Anti-Doping Administration and Management System
Anti-Doping Administration and Management System
Das Anti-Doping Administration and Management System (ADAMS) ist eine Software der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Sie dient zur international harmonisierten Anbahnung und Durchführung von Doping-Tests bei Spitzenathletinnen und -athleten.
Die nationalen Anti-Doping-Organisationen, die sich dem sog. WADA-Code (WADC) verpflichtet haben, können für die Implementierung des Anti-Doping-Regelwerkes auf ADAMS zugreifen. Während in Deutschland die "Nationale Anti-Doping Agentur" (NADA) von dieser Möglichkeit Gebrauch macht, werden etwa in der Schweiz sowie den Niederlanden eigene Systeme genutzt.
Vier Hauptaufgaben
Die öffentliche Berichterstattung über ADAMS und damit einhergehende Kritik am Meldesystem stellt nicht selten auf die Angabe von Aufenthaltsorten ("Athlete Whereabouts") durch die meldepflichtigen Profis und deren Speicherung ab. Indes sind die "Athlete Whereabouts" nur ein Aspekt von ADAMS, denn im internationalen Anti-Doping-Kampf übernimmt das web-basierte Datenbankmanagementsystem vier Hauptaufgaben. Dessen "primary functions" werden von der WADA wie folgt benannt:
- Athlete Whereabouts
- Information Clearinghouse
- Doping Control Platform
- TUE Management
Angabe und Speicherung von Aufenthaltsorten
Die WADA etablierte ADAMS ab 2007 für die weltweite Nutzung. Seitdem werden die regelmäßigen und geplanten "Athlete Wherabouts" der meldepflichtigen Sportlerinnen und Sportler von diesen selbst quartalsweise in einen web-basierten Kalender eingetragen und gespeichert. Auch kurzfristige Änderungen oder zeitliche Abweichungen sind anzeigepflichtig.
In Deutschland erhält jeder, der dem "Registered Testing Pool" (RTP) oder dem "Nationalen Testpool" (NTP) der NADA zugeordnet ist, einen persönlichen Zugang zu ADAMS mit entsprechenden Benutzerinformationen. Die Meldepflicht betrifft hierzulande (Stand 2014) ca. 7.000 Profiathletinnen und -athleten aus unterschiedlichen Sportarten. Vollumfänglich gilt die Meldepflicht für ca. 2000 RTP- und NTP-Athleten. Wer hingegen dem "Allgemeinen Testpool" (ATP) zugeordnet ist, muss zwar Rahmenpläne angeben, aber keine "Whereabouts".
Die Kontrollen werden in beliebigen Intervallen durch externe, in Deutschland von NADA beauftragte Agenturen durchgeführt. Deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter greifen zwecks Planung und Durchführung der Kontrollen auf die in ADAMS hinterlegten Informationen zu.
Grundsätzlich müssen die Profis im Training, im Wettkampf, aber auch im Privatleben jederzeit für unangekündigte Kontrollen anzutreffen sein. Das Risiko einer Fehleintragung in den Kalender tragen die Sportlerinnen und Sportler. Ist jemand nicht für eine Kontrolle anzutreffen, wird ein "Missed Test" verzeichnet. Bei drei "Missed Tests" droht eine Sperre von drei Monaten bis zu zwei Jahren. Ob tatsächlich ein Doping-Verstoß vorliegt, ist insoweit unerheblich.
Voraussetzung für die Pflege des Kalenders ist derzeit ein Online-Zugang sowie die Vertrautheit im Umgang mit Internet-Technologien, z. B. einem Webbrowser. Telefonate oder postalischer Schriftverkehr sind zur Kalenderpflege nicht erforderlich. Zudem ist in Notfällen eine kurzfristige Meldung per SMS möglich. Regelmäßig erfährt die Software von der WADA ein Update. Seit Dezember 2013 stellt die WADA auch eine Mobile App zur Eingabe der Aufenthaltsorte zur Verfügung.
