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Großserbien

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Groß Serbien

Die Grundlage

Ilija Garsanin (1821-1875), seit 1843 Innenminister des Fürstentums Serbien gilt als der Schöpfer der Idee der strategischen Planung zur Schaffung von Groß Serbien.

Inspiriert von Ideen des konservativen polnischen Emmigraten Adam Czartoryski schrieb er Anfang 1844 die Abhandlung “Conseils sur la conduite à suivre par la Serbie” ( “Plan für die Slawische Politik Serbiens“).

Unterstützt durch die damalige Konzeption der französischen Diplomatie zur Lösung der „Südosteuropäischen Frage”, schrieb er das Werk “Nacertanije” –„ Programm der Außen- und nationalen Politik Serbiens“ Ende des Jahres 1844.

Die Grundaussagen diese Programms sind „das historische Recht Serbiens, begründet auf den Traditionen des mittelalterlichen Serbischen Königreiches“.

Gemeint ist ein einheitlicher Serbischer Nationalstaat, der jene Gebiete des Balkan umfasst, in denen Serben leben. Dieser Plan umfaßt auch Gebiete in denen Serben eine nationale Minderheit darstellen.

Garasanin beschreibt im „Nacertanje“ verschiedene Strategien zur Unterwerfung von Nachbarvölkern. Darüber hinaus wird beschrieben, dass Kroaten und Bosniaken als Serben betrachtet werden. Die Kroaten in Dalmatien werden beispielsweise als „Serben katholischer Glaubensrichtung“ betrachtet. Obwohl im “Nacertanije” das Vorgehen als Assimilation nichtserbischer Völker beschrieben wird, wird auch die zusätzliche Variante beschrieben: Jene, die sich gegen die Assimilation stellen, sollen als Verräter betrachtet werden.

Diese erste schriftlich verfasste Programm der serbischen Außenpolitik wurde seinerzeit von der französischen und britischen Regierung unterstützt, um einer möglichen Russischen Expansion zum Mittelmeer entgegenzuwirken.

Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs in Europa, sollte mit diesem Plan einer weiteren Expansion der Habsburger Monarchie in diese Gebiete verhindert werden.

Das Programm „Nacertanje“ war das Konzept zu Schaffung von Großserbien bzw. des Staates Jugoslawien mit einer serbischen Vormachtstellung.

Im März 1849 lautete die Grundaussage des Planes daß die Slawisch-Türkischen Länder Bosnien, Hezegowina, Montenegro, Südserbien, Sandzak, Nordalbanien, Südwest Bulgarien, Dalmatien und Teile des Gebietes zwischen Kroatien und Slowenien eine unteilbare Einheit bilden, weil diese Gebiete mit Völkern des „nahezu gleichen Stammes“ besiedelt sein sollen.

Bei der Verwirklichung dieses Planes gab es jedoch auch unüberbrückbare Schwierigkeiten. Insbesondere die mit der Staatsgründung Albaniens im Jahr 1912 störte den Plan des „nacertanje“.

Der US-Amerikanische Präsidenten Wilson widersetzte sich der seinerzeit von Frankreich und Großbritannien gewünschten Eingliederung Albaniens in Großserbien mit dem Ziel des direktem Zuganges Serbiens (somit auch Russlands, dem traditionellen Verbündeten Serbiens) zum Mittelmeer.

Beginn der Verwirklichung des "Nacertanje"

Die ersten ethnischen Säuberungen an Albanern begannen bereits im Jahr 1878, nachdem Serbien nach dem Berliner Kongress als Königreich gegründet wurde. Nahezu die gesamte albanischstämmige Bevölkerung islamischen Glaubens wird aus Städten wie Nis, Pirot, Leskovac Vranje und Prokuplje vertrieben und siedelte sich hauptsächlich im Kosovo an.

Gemäß Jovan Cviljic sei Serbien mit den Entscheidungen des Berliner Kongresses ein „umzingeltes Land” daher müsse Serbien einen Zugang zum Meer erhalten.

Die Weichenstellungen zur Verwirklichung dieses Projektes der ethnischen Säuberungen Nordalbaniens trug Vasa Cubrilovic in seinen Ausführungen im serbischen Kulturclub am 7.3. 1937 unter der Überschrift „die Aussiedlung der Arnauten“ vor.

Als Lösungsvorschlag empfielht Cubrilovic einen „Bevölkerungsaustausch“ wie im Fall der Griechisch-Türkischen Bevölkerungsumsiedlungen in den jeweiligen Gebieten vor.

