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Violine

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Violine
ital.: violino, frz.: violon
Klassifikation
Chordophon
Streichinstrument
Tonumfang:
verwandte Instrumente:
Bratsche, Violoncello
Musiker
Liste bekannter Violinisten
Kategorie:Violinist

Die Violine oder Geige ist ein aus verschiedenen Hölzern gefertigtes Saiteninstrument. Ihre vier Saiten werden mit einem Bogen gestrichen (Streichinstrument). In der Tradition der klassischen europäischen Musik spielt die Violine eine wichtige Rolle, viele Komponisten haben ihr einen wichtigen Teil des Schaffens gewidmet. Violinen werden von Geigenbauern hergestellt.

Namensursprung

Die Bezeichnung Violine bedeutet eigentlich „kleine Viola“. Die ursprüngliche Bezeichnung war Viola con tre corde senza tasti (dreisaitige Viola ohne Bünde). Um 1523 ist im Französischen der Begriff Vyollon nachgewiesen. Der Begriff Geige stammt aus dem deutschen Sprachraum. Der italienische Begriff Violino taucht erstmals um 1540 auf.

Aufbau und Funktion

Die wichtigsten Bauteile

Teile der Violine im Querschnitt
Teile der Violine im Querschnitt
  • Der Hals mit einer Länge von ca. 13 cm
  • mit dem Griffbrett von ca. 27 cm Länge, welches ca. 14 cm über den Korpus (ca. 35 - 36 cm) hinaus ragt, aus schwarzem Ebenholz.
  • Der (Ober-)Sattel am oberen Griffbrettende, über den die Saiten in den
  • Wirbelkasten zu den Wirbeln laufen, die zum Stimmen der Saiten dienen.
  • Die Schnecke am Ende des Halses, oft durch besondere Gestaltung Erkennungsmerkmal eines guten Geigenbauers.
  • Der Korpus:
    • Die Decke ist der mit den F-Löchern versehene, gewölbte, aus Fichtenholz gefertigte obere Teil, fast immer aus zwei in der Mitte zusammengeleimten Hälften. Idealerweise wird feinjähriges Holz verwendet, das auf nährstoffarmem Boden in Hochgebirgsregionen langsam gewachsen ist. Es wird in der ersten Hälfte des Winters (nach der Meinung mancher Geigenbauer bei Neumond, siehe Esoterik), wenn sich möglichst wenig Saft im Stamm befindet, geschlagen und danach noch mehrere Jahre zur weiteren Trocknung gelagert. Die Decke funktioniert als schwingende Membran, mit der eines Lautsprechers vergleichbar.
    • Der Boden bzw. Rücken ist meist aus Ahorn gefertigt (aber auch Pappel, Weide, Kirschbaum oder ähnliche Harthölzer kommen zur Verwendung), ebenfalls gewölbt, im Gegensatz zur Decke jedoch manchmal aus nur einem Stück gefertigt, was an der Maserung des Holzes sehr gut zu erkennen ist.
    • Die Zargen sind die Seitenteile des Instrumentes zwischen Boden und Decke und mit diesen verleimt, meist aus demselben Holz wie der Boden.
  • Der Steg ist auf die Decke aufgesetzt (nicht geleimt oder anders befestigt), über ihn laufen die Saiten, deren Schwingung er auf den Korpus überträgt. Er besteht aus feinjährigem Ahorn.
  • Am Saitenhalter kann mit Feinstimmrädern (für die 2 hohen evtl. auch die tiefen Saiten) eine genaue Stimmung vorgenommen werden.
  • Die Henkelsaite (über den Untersattel gelegt) befestigt den Saitenhalter am Endknopf.
  • Der Bassbalken, wichtig für gute Klangbalance (vor allem für die niedrigen Frequenzen), Übertragung der Schwingungen auf die Decke und die Stabilität derselben. Er verläuft direkt unter dem Stegfuß, der die Vibrationen vor allem der zwei unteren Saiten auf die Decke überträgt.
  • Der Stimmstock (die Seele), dessen präzise Platzierung den Klang der Violine erheblich beeinflusst und reguliert. Er wird zwischen Decke und Boden nur geklemmt, leicht versetzt zu dem Stegfuß, der die Schwingungen vor allem der zwei oberen Saiten überträgt.
  • Der Lack schützt das Holz des Instrumentes vor Umwelteinflüssen, konserviert dessen Schwingungseigenschaften und kann den Klang bei fachmännischer Anwendung auch noch deutlich verbessern. Ebenso kann ein stümperhaft aufgetragener Lack den Klang eines Instruments auch "töten". (siehe Geigenlack)
  • Ein spezieller Leim, der Knochenleim, wird zur Verleimung der einzelnen Bauteile verwendet. Er besteht aus Proteinen, die aus Tierknochen oder -Haut gewonnen werden. Seine besondere Eigenschaft besteht darin, dass er wasserlöslich ist und bei einer Temperatur von etwa 50 bis 60 Grad Celsius weich wird und so das Instrument problemlos jederzeit auseinanderzunehmen ist, ohne dass Holz oder Lack Schaden nehmen.
  • Ober-, Unter- und Endklötze, sowie Reifchen im Innern des Korpus dienen der Stabilisierung der Zargen.
  • Einlage bzw. Ader können den Rand der Decke und des Bodens verzieren.
  • Der Kinnhalter erleichtert das Halten des Instruments zwischen Kinn und Schulter, ebenso
  • die Schulterstütze, die aber -wie der Kinnhalter- bei barocker Spielweise lieber weggelassen wird.
  • Die Saiten

