Normaler Operator
In der Funktionalanalysis verallgemeinert der normale Operator den Begriff der normalen Matrix aus der linearen Algebra.
Definition
Ist ein Hilbertraum, so heißt ein Operator normal, falls er mit seinem adjungierten Operator kommutiert, also wenn
gilt.
Dabei bezeichnet die Menge aller stetigen Endomorphismen von . Selbstadjungierte und unitäre Operatoren sind offenbar normal.
Eigenschaften
Sei ein normaler Operator. Dann gilt:
- für alle
- für alle
- Die Operatornorm von ist gleich dem Spektralradius: Dabei bezeichnet das Spektrum von .
- Die von erzeugte C*-Algebra und die von erzeugte Von-Neumann-Algebra sind kommutativ. Dieser Sachverhalt ermöglicht einen Funktionalkalkül.
- Die Diagonalisierbarkeit normaler Matrizen in der linearen Algebra verallgemeinert sich auf normale Operatoren in Form des Spektralsatzes.
- Eine Klassifikation normaler Operatoren besteht bzgl. unitärer Äquivalenz modulo kompakter Operatoren, indem man zur Calkin-Algebra übergeht, die im endlich-dimensionalen Fall ist. Das ist im Artikel zur Calkin-Algebra ausgeführt.
- Ein beschränkter Operator in einem komplexen Hilbertraum lässt sich zerlegen in mit dem „Realteil" und dem „Imaginärteil“ Dabei sind die Operatoren selbstadjungiert. ist genau dann normal, wenn .
Verwandte Begriffe
Ein Operator heißt
- quasinormal, falls mit vertauscht, das heißt .
- subnormal, falls es einen Hilbertraum gibt, so dass Unterraum von ist, und einen normalen Operator , so dass und
- hyponormal, falls für alle .
- paranormal, falls für alle .
- normaloid, falls Operatornorm = Spektralradius, d.h.: .
Es gelten folgende Implikationen:
normal quasinormal subnormal hyponormal paranormal normaloid.
Unbeschränkte Operatoren
Verallgemeinerung
Ein unbeschränkter Operator mit Definitionsbereich heißt normal falls
gilt. Oben genannte äquivalente Charakterisierung der Normalität zeigt, dass es sich um eine Verallgmeinerung der Normalität beschränkter Operatoren handelt. Alle selbstadjungierten Operatoren der Quantenmechanik sind normal, denn für diese gilt .
Ein Gegenbeispiel
Der folgende Absatz zeigt, dass es in der Quantenmechanik wichtige Operatoren gibt, die nicht normal sind:
In der Quantenmechanik spielen die sog. Erzeugungs- bzw. Vernichtungsoperatoren, eine große Rolle. Sie treten als sog. „Leiter-Operatoren“ schon beim elementarsten Problem der Quantenmechanik, dem sogenannten harmonischen Oszillator, auf. Sie sind wichtige Beispiele für nicht-normale Operatoren, und im Gegensatz zu den „normalen Operatoren“ sind die Erzeugungsoperatoren tatsächlich nicht diagonalisierbar, was aber nicht leicht zu beweisen ist. Sie sind zwar von derselben Form wie gerade angegeben und deshalb auf den ersten Blick „normal“: mit Aber die Operatoren und sind im Gegensatz zu und nicht miteinander vertauschbar, weil Orts- und Impulsoperator nicht miteinander kommutieren: mit dem Identitätsoperator und der reduzierten Planckschen Konstante In der Tat gilt abweichend von der Forderung an „normale Operatoren“ für die Erzeugungs- bzw. Vernichtungsoperatoren nicht sondern
Literatur
- Harro Heuser: Funktionalanalysis. B.G. Teubner, Stuttgart (1986), ISBN 3-519-22206-X.
- Gerald Teschl: Mathematical Methods in Quantum Mechanics, American Mathematical Society, Providence (2009), ISBN 978-0-8218-4660-5. (freie Online-Version)