Plagwitz (Leipzig)
![]() Stadtteil von Leipzig | |
---|---|
Koordinaten | 51° 19′ 35″ N, 12° 20′ 0″ O |
Fläche | 1,73 km² |
Einwohner | 15.798 (31. Dez. 2017) |
Bevölkerungsdichte | 9132 Einwohner/km² |
Eingemeindung | 1891 |
Postleitzahl | 04229 |
Vorwahl | 0341 |
Stadtbezirk | Südwest |
Verkehrsanbindung | |
Eisenbahn | Leipzig–Gera–Saalfeld, Bahnstrecke Leipzig-Plagwitz–Markkleeberg-Gaschwitz, Bahnstrecke Leipzig-Plagwitz–Leipzig Miltitzer Allee |
S-Bahn | S 1 S 5 S 6 |
Straßenbahn | 3, 14 |
Bus | 60, 74 |
Quelle: statistik.leipzig.de |
Plagwitz ist ein Stadtteil von Leipzig. Bis zu seiner Eingemeindung 1891 war der Ort eine selbständige Gemeinde, heute ist Plagwitz gemäß der kommunalen Gliederung Leipzigs ein Ortsteil im Stadtbezirk Südwest. Der Ortsname leitet sich vom altsorbischen Wort Płachtovic ab, was so viel wie „Siedlung am abgeteilten Flurstück“ bedeutet.
Lage
Er liegt ungefähr 3 Kilometer westlich des Stadtzentrums und grenzt im Norden an Lindenau, im Osten an Schleußig, im Westen an Neulindenau und im Süden an Kleinzschocher.
Geschichte
Mittelalter und Frühe Neuzeit

Das Dorf wurde von slawischen Siedlern südlich des Abzweiges der Kleinen Luppe am West-Ufer der Weißen Elster angelegt. Im Jahre 1486 wurde es erstmals urkundlich als „Plochtewitz“ erwähnt.
Landesherren waren seit dem 13. Jahrhundert die Bischöfe von Merseburg (bis 1562). Nach der Umwandlung des Bistums in ein weltliches Stift fungierten von 1562 bis 1656 die Kurfürsten von Sachsen, von 1656 bis 1738 die Herzöge von Sachsen-Merseburg und von 1738 bis 1918 die Kurfürsten (seit 1806 Könige) von Sachsen als Landesherr. Sowohl innerhalb des Stifts Merseburg als auch im Herzogtum Sachsen-Merseburg gehörte das Dorf Plagwitz ins Amt Lützen.[1] Nach der Abtretung des größten Teils des Hochstifts Merseburg an das Königreich Preußen infolge des Wiener Vertrages vom 10. Januar 1815 kam Plagwitz mit dem beim Königreich Sachsen verbliebenen Ostteil des Amts Lützen an das Kreisamt Leipzig.
Das Dorf Plagwitz gehörte zur Grundherrschaft des Ritterguts Kleinzschocher (wie auch die Dörfer Kleinzschocher, Schleußig und Großmiltitz). Kleinzschocher war auch Pfarr- und Schulort für die Plagwitzer. Im Jahr 1835 umfasste das Dorf 4 1/8 Magazinhufen Land, 20 Häuser und 172 Einwohner.
Nach der Ablösung der Grundherrschaft in Sachsen war Plagwitz von 1839 bis 1890 eine selbständige Gemeinde. Die untere Gerichtsbarkeit blieb jedoch noch bis zum 1. Oktober 1856 beim Patrimonialgericht Kleinzschocher.
Aufstieg zur Industriegemeinde





Im Jahr 1854 begann der Leipziger Rechtsanwalt Karl Heine (1819–1888) mit dem Ankauf von Grundstücken in der Gemeinde Plagwitz, um sie zur planmäßigen Ansiedlung von Industrieunternehmen zu nutzen. Auch wurden unter seiner Regie neue Verkehrswege angelegt. Hier sind vor allem der 1856 in einem ersten Teilstück, das heute als Karl-Heine-Kanal seinen Namen trägt, begonnene Elster-Saale-Kanal und der Bau einer neuen Brücke über die Weiße Elster und damit einer direkten Verbindung nach Leipzig zu nennen. 1872 wurde Plagwitz schließlich an das Leipziger Straßenbahnnetz und 1873 mit der Inbetriebnahme der zunächst privaten Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft, später Königlich Preußischen Zeitzer Eisenbahn an das deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen. 1879 erfolgte durch die Strecke nach Markkleeberg-Gaschwitz auch der Anschluss an das Königlich-Sächsische Eisenbahnnetz. Die 1869 errichtete Könneritzbrücke aus Holz über die Weiße Elster wurde 1899 durch eine Eisenbrücke ersetzt.
Der Ausbau der Infrastruktur begünstigte die Ansiedlung einer Vielzahl neuer Fabriken. Besonders bedeutend waren die 1863 gegründete Fa. Rud. Sack und die Firma Mey & Edlich (Produktion von Papierkragen, Papiermanschetten und anderen Modeartikeln), die seit 1869 in Plagwitz produzierte. Die wachsende Bedeutung der Plagwitzer Industrie schlug sich auch in einem Anstieg der Einwohnerzahlen nieder. Hatte die Gemeinde 1834 lediglich 134 Einwohner, so waren es 1871 bereits 2531 und am Vorabend der Eingemeindung nach Leipzig 1890 13045. Durch den Bevölkerungsanstieg löste sich Plagwitz zunehmend von Kleinzschocher. 1862 wurde eine eigene Schule eingeweiht und 1886 bis 1888 die Heilandskirche für die nun eigenständige Kirchgemeinde Plagwitz errichtet.