Zur Akustik der Geige

Funktionsweise und Spieltechniken

Die Violine ist mit vier Saiten im Quintenabstand (g - d’ - a’ - e’’) bespannt, die am unteren Ende des Korpus am Saitenhalter, am oberen Ende des Halses auf Wirbeln im Wirbelkasten befestigt sind. In der Mitte des Korpus liegen die Saiten auf dem Steg auf, der als Brücke zwischen der schwingenden Saite und dem Resonanzkörper dient. Durch ihn werden die Schwingungen der Saiten auf den Korpus übertragen. Die Violine ruht auf dem linken Schlüsselbein des Geigers und wird leicht von der linken Hand gestützt; die Finger der linken Hand greifen die Saiten, die rechte Hand führt den Bogen, mit dem die Saiten gestrichen werden.

Auf dem Griffbrett befinden sich keine Bünde. Daher muss der Violinist, um den gewünschten Ton genau zu treffen die Saite exakt an der richtigen Stelle niederdrücken. Mit der Technik des Doppelgriffs können mehrere Töne gleichzeitig gespielt werden dadurch ist es möglich mehrstimmig zu spielen es sind maximal 4 Töne gleichzeitig spielbar. Bei Akkorden bzw. Doppelgriffen muss auch darauf geachtet werden, dass die Intonation temperiert ist d.h.: man passt die Töne einander an sodass ein schöner Klang entsteht. Durch den Ort der Anregung (näher am Steg oder am Griffbrett) kann die Klangfarbe weitreichend beeinflusst werden. Auf den Steg kann ein Dämpfer gesteckt werden (sordino). Je nach Art des Dämpfers wird die Lautstärke der Violine leicht bis fast sehr stark vermindert, außerdem bewirkt ein Dämpfer einen nasalen Klang der Violine. Ein Flageolett kann gespielt werden, indem die Finger der linken Hand an bestimmten Stellen nur leicht auf die Saite gelegt werden, wodurch sie flötenartig klingt. Die Stärke der Anregung bestimmt die Lautstärke. Durch Hin- und Herbewegen des Fingers (Fingervibrato), des Handgelenkes oder durch Bewegung des gesamten linken Armes (lässt sich ein Vibrato des Tons erzeugen).

