„Frederick Weygold“ – Versionsunterschied
| [ungesichtete Version] | [ungesichtete Version] |
| Zeile 33: | Zeile 33: | ||
* [http://research.frick.org/directoryweb/browserecord.php?-action=browse&recid=6876 The Frick Collection] |
* [http://research.frick.org/directoryweb/browserecord.php?-action=browse&recid=6876 The Frick Collection] |
||
* [http://www.american-tribes.com/Lakota/BIO/ShortBull.htm Ein Indianerfoto] |
* [http://www.american-tribes.com/Lakota/BIO/ShortBull.htm Ein Indianerfoto] |
||
{{Normdaten|PND=121723259|LCCN=n/84/37891|VIAF=69792168}} |
|||
Version vom 19. November 2011, 15:03 Uhr
Frederick Weygold (* 13. Juni 1870 in St.Charles, Missouri; † 13. August 1941 in Louisville, Kentucky) war ein amerikanischer Maler, Fotograf, und Ethnograf, der das Leben und die Kultur der nordamerikanischen Indianer hauptsächlich am Beispiel verschiedener Sioux-Stämme erforscht und künstlerisch wie wissenschaftlich dargestellt hat.
Herkunft und Entwicklung
Die Eltern von Frederick Weygold waren deutsche Einwanderer. Ursprünglich lautete sein voller deutscher Name Friedrich Heinrich Phillip Adolph Weygold. Der Vater war in der Evangelischen Kirche in Louisville Pastor. In der somit ziemlich gesicherten Existenz der Familie gab es aber einen Schatten: die schwache Gesundheit der Mutter. Deshalb wurde der Junge zur Erziehung in eine andere Familie gegeben. 1875 begann seine Schulzeit in der Blockhütte einer Dorfschule, «at a log cabin school», in der Nähe von St. Charles. Später besuchte er eine öffentliche Schule in Louisville. Sehr bedeutungsvoll für seine Entwicklung wurde das Jahr 1885, als seine Mutter in St. Louis starb und der Vater ihn nach Deutschland schickte, wo er ein Gymnasium zu besuchen begann.— Nach dem Abitur im Jahre 1893 kehrte er in die Vereinigten Staaten zurück. Inzwischen hatte sein Vater wieder geheiratet. Unschlüssig wohl noch im Berufsziel, besuchte Frederick für kurze Zeit ein presbyterianisches Seminar in Louisville. 1894 war er wieder in Europa.
In Straßburg, das damals deutsch war, begann er Neue Sprachen und Geschichte zu studieren. Als er dann irgendwann eine indianische Grammatik — eine Bilderschrift der Sioux wohl — las, wurde sein Interesse für die Ureinwohner Nordamerikas geweckt; die Eindrücke seiner Kindheit in Missouri werden dabei auch mitgewirkt haben. Weiter anregend war für ihn die Entdeckung vieler Exponate indianischer Volkskunst in den europäischen Museen. Dies alles ,zusammen noch mit einer künstlerischen Neigung, bestimmten ihn dazu, seine Ausbildung zu ändern. So brach er 1896 das Studium in Straßburg ab und begann ein neues zunächst an der Kunstakademie Karlsruhe und dann an der in Stuttgart ,wo er 1899 den Abschluss machte. Nachdem er sich dann noch in der europäischen Kunstszene umgesehen hatte, kehrte er 1902 nach Amerika zurück.
Forschen und Schaffen
Wieder in Amerika, besuchte Weygold die Reservate der Sioux-Indianer. Er lebte eine Zeitlang unter ihnen, um ihre Sprache zu erlernen und sich mit ihrem Denken und Fühlen vertraut zu machen. Damit begann etwas, das ihn schließlich zu einem großen Kenner dieser Menschen werden ließ. Daneben setzte er seine künstlerische Ausbildung bei dem bekannten amerikanischen Maler William Merritt Chase an der Pennsylvania Academy of the Fine Arts in Philadelphia fort.
