Jean Ziegler
Jean Ziegler (* 19. April 1934 in Thun, Schweiz) ist Schriftsteller, Professor für Soziologie, Politiker. Er ist auch UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Ziegler war 1967-1983 und 1987-1999 Nationalrat für die Sozialdemokratische Partei der Schweiz.
Ziegler gilt als scharfzüngiger Globalisierungskritiker. Er moniert unter anderem, dass Konzerne juristische Personen sein dürfen. Wegen massiver Kritik an Schweizerischen Banken in seinem Buch "Die Schweiz wäscht weißer" wurde er als "Landesverräter" angegriffen und von mehreren Instituten, zum Teil erfolgreich, verklagt. Der Prozeß wegen "Landesverrats" endete allerdings mit Freispruch.
Biografie
Jean Ziegler (ursprünglich Hans Ziegler) ist Sohn eines deutschsprachigen protestantischen Amtsrichters. In seiner Jugend war der damalige Jura-Student Mitglied einer strikt patriotischen Burschenschaft und galt als vehementer Antikommunist. Nach eigenen Aussagen wurde er durch einen zweijährigen Afrika-Aufenthalt als UN-Experte unmittelbar nach der Ermordung des kongolesischen Staatschefs Patrice Lumumbas und das dort gesehene Elend zu einer radikalen Änderung seiner Grundauffassungen bewegt.
Ziegler überlegte nach Kuba auszuwandern. Dagegen sagte ihm eigenen Aussagen zufolge Che Guevara: "Der Kopf des Monsters ist hier. Hier ist dein Platz, hier mußt Du kämpfen." Ziegler blieb in der Schweiz, er wechselte sein Studienfach von Rechtswissenschaften zu Soziologie, trat vom Protestantismus zur katholischen Religion über und wechselte vom Deutschschweizerischen zum Französischschweizerischen.
Ziegler war persönlich befreundet mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir sowie mit Che Guevara, welchen er bei dessen Besuch in der Schweiz begleitete.
Jean Ziegler ist war bis zu seiner Emeritierung im Mai 2002 Professor für Soziologie an der Universität Genf sowie ständiger Gastprofessor an der Sorbonne/Paris.
In seinen Sachbüchern kritisierte Ziegler die historische Rolle der Schweiz mehrfach, unter anderem wegen ihres Verhaltens in der Zeit des Nationalsozialismus. Er warf den politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen jener Jahre vor, durch den Waren- und Kapitalverkehr mit Nazideutschland (Geldwäsche, Nazigold) den zweiten Weltkrieg verlängert zu haben. Ebenso kritisierte er aber auch die Sowjetunion für ihren Einmarsch in Afghanistan.
Zitate
- "Der Tod zwingt uns zur Bilanz. Seine einzige Überwindung ist die Überzeugung, daß wir am Ende sagen können: Ich habe mit anderen zusammen wenigstens so viel verändert, daß mehr Sinn in diese Welt gekommen ist, mehr Brüderlichkeit und mehr Liebe. Nur das kann der Sinn des Lebens sein. Deshalb müssen wir handeln." (aus: Die Lebenden und der Tod)
- "Der Hunger tötet weltweit ungefähr 100.000 Menschen täglich. Kaum jemand spricht über diesen Völkermord, von Abhilfe ganz zu schweigen. Vor diesem Hintergrund und angesichts des zügellosen Neoliberalismus der Finanzmärkte entlarvt sich das Reden der Mächtigen von christlichen Werten, von Solidarität und Gerechtigkeit als pure Heuchelei."
- "Ich habe mir geschworen, nie wieder, auch nicht zufällig, auf der Seite der Henker zu stehen."
Werke (Auswahl)
- "Die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Widersacher", München 2003 (Bertelsmann) ISBN 3570006794
- "Wie kommt der Hunger in die Welt? Ein Gespräch mit meinem Sohn", München 2002 (Bertelsmann) ISBN 3570300595
- "Die Lebenden und der Tod", 2000
- "Die Barbaren kommen. Kapitalismus und organisiertes Verbrechen", 1999 (Goldmann) ISBN 3442150299
- "Der Sieg der Besiegten. Unterdrückung und kultureller Widerstand", 1992
- "Die Schweiz wäscht weißer", 1992
- "Gegen die Ordnung der Welt. Befreiungsbewegungen in Afrika und Lateinamerika", 1986
siehe auch: Globalisierungskritik, Hunger, UN-Sonderberichterstatter, Verteilungsgerechtigkeit
Weblinks
- Jean Ziegler - Übersicht seiner Texte
- Interview mit Jean Ziegler: "Diese Weltordnung tötet"
- Rede zur Globalisierung der Weltfinanzmärkte mp3: und real stream auf attac.de -> ton
- Der Autor und seine Bücher bei randomhouse.de (Verlagsseite)