Bei der Bogenführung gibt es zahlreiche unterschiedliche Stricharten. Beim Staccato werden die Töne mit dem Bogen hart, schnell und kurz gespielt. Das Détaché spielt man, indem man die Töne einzeln, durch Auf- und Abstrich kaum merkbar getrennt streicht. Beim Legato, werden mehrere Töne in einem Bogenstrich miteinander verbunden. Es gibt neben dem Streichen das Pizzicato, (Abk. pizz.) die Saiten werden durch Zupfen zum Schwingen gebracht. Außerdem gibt es noch das Tenuto, bei dem man die einzelnen Töne sehr kraftvoll anspielt. Die Saiten mit dem Holz des Bogens zu streichen nennt man col legno.

Violine aus verschiedenen Blickwinkeln

Verwandte Instrumente

Kleinere und handlichere Abarten der Geige sind Tanzmeistergeige (Pochette) und Violino piccolo.

Eine größere und tiefer klingende Bauform der Violinarten ist die Bratsche, auch Viola genannt. Zur selben Instrumentenfamilie gehört das Violoncello, das aber in einer anderen Haltung gespielt wird, nämlich mit dem Hals nach oben und dem auf einem Stuhl sitzenden Spieler abgewandter Vorderseite. Der Kontrabass hat sowohl bauliche Eigenschaften der Gamben, zu denen er einst auch gezählt wurde, als auch der Geigenfamilie. Er wird stehend gespielt.

Geschichte

Erste Vorläufer der Violine stammen aus dem spanisch-maurischen Raum im 8. Jahrhundert. Als weiterer Vorläufer ist das Rebec und die Fiedel (bis ins 16. Jahrhundert gespielt) zu nennen.

Stradivari-Violine im Palacio Real in Madrid

Die erste urkundliche Erwähnung der Violine erfolgte um 1523, als in Turin am Hofe des Herzogs von Savoyen "les trompettes et vyollons de Verceil" (Trompeten und Violinen aus Vercelli) ein Honorar erhielten. Die älteste Abbildung einer Violine ist eine violinspielende Putte auf dem Altarbild in der Kirche S. Cristoforo in Vercelli. Die ersten Violinen waren lediglich mit drei Saiten ausgestattet.

Die bis heute im wesentlichen unveränderte Form der Violine ist seit etwa 1540 gebräuchlich und stammt aus Oberitalien. Bekannte italienische Geigenbauer waren Andrea Amati, Nicola Amati, Gasparo da Salò, Guarnerius del Gesu, Antonio Stradivari. Nördlich der Alpen sind Jakobus Stainer aus Absam, dessen Violinen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als die besten galten. Die Familien Klotz aus Mittenwald und die Familien Fichtl aus Füssen sind erwähnenswert. Die damals gefertigten Instrumente werden heute als Barockviolinen bezeichnet und werden seit den 1950er Jahren vermehrt für die Aufführung Alter Musik eingesetzt. Das Verwenden der ursprünglichen Musikinstrumente ermöglicht eine historische Aufführungspraxis, die uns die Klangideale des 17. und 18. Jahrhunderts näherbringt.

J.B.Vuillaume Violine

Insbesondere Stradivari wurde später zum großen Vorbild für Aussehen und Konstruktionsprinzipien fast aller Violinen, was zu sehr starker Vereinheitlichung führte. Im Laufe der Zeit unterlag die Violine einigen baulichen Veränderungen, die sich auf den Klang auswirkten. Die Bauformen des 19. Jahrhunderts haben einen längeren und schräger angesetzten Hals und einen stärkeren Bassbalken als die Violinen in der alten Mensur. Dank den längeren Saiten und dem nunmehr gestreckt-konkaven Bogen erhöhte sich die Lautstärke und entsprach somit den immer größer werdenden Konzertsälen und Orchestern. In Frankreich war es vor allem Jean Baptiste Vuillaume (dessen Kopie einer Guarneri rechts zu sehen ist), der entscheidende Impulse gab. Ebenso beschäftigte er sich mit der Suche nach den Geheimnissen der Stradivari- und Guarneri-Violinen. Kritiker bemängeln jedoch dass die geänderte Baumform den Klang auch härter und weniger lieblich machte.

