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„Martin Hilti“ – Versionsunterschied

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'''Martin Hilti''' (* [[8. Mai]] [[1915]] in [[Schaan]]; † [[19. August]] [[1997]] ebenda) war ein [[liechtenstein]]ischer [[Unternehmer]] und [[Nationalsozialist]].
'''<big>Martin Hilti</big>''' (* [[8. Mai]] [[1915]] in [[Schaan]]; † [[19. August]] [[1997]] ebenda) war ein [[liechtenstein]]ischer [[Unternehmer]] und [[Nationalsozialist]].


Hilti besuchte von 1926 bis 1930 die [[Stella Matutina (Jesuitenkolleg)|Stella Matutina]], ein Privatgymnasium des [[Jesuiten]]ordens in [[Feldkirch]]. Anschließend war er Schüler am technischen Zweig des [[Kollegium Schwyz]]. 1933 nahm er ein Studium der [[Mathematik]] und [[Geodäsie]] an der [[Technische Universität Graz|Technischen Hochschule Graz]] auf.
Hilti besuchte von 1926 bis 1930 die [[Stella Matutina (Jesuitenkolleg)|Stella Matutina]], ein Privatgymnasium des [[Jesuiten]]ordens in [[Feldkirch]]. Anschließend war er Schüler am technischen Zweig des [[Kollegium Schwyz]]. 1933 nahm er ein Studium der [[Mathematik]] und [[Geodäsie]] an der [[Technische Universität Graz|Technischen Hochschule Graz]] auf.
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Hilti war Funktionär der [[Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein|Volksdeutschen Bewegung in Liechtenstein]] (VDBL) und ein Verehrer von [[Julius Streicher]]. Hilti war verantwortlicher [[Redakteur|Schriftleiter]] des Kampfblattes der VDBL namens ''Umbruch''.<ref name=Ruault>Franco Ruault: Tödliche Maskeraden. Julius Streicher und die "Lösung der Judenfrage" Peter Lang, Frankfurt, M. u.a. 2009.</ref>
Hilti war Funktionär der [[Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein|Volksdeutschen Bewegung in Liechtenstein]] (VDBL) und ein Verehrer von [[Julius Streicher]]. Hilti war verantwortlicher [[Redakteur|Schriftleiter]] des Kampfblattes der VDBL namens ''Umbruch''.<ref name=Ruault>Franco Ruault: Tödliche Maskeraden. Julius Streicher und die "Lösung der Judenfrage" Peter Lang, Frankfurt, M. u.a. 2009.</ref>


===Parteizeitung "Der Umbruch"===
1941 gründete er zusammen mit seinem Bruder [[Eugen Hilti|Eugen]] das Unternehmen der Befestigungstechnik [[Hilti]].

"Der Umbruch" erschien ab 1940 als Kampfblatt und Parteizeitung der nationalsozialistischen „Volksdeutschen Bewegung in Liechtenstein“. Das Blatt lehnte sich in Aufmachung und Ton an das nationalsozialistische Hetzblatt „Der Stürmer“ von Julius Streicher an. Die Hetze gegen Juden war ein wesentlicher Inhalt des von Dipl. Ing. Martin Hilti als verantwortlicher Schriftleiter herausgegebenen Blattes. Seine Mitarbeiter waren Dr. Alfons Goop, Dr. Sepp Ritter und Dr. Hermann Walser.

Zum Standardrepertoire des „Umbruch“ gehörten regelmäßige Diffamierungen der in Liechtenstein lebenden Juden. Darin tat sich insbesondere der Schriftleiter Martin Hilti hervor.

