Klopfcode
Tapcode für das römisches Alphabet | |||||
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | |
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1 | A | B | C/K | D | E |
2 | F | G | H | I | J |
3 | L | M | N | O | P |
4 | Q | R | S | T | U |
5 | V | W | X | Y | Z |
Klopfcode-Tabelle |
Der Klopfcode (englisch Tap code), ist eine simple Möglichkeit, eine Textnachricht Buchstabe für Buchstabe zu kodieren. Die Nachricht wird durch eine Serie an Klopfern (englisch to tap) übertragen.
Der Klopfcode wurde häufig von Gefängnisinsassen benutzt um miteinander über verschlossene Zellen hinweg zu kommunizieren. Meistens wurden dafür die Metallstreben der Gefängnisstüren, die Wasserleitungen oder die Wände zwischen den Zellen genutzt.
Design
Der Klopfcode basiert auf einem Polybius-Quadrat und nutzt ein 5×5-gitter an Buchstaben, bei dem alle Buchstaben des Lateinischen Alphabets vorkommen, außer dem K, welches durch ein C dargestellt wird.
Der Empfänger muss lediglich den Zeitabstand der einzelnen Klopfer erkennen, um einzelne Buchstaben zu identifizieren.
Jeder Buchstabe wird durch das Klopfen zweier Zahlen übertragen:
- die erste Zahl bestimmt die Zeile (von oben nach unten)
- die zweite Zahl bestimmt die Spalte (von links nach rechts)
Um beispielsweise den Buchstaben "B" zu kodieren, tippt man einmal, pausiert und tippt dann zweimal.
Um beispielsweise das Wort „Wasser“ zu übermitteln, sieht die Kodierung wie folgt aus (die Pause zwischen zwei Nummern des gleichen Buchstabens ist kürzer als die Pause zwischen zwei Nummern aufeinanderfolgender Buchstaben):
W | A | S | S | E | R |
---|---|---|---|---|---|
5, 2 | 1, 1 | 4, 3 | 4, 3 | 1, 5 | 4, 2 |
····· ·· | · · | ···· ··· | ···· ··· | · ····· | ···· ·· |
Der Buchstabe „X“ wird verwendet, um Sätze zu trennen, und „K“ steht für Bestätigungen.
Wegen der Schwierigkeit und Dauer der Angabe eines einzelnen Buchstabens entwickeln Häftlinge oft Abkürzungen und Akronyme für gängige Begriffe oder Phrasen, wie „GN“ für Good night (Gute Nacht) oder „GBU“ für Good bless you (Gott segne dich).[1]
Im Vergleich dazu ist das Morsealphabet schwieriger durch Klopfen oder Schlagen zu senden, da es erforderlich ist, entweder Geräusche mit einem klaren und präzisen Rhythmus oder zwei unterschiedlich klingende Geräusche zu erzeugen. Das Morsealphabet ist außerdem schwieriger zu lernen. Um den Tap code verstehen zu können muss man sich lediglich das Polybius-Quadrat merken oder das Alphabet können und sich daraus das Quadrat herleiten.
Geschichte
Der Ursprung dieser Kodierung geht auf das Polybios-Quadrate des antiken Griechenland zurück. Der Klopfcode mit kyrillischem Alphabet ist auch von Gefangenen der russischen Zaren und später in der Sowjetunion von Lagerinsassen in Sibirien in Sibirien verwendet worden sein.[2] Der knock code spielt unter anderem in Arthur Koestlers 1941 erschienenem Roman Sonnenfinsternis (engl. Darkness at Noon) eine Rolle.[3] In der 1952 erschienenen Novelle Player Piano von Kurt Vonnegut wird ebenfalls eine Szene beschrieben, in der Gefangene mittels des Klopfcodes kommunizieren. Der in der Novelle verwendete Code ist primitiver, da er nicht das Polybios-Quadrat nutzt, sondern jeder Buchstabe dadurch dargestellt wird, indem so häufig geklopft wird, wie die Position, in der der Buchstabe sich im Alphabet befindet. (z. B. wird "P" durch 16 aufeinander folgende Klopfer repräsentiert).
US-amerikanische Kriegsgefangene während des Vietnamkriegs sind das bekannteste Beispiel für die Nutzung des Klopfcodes. Es wurde im Juni 1965 von vier Kriegsgefangenen eingeführt, die im Hỏa-Lò-Gefängnis „Hanoi Hilton“ festgehalten wurden: Captain Carlyle „Smitty“ Harris, Lieutenant Phillip Butler, Lieutenant Robert Peel und Lieutenant Commander Robert Shumaker.[1] Harris hatte vom Klopfcode gehört, der von Gefangenen im Zweiten Weltkrieg verwendet wurde,[4] und erinnerte sich an einen Ausbilder der US-Luftwaffe, der ihn ebenfalls angesprochen hatte.[1]
In Vietnam wurde der Klopfcode zu einem sehr erfolgreichen Weg für ansonsten isolierte Gefangene, um zu kommunizieren.[4] Die Kriegsgefangenen nutzten den Klopfcode, um zwischen den Zellen auf eine Weise miteinander zu kommunizieren, die die Wachen nicht verstehen konnten. Sie nutzten es für die Kommunikation aller Art, von den Fragen, die die Vernehmen stellten (damit alle im Einklang mit einer abwegigen Geschichte bleiben konnten), bis hin zur Kommunikation, wenn jemand verletzt wurde und andere brauchte, die ihm die knappen Essensrationen besorgten. Der Code war einfach zu erlernen, und neu angekommene Gefangene konnten ihn innerhalb weniger Tage fließend anwenden.[5][6] Es wurde sogar verwendet, wenn die Gefangenen nebeneinander saßen, aber nicht reden durften, indem man auf den Oberschenkel des anderen klopfte.[6] Durch die Überwindung der Isolation mit dem Klopfcode konnten die Gefangenen angeblich eine Befehlskette und die Moral aufrecht erhalten.[4]
Weblinks
- Online Tap Code Encoder/Decoder
- Russian Prison Tap Codes
- L’ Alfabeto Quadrato Illustration eines Polybiosquadrats
Einzelnachweise
- ↑ a b c 'Return with Honor': The Tap Code. In: American Experience. PBS, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. November 2012; abgerufen am 8. April 2008.
- ↑ David Kahn: The Codebreakers – The Story of Secret Writing. 1996, ISBN 0-684-83130-9.
- ↑ Arthur Koestler: Darkness at Noon. (1941). Übersetzt von Daphne Hardy. S. 19, Bantam Publishing paperback, 1981.
- ↑ a b c Jason Tudor: Vets, Flyers discuss ideology, time in POW camps. Air Force News Service, 18. März 1998, abgerufen am 8. April 2008.
- ↑ John McCain, Mark Salter: Faith of My Fathers. Random House, 1999, ISBN 0-375-50191-6, S. 211–212 (englisch).
- ↑ a b Ernest C. Brace: A Code to Keep: The true story of America’s longest held civilian prisoner of war in Vietnam. St. Martin’s Press, 1988, ISBN 0-7090-3560-8, S. 171–172, 187–188 (englisch).