Preiswerte Manufakturgeigen gab es bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus den deutschen und französischen Geigenbauzentren. Der industrielle Geigenbau hatte in Japan seinen Ursprung durch Masakichi Suzuki (1859-1944), dem Vater des berühmten Violinpädagogen Shinichi Suzuki. Dessen Betrieb beschäftigte bereits nach kurzer Anlaufzeit über 1000 Mitarbeiter und stellte innerhalb eines Monats bis zu 400 Violinen und 4000 Bögen her.

Mit ihrer gut 500 jährigen Geschichte gilt die Violine wohl manchen als das höchstentwickelte Instrument des Abendlandes - anderen jedoch eher als das spießigste. Denn seit den Neuerungen des 19. Jahrhunderts blieb sie in Aussehen und Konstruktion fast unverändert und erwies sich praktisch resistent gegen jede technische Entwicklung. Dieses ist umso unverständlicher da z.B. die Gitarre nach der Industrialisierung eine große Anzahl von Unterarten aus verschiedenen Materialien mit schier unüberschaubarer Vielfalt an Formen und Designs hervorbrachte, die oft eigenen Klangidealen folgten und sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen.

Auch bei der akustischen Violine gab es zwar Versuche gestalterischer und technischer Reformen. So wurden z.B. einst reich verzierte Geigen mit anderen Ornamenten gebaut (z.B. mit Menschen- oder Löwenkopf anstelle der Schnecke) oder Instrumente für arme Leute aus Blech. Und Mario Maccaferri produzierte in den 1970er Jahren wetterfeste Geigen aus Kunststoff. Jedoch werden jegliche anders aussehenden oder abweichende Klangideale anstrebende Violinen bis heute von etablierten Musikern i.a. als "Fiedeln" verteufelt und strikt gemieden, was eine ernsthafte Weiterentwicklung des Instruments verhindert. Dieses ist schon deshalb bedauerlich da sich z.B. eine für jeden bezahlbare Fabrikvioline in konstanter Qualität weit eher aus Hightech- Kunststoffen produzieren ließe als aus Holz, da dessen natürliche Wuchsabweichungen nur durch die Handarbeit und Erfahrung eines Geigenbauers kompensierbar sind und gutes Instrumentenholz teuer ist. Maschinell gebaute Billigstgeigen aus Holz klingen daher oft schrill und verderben so den Spaß am Üben. Auch die Maccaferri- Violinen Ende der 1980er Jahre waren technisch noch unausgereift und gehörten sicher zu den "andersklingenden" Geigen, doch stehen mit heutiger computergestützter Schwingungsanalyse und -simulation (wie sie z.B. schon von Glockengießern genutzt wird) ganz andere Werkzeuge zum systematischen Design von Klangkörpern zur Verfügung, was die Massenproduktion einer angenehm klingenden und wetterfesten Volksvioline aus Kunststoff (oder anderen präzise herstellbaren Materialien) wesentlich näher rückt. Vielleicht wird es diese dann als exakte Klangkopien einer Stradivari oder Guarneri geben, und vielleicht werden neue Materialien der Musik auch ganz andere Klangwelten erschließen, die heute noch unbekannt sind. Momentan werden serienmäßig nur holzfreie Geigen aus Carbon hergestellt, und diese sind noch kein Massenprodukt sondern eher teuer und klanglich im Mittelfeld.

Doch gibt es auch im handwerklichen Geigenbau Neuentwicklungen. So erschafft der belgische Geigenbau-Künstler Gauthier Louppe Streichinstrumente in neuartigen Formen, die an Jugendstil erinnern und durch besondere Asymmetrien ein breiteres Klangspektrum ermöglichen sollen. Doch ob intuitive Handwerkskunst oder computeroptimiertes Hightech - die 500jährige Geschichte der Violine ist sicher noch nicht zuende, und erst die Zukunft wird zeigen worauf dann die Leute geigen.

