Grunerit
Grunerit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | (Fe2+,Mg)7[OH|Si4O11]2 |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Kettensilicate und Bandsilicate (Inosilicate) |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VIII/F.07-30 9.DE.05 66.01.01.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch [1] |
Zwillingsbildung | einfache bis multiple Zwillinge |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 5 bis 6 |
Dichte (g/cm3) | 3,4 bis 3,6 [2] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {110} |
Bruch; Tenazität | spröde |
Farbe | aschgrau, bräunlichgrün, braun |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Glanz | Glasglanz, Perlglanz bei faserigem Habitus |
Kristalloptik | |
Doppelbrechung | δ = δ = 0,033 bis 0,043 [3] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = gemessen: 90° bis 70° ; berechnet: 84° bis 86° [3] |
Pleochroismus | farblos, gelblich / grünlich-gelb |
Das Mineral Grunerit, auch Grünerit, Amosit oder Braunasbest genannt, ist ein eher selten vorkommendes Kettensilikat aus der Gruppe der Amphibole. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Fe2+,Mg)7[OH|Si4O11]2 und entwickelt meist nadelige bis faserige, radialstrahlige Kristalle und Aggregate von aschgrauer oder bräunlichgrüner bis brauner Farbe. Die Kristalle können durchscheinend sein und zeigen auf ihren Flächen Glasglanz, bei undurchsichtigem, faserigem Habitus zeigt die Oberfläche schimmernden Perlglanz.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Grunerit 1853 im „Ravine de Sarvengude“ bei Collobrières in Frankreich und beschrieben durch Gustav Adolf Kenngott, der das Mineral zu Ehren des schweizerisch-französischen Chemikers Louis Emmanuel Gruner nach diesem benannte, der das zuerst analysierte.
Klassifikation
In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale (9. Auflage) nach Strunz findet sich der Grunerit in der Abteilung der Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate). Die alte Systematik teilt diese Abteilung nicht weiter auf und fasst nur noch die Mitglieder der Amphibolgruppe zusammen, wobei der Grunerit keiner speziellen Amphibolgruppe zugeteilt ist. Die neue Systematik dagegen unterteilt die Ketten- und Bandsilikate weiter und den Grunerit der neuen Unterabteilung der „Klinoamphibole“ zu.
In der Systematik der Minerale nach Dana gehört der Grunerit zwar auch zur Abteilung der Ketten- und Bandsilikate, dort aber aufgrund seiner Kristallstruktur zur Unterabteilung der Kettensilikate mit doppelten, unverzweigten Ketten (W=2) und dort zur Gruppe 1 der monoklinen Mg-Fe-Mn-Li-Amphibole.[4]
Modifikationen und Varietäten
Feinfaserige, asbestartige Varietäten des Grunerits werden als Amosit bezeichnet.
Bildung und Fundorte
Grunerit bildet sich durch Kontaktmetamorphose in mittel- bis hochgradigen Eisen-Formationen und einigen Blauschiefern. Begleitminerale sind unter anderem Fayalit, Granate, Hämatit, Hedenbergit, Magnetit, Quarz und Riebeckit.
Weltweit konnte Grunerit bisher (Stand: 2010) an rund 150 Fundorten nachgewiesen werden, so in Australien, Bolivien, Brasilien, China, Finnland, Frankreich, Indien, Japan, Kamerun, Kanada, Madagaskar, Norwegen, Österreich, Portugal, Russland, Schweden, Slowakei, Spanien, Südafrika, Tschechien, Ukraine, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in den Vereinigten Staaten (USA).
Amosit wird vor allem in Südafrika in den Asbestos Mines of South Africa abgebaut. Der Begriff ist ein Kunstwort aus der Abkürzung der südafrikanischen Minengesellschaft A.M.O.S.
Kristallstruktur
Grunerit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m mit den Gitterparametern a = 9,564 Å; b = 18,393 Å; c = 5.339 Å und β = 101,892°[5] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle[2].
Verwendung
Amosit darf als asbestartiges Material heute in Europa nicht mehr verwendet werden. In anderen Ländern wird es aber zum Teil noch als Baumaterial eingesetzt.
Vorsichtsmaßnahmen
Bei längerer Exposition besteht die Gefahr ernster Gesundheitsschäden durch Einatmen. Der Stoff kann Krebs verursachen.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral - Grunerite (englisch)
- ↑ a b Handbook of Mineralogy - Grunerite (englisch, PDF 79 kB)
- ↑ a b Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Mindat. - ↑ Webmineral - Minerals Arranged by the New Dana Classification, Inosilicate
- ↑ American Mineralogist Crystal Structure Database - Grunerite (englisch, 1969)
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 726, 727.
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 98.
Weblinks
- Mineralienatlas:Grunerit (Wiki)