Und dann immer wieder seine Forschungsarbeit bei den Indianern! Bei den Sioux-Stämmen hat er wohl die meiste Zeit verbracht, bei den Lakota , Oglala , Osage ... Aber er besuchte auch die Cheyenne , Kiowa und die Blackfeet in Montana ;vielleicht auch noch andere. Aber wo auch immer: er beobachtete die indianischen Lebensgewohnheiten, schrieb, zeichnete, sprach mit den Menschen, nahm an ihrem Leben teil ... Die Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte er in europäischen Fachzeitschriften und er stellte auch Sammlungen für deutsche Museen zusammen. So umfassend hatte sich vorher noch niemand mit den Indianern beschäftigt. Zwar nahm er von ihrem früheren Leben nur noch einen Abglanz wahr, aber in den Reservaten lebten damals ja noch viele Menschen, die die alten Zeiten erlebt hatten, wie der berühmte Red Cloud , den Weygold gemalt und fotografiert hat. Dieser Häuptling und auch viele andere ältere Männer und Frauen werden ihm bestimmt noch so manches erzählt haben, was dann in seine Arbeit eingeflossen ist.
1908 verlegte Weygold seinen Wohnsitz nach Louisville in Kentucky, um seinen kranken Vater zu pflegen. 1909 – sein Vater war inzwischen verstorben – reiste er im Auftrag des Museums für Völkerkunde zu Hamburg nach Süd-Dakota zu den Oglala und machte dort viele Aufnahmen. Das Ergebnis dieser Arbeit war ein Fotoband, den er zusammen mit Wolfgang Haberland , einem Völkerkundler und Archäologen, veröffentlichte. Ein Kritiker spricht von natürlichen Fotos, die nicht «die gestellte Theatralik der Curtis-Bilder» hätten. — Weygold hat auch noch bei mehreren anderen Büchern mitgewirkt, die er illustriert, mit Buchschmuck versehen und zu denen er die Anmerkungen geschrieben hat.
In Louisville, das er bis zu seinem Tode als Wohnsitz beibehalten sollte, hat Weygold in seinem Atelier neben vielen Ölbildern auch schöne, detailgetreue Aquarelle von indianischen Gebrauchsgegenständen geschaffen. Daneben hat er die draußen bei «seinen» Indianern festgehaltenen Beobachtungen in Notizbüchern wie Skizzen usw. ausgewertet und bearbeitet und — Mit dem amerikanischen Dichter und Historiker Stanley Vestal hat er jahrzehntelang korrespondiert. Der Schriftwechsel ist in Original-Manuskripten in der Universität von Oklahoma einzusehen. Einige Jahre vor seinem Tod hat Weygold eine Reihe von Bildern — darunter den Red Cloud — dem Speed Art Museum in Louisville vermacht. Wenn ihn nicht Krankheiten daran gehindert haben, so wird er wohl bis zuletzt gearbeitet haben; jedenfalls hat er noch 1940 Texte für seine Bilder in einem Ausstellungskatalog geschrieben ...
Epilog
«Dieser Mensch hat mit seiner Arbeit für die Kenntnis des Menschen vom Menschen sehr viel getan. Seine Forschungsergebnisse, die er unter verschiedenen indianischen Volksgruppen gewann, werden als einzigartig für die Wissenschaft der Völkerkunde angesehen. Dazu hat er auch noch als Künstler das indianische Volksleben dargestellt.— Dieser Mensch ist sehr einfühlsam gewesen, was schon ein einziges Initial in dem von ihm illustrierten Büchern beweist und das damit für seine ganze Arbeit angenommen werden kann. Die Indianer wollte er nur verstehen, nicht bekehren. Er ist <produktiv orientiert> gewesen.— Dieser Mensch, Frederick Weygold, starb am 13.August 1941 in Louisville im Bundesstaat Kentucky der Vereinigten Staaten von Amerika.»
Literatur
- Frederick Weygold: Das indianische Lederzelt im Königlischen Museum für Völkerkunde zu Berlin, Verlag Vieweg, Braunschweig 1903
- Charles A. Eastman: Ohijesa Jugenderinnerungen eines Sioux-Indianers Buchschmuck und Anmerkungen von Frederick Weygold, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1976
- Wolfgang Haberland, Frederick Weygold: Ich, Dakota – Pine Ridge Reservation, 1909, Verlag Dietrich Reimer, Berlin 1986
- Charles A. Eastman: Indianergeschichten aus alter Zeit, Illustrationen Frederick Weygold, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1996