Pädagogik

kleine Geige im Etui

Das Violinspiel kann man bereits im frühen Kindesalter erlernen. Damit die Kinder sich die Namen der Saiten merken können (G-D-A-E), haben sich Lehrer eine "Eselsbrücke" ausgedacht: Geh Du Alter Esel. Pädagogen sind der Überzeugung, dass für eine erfolgreiche Karriere der frühestmögliche Start, etwa im Alter von 3 oder 6 Jahren, unerlässlich sei. Deshalb existieren zahlreiche kindgerechte „Violinschulen“. Ein weitverbreites Beispiel zum frühen Erlernen des Geigenspiels ist die Suzuki-Methode, nach seinem Entwickler Shinichi Suzuki benannt.

Kleine Geigen

Für den frühen Beginn des Geigenspiels mit kleinen Händen und kurzen Armen gibt es angepasste Instrumente, sogenannte 7/8-, 3/4-, 1/2-, 1/4- oder 1/8-Geigen, ja sogar 1/10-, 1/16- und 1/32-Instrumente werden hergestellt. Hierbei darf man aber aus dem Bruch in der Bezeichnung nicht auf die reale Größe schließen, tatsächlich ist eine 3/4-Geige etwa 6% kleiner als eine „ganze“, eine 1/2-Geige ca. 12% ...

Geschichte der Violinpädagogik

Als wichtiges pädagogisches Werk gilt Leopold Mozarts Versuch einer gründlichen Violinschule von 1756. Mozarts Violinschule ist heute eine der wichtigen Quellen für das Studium der historischen Aufführungspraxis. Noch frühere Lehrwerke stammen aus Barockzeit, so haben sich Daniel Merck, Michel Corrette oder Francesco Geminiani um die Violinpädagogik verdient gemacht. Giuseppe Tartini schrieb in seinem 50 Etuden umfassenden „L'arte dell arco“ das erste Lehrwerk über die Bogenführung. Georg Philipp Telemann schuf für seine Schüler die „Methodischen Sonaten“, in denen die langsamen Sätze zusätzlich mit barocker Verzierung ausgesetzt sind.

Modernere und systhematische Lehrwerke entstanden im frühen 19. Jahrhundert in Frankreich, nach der Gründung des Pariser Konservatoriums. Einige namhafte Autoren solcher Werke sind Pierre Rode, Pierre Baillot, Rodolphe Kreutzer, Charles Auguste de Bériot, Carl Flesch und in Deutschland Ludwig Spohr.

Verwendung in der Musik

Die Violine ist mit der Entwicklung der europäischen Musik der Neuzeit eng verbunden und wurde dementsprechend reich mit Literatur beschenkt. Im folgenden kann nur ein kurzer Abriss über ihre vielfältigen Aufgaben gegeben werden:

Solistisch

Wichtige Werke für Solovioline (ohne Begleitung) gab es in der Barockzeit zuhauf, erwähnenswert sind hier als Komponisten Biber, Telemann und Bach. Hier wurde vor allem mit Doppelgriffen die Möglichkeit ausgereizt, auf einer Geige mehrere Stimmen klingen zu lassen. In der Klassik und Romantik war diese Gattung (ebenso wie Solowerke für andere Instrumente, abgesehen von Klavier oder Orgel) weniger verbreitet, im 20. Jahrhundert erlebte sie mit Kompositionen von Bartók, Stravinsky oder Hindemith eine neue Verbreitung.

Die ersten Violinkonzerte entwickelten sich zunächst aus dem zeitweisen Hervortreten des Konzertmeisters aus dem barocken Streichorchester (Siehe auch: Concerto grosso). Bald entstanden die ersten als solche deklarierten Violinkonzerte, wie jene von Torelli, Vivaldi oder Bach. Alle drei großen Wiener Klassiker schrieben Violinkonzerte, ebenso die wichtigen romantischen Meister (Spohr, Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Brahms oder Bruch) und auch viele spätere Komponisten wie Schönberg, Berg oder Stravinsky. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch einige Werke für Solovioline mit Orchesterbegleitung komponiert, die formal freier waren und sich von der reinen Konzert-Gattung abheben wollten, wie die „Symphonie espagnole“ von Lalo oder Ravels „Zigeuner“-Rhapsodie „Tzigane“.