Mit dem einzigen Unterschied, dass dies ein einseitiger „Bevölkerungsaustausch“ sein sollte.

Die Begründung sollte offiziell die „islamische Mentalität“ der Albaner sein, die er mit der Mentalität der Türken gleichsetzte.

Dies wurde von der „Konvention“ zur „Regulierung der Emigration der Türkischen Bevölkerung“ aus dem Gebiet Südserbiens im Jahr 1938 definier. Dort wurde stand „ mit diesem Vertrag werden jugoslawische Bürger identifiziert, die die Türkische Sprache und dem türkischen Kulturkreis angehören.

Nach dem Sieg der Tito Partisanen und er Staatsgründung des Sozialistischen Jugoslawien wurde im unter den dem Motto der Brüderlichkeit und Einigkeit vereinigten Jugoslawen allgemein erwartet, dass die Idee für weitere ethnische Säuberungen nun nicht mehr bestehen würde. Der weitere Verlauf der Geschichte zeigt aber, dass dieser Plan nicht aufgegeben wurde.

Die Rolle der serbischen Akademie der Wissenschaften im Jahr 1989

Im Jahr 1989 propagierte der serbische Präsident Milosevic die Größe Serbiens und kündigte die Möglichkeit „neuer Schlachten“ an. Sein berühmter Satz "nitko nesme da vas bije" (keiner darf Euch schlagen) den er den zigtausenden versammelten Serben bei der Feier auf dem Amselfeld zurief, wird als Ankündigung auf die späteren Geschehnisse betrachtet.

Auf dem Amselfeld, wo 600 Jahre zuvor das Serbische Reich von den Osmanen geschlagen worden war, forderte er ein neues, starkes Serbien.

Die Ankündigung, ein neues Großserbien zu schaffen, war ein Affront gegen die anderen Föderationspartner Jugoslawiens: So lassen sich auch die Angriffskriege gegen Slowenien, Kroatien und Bosnien sowie der Kosovo-Krieg, die alle durch die Forderung nach einem Großserbien ausgelöst wurden, erklären.

Milosevic stachelte die Serben zu wachsendem Nationalismus an. Diese Ideologie und deren sorgfältige Planung wurde größtenteils von der Serbischen Akademie der Wissenschaften (SANU) organisiert und entworfen.

In der serbischen Akademie trafen sich Wissenschaftler und Politiker – sowohl der Opposition als auch der Regierung – um über die Möglichkeiten zur Grenzveränderung (auch mit gewaltsamen Mitteln) zu diskutieren.

Bei der Verbreitung der Denkweise Milosevics wurden alle Medien genutzt. Die gesamten serbischen Staatsmedien veröffentlichten massiv Milosevics Ansichten und unterstützten sie.

Die wichtigsten Auszüge aus der Erklärung der Serbischen Akademie der Wissenschaften, Auflage über eine Million Exemplare 1989:

- Dem serbischen Volk wird kulturelle und geistige Identität massiv vorenthalten.

- Die wirtschaftliche Diskriminierung wird beklagt.

- Die Autonomie des Kosovos und Vojvodinas missfällt dem Kongress.

- Der Völkermord an Serben im Kosovo wird verurteilt.

Der serbische Nationalismus hat den Krieg auf dem Balkan hervorgebracht

In Gedanken die Erinnerung an das Großserbische Reich, das einst im 14. Jahrhundert auf dem Balken existierte, und getragen von einem serbischen Nationalismus, entwickelte Milosevic eine gemeine kriminelle Energie und Machtbesessenheit, die ihn zum Drahtzieher der Balkankriege machten.

Überall dort, wo Serben lebten, sollte Serbien sein, lautete die Devise. Nachdem Slowenien unabhängig geworden war, wollte man sich die die attraktivsten Teile Kroatiens und Bosniens einverleiben. "Ziel war die territoriale Expansion, nicht etwa die Heimholung der Serben ins Mutterland. Die "ethnischen Säuberungen" wurden gezielt durchgeführt, um ein allein von Serben bewohntes Gebiet zu schaffen, das dann als serbisches Land beansprucht werden konnte." (vgl. Die Zeit 28/2001)


Es gibt wohl nur sehr wenige Herrscher in der Weltgeschichte, die vier Kriege angezettelt und verloren haben und trotzdem nicht vom eigenen Volk gerichtet wurden.


Weiterführende Informationen

Quelle: Britisches Parlament
Quelle: TAZ vom 30.6.04
Jugoslawien- ein Balkanmärchen
Artikel in "Die Welt" vom 26.4.04