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Semmeringbahn

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Die Semmeringbahn von Gloggnitz über den Semmering nach Mürzzuschlag - bis zum heutigen Tag in vollem Betrieb - war die erste vollspurige Bergbahn Europas. Wegen des äußerst schwierigen Terrains und wegen des von ihr bewältigten Höhenunterschieds kann sie mit Recht als die erste Bergbahn der Welt bezeichnet werden.

Der Erbauer der Semmeringbahn, Carl Ritter von Ghega, setzte die kurz zuvor im Lokomotivbau entwickelten neuesten Technologien erstmals zur Bewältigung von extremen Steigungen und Kurvenradien ein. Ghegas Semmeringstrecke bewältigt bei einer Gesamtlänge von 41 km einen Höhenunterschied von 460 m. Sie wurde zwischen 1848 und 1854 errichtet. Die Strecke umfasst 14 Tunnel (darunter den 1.431 m langen Scheiteltunnel), 16 Viadukte (davon mehrere zweistöckige) und über 100 gewölbte steinerne Brücken sowie 11 kleine Eisenbrücken. 60% der Länge der Semmeringstrecke haben eine Steigung von 20-25‰. Die Strecke ist fast durchwegs gekrümmt, wobei 16% der Strecke den engsten Schienenradius von 190 m aufweisen.

Gleichzeitig mit diesen Streckenbauten wurden Stützmauern, Streckenaufsichtsbauten und Bahnhöfe, die vielfach aus dem Abbruchmaterial der Tunnels errichtet wurden, angelegt. Das geologische Material der Landschaft wurde so unmittelbar zu ihrer baulichen Gestaltung eingesetzt.

Ein großes Problem der Semmeringstrecke zur Zeit ihrer Erbauung war die Tatsache, dass die Strecke für den Entwurf nicht richtig vermessen werden konnte. Neue Instrumente und Vermessungstechniken mussten zur Bewältigung dieser Problematik entwickelt werden. Das Steigungsverhältnis von bis zu 25‰ (= ein Meter Höhenunterschied auf 40 m Streckenlänge) und der minimale Kurvenradius von 190 m wurden erstmals in dieser Größenordnung bewältigt. Zum Betrieb auf dieser Strecke war die Konstruktion neuer Lokomotiven erforderlich, die dem Eisenbahnbau wesentliche neue Impulse geben konnte. Die Tunnel und die Viaduktbauten der Strecken wurden von 20.000 Arbeitern in sechs Jahren errichtet und stellten für die damalige Zeit sowohl vom technischen als auch vom organisatorischen Gesichtspunkt eine Großleistung dar.

Die Semmeringstrecke wurde schon zur Zeit ihrer Fertigstellung als "Landschaftsbau" verstanden, d.h. als harmonische Kombination von Technologie und Natur, die ein einzigartiges Reiseerlebnis bot. Durch den Bau der Semmeringbahn wurde die Semmeringlandschaft touristisch erschlossen. Zahlreiche Hotelbauten und Villen sind Zeugen dieser Epoche. Dieser enorme Aufschwung zur Jahrhundertwende und die Aufwertung der Region als Wintersportgebiet im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts wurden zunächst durch die Kriegszeit und später durch die veränderten Urlaubsbedürfnisse unterbrochen. Nicht zuletzt dadurch konnte diese einzigartige Kulturlandschaft unverändert erhalten werden. Eine Fahrt mit der Semmeringbahn, deren Trasse 150 Jahre nach ihrem Bau immer noch funktioniert, gestaltet sich auch heute noch mit ihrer abwechslungsreichen Landschaft, den typischen Villenbauten und der charakteristischen Abfolge von Viadukten und Tunnelbauten als besonderes Erlebnis.

1998 wurde die Semmeringbahn in die Liste des UNESCO-Welterbe | UNESCO-Welterbes aufgenommen.