Kammermusik

Kaum ein Werk der Streicher- oder gemischten Kammermusik kommt ohne Geige(n) aus: Die wichtigsten Gattungen sind die Violinsonate, die Triosonate, das Streichtrio, das Klaviertrio, das Streichquartett, das Klavierquartett, das Streichquintett oder das Streichsextett. In vielen dieser Besetzungen hat die Geige die wichtigste Melodiestimme. Ihre oft konzertanten Aufgaben lassen sie dabei die sprichwörtliche „Erste Geige“ spielen.

Orchester

Im Orchester gibt es seit der Barockzeit (wie im Streichquartett) zwei verschiedene Violinstimmen, die aber zumeist chorisch, also mehrfach besetzt sind: In einer groß besetzten romantischen Sinfonie spielen im allgemeinen 16 Erste und 14 Zweite Geigen, gelegentlich auch mehr. Beide Gruppen werden dabei üblicherweise von einem oder mehreren Stimmführer(n) am vorderen Pult geleitet. Ganz vorne in der ersten Geigengruppe sitzt der Konzertmeister, der manchmal Soli zu spielen hat und eine besondere Verantwortung für das ganze Orchester trägt.

Traditionelle Musik

In vielen regionalen Formen traditionellen Musizierens (folk music) wird die Geige verwendet. Sie wird in diesem Zusammenhang oft auch Fiedel (bzw. Fidel) genannt und ist unter anderem ein typisches Instrument traditioneller Musik aus Irland, Schottland, Norwegen, Schweden, Polen, Ungarn, den Alpenländern, der Slowakei und der Auvergne, aber auch aus Ägypten und Sansibar.

Jazz, Crossover

Auch in der neueren Unterhaltungsmusik spielt die Geige eine wichtige Rolle: Im Tango-Orchester ebenso wie in „Zigeuner“-Kapellen oder in manchen Jazz-Formationen (Stéphane Grappelli, Joe Venuti, Didier Lockwood). Viele moderne Geiger machen, ob aus musikalischem oder finanziellem Interesse, Ausflüge in Crossover-Projekte (Nigel Kennedy, Anne-Sophie Mutter). Darüber hinaus kann man die Geige auch in Bands finden, die sich stilistisch in den Richtungen Mittelalterrock oder Folk-Metal/Folk-Rock bewegen. Hier wären Flogging Molly, Fiddler's Green, Letzte Instanz, Subway To Sally, Schandmaul und Skyclad anzuführen. Der Gebrauch der Geige leitet sich hier aus dem Hintergrund der Verwendung in der traditionellen Musik ab. In der übrigen U-Musik wird die Geige eher selten als Solo-Instrument gebraucht. Man verwendet hier jedoch gerne elektronisch erzeugte Streicherpassagen, um eine romantische Stimmung zu erzeugen.

Big Band

Selten wird eine Violine in einer Big Band gespielt. Durch Verwendung einer elektronischen Violine kann man die Violine gut in die Big Band integrieren. Dort kann sie sogar als Soloinstrument über die Bläserstimmen hinweg spielen. Durch Verwendung eines Verzerrers kann der Klang der Violine sehr gut variiert werden. Die Klangfarbe geht von „klassischem Klang“ bis hin zur Komplettverzerrung wie bei einer E-Gitarre.