Nach dem Tode Karl Heines im Jahr 1888 führte die von ihm gegründete Leipziger Westend-Baugesellschaft seine Projekte weiter.
Von 1873 bis 1890 gehörte die Landgemeinde Plagwitz zur Amtshauptmannschaft Leipzig, bis sie 1891 nach Leipzig eingemeindet wurde. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt eine Fläche von 108,261 ha.
Neuabgrenzung von Plagwitz 1992
Der 1992 durch die Stadt Leipzig festgelegte Ortsteil Plagwitz ist nicht identisch mit dem Gebiet der alten Gemeinde Plagwitz. So gehört das Gebiet nördlich der Karl-Heine-Straße, in dem sich der Felsenkeller befindet, nun zum Ortsteil Lindenau, und der Friedhof Plagwitz westlich der Bahnanlagen nun zum Ortsteil Neulindenau. Dagegen wurde das Gebiet zwischen Markranstädter und Antonienstraße, das ursprünglich zu Kleinzschocher gehörte, Plagwitz zugeschlagen.
Sehenswertes

- der neue Felsenkeller (1890) (Stadtteil Plagwitz, Ortsteil Lindenau)
- der Karl-Heine-Kanal mit zahlreichen Brücken und dem Riverboat
- die neogotische Heilandskirche besitzt mit 86 m den zweithöchsten Kirchturm in Leipzig
- das Museum für Druckkunst
- das Technikzentrum für Jugendliche GaraGe
- das Eisenbahnmuseum Bayerischer Bahnhof zu Leipzig
- das Da Capo Oldtimermuseum
- die Klinger-Villa
- die Neuapostolische Kirche
- das Kunstquartier Westwerk
- das Kindermuseum Leipzig
- der Kulturhafen Riverboat, in dem die Sendung Riverboat gedreht wurde
Persönlichkeiten
- Am 10. Februar 1886 wurde in Plagwitz Otto Lummitzsch geboren. Er gründete 1919 die Technische Nothilfe und 1953 das Technische Hilfswerk.
- Der mehrfache sächsische Landesmeister im Snooker, Thimo Troks, wohnt in Plagwitz.

Literatur
- Gesellschaft für Heimatgeschichte/Fachgruppe Stadtgeschichte Leipzig (Hrsg.): Aus der Geschichte der Leipziger Stadtteile Dölitz, Plagwitz und Thekla, Leipzig 1987
- Ursula Herrmann: Plagwitz – aus der Geschichte des Vorortes und seiner Industrie, Leipzig 1986
- Thomas Noack: Denkmalwerte in der Industrievorstadt Leipzig-Plagwitz und die Möglichkeiten ihrer Erhaltung und Nutzung, in: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg.): Denkmalpflege in Sachsen. Mitteilungen des Landesamtes für Denkmalpflege 1999, fliegenkopf-Verlag, Halle/S. 1999, S. 127–132
- Pro Leipzig e.V. (Hrsg.): Im Leipziger Elsterland von Plagwitz bis Hartmannsdorf. Plagwitz, Schleußig, Kleinzschocher, Großzschocher, Knauthain, Knautkleeberg, Windorf, Hartmannsdorf, Pro Leipzig, Leipzig 1997, ISBN 3-9805368-3-1
- Pro Leipzig e.V. (Hrsg.): Plagwitz. Ein Leipziger Stadtteil im Wandel, Pro Leipzig, Leipzig 1999, ISBN 3-9806474-5-5
- Bernd Rüdiger: Plagwitz – eine historische und städtebauliche Studie, Pro Leipzig, Leipzig 1995
- Sächsische Akademie der Künste (Hrsg.): Leipzig – Probleme der Stadtentwicklung unter besonderer Berücksichtigung des EXPO-Standortes Leipzig-Plagwitz. Tagung der Klasse Baukunst der Sächsischen Akademie der Künste in Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig, 23. bis 24. Oktober 1997, Verlag der Sächsischen Akademie der Künste, Dresden 1999, ISBN 3-934367-01-1
- Heinz Voigt: Eine Wanderung durch Leipzig-Plagwitz, Verlag UniMedia, Baalsdorf 1997
- Helga Schmidt: Plagwitz. Chancen und Probleme der Revitalisierung eines innerstädtischen Wohngebiets. In: Luise Grundmann, Sabine Tzschaschel, Meike Wollkopf (Hrsg.): Leipzig. Ein geographischer Führer durch Stadt und Umland., Institut für Länderkunde, Thom Verlag Leipzig, 1996, S. 120–137.
Weblinks
- Plagwitz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Eine Studie des Lehrstuhls für Kultursoziologie an der Universität Leipzig zum Stadtteil Plagwitz ( vom 26. September 2009 im Internet Archive)
- Die ehemalige Gemeinde im Leipzig-Lexikon
- Der Ortsteil Plagwitz im Leipzig-Lexikon
Einzelnachweise
- ↑ Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas, Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 84 f.