Zum Inhalt springen

Klopfcode

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. April 2019 um 23:40 Uhr durch Tidoni (Diskussion | Beiträge) (Tidoni verschob die Seite Benutzer:Tidoni/Tap code nach Tap code: Übersetzung abgeschlossen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Tapcode für das römisches Alphabet
1 2 3 4 5
1 A B C/K D E
2 F G H I J
3 L M N O P
4 Q R S T U
5 V W X Y Z
Tapcode Tabelle

Der Tap code, auch als Klopf code bekannt, ist eine simple Möglichkeit eine Text-Nachricht Buchstabe für Buchstabe zu kodieren. Die Nachricht wird durch eine Serie an klopfern (engl. to tap) übertragen.

Der tap code wurde häufig von Gefängniss Insassen benutzt um miteinander über verschlossene Zellen hinweg zu kommunizieren. Meistens wurde dafür die Metallstreben der Gefängnisstüren, die Wasserleitungen oder die Wände zwischen den Zellen genutzt.

Design

Der tap code basiert auf einem Polybius quadrat und nutzt ein 5×5 gitter an Buchstaben, bei dem alle Buchstaben des Lateinischen Alphabets vorkommen, außer das K, welches durch ein C dargestellt wird.

Der Empfänger muss lediglich das Timing der einzelnen Klopfer erkennen um einzelne Buchstaben zu selektieren.

Jeder Buchstabe wird durch das klopfen zweier Zahlen übertragen.

  • die erste Zahl bestimmt die Zeile (von oben nach unten)
  • die zweite Zahl bestimmt die Spalte (von links nach rechts)

Um beispielsweise den Buchstaben "B" zu kodieren, tippt man einmal, pausiert und tippt dann zweimal.

Um beispielsweise das Wort "wasser" zu übermitteln, sieht die kodierung wie folgt aus (die Pause zwischen zwei Nummern des gleichen Buchstabens ist kürzer als die Pause zwischen zwei Nummern aufeinanderfolgender Buchstaben):

W A S S E R
5, 2
1, 1
4, 3
4, 3
1, 5
4, 2
····· ··
· ·
···· ···
···· ···
· ·····
···· ··

Der Buchstabe "X" wird verwendet, um Sätze zu trennen, und "K" steht für Bestätigungen.

Wegen der Schwierigkeit und Dauer der Angabe eines einzelnen Buchstabens entwickeln Häftlinge oft Abkürzungen und Akronyme für gängige Begriffe oder Phrasen, wie "GN" für Good night (Gute Nacht) oder "GBU" für Good bless you (Gott segne dich).[1]

Im Vergleich dazu ist das Morsealphabet schwieriger durch Klopfen oder Schlagen zu senden, da es erforderlich ist, entweder Geräusche mit einem klaren und präzisen Rhythmus oder zwei unterschiedlich klingende Geräusche zu erzeugen. Das Morsealphabet ist außerdem schwieriger zu lernen. Um den Tap code verstehen zu können muss man sich lediglich das Polybius-Quadrat merken oder das Alphabet können und sich daraus das Quadrat herleiten.

Geschichte

Der Ursprung dieser Kodierung geht auf das Polybios-Quadrate des antiken Griechenland zurück. Als "Klopfcode" soll eine kyrillische Schriftversion von nihilistischen Gefangenen der russischen Zaren verwendet worden sein.[2] Der knock code spielt unter anderem in Arthur Koestler's 1941 erschienendem Roman Sonnenfinsterniss (engl. Darkness at Noon) eine Rolle.[3]In der 1952 erschienenen Novele Player Piano von Kurt Vonnegut wird ebenfalls eine Szene beschrieben, in der Gefangene mittels des tap codes kommunizieren. Der in der Novelle verwendete Code ist primitiver, da er nicht das Polybios-Quadrat nutzt, sondern jeder Buchstabe dadurch dargestellt wird, indem so häufig geklopft wird, wie die Position in der der Buchstabe sich im Alphabet befindet. (z.B. "P" wird durch 16 aufeinander folgenden klopfer representiert).

US-amerikanische Kriegsgefangene wärend des Vietnam Kriegs sind das bekannteste Beispiel für die Nutzung des tap code. Es wurde im Juni 1965 von vier Kriegsgefangenen eingeführt, die im Hỏa-Lò-Gefängnis "Hanoi Hilton" festgehalten wurden: Captain Carlyle "Smitty" Harris, Lieutenant Phillip Butler, Lieutenant Robert Peel und Lieutenant Commander Robert Shumaker.[1] Harris hatte von dem Tap-Code gehört, der von Gefangenen im Zweiten Weltkrieg verwendet wurde,[4] und erinnerte sich an einen Ausbilder der US-Luftwaffe, der ihn ebenfalls angesprochen hatte.[1]

In Vietnam wurde der Tap-Code zu einem sehr erfolgreichen Weg für ansonsten isolierte Gefangene, um zu kommunizieren.[4] Die Kriegsgefangenen nutzten den Tap-Code, um zwischen den Zellen auf eine Weise miteinander zu kommunizieren, die die Wachen nicht aufgreifen konnten. Sie nutzten es, für die Kommunikation aller Art, von den Fragen, die die Befrager stellten (damit alle im Einklang mit einer abwegigen Geschichte bleiben konnten), bis hin zur Kommunikation wenn jemand verletzt wurde und andere brauchte, um magere Essensrationen zu spenden. Es war einfach zu erlernen und neu angekommene Gefangene konnten es innerhalb weniger Tage fließend anwenden.[5][6] Es wurde sogar verwendet, wenn die Gefangenen nebeneinander saßen, aber nicht reden durften, indem man auf den Oberschenkel der anderen klopfte.[6] Durch die Überwindung der Isolation mit dem Tap-Code konnten die Gefangenen angeblich eine Befehlskette und die Moral aufrecht erhalten.[4]

Einzelnachweise

  1. a b c 'Return with Honor': The Tap Code. In: American Experience. PBS, archiviert vom Original am 10. November 2012; abgerufen am 8. April 2008.
  2. David Kahn, The Codebreakers – The Story of Secret Writing. 1967. Vorlage:ISBN+.
  3. Koestler, Arthur, Darkness at Noon (1941). Translated by Daphne Hardy. See page 19 of the Bantam Publishing paperback, 1981 printing for more info.
  4. a b c Staff Sgt. Jason Tudor: Vets, Flyers discuss ideology, time in POW camps, Air Force News Service, 18. März 1998. Abgerufen am 8. April 2008 
  5. John McCain, Mark Salter: Faith of My Fathers. Hrsg.: [[Random House (Verlag)|]]. 1999, ISBN 0-375-50191-6, S. 211–212 (englisch).
  6. a b Ernest C. Brace: A Code to Keep: The true story of America's longest held civilian prisoner of war in Vietnam. Hrsg.: St. Martin's Press. 1988, ISBN 0-7090-3560-8, S. 171–72, 187–88 (englisch).