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Jargon File

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Das Jargon File (im Buchhandel veröffentlicht unter dem Titel The New Hacker's Dictionary) ist ein populäres Kompendium der Hacker-Ausdrucksweise. Es wird zurzeit von Eric S. Raymond betreut und enthält ein Lexikon über verschiedene Begriffe des Hackens. Außerdem gibt es Einblicke in unterschiedliche Bereiche der ursprünglichen Netz- und Hackerkultur.

Entstehungsgeschichte des Jargon Files

Ursprünglich war das Jargon File einer Sammlung des Slang technischer Kulturen, wie dem MIT AI Lab, dem Stanford KI-Labor SAIL, und anderen der alten Gemeinschaften rund um das ARPANET/Künstliche Intelligenz(Artificial Intelligence abg. AI)/ LISP/PDP-10, wie zum Beispiel Bolt Beranek and Newman (BBN), der Carnegie Mellon University und dem Worcester Polytechnic Institute (WPI).

1975 bis 1983

Das ursprüngliche Jargon File (im Weiteren 'Jargon-1' oder 'das File' genannt) wurde 1975 von Raphael Finkel in Stanford erstellt. Seitdem bis zur Abschaltung des SAIL-Computers im Jahr 1991 trug sie dort den Namen AIWORD.RFUP oder AIWORD.RFDOC. Von einigen Begriffen, wie frob oder gewissen Bedeutungen des Wortes moby, vermutet man, dass deren Ursprünge sich bis in die frühen 1950er zum Tech Model Railroad Club des MIT erstrecken. Zu dieser Zeit vollzogene Änderungen wurden noch nicht in einem Versionssystem erfasst, weswegen die Datei damals allgemein als 'Version 1' bezeichnet wurde.

1976, nachdem er eine Ankündigung des Files auf dem Computer des SAIL gelesen hatte, kopierte Mark Crispin per FTP eine Kopie des Files zum MIT. Er bemerkte dabei, dass es sich sehr auf Begriffe der künstlichen Intelligenz beschränkte, weswegen er der Datei in seinem Verzeichnis den Namen AI:MRC;SAIL JARGON. gab. Jargon ist jedoch nicht ganz treffend, da die Autoren hauptsächlich eine Zusammenfassung des Hacker-Slang schaffen wollten im Gegensatz zu einer Sammlung technischer Fachbegriffe der elektronischen Datenverarbeitung.

Bald wurde das Werk in JARGON > umbenannt. (Das '>' bedeutete unter dem ITS, dass die Datei automatisch versioniert wurde), nachdem Mark Crispin und Guy Steele eine große Menge Erweiterungen eingepflegt hatten. Ab den späten 1970ern fügten Mitglieder der Dynamic Modelling des MIT's Laboratory for Computer Science Einträge hinzu. Unter ihnen waren Marc Blank, Dave Lebling, und Tim Anderson, der ursprüngliche Autor des Textadventures Zork.

Nachdem Raphael Finkel seine Mitarbeit an dem Projekt eingestellt hatte, wurde Don Woods die Kontaktperson für das Werk am SAIL (welches inzwischen sowohl am SAIL als auch MIT lagerte und periodisch abgeglichen wurde). Es wuchs durch Änderungen und Neueinträge bis 1983. Einer der bekannteren Autoren war Richard Stallman, der viele vom MIT und ITS geprägte Begriffe hinzufügte.

Im Frühling 1981 gelang es dem Hacker Charles Spurgeon, Stewart Brand zu überzeugen, einen großen Auszug der Sammlung zusammen mit Illustrationen von Phil Wadler und Guy Steele (inklusive einiger der Crunchly-Comics) in seiner Zeitschrift CoEvolution Quarterly (Ausgabe 29, Seite 26–35) zu veröffentlichen. Dies ist wahrscheinlich die erste Veröffentlichung der Datei in gedruckter Form.

1983 erschien dann eine aktuelle Version von Jargon-1, von Guy Steele um Kommentare für die breite Masse erweitert, als The Hacker's Dictionary (Harper & Row CN 1082, ISBN 0-06-091082-8). Zu dieser Version trugen neben den Editoren von Jargon-1 (Raphael Finkel, Don Woods, und Mark Crispin) auch Stallman und Geoff Goodfellow bei. Dieses Buch wird im Folgenden 'Steele-1983' genannt.

Hacker sind doof :/

1990 bis heute

Eine neue Version des Jargon Files wurde 1990 begonnen und enthielt nahezu den gesamten Text des späten 'Jargon-1' (ein paar als veraltet betrachtete PDP-10-Begriffe wurden nach Rücksprache mit den Autoren von 'Steele-1983' entfernt). Sie enthielt daneben zirka 80 % des Textes von 'Steele-1983', wobei einige Rahmeninformationen und eingeführte Begriffe, welche nur historisch relevant waren, entfernt wurden.

Die neue Version umfasst einen größeren Bereich als das alte Jargon File. Sein Anspruch ist es, nicht nur die Hackerkultur um AI und PDP-10, sondern die gesamte technische Computerkultur abzudecken, in der sich die Natur der Hacker manifestiert. Mehr als die Hälfte aller Einträge haben ihren Ursprung im Umfeld des Usenet, der C-Programmierer und der Unix-Gemeinde, auch wenn explizit versucht wurde, andere Kulturen ebenfalls zu berücksichtigen, wie die der Programmierer von IBM PCs, der Amiga Fans, der Mac-Anhänger und sogar der Welt der IBM-Mainframe-Computer.

Kritik am neuen Herausgeber Eric S. Raymond

Der Verwalter der neuen Version, Eric S. Raymond, der diese Version zusammen mit Guy Steele erstellt hat und offiziell auch Herausgeber der gedruckten Version namens The New Hacker's Dictionary ist, ist nicht unumstritten. Unter anderem werfen Kritiker ihm vor, eigene Wortschöpfungen hinzugefügt zu haben und das File dadurch entgegen der Ideale des „Open Source“ entwickelt zu haben. Weiter kritisieren einige, er habe das Jargon File ruiniert, indem er es aus einem Mitschnitt einer einzigen historisch interessanten Kultur in eine allgemeine Sammlung von technischen Fachbegriffen verwandelte. Außerdem sind einige Individuen unzufrieden über die zentrale Kontrolle Raymonds über Einreichungen, über gewisse, vorgeblich fragwürdige Erweiterungen und Änderungen, die er vorgenommen hat und über Begriffe, die er mit der Begründung entfernt hat, sie seien veraltet (was sehr unüblich für historische Wörterbücher ist).

Abgesehen davon wird ihm auch häufig vorgeworfen, dass er über das Jargon File seine persönlichen politischen und sozialen Ansichten verbreitet. Ihm wird insbesondere vorgeworfen, dass er Irak-Krieg und Waffenbesitz befürwortende Einträge hinzugefügt hat.[1] Raymond erklärte, dass keine derartigen Einträge existieren und dass die ihn beschuldigende Person sich für die Vorwürfe entschuldigt habe.[2]

Siehe auch

Quellen

  1. ESR Recasts Jargon File in Own Image, Slashdot, 8. Juni 2003
  2. Response by ESR to allegations of partiality, Wikipedia Talk, 6th December 2005

Literatur