Zum Inhalt springen

Java-Hufeisennase

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. März 2020 um 10:25 Uhr durch Nyctalus litteratus (Diskussion | Beiträge) (Andersen 1905, Gay 2014). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Diese Baustelle befindet sich fälschlicherweise im Artikelnamensraum. Bitte verschiebe die Seite oder entferne den Baustein {{Baustelle}}.
Java-Hufeisennase

Java-Hufeisennase, Museumsexemplar

Systematik
Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)
Teilordnung: Yinochiroptera
Überfamilie: Hufeisennasenartige (Rhinolophoidea)
Familie: Rhinolophidae
Gattung: Hufeisennasen (Rhinolophus)
Art: Java-Hufeisennase
Wissenschaftlicher Name
Rhinolophus affinis
Horsfield, 1823

Die Java-Hufeisennase (Rhinolophus affinis) ist eine Fledermausart aus der Gattung Hufeisennasen innerhalb der Familie Rhinolophidae. Sie ist in Asien weit verbreitet und gilt als ungefährdet. Aufgrund der genetischen Übereinstimmungen zwischen dem erstmals Ende 2019 in Wuhan aufgetretenen humanpathogenen Betacoronavirus SARS-CoV-2 und einem bereits von der Java-Hufeisennase bekannten Virus gilt die Art als das wahrscheinliche natürliche Reservoir des Erregers.

Merkmale

Die Java-Hufeisennase ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 46 bis 68 Millimeter, einer Flügelspannweite von 290 bis 364 Millimeter und einer Unterarmlänge von 50 bis 55 Millimeter etwas kleiner als die Große Hufeisennase, mit deutlich kürzeren Ohren (14 bis 23 Millimeter), einem kürzeren Schwanz (20 bis 30 Millimeter) und einem relativ breiteren Nasenaufsatz. Der Schädel ist mit 18,7 bis 20,5 Millimeter Unterkieferlänge kleiner und hat einen relativ deutlich kürzeren Gaumen als der Schädel der Großen Hufeisennase. Das erste Glied des dritten Fingers ist im Vergleich zur Großen Hufeisennase länger, das zweite Glied sehr lang. Die Fellfarbe variiert von gelblichbraun bis orange, wobei die Weibchen dunkler sind.[1][2]

Verbreitungsgebiet und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet der Java-Hufeisennase reicht vom Südrand des Himalaya und den östlichen Bundesstaaten Indiens über Bangladesch und Südchina bis zur Pazifikküste. Im Südwesten und Süden sind die indischen Andamanen, ganz Südostasien und der Süden Indonesiens besiedelt. Die Art wurde in China auf Höhen von 290 bis 2000 Meter über dem Meeresspiegel nachgewiesen. Ihre Quartiere sind Höhlen, in denen sich Kolonien von mehreren Tausend Tieren einfinden können. Neben Primärwäldern werden auch sekundäre Lebensräume wie Plantagen und andere landwirtschaftliche Nutzflächen besiedelt, die Städte aber gemieden. Die Java-Hufeisennase ist ein Insektenfresser und durchfliegt bei der Nahrungssuche das lockere Unterholz des Waldes.[3]

Lebensweise

Die Java-Hufeisennase ernährt sich von Insekten, die fast ausschließlich im Flug erbeutet werden. Bei einer Analyse der aufgenommenen Nahrung bildeten Schmetterlinge der Familien Spanner, Trägspinner, Eulenfalter, Zünsler und andere mit mehr als 70 Prozent den größten Teil der Beute, gefolgt von etwa 20 Prozent Blatthornkäfern.[4]

Parasiten

Die Parasitenfauna der Fledertiere ist nur unzureichend untersucht. Dabei gehört die Java-Hufeisennase zu jenen Arten, die vergleichsweise häufig untersucht wurden. Eine Literaturauswertung im Jahr 2014 nannte sechs Arten von Endoparasiten, acht Ektoparasiten und zwei Viren aus zwei Familien.[5]

