Funktion (Programmierung)
Funktion (englisch function) ist in der Informatik und in verschiedenen höheren Programmiersprachen die Bezeichnung eines Programmkonstrukts, mit dem der Programm-Quellcode strukturiert werden kann, so dass Teile der Funktionalität des Programms wiederverwendbar sind. Das besondere Merkmal einer Funktion (im Vergleich zum ähnlichen Konstrukt der Prozedur) ist, dass die Funktion ein Resultat direkt zurückgibt und deshalb in Ausdrücken verwendet werden kann. Die genaue Bezeichnung und Details ihrer Ausprägung sind in verschiedenen Programmiersprachen durchaus unterschiedlich.
Funktionen gelten als spezielle Varianten von Unterprogrammen.
Nicht zu verwechseln ist das Programmkonstrukt ‚Funktion‘ mit anderen Bedeutungen des Ausdrucks ‚Funktion‘, beispielsweise mit Funktionen im Sinn der Organisation oder der Systemtheorie oder mit Funktion i. S. v. Aufgabe.
Imperative Programmierung
Zwar dienen auch in der imperativen Programmierung Funktionen im Prinzip dazu, aufgrund einer Reihe von Argumenten ein Resultat zu berechnen, aber durch die Verwendung von globalen Variablen kann eine Funktion mehr Argumente empfangen, als aus ihrer Argumentliste ersichtlich ist, und kann auf diesem Weg auch mehr als ein Resultat abliefern. Änderungen in den globalen Variablen einer Funktion werden häufig als Nebeneffekt bezeichnet. Damit gerät das Konzept der Funktion in die Nähe der Prozedur, bei der solche „Nebenwirkungen“ in Wirklichkeit die beabsichtigten Hauptwirkungen sind (siehe dazu Wirkung in der Informatik). Das führt dazu, dass Programmiersprachen oft eine irreführende Terminologie verwenden: In C wird beispielsweise generell nur von Funktionen gesprochen; Prozeduren sind dort Funktionen mit dem Rückgabetyp „void
“; in Modula-2 dagegen werden auch Funktionen mit dem Schlüsselwort PROCEDURE
definiert.
Direktes Verwenden des Ergebnisses
Ein Wesensmerkmal für Funktionen (im Gegensatz zu Prozeduren) ist, dass ihr Ergebnis aus Sicht der verwendeten Programmiersprache (sofern sie das Konstrukt 'Funktion' unterstützt) ‚direkt‘ verwendet wird. Codebeispiel für einen Funktionsaufruf, zum Vergleich ein Prozeduraufruf (sprachneutral, nur zur Demonstration):
*Für eine Funktion (hier ohne Aufrufparameter): Print "Eingabe = " & (Tastatureingabe) ;Funktionsaufruf und Ergebnisverwendung implizit *Für eine Prozedur: Call (Tastatureingabe,Ergebnis) ;Prozeduraufruf als eigene Anweisung (explizit) Print "Eingabe = " & Ergebnis ;ebenso das Verwenden des Ergebnisses
Der Compiler oder Interpreter erzeugt für die Anweisung, in der eine Funktion verwendet wird, Maschinenbefehle, in denen die Funktion implizit aufgerufen und deren Rückgabeergebnis ‚abgeholt‘ sowie dieses Ergebnis der Quellcode-Anweisung entsprechend verwendet wird. Bei Verwendung von Prozeduren entstehen diese Befehle aus getrennten Quellcodeanweisungen.
Beispiele
Pascal
Pascal unterscheidet zwischen Funktionen und Prozeduren:
- Funktionen werden mit dem Schlüsselwort „
FUNCTION
“ deklariert und liefern einen Rückgabewert mit einem definierten Typ. Funktionsaufrufe stehen innerhalb von Ausdrücken. Die Festlegung des Rückgabewerts erfolgt durch eine (Pseudo-)Zuweisung an den Funktionsnamen. Als Nebenwirkung können Funktionen aber den Zustand des Programms verändern, indem nämlich globale Variablen neue Werte erhalten. - Prozeduren werden mit dem Schlüsselwort „
PROCEDURE
“ deklariert und haben keinen definierten Rückgabewert. Ihre Wirkung kann sich deshalb nur in den Änderungen globaler Variablen zeigen.
Beispiel einer Funktionsvereinbarung in Pascal:
function Summe(a: Integer; b: Integer): Integer;
begin
Summe := a + b;
end;
Beispiel eines Funktionsaufrufs in Pascal:
ergebnis := Summe(1, 2);
Funktionen und Prozeduren sind in Pascal (im Gegensatz zu C) schachtelbar, das heißt, sie können weitere Funktionen und Prozeduren enthalten.
Argumente werden normalerweise als Wert übergeben (by value); der Wert einer Variablen, die einer Funktion (oder Prozedur) als Argument übergeben wird, wird durch deren Ausführung nicht verändert. Es ist aber auch möglich, mit dem Schlüsselwort „VAR
“ die Übergabe als Referenz (by reference) festzulegen. Dadurch wird nicht der Wert einer Variablen übergeben, sondern ihre Adresse.
C
Argumente werden prinzipiell immer als Wert übergeben (by value); soll eine übergebene Variable verändert werden, so übergibt man deren Adresse, also einen Pointer. Die Bestimmung des Rückgabewertes geschieht durch eine return
-Anweisung. Funktionen in C sind nicht schachtelbar.
Beispiel einer Funktionsvereinbarung in C:
int Summe(int a, int b)
{
return a + b;
}
Beispiel eines Funktionsaufrufs in C:
ergebnis = Summe(1, 2);
Automatisierungstechnik: SPS-Programmierung
In der Automatisierungstechnik werden bei der SPS-Programmierung Funktionen (FCs) sowie Funktionsbausteine (FBs) als bibliotheksfähige Bausteine verwandt.
Literatur
- Siegfried Grohmann, Dirk Papendieck, OStR Peter Westphal-Nagel: Automatisierungstechnik mit Simatic S7. Programmierprojekte für die berufliche Aus- und Weiterbildung. 3., überarbeitete und aktualisierte Auflage, Elektronik-Praktiker-Verlag (EPV), Duderstadt 2009, ISBN 978-3-936318-75-3, 160 Seiten.