Langbeinit
Langbeinit | |
---|---|
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | K2Mg2[SO4]3[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate) |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VI/A.03 7.AC.10 28.04.04.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol | tetraedrisch-pentagondodekaedrisch |
Raumgruppe (Nr.) | P213 (Nr. 198) |
Häufige Kristallflächen | {100}, {111}, {111} und andere[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 3,5 bis 4 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,83; berechnet: 2,77[3] |
Spaltbarkeit | fehlt |
Bruch; Tenazität | muschelig; spröde |
Farbe | farblos, weiß, gelegentlich mit Stich ins Gelbe, Rosafarbene, Rote, Grüne oder Graue |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Doppelbrechung | keine, da isotrop |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | langsam löslich in Wasser |
Besondere Merkmale | piezoelektrisch und tribolumineszent |
Langbeinit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der idealisierten Zusammensetzung K2Mg2[SO4]3[1], ist also chemisch gesehen ein Kalium-Magnesium-Sulfat.
Langbeinit bildet nur selten gut entwickelte, würfelige oder oktaedrische Kristalle aus. Meist findet er sich in Form nieriger, knolliger oder körniger bis massiger Mineral-Aggregate. In reiner Form ist Langbeinit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine gelblichen, rosa bis roten, grünen oder grauen Farbton annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.
Besondere Eigenschaften
In Wasser löst sich Langbeinit nur langsam auf. Durch schwaches Glühen wird er milchig-weiß.
Langbeinit ist piezoelektrisch, das heißt er baut ähnlich wie Quarz durch intervallartige elastische Verformungen elektrische Spannung auf. Daneben ist er auch tribolumineszent, reagiert also bei starker mechanischer Beanspruchung oder Reibung mit „kalter Lichtemission“.[4]
Etymologie und Geschichte
Langbeinit wurde erstmals im Kaliwerk Wilhelmshall-Anderbeck in Sachsen-Anhalt entdeckt und 1891 durch S. Zuckschwerdt beschrieben, der das Mineral nach Kommerzienrat Adalbert Langbein aus Leopoldshall benannte, um seine Verdienste zur Entwicklung der Kalisalzindustrie in der Region zu ehren.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Langbeinit zur Abteilung der „Wasserfreien Sulfate [SO4], ohne fremde Anionen“, wo er als Namensgeber die „Langbeinitgruppe“ mit der System-Nr. VI/A.03 und den weiteren Mitgliedern Efremovit und Manganolangbeinit bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Langbeinit ebenfalls in die Abteilung der „Sulfate (Selenate, etc.) ohne weitere Anionen, ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Efremovit und Manganolangbeinit als Namensgeber die „Langbeinitgruppe“ mit der System-Nr. 7.AC.10 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Langbeinit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate (einschließlich Selenate, Tellurate, Selenite. Tellurite und Sulfite)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate“ ein. Hier ist er als Namensgeber in der „Langbeinit-Reihe“ 28.04.04 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Säuren und Sulfate mit verschiedenen Formeln“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Langbeinit bildet sich, wie andere Kalisalze auch, meist durch Evaporation und findet sich daher überwiegend in marinen Salzstöcken, wo er unter anderem mit Carnallit, Halit und Sylvin vergessellschaftet auftritt. Langbeinit kann allerdings auch durch Metamorphose aus Sylvin, Kieserit oder Polyhalit entstehen.
Als seltene Mineralbildung konnte Langbeinit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2013) rund 35 Fundorte als bekannt gelten.[5] Neben seiner Typlokalität Kaliwerk Wilhelmshall-Anderbeck trat das Mineral in Sachsen-Anhalt noch im Kaliwerk Solvayhall bei Bernburg und der Grube Berlepsch bei Staßfurt zutage. Weitere bekannte Fundorte in Deutschland sind unter anderem Giesel (Neuhof) und das Werratal in Hessen, Hänigsen und Wathlingen in Niedersachsen sowie Ronneburg, Merkers-Kieselbach und Unterbreizbach in Thüringen.
In Österreich fand man Langbeinit unter anderem im Salzbergwerk Altaussee in der Steiermark, im Halltaler Salzwerk in Tirol sowie in den Salzwerken Perneck und Hallstatt in Oberösterreich.
Weitere bekannte Fundorte sind unter anderem China, Frankreich, Pakistan, Polen, Tadschikistan, Tschechien, Russland und New Mexico in den USA.[6]
Kristallstruktur
Langbeinit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe P213 (Raumgruppen-Nr. 198) mit dem Gitterparameter a = 9,92 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Die Kristallstruktur von Langbeinit besteht aus einen Gerüst aus [SO4]2-Tetraedern und Mg2+-Ionen in oktaedrischer Koordination gegenüber den O2--Ionen. In den Hohlräumen dieses Gerüstes sind die K+-Ionen eingelagert.[2]
Siehe auch
Literatur
- S. Zuckschwerdt: Langbeinit, ein neues Kaliummagnesiumsulfat, In: Zeitschrift für Angewandte Chemie (1891), S. 356–356 (PDF 516,2 kB)
Weblinks
- Mineralienatlas:Langbeinit (Wiki)
- Thomas Witzke: Entdeckung von Langbeinit. Abgerufen am 23. Juni 2013.
- Mindat - Langbeinite
- Webmineral - Langbeinite
- Database-of-Raman-spectroscopy - Langbeinite
Einzelnachweise
- ↑ a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 365.
- ↑ a b Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 571–572.
- ↑ Langbeinite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 62,4 kB)
- ↑ Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 670.
- ↑ Mindat - Anzahl der Fundorte für Langbeinit
- ↑ Fundortliste für Langbeinite beim Mineralienatlas und bei Mindat