Einer der Spionagevorwürfe im Umbruch betraf Paul Wollenberger, aus Schaan. Freilich konnte der Umbruch keinerlei Beweise vorlegen und eine Untersuchung des Sicherheitskorps verlief ergebnislos.
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===Maschinenbau Hilti OHG===

Nach Zusagen der Maybach-Motorenbau GmbH, dem Hauptproduzenten von Panzermotoren, der Robert Bosch GmbH, der Klöckner Humboldt Deutz AG und der Zahnradfabrik Friedrichshafen gründete Hilti 1941 zusammen mit seinem Bruder [[Eugen Hilti|Eugen]] die Maschinenbau Hilti OHG (später das Unternehmen der Befestigungstechnik [[Hilti]]. Das Unternehmen bearbeitete Rohmaterialien und lieferte z. B. Zündkerzenkörper, Mikrometerspindeln, Lenkvorrichtungen. Obwohl die Teile insbesondere für das »Adolf-Hitler-Panzerprogramm« dienten, behauptete die liechtensteinische Regierung gegenüber den Westalliierten, es handle sich um »blockadefreie Autobestandteile«.<ref> http://www.unverkaeuflich.org/fileadmin/dokumente/Aktuell/13.10.2008__Dunkle_Geschaefte___Tageszeitung_junge_Welt__.pdf</ref><ref>http://www.nzz.ch/2006/04/01/pl/articlednxi6_1.22512.html</ref><ref>Peter Geiger, Arthur Brunhart, David Bankier, Dan Michman, Carlo Moos, Erika Weinzierl. Fragen zu Liechtenstein in der NS-Zeit und im Zweiten Weltkrieg: Flüchtlinge, Vermögenswerte, Kunst, Rüstungsproduktion. Schlussbericht der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg. Vaduz: Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, 2005. 302 S. ISBN 978-3-0340-0806-8</ref>

===Vor Strafe bewahrt===

Nur ein einziger der einheimischen Nazis Liechtensteins, der Sekundarlehrer Alfons Goop, Führer der «Volksdeutschen Bewegung» und Spitzel der Nazis, wurde zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Sein Cousin, der Chronist Adulf Peter Goop, meint dazu, Alfons habe die gesamte Verantwortung übernommen und damit ein paar andere - unter ihnen auch Martin Hilti - vor Strafe bewahrt. Die Gemeinschaft habe ihn später rehabilitiert und mit dem gut besoldeten Posten des Gewerbesekretärs versorgt. Derweil konnte Martin Hilti, ehemals Funktionär der Volksdeutschen Bewegung und Redaktor der antisemitischen Zeitung «Der Umbruch», nach dem Krieg einen in Befestigungstechnik mittlerweile weltweit führenden Konzern aufbauen. Im Krieg hatte er als Freiwilliger der Waffen-SS abseits der Front gedient. Hiltis Privatvermögen wird heute auf 1,8 Milliarden Franken geschätzt. Als «Wiedergutmachung», so Hiltis Aussage in einem Interview mit der «Sonntags-Zeitung», habe er Israel im Sechstagekrieg mit 15 000 Franken unterstützt.<ref>http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/58a23e51-543b-40e4-97ee-ff788f8cbe2e.aspx</ref>



== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 8. November 2011, 09:15 Uhr

Martin Hilti (* 8. Mai 1915 in Schaan; † 19. August 1997 ebenda) war ein liechtensteinischer Unternehmer und Nationalsozialist.

Hilti besuchte von 1926 bis 1930 die Stella Matutina, ein Privatgymnasium des Jesuitenordens in Feldkirch. Anschließend war er Schüler am technischen Zweig des Kollegium Schwyz. 1933 nahm er ein Studium der Mathematik und Geodäsie an der Technischen Hochschule Graz auf.

Hilti war Funktionär der Volksdeutschen Bewegung in Liechtenstein (VDBL) und ein Verehrer von Julius Streicher. Hilti war verantwortlicher Schriftleiter des Kampfblattes der VDBL namens Umbruch.[1]

Parteizeitung "Der Umbruch"

"Der Umbruch" erschien ab 1940 als Kampfblatt und Parteizeitung der nationalsozialistischen „Volksdeutschen Bewegung in Liechtenstein“. Das Blatt lehnte sich in Aufmachung und Ton an das nationalsozialistische Hetzblatt „Der Stürmer“ von Julius Streicher an. Die Hetze gegen Juden war ein wesentlicher Inhalt des von Dipl. Ing. Martin Hilti als verantwortlicher Schriftleiter herausgegebenen Blattes. Seine Mitarbeiter waren Dr. Alfons Goop, Dr. Sepp Ritter und Dr. Hermann Walser.