Die weiteren Funktionen
Über die Pflege der "Athlete Wherabouts" hinaus hat ADAMS noch drei weitere Aufgaben:
So werden neben den Aufenthaltsdaten auf einer gesonderten Datenbank weitere sensible, persönliche Informationen gespeichert. Hierbei handelt es sich um:
- Laborergebnisse
- medizinische Ausnahmegenehmigungen (sog. Therapeutic Use Exemptions - TUEs) für den Einsatz von Substanzen und Methoden (zur Behandlung von Asthma, einer Allergie, Anomalie etc.), die laut der Verbotsliste (Prohibited List) grundsätzlich untersagt sind
- bereits aufgedeckte Anti-Doping-Verstöße
Auf diese im "Information Clearinghouse" hinterlegten Daten haben die verschiedenen nationalen Anti-Doping-Organisationen Zugriff.
Darüber hinaus steht den Organisationen ein Tool zur Planung, Durchführung und Auswertung von Kontrollen zur Verfügung. Die "Doping Control Platform" dient dabei auch der organisationsübergreifenden Koordinierung der Kontrollen, um "doppelte" Tests zu vermeiden.
Schließlich verwaltet ADAMS über das "TUE Management" auch Anfragen und Benachrichtigungen, die medizinische Ausnahmegenehmigungen betreffen.
Kritik
Wegen technischer und ethischer Unzulänglichkeiten wurden von verschiedenen Seiten Bedenken gegen ADAMS geäußert.
Hockeyspielerin und Athletensprecherin Marion Rodenwald etwa kritisierte den Umgang mit ADAMS als "nicht selbsterklärend und in der praktischen Handhabung sehr umständlich".
Der ehemalige Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Peter Schaar sah die Einhaltung der Menschenwürde der Athleten nicht gewahrt und kritisierte die "lückenlose Aufenthaltskontrolle", unzureichenden Datenschutz und den "Generalverdacht" gegen Athleten. "Es werden Daten von ihnen verlangt, die bei keiner anderen Gruppe von Menschen in vergleichbarer Weise Preis gegeben werden müssen."
Tischtennisspieler Timo Boll schlug wiederum vor, zu kontrollierende Sportlerinnen und Sportler per GPS zu orten: "Mir geht es da gar nicht so um die Wahrung der Privatsphäre." Mit einem Smartphone sei ohnehin jeder Standort ermittelbar. Eine GPS-Ortung sieht er für sich als "die bessere Lösung. Ich hätte damit kein Problem."
Die NADA griff Bolls Kritik auf: "Wir nehmen solche Kritik, aber auch die konstruktiven Vorschläge der Athleten sehr ernst. Daher unterstützen wir genau ein solches Projekt eines freiwilligen Ortungssystems namens "EVES", das auf Vorschlag des Leichtathleten Jonas Plass ins Leben gerufen wurde." Das Forschungsprojekt könne die Organisation und Durchführung von Trainingskontrollen erleichtern und ADAMS sinnvoll ergänzen.
Weblinks
- http://www.nada.de
- http://www.nada.de/fileadmin/user_upload/nada/Downloads/Missed_Test/20070630_FAQ_missed-_test-policy_nada.pdf
- http://athleten.gemeinsam-gegen-doping.de/
- https://www.wada-ama.org/en/questions-answers/adams#item-408
- http://adams-docs.wada-ama.org/display/EN/ADAMS+Mobile+App+User+guide
- http://www.heise.de/tp/artikel/29/29951/1.html
- http://www.bfdi.bund.de/SharedDocs/Publikationen/Infobroschueren/Tagungsbaende/TagungsbandBeitragDopingkontrolle.html
- http://www.handelsblatt.com/tischtennis-doping-boll-kritiert-adams-meldesystem-und-schlaegt-erneut-gps-ortung-vor/10748658.html
- http://www.sueddeutsche.de/news/sport/tischtennis-nada-unterstuetzt-vorschlag-zur-gps-ortung-von-athleten-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-140925-99-02880
- http://www.n-tv.de/sport/Handballer-Kraus-attackiert-die-Nada-article13941306.html
- http://www.focus.de/sport/mehrsport/sportpolitik-schaar-aeussert-bedenken-gegen-online-meldesystem_aid_376643.html
- http://www.fr-online.de/sport/anti-doping-agentur-unzutreffende-kritik-am-meldesystem,1472784,3392464.html
- https://www.datenschutz.rlp.de/de/presseartikel.php?pm=pm2011102001