Mail Isolation Control and Tracking
Mail Isolation Control and Tracking, kurz MICT, sinngemäß übersetzt etwa Isolation, Kontrolle und Nachverfolgung von Briefpost, ist ein vormals geheimes Programm zur Massenüberwachung, durchgeführt durch den United States Postal Service. Dabei fotografieren Computer des Postal Services das Äußere aller Papierpostbriefe, die in den Vereinigten Staaten von Amerika verarbeitet werden, im Jahr 2012 etwa 160 Milliarden Stück.[1][2] Dadurch wird der Postal Service in die Lage versetzt, auf Wunsch von Strafverfolgungsbehörden nachträglich postalische Korrespondenz nachzuverfolgen. MICT wurde nach den Anthrax-Anschlägen 2001 eingeführt, welche fünf Menschen töteten, inklusive zwei Postmitarbeiter.
Das amerikanische Federal Bureau of Investigations offenbarte die Existenz des MICT-Programmes am 7. Juni 2013. Dies geschah bei einer Diskussion des FBI-Ermittlungsfalls bezüglich der mit Rizin versetzten Briefe, die an den US-Präsidenten, Barack Obama, und an den Bürgermeister von New York City, Michael Bloomberg, versendet wurden.[1] Das FBI beschrieb in seiner Strafanzeige, dass das Programm benutzt wurde, um die Untersuchungen des FBIs auf Shannon Richardson einzugrenzen.[3]
Der Experte für Computersicherheit und Datenschutz Bruce Schneier verglich MICT mit den National Security Agency-Programmen, die im Juni 2013 durch Edward Snowden veröffentlicht wurden (→Überwachungs- und Spionageaffäre 2013), und sagte, „Im Wesentlichen tun sie dasselbe wie die anderen Programme, sie sammeln die Informationen auf der Außenseite ihrer Post, die Metadaten, wenn man so will, die Namen, Adressen, Absenderadressen und die Orte des Abstempelns, was der Regierung eine ziemlich gute Karte ihrer Kontakte gibt, selbst wenn sie die Inhalte nicht lesen.“[1]
James J. Wedick, ein früherer FBI-Agent, sagte zu MICT, „Es ist eine Schatzkiste voll mit Information. Durch das Ansehen auch nur der Außenhülle von Briefen und anderer Post kann ich sehen, wer ihre Bank ist, mit wem sie kommunizieren - alle Arten von nützlicher Information, die Strafverfolgern Anhaltspunkte gibt, die sie mit einer Subpoena weiter verfolgen können.“[1] Er sagte auch, dass das Programm „leicht missbraucht werden kann, weil es so einfach zu benutzen ist und weil man nicht über einen Richter gehen muss, um Informationen zu bekommen. Man muss nur ein Formular ausfüllen.“
Auch die Deutsche Post fotografiert die Adressen aller Postsendungen. Diese geschehe – so das Unternehmen gegenüber der Welt am Sonntag – für interne Zwecke, wie die Sicherstellung einer korrekten Zustellung. Darüber hinaus gäbe es längerfristige Pilotprojekte, in denen den US-amerikanischen Behörden entsprechende Daten von Geschäftskunden zur Verfügung gestellt würden. Ziel sei eine zukünftige Vereinfachung der Zollabfertigung.[4]
Siehe auch
Quellen
- ↑ a b c d Ron Nixon: U.S. Postal Service Logging All Mail for Law Enforcement, New York Times, 3. Juli 2013
- ↑ 160 Milliarden Briefe jedes Jahr – US-Regierung fotografiert gesamten Briefverkehr in USA. Focus, 4. Juli 2013, abgerufen am 17. August 2013.
- ↑ Ricin Suspect Was Tracked Via Mail Scanners, The Smoking Gun, 7. Juni 2013
- ↑ Jan Dams: Datenüberwachung : Deutsche Post fotografiert Briefe für interne Zwecke. In: Die Welt. 6. Juli 2013, archiviert vom am 11. August 2013; abgerufen am 11. August 2013.