Im Blut einer bei Ruteng im Westen der indonesischen Insel Flores gefangenen männlichen Java-Hufeisennase wurden Mikrofilarien entdeckt, die als Microfilaria sundaicus Purnomo & Bangs, 1995 (Filarioidea: Onchocercidae) beschrieben wurden. Dabei ist Microfilaria Cobbold, 1882 als Sammelgattung für Arten zu verstehen, deren adulte Formen nicht bekannt sind und daher nicht beschrieben werden können. Bei der Nekropsie der zwischenzeitlich in Formalin konservierten Hufeisennase wurden keine adulten Filarien entdeckt, in der Leibeshöhle wurden aber weitere Mikrofilarien gefunden. Die Parasiten haben eine Länge von etwa 150 bis 200 und eine Breite von 5 bis 6 Mikrometer, sie ähneln äußerlich den nur von südamerikanischen Zahnarmen bekannten Mikrofilarien der Gattung Chabfilaria.[6]

Betacoronaviren

Im Nachgang zur SARS-Pandemie 2002/2003, die durch das SARS-assoziierte Coronavirus (SARS-CoV-1) verursacht wurde, bestand der Verdacht, das Virus könne von Fledertieren auf den Menschen übertragen worden sein. Es wurden bei näheren Untersuchungen zahlreiche Betacoronaviren in Fledermäusen verschiedener Arten nachgewiesen, wobei die aus Südchina stammenden Viren in Abgrenzung zu Viren anderer Herkunft eine Klade zu bilden scheinen. Zu dieser Klade gehören auch bei infizierten Menschen vorgefundene SARS-CoV-1 und Viren von Larvenrollern aus Südchina.[7]

Systematik

Die Erstbeschreibung der Java-Hufeisennase wurde 1823 von Thomas Walker Horsfield in seiner in Lieferungen erschienenen Monografie zur Zoologie Javas veröffentlicht. Der lateinische Text umfasst vier Zeilen und nennt weder Körpermaße noch diagnostische Merkmale, die heute zur Abgrenzung gegenüber anderen Arten der Gattung Rhinolophus herangezogen werden könnten.[8] Horsfield legte in seiner Erstbeschreibung keinen Holotypus fest, allerdings wurde ein Exemplar in der Sammlung des British Museum of Natural History als Holotypus etikettiert. Zwei weitere angebliche Typen im Nationaal Natuurhistorisch Museum in Leiden gehörten zu einer anderen von Horsfield beschriebenen Art. Das Exemplar in London wurde 2002 zum Lectotypus bestimmt.[9]

Die Java-Hufeisennase gehört innerhalb der Gattung Hufeisennasen in die ferroequinum-Gruppe um die auch in Mitteleuropa heimische Große Hufeisennase (Rhinolophus ferroequinum).[3]

Die Java-Hufeisennase hat eine Reihe von Unterarten, deren Gültigkeit umstritten ist:

  • Rhinolophus a. affinis Horsfield, 1823 als Nominatform;
  • Rhinolophus a. andamanensis Dobson, 1872 von den Andamanen;[10]
  • Rhinolophus a. hainanus Allen, 1906;
  • Rhinolophus a. himalayanus Andersen, 1905: der Typenfundort ist Masuri im indischen Bundesstaat Uttarakhand. Die Unterart wird durchschnittlich größer und zeichnet sich gegenüber der Nominatform durch kleinere Ohren, einen schmaleren Nasenaufsatz und relativ kürzere Schienbeine und Schwänze aus;[10]
  • Rhinolophus a. macrurus Andersen, 1905: von einem Taho genannten Ort im Shan-Staat im heutigen Myanmar, mit größeren Ohren, einem breiteren Nasenaufsatz und längeren Schwanz;[10]
  • Rhinolophus a. nesites Andersen, 1905;[10]
  • Rhinolophus a. princeps Andersen, 1905 von Indonesien;[10]
  • Rhinolophus a. superans Andersen, 1905;[10]
  • Rhinolophus a. tener Andersen, 1905: der Typenfundort ist Bago, Myanmar und die Unterart zeichnet sich im Vergleich mit der Nominatform durch kleinere Körpermaße, kleinere Ohren und einen kürzeren Schwanz, aber längere Schienbeine und einen breiteren Nasenaufsatz aus.[10][11][1]

