endgültig an das Deutsche Reich fiel, heiratete sie den US-Amerikaner Charles Lauwers in Zlín und wanderte mit ihm nach Belgisch Kongo aus, wo sie für den Schuhhersteller Bata arbeitete.[1][2] Zwei Jahre darauf emigrierte das Paar nach New York.[3]

Als sich Charles Lauwers 1941 nach dem Angriff auf Pearl Harbor für den Kriegsdienst bei der US Army meldete, zog Barbara Lauwers, wie sie sich nunmehr nannte, nach Washington, D.C. und begann in der Pressestelle der tschechoslowakischen Botschaft zu arbeiten. Als Ghostwriter verfasste sie jeweils ein Buch für zwei dort stationierte tschechoslowakische Colonels. Am 1. Juni 1943, dem Tag an dem Lauwers ihre US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt, trat sie dem Women’s Army Corps bei.

Im Krieg

Flugblatt des Vereins einsamer Kriegerfrauen.
Toilettenpapier als Propaganda.

Aufgrund ihrer Sprachkenntnisse – sie beherrschte Englisch, Deutsch, Tschechisch, Slowakisch und Französisch fließend – wurde sie für das erst ein Jahr zuvor gegründete Office of Strategic Services (OSS) ausgewählt. Nach anfänglicher Stationierung in Washington wurde sie Anfang 1944 nach Algier und schließlich nach Rom in die Abteilung für Morale Operations versetzt.[4][3] Dort führte sie hauptsächlich Verhöre von Kriegsgefangenen durch, um diese als Überläufer für Propagandazwecke zu rekrutieren.[4] Während eines solchen Verhörs erfuhr Private Lauwers von einem gefangengenommenen Feldwebel, dass die Wehrmacht an der italienischen Front vor allem Tschechen und Slowaken für die Drecksarbeit einsetzte. Dieser brachte Lauwers damit auf eine Idee, bekam anschließend aber auch ihren Zorn zu spüren. Als er sich verächtlich über US-Präsident Franklin D. Roosevelt äußerte, ließ sich Lauwers zu einem Faustschlag auf dessen Nase hinreißen.[1] Sie lieh sich beim Vatikan sowohl tschechische als auch slowakische Schreibmaschinen und bereitete Flugblätter in beiden Sprachen vor, die die Leser zur Fahnenflucht animieren sollten, da sie vom Feind nur benutzt würden. Innerhalb einer Woche traten hunderte tschechische und slowakische Soldaten zur alliierten Seite über, mindestens 600 davon hatten die von Lauwers entworfenen Flugblätter bei sich.[1]

In der Folge war Lauwers’ Tätigkeitsschwerpunkt die Anfertigung sogenannter Schwarzen Propaganda zur Demoralisierung und Desinformation der Deutschen. Bei dieser besonderen Form der psychologischen Kriegsführung soll dem Feind glauben gemacht werden, er hätte es z.B. bei den Flugblättern mit Erzeugnissen aus deutscher Hand zu tun.[5] Im Rahmen der Operation Sauerkraut entwarf Lauwers weitere Flugblätter, in denen unter anderem behauptet wurde, das Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler habe zu einem Aufstand innerhalb der deutschen Armee geführt. Ein anderes Flugblatt gab Generalfeldmarschall Albert Kesselrings Rücktritt von allen Posten bekannt, da er den Krieg für verloren hielt.[6] Deutsche Kriegsgefangene, die in Italien festgehalten, von Lauwers ausgewählt und zur Fahnenflucht überzeugt wurden, verteilten diese Propaganda nach ihrer Freilassung hinter den deutschen Linien.[4][1] Kesselring, der deutsche Oberbefehlshaber in Italien, war aufgrund des Erfolgs der Aktion gezwungen, die Behauptungen zu seiner Person öffentlich zu dementieren.[6]

Nach dem Krieg

Lauwers verbrachte nach Kriegsende zunächst einige Jahre in der Tschechoslowakei. Sie kehrte aber noch vor dem Februarumsturz 1948 in die Vereinigten Staaten zurück und war zunächst für Voice of America tätig, dem offiziellen Auslandssender der Staaten.[2] Zudem arbeitete sie als „Mädchen für alles“ bei der National Academy of Sciences in Washtingon. Während des Krieges hatte sie sich von ihrem Mann Charles scheiden lassen.[3] Ab 1948 war sie 20 Jahre lang bei der Library of Congress als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt. In dieser Zeit lernte sie Joseph Junosza Podoski kennen, den sie 1954 heiratete. Das Paar hatte eine Tochter. Sie kehrte mit dem Eintritt in den Ruhestand 1968 nach Österreich zurück, wo sie neun Jahre lang blieb und im Wiener Büro des Hochkommissars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge als Assistentin arbeitete. 1977 zog sie wieder nach Washington. Sieben Jahre darauf starb Joseph Podoski. 1999, kurz vor Barbara Lauwers Podoski selbst, starb mit J. R. Coolidge ihr letzter Lebensgefährte. Lauwers Podoski erlag am 16. August 1999 einem Herz-Kreislauf-Leiden im Veterans Affairs Hospital in Washington.[3]

Erst 2008 wurde der Großteil ihres Schaffens im Zweiten Weltkrieg öffentlich, als die Akten aus ihrer Zeit beim OSS freigegeben wurden.[1]

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Einzelnachweise

  1. a b c d e Patricia Sullivan: Barbara Lauwers Podoski dies at 95; launched psychological campaign against Germans in WWII. In: latimes.com. The Los Angeles Times, 31. August 2009, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  2. a b Miroslava Menšíková: JUDr. Barbara Lee Podoski. In: brna.cz. 25. Februar 2020, abgerufen am 18. März 2021 (englisch).
  3. a b c d Patricia Sullivan: Barbara Lauwers Podoski, 95, World War II operative. In: boston.com. The Boston Globe, 24. August 2009, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  4. a b c Matt Fratus: Inside the OSS’s League of Lonely War Women. In: coffeeordie.com. 28. September 2018, abgerufen am 11. März 2021 (englisch).
  5. Alfred Cattani: Hitler im Visier. In: nzz.ch. Neue Zürcher Zeitung, Oktober 1993, abgerufen am 23. März 2021.
  6. a b Morale Operations. In: soc.mil. United States Army Special Operations Command, abgerufen am 23. März 2021 (englisch).


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