Zum Standardrepertoire des „Umbruch“ gehörten regelmäßige Diffamierungen der in Liechtenstein lebenden Juden. Darin tat sich insbesondere der Schriftleiter Martin Hilti hervor.

Einer der Spionagevorwürfe im Umbruch betraf Paul Wollenberger, aus Schaan. Freilich konnte der Umbruch keinerlei Beweise vorlegen und eine Untersuchung des Sicherheitskorps verlief ergebnislos. [2]

Maschinenbau Hilti OHG

Nach Zusagen der Maybach-Motorenbau GmbH, dem Hauptproduzenten von Panzermotoren, der Robert Bosch GmbH, der Klöckner Humboldt Deutz AG und der Zahnradfabrik Friedrichshafen gründete Hilti 1941 zusammen mit seinem Bruder Eugen die Maschinenbau Hilti OHG (später das Unternehmen der Befestigungstechnik Hilti. Das Unternehmen bearbeitete Rohmaterialien und lieferte z. B. Zündkerzenkörper, Mikrometerspindeln, Lenkvorrichtungen. Obwohl die Teile insbesondere für das »Adolf-Hitler-Panzerprogramm« dienten, behauptete die liechtensteinische Regierung gegenüber den Westalliierten, es handle sich um »blockadefreie Autobestandteile«.[3][4][5]

Vor Strafe bewahrt

Nur ein einziger der einheimischen Nazis Liechtensteins, der Sekundarlehrer Alfons Goop, Führer der «Volksdeutschen Bewegung» und Spitzel der Nazis, wurde zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Sein Cousin, der Chronist Adulf Peter Goop, meint dazu, Alfons habe die gesamte Verantwortung übernommen und damit ein paar andere - unter ihnen auch Martin Hilti - vor Strafe bewahrt. Die Gemeinschaft habe ihn später rehabilitiert und mit dem gut besoldeten Posten des Gewerbesekretärs versorgt. Derweil konnte Martin Hilti, ehemals Funktionär der Volksdeutschen Bewegung und Redaktor der antisemitischen Zeitung «Der Umbruch», nach dem Krieg einen in Befestigungstechnik mittlerweile weltweit führenden Konzern aufbauen. Im Krieg hatte er als Freiwilliger der Waffen-SS abseits der Front gedient. Hiltis Privatvermögen wird heute auf 1,8 Milliarden Franken geschätzt. Als «Wiedergutmachung», so Hiltis Aussage in einem Interview mit der «Sonntags-Zeitung», habe er Israel im Sechstagekrieg mit 15 000 Franken unterstützt.[6]


Einzelnachweise

  1. Franco Ruault: Tödliche Maskeraden. Julius Streicher und die "Lösung der Judenfrage" Peter Lang, Frankfurt, M. u.a. 2009.
  2. http://www.kmh.li/cms/upload/presse/Zuflucht_auf_Raten-Texte.pdf
  3. http://www.unverkaeuflich.org/fileadmin/dokumente/Aktuell/13.10.2008__Dunkle_Geschaefte___Tageszeitung_junge_Welt__.pdf
  4. http://www.nzz.ch/2006/04/01/pl/articlednxi6_1.22512.html
  5. Peter Geiger, Arthur Brunhart, David Bankier, Dan Michman, Carlo Moos, Erika Weinzierl. Fragen zu Liechtenstein in der NS-Zeit und im Zweiten Weltkrieg: Flüchtlinge, Vermögenswerte, Kunst, Rüstungsproduktion. Schlussbericht der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg. Vaduz: Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, 2005. 302 S. ISBN 978-3-0340-0806-8
  6. http://www.nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afd0-277884b93470/showarticle/58a23e51-543b-40e4-97ee-ff788f8cbe2e.aspx