Gefährdung und Schutz

Die Java-Hufeisennase wurde von der IUCN 2008 als nicht gefährdet eingestuft. Die Art erweist sich in ihrem großen Verbreitungsgebiet als sehr anpassungsfähig und besiedelt auch Lebensräume, die durch menschlichen Einfluss beeinträchtigt sind. Wo sie auftritt ist sie häufig und bestandsgefährdende Bedrohungen sind nicht bekannt.[3]

Commons: Java-Hufeisennase – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Paul J. J. Bates, Mar Mar Thi, Tin Nwe, Si Si Hla Bu, Khin Mie Mie, Nyo Nyo, Aye Aye Khaing, Nu Nu Aye, Thida Oo, Iain Mackie: A Review of Rhinolophus (Chiroptera: Rhinolophidae) from Myanmar, Including Three Species New to the Country. In: Acta Chiropterologica. Band 6, Nr. 1, 2004, S. 23–48, doi:10.3161/001.006.0103.
  2. C. Srinivasulu, Paul A. Racey, Shahroukh Mistry: A key to the bats (Mammalia: Chiroptera) of South Asia. In: Journal of Threatened Taxa. Band 2, Nr. 7, 2010, S. 1001–1076, doi:10.11609/JoTT.o2352.1001-76.
  3. a b c Rhinolophus affinis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: J. Walston, T. Kingston, A. M. Hutson, 2008. Abgerufen am 3. März 2020.
  4. Tinglei Jiang, Jiang Feng, Keping Sun, Jing Wang: Coexistence of two sympatric and morphologically similar bat species Rhinolophus affinis and Rhinolophus pearsoni. In: Progress in Natural Science. Band 18, Nr. 5, 2008, S. 523–532, doi:10.1016/j.pnsc.2007.12.005.
  5. Noellie Gay, Kevin J. Olival, Sara Bumrungsri, Boripat Siriaroonrat, Mathieu Bourgarel, Serge Morand: Parasite and viral species richness of Southeast Asian bats: Fragmentation of area distribution matters. In: International Journal for Parasitology: Parasites and Wildlife. Band 3, Nr. 2, 2014, S. 161–170, doi:10.1016/j.ijppaw.2014.06.003.
  6. Purnomo, Michael J. Bangs: Microfilaria sundaicus sp. n., a Chabfilaria-lilne Parasite (Filarioidea: Onchocercidae) from the Blood of the Horseshoe Bat (Rhinolophus affinis) in Flores, Indonesia. In: Journal of the Helminthological Society of Washington. Band 62, Nr. 1, 1995, S. 32–34 (bionames.org [PDF]).
  7. Jie Cui, Naijian Han, Daniel Streicker, Gang Li, Xianchun Tang, Zhengli Shi, Zhihong Hu, Guoping Zhao, Arnaud Fontanet, Yi Guan, Linfa Wang, Gareth Jones, Hume E. Field, Shuyi Zhang, Peter Daszak: Evolutionary Relationships between Bat Coronaviruses and Their Hosts. In: Emerging Infectious Diseases. Band 13, Nr. 10, 2007, doi:10.3201/eid1310.070448.
  8. Thomas Walker Horsfield: Zoological researches in Java and the neighbouring islands. Kingbury, Parbury and Allen, London (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dzoologicalresear00hors~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn76~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D – erschienen 1821-1824, nicht paginiert).
  9. Gábor Csorba: Remarks on some types of the genus Rhinolophus (Mammalia, Chiroptera). In: Annales historico-naturales Musei nationalis hungarici. Band 94, 2002, S. 217–226 (nhmus.hu).
  10. a b c d e f g Knud Andersen: On some Bats of the Genus Rhinolophus, with Remarks on their Mutual Affinities, and Descriptions of Twenty‐six new Forms. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 75, Nr. 3, 1905, S. 75–144, doi:10.1111/j.1469-7998.1905.tb08381.x.
  11. Paul J. J. Bates, David L. Harrison: Bats of the Indian Subcontinent. Harrison Zoological Museum, Sevenoaks 1997, ISBN 0-9517313-1-9 (naturalis.nl).

Kategorie:Hufeisennasenartige