Verwandte Artikel

Liste bekannter Violinisten, Violinkonzert, Barockvioline, Bogen (Streichinstrument), Geigenbauer, Liste von Geigenbauern, Strichart, Streichinstrument, Musikinstrumentenbau, Geigenzettel,

Literatur

  • Cremer, Lothar: „Physik der Geige“, (Hirzel Verlag) Stuttgart 1981, ISBN 3-7776-0372-4. Beschreibung: Standardwerk. Allerdings sehr theoretisch. Gehobene mathematische Kenntnisse erforderlich. Umfassende Darstellung der Geigenphysik und des Schrifttums bis 1981, 368 Seiten.
  • Fletcher, N.V.; Rossing T.D.: „The Physics of Musical Instruments“, (Springer Verlag), New York 1991, ISBN 0-387-96947-0. Beschreibung: Sehr gründliche Darstellung der Akustik der Musikinstrumente. Gute mathematische Einführung in die schwingenden Systeme. Einzeldarstellungen der verschiedenen Musikinstrumentengruppen. 620 Seiten, davon etwa 50 Seiten zum Thema Akustik der Geige.
  • Güth, W.: „Einführung in die Akustik der Streichinstrumente“, (Hirzel Verlag), Stuttgart/Leipzig 1995, ISBN 3-7776-0644-8. Beschreibung: Guter Einstieg in die Thematik, Forschungsergebnisse nur bis etwa 1980 berücksichtigt.
  • Jansson, E.: „Acoustics for Violin and Guitar Makers": Beschreibung: Praxisnahe Einführung in die theoretischen Grundlagen und zahlreiche Anregung für die akustische Praxis der Geigenbauwerkstatt. Die rege Zusammenarbeit dieses Forschers mit Geigenbauern wird spürbar. Download unter: http://www.speech.kth.se/music/acviguit4/index.html
  • Aufsatzsammlungen zur Akustik der Geige:
    • Benchmark Papers in Acoustics / 5: „Musical Acoustics, Part I Violin Family Components“, Hrsg. Carleen M. Hutchins, (Verlag: Dowden, Hutchinson & Ross, Inc.) 1975, ISBN:0-471-42540-0. Beschreibung: 27 Aufsätze verschiedener Forscher auf dem Gebiet der Geigenakustik. Themen: Grundsätzliches zur Akustik der Geige; die gestrichene Saite; der Steg; der Stimmstock; Tonholz; Geigenlack. Zeitraum der Originalveröffentlichungen 1840 bis 1973, 478 Seiten. Vorwiegend englischsprachig.
    • Research Papers in Violin Acoustics 1975-1993, Hrsg. Carleen M. Hutchins, (Verlag: Acoustical Society of America) 1997, ISBN 1-56396-609-3. Beschreibung: 121 Aufsätze verschiedener Forscher auf dem Gebiet der Geigenakustik. Themen: „350 Jahre Geigenforschung“, Schallabstrahlung, die gestrichene Saite, der Bogen, der Steg, der Stimmstock, der Bassbalken, der Saitenhalter. Eigenschwingungen der freien Geigenplatten, Eigenschwingungen des fertigen Instrumentes, Luftresonanzen, Interaktion von Saite, Holz und Luftresonanzen. Das Tonholz, der Geigenlack, Psychoakustische Forschung, die Catgut Acoustical Society, theoretische Akustik und Forschungsmethodik, Ausblick. Jedem Themengebiet ist eine Einführung durch die Herausgeberin vorangestellt. Zwei Bände, 1299 Seiten. Ausschließlich englischsprachig.


  • http://www.schleske.de Beschreibung: Einführung in die Geigenbaukunst und in die akustische Geigenforschung. Zahlreiche Abbildungen und Hörbeispiele. Multimediales Handbuch "Akustik der Geige". Fotogalerie verschiedener Streichinstrumente und deren Neubau. Umfang: Etwa 300 Seiten Text; 120 Fotos, 180 Diagramme, 8 Hörbeispiele (Playlist), sowie 14 Schwingungsanimationen (Modalanalyse einer Geige von Antonio Stradivari).
  • http://www.phys.unsw.edu.au/music/violin/ Beschreibung: Einführung in die Geigenakustik und zahlreiche Artikel.
  • http://www.gauthierlouppe.com/ Beschreibung: französischsprachige Site des Geigenbau-Künstlers Gauthier Louppe, der neuartige Geigenformen mit verbesserten Klangeigenschaften erforscht. (Hier ist die englischsprachige Biographie).


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