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„Burgus Dunakömlőd“ – Versionsunterschied

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== Forschungs- und Baugeschichte ==
== Forschungs- und Baugeschichte ==
Die Anlage befindet sich heute wie der nördlicher gelegene [[Burgus Bölcske]] im Donaubett. Siegmund Szelle, ein engagierter früher Hobbyarchäologe, untersuchte 1879 bei Niedrigwasser die Baulichkeiten, die sich damals bereits „14&nbsp;m unter °“ befanden. Szelle ging davon aus, daß die Ursache dieser tiefen Lage in einer Senkung des Bodens und einer Verschiebung durch die Wasserkräfte zu suchen sei.<ref name="Jahresberichte_1896_741">Historische Gesellschaft zu Berlin (Hgr.): ''Jahresberichte der Geschichtswissenschaft, Bd 17.'' Mittler & Sohn, Berlin 1896. S.&nbsp;741.</ref> Der Forscher hinterließ zu seiner Untersuchung u.a. die Mitteilung, daß diese Baureste eine Ausdehnung von 100&nbsp;×&nbsp;55&nbsp;Meter besessen haben.<ref name="Visy_1988_114">Zsolt Visy: ''Der pannonische Limes in Ungarn''. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S.&nbsp;114.</ref> Mit dieser Größe entspricht die kleine Festung in ihren Ausmaßen ungefähr den anderen bekannten spätantiken Ländeburgi, die am ungarischen Donaulimes bekannt geworden sind. So dem südlicher gelegenen [[Burgus contra Florentiam]] (59&nbsp;×&nbsp;ca.&nbsp;85&nbsp;Meter). Dies läßt, neben weiteren Faktoren, klare Rückschüsse auf eine Erbauung im 4.&nbsp;Jahrhundert zu. Bis in die 1920er Jahre konnten Mauern des Ländeburgus bei niedrigem Wasserstand beobachtet werden.<ref name="Visy_1988_114">Zsolt Visy: ''Der pannonische Limes in Ungarn''. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S.&nbsp;114.</ref>
Die Anlage befindet sich heute wie der nördlicher gelegene [[Burgus Bölcske]] im Donaubett. Siegmund Szelle, ein engagierter früher Hobbyarchäologe, untersuchte 1879 bei Niedrigwasser die Baulichkeiten, die sich damals bereits „14&nbsp;m unter °“ befanden. Szelle ging davon aus, daß die Ursache dieser tiefen Lage in einer Senkung des Bodens und einer Verschiebung durch die Wasserkräfte zu suchen sei.<ref name="Jahresberichte_1896_741">Historische Gesellschaft zu Berlin (Hgr.): ''Jahresberichte der Geschichtswissenschaft, Bd 17.'' Mittler & Sohn, Berlin 1896. S.&nbsp;741.</ref> Der Forscher gab in seiner unter dem Namen ''Die Römerschanze in der Donau bei Paks'' veröffentlichten Untersuchung an, daß diese Baureste eine Ausdehnung von 100&nbsp;×&nbsp;55&nbsp;Meter besessen haben.<ref name="Visy_1988_114">Zsolt Visy: ''Der pannonische Limes in Ungarn''. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S.&nbsp;114.</ref> Mit dieser Größe entspricht die kleine Festung in ihren Ausmaßen ungefähr den anderen bekannten spätantiken Ländeburgi, die am ungarischen Donaulimes bekannt geworden sind. So dem südlicher gelegenen [[Burgus contra Florentiam]] (59&nbsp;×&nbsp;ca.&nbsp;85&nbsp;Meter). Dies läßt, neben weiteren Faktoren, klare Rückschüsse auf eine Erbauung im 4.&nbsp;Jahrhundert zu. Bis in die 1920er Jahre konnten Mauern des Ländeburgus bei niedrigem Wasserstand beobachtet werden.<ref name="Visy_1988_114">Zsolt Visy: ''Der pannonische Limes in Ungarn''. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S.&nbsp;114.</ref>


== Funde ==
== Funde ==

Version vom 17. März 2011, 15:58 Uhr

Dunakömlőd (Zádor–Imsós)
Alternativname Der antike Name ist unbekannt, die moderne Wortbildung Contra Lussonium umstritten.
Limes Pannonischer Limes
Abschnitt 6
Datierung (Belegung) 4. Jahrhundert n. Chr.
Typ Ländeburgus
Größe 100 × 55 m
Bauweise Stein
Erhaltungszustand Die Reste liegen in der Donau und sind nicht zugänglich.
Ort Dunakömlőd
Geographische Lage Koordinaten fehlen! Hilf mit. Vorlage:Infobox Limeskastell/Wartung/Breitengrad fehlthf
Vorhergehend Lussonium (nordwestlich)
Anschließend Alta Ripa (südlich)

Der Burgus Dunakömlőd, der auch unter den Namen Zádor–Imsós und Contra Lussonium bekannt geworden ist, war ein ehemaliges römisches Militärlager, das als spätantiker Ländeburgus die Überwachung eines Flußübergangs am pannonischen Donaulimes sicherte. Die Anlage wurde am Ostufer des Stromes auf einer Halbinsel im Barbaricum errichtet und befand sich schräg gegenüber des Kastells Lussonium, heute Dunakömlőd, im ungarischen Komitat Tolna.

Lage

Die antike topographische Situation ist heute vor Ort nur mehr sehr schwer zu erfahren, da sich der Donaulauf vollständig verändert hat. Bis in die 1840er Jahre floß der Strom in einem mächtigen, nach Norden ausgreifenden Bogen östlich des 1785 als Kimling wiedergegründeten Ortes Dunakömlőd vorbei. Dieser Bogen, dessen nördlichster Punkt als Krummung Imses[1] (Krümmung von Imsós) bekannt war, läßt sich anhand von Altwassern und Waldsäumen noch im Gelände erahnen. Der heutige Donaulauf hat die als Halbinsel Imsós bekannte Landzunge vollständig ausgespart. Von Nordosten kommend, fließt der Strom seit dem 19. Jahrhundert statt nach Nordwesten zur Krummung Imses direkt nach Westen und knickt dann nach Südwesten ab. Nahe dieses Knicks, an den das Nordende der Stadt Paks reicht, wurden die Reste des Burgus Dunakömlőd in der Donau entdeckt. Einst kam der Fluß in diesem Bereich nicht von Osten, sondern von Norden, von der Krummung Imses her. Und entsprechend lag der Ländeburgus nicht wie heute am Nordufer des Flusses, sondern an dessen Ostufer auf der Halbinsel Imsós. Nordwestlich des Burgus, auf der damaligen anderen Uferseite thronte möglicherweise bereits seit dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. auf einem hohen Lößberg das Kastell Lussonium. Beide rund 1,2 Kilometer voneinander entfernt liegende Militärplätze besaßen Sichtkontakt.

Die Wahl des Bauplatzes für den Ländeburgus war wohl überlegt, bestand doch in diesem Bereich seit prähistorischer Zeit ein wichtiger Donauübergang,[2] die Überfahrt Imsós. Mehrfach in der späteren ungarischen Geschichte setzten hier große Heere über. Besondere Berühmtheit erlange die Überfahrt der Revolutionstruppen des ungarischen Nationalhelden Ferenc Rákóczis 1705/1706