„Angrivarier“ – Versionsunterschied
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Nach Auflösung des cheruskischen Bundes erweiterten sie ihre Grenzen südwärts und entrissen unter Kaiser [[Nerva]] mit den [[Chamaven]] den [[Brukterer|Brukterern]] die Gegend nördlich der [[Lippe (Fluss)|Lippe]] und an der Quelle der [[Ems]]. Später breiteten sie sich noch weiter nach Süden und Westen aus, schlossen sich unter dem auch auf das Land (Angaria, Engern) übergegangenen Namen der Angrivarier oder Engern dem [[Sachsenbund]] an und bildeten deren mittleren Teil.<ref name = "Meyer582"/> |
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[[Widukind von Corvey]] berichtet, dass der [[Sachsen (Volk)|sächsische]] Stamm in drei große Teilstämme aufgeteilt war, nämlich die Westfalen, die Ostsachsen (Ostfalen) und die Engern. Diese Dreiteilung wird dadurch bestätigt, dass in den [[Sachsenkriege (Karl der Große)|Sachsenkriegen]], nach den Reichsannalen, die Teilstämme unter ihrem jeweiligen Heerführer separate Vereinbarungen trafen. Im Jahr 775 unterwarfen sich die Engern im Raum [[Bückeburg]] mit ihrem Anführer Bruno nach einer Niederlage [[Karl der Große|Karl dem Großen]] und nahmen das [[Christentum]] an.<ref name = Besch>Werner Besch (Hrsg.): ''Sprachgeschichte − ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung'', Verlag Walter de Gruyter, Berlin und New York 2000, ISBN 3-11-015882-5</ref> |
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== Die Landschaft Engern == |
== Die Landschaft Engern == |
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Version vom 6. Juli 2011, 22:24 Uhr
| Die Provinz Engern (Angaria) | |
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| Die Lage der Provinz Engern im Herzogtum Sachsen um 1000
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Die Angrivarier (auch Angrevarier, Angarier, Engern, lateinisch: Angrivarii, griechisch: οι Αγγριουάριοι) waren ein germanisches Volk, das an der Weser, vornehmlich auf dem rechten Ufer, vom Zufluss der Aller bis zum Steinhuder Meer, wohnte und nördlich an die Chauken, südlich an die Cherusker[1], südöstlich an die Dulgubnier und westlich an die Ampsivarier grenzte.
Geschichte der Angrivarier
Als Germanicus 16 n. Chr. gegen die Cherusker vorrückte, erregten die Angrivarier in seinem Rücken einen Aufstand, wurden aber durch Stertinius bald zur Ruhe gebracht und blieben seitdem den Römern ergeben.
Nach Auflösung des cheruskischen Bundes erweiterten sie ihre Grenzen südwärts und entrissen unter Kaiser Nerva mit den Chamaven den Brukterern die Gegend nördlich der Lippe und an der Quelle der Ems. Später breiteten sie sich noch weiter nach Süden und Westen aus, schlossen sich unter dem auch auf das Land (Angaria, Engern) übergegangenen Namen der Angrivarier oder Engern dem Sachsenbund an und bildeten deren mittleren Teil.[1]
Widukind von Corvey berichtet, dass der sächsische Stamm in drei große Teilstämme aufgeteilt war, nämlich die Westfalen, die Ostsachsen (Ostfalen) und die Engern. Diese Dreiteilung wird dadurch bestätigt, dass in den Sachsenkriegen, nach den Reichsannalen, die Teilstämme unter ihrem jeweiligen Heerführer separate Vereinbarungen trafen. Im Jahr 775 unterwarfen sich die Engern im Raum Bückeburg mit ihrem Anführer Bruno nach einer Niederlage Karl dem Großen und nahmen das Christentum an.[2]
Die Landschaft Engern
Aus dem Siedlungsgebiet der Angrivarier (deutsch Engern) formte sich im Mittelalter die Provinz Angaria (deutsch: Engern), eine der drei großen Provinzen im Stammesherzogtum Sachsen, neben Westfalen und Ostfalen.
Die Provinz Engern war der zentrale, beiderseits der Weser gelegene Teil des Herzogtums. Die Provinz lag zwischen Westfalen im Westen und grenzte im Osten an Ostfalen. Es umfasste in etwa das gesamte Einzugsgebiet der Weser ab der Vereinigung von Werra und Fulda, abzüglich Aller und Leine (oberhalb ihres Zusammenflusses) im Osten. Im nördlichen Westen war die Hunte Grenzfluss.[3]
Herzogtum Engern
Im Jahr 1180 wurden während des Reichstages von Gelnhausen, nach der Achtserklärung gegen Heinrich dem Löwen durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa wegen Verweigerung der Heeresfolge nach Italien, die Herzogtümer Westphalen und Engern geteilt. Das Bistum Paderborn und jene Teile, die im Bereich des Erzbistums Köln lagen, wurden dabei zu einem neuen Herzogtum zusammengefasst und unterstanden zunächst dem Erzbistum Köln. Der andere Teil kam als Herzogtum Westphalen und Engern an den Askanier Bernhard III.
Die Bezeichnung „Engern“ wurde bis 1806 im Titel des Herrschers des jüngeren Herzogtums Sachsen („Herzog von Sachsen, Engern und Westfalen“) geführt, siehe Geschichte Sachsens. Mit der Übernahme Westphalens 1815 kam die Titulatur „Westfalen und Engern“ an den preußischen König Friedrich Wilhelm III.
Der Gau Engern, der in der sächsischen Provinz Westfalen lag, ist mit der Provinz historisch verbunden, jedoch nicht mit ihr identisch.[4]
Der Name Engern hat sich als Name des Mittelteils des Herzogtums Sachsen nur bis in das ausgehende Mittelalter erhalten.[1] Auch könnte der Name der Stadt Enger damit in Verbindung stehen, wenn auch einiges gegen diese Vermutung spricht.[5]
Land Engern
In seinem 17-Länder-Modell hat Werner Rutz 1995 die Errichtung eines Engern genannten Landes vorgeschlagen, das in der Hauptsache aus Ostwestfalen-Lippe und den östlich angrenzenden niedersächsischen Gemeinden bestehen sollte, also in etwa dem südlichen Teil des historischen Engern entspräche.
Siehe auch
Literatur
- Heinrich Beck, Dieter Geuenich und Heiko Steuer (Hrsg.): Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Bd. 26, Verlag Walter de Gruyter, Berlin und New York 2004, ISBN 3-11-017734-X
- Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe (Hrg.): Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, Bd. 48-50, Meyersche Hofbuchhandlung Verlag Max Staerke, Detmold 1995
- Leopold von Ledebur: Die Grenzen zwischen Engern und Westphalen, in: Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens, Paul Wigand (Hrsg.), Verlag der Schulzischen Buchhandlung, Hamm 1826
Weblinks
Karte vom mittelalterlichen Sachsen
Einzelnachweise
- ↑ a b c Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Bd. 1, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien 1888, Seite 582
- ↑ Werner Besch (Hrsg.): Sprachgeschichte − ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung, Verlag Walter de Gruyter, Berlin und New York 2000, ISBN 3-11-015882-5
- ↑ Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Bd. 5, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien 1888, Seite 628
- ↑ Leopold von Ledebur:Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staates, Bd. 13, Verlag Mittler, Berlin-Posen-Bromberg 1834, Seite 248
- ↑ Wilhelm Weitz: Vom sächsischen Volksführer Widukind und der Kultstätte Enger, Hrsg. Stadt Enger in Westfalen, Enger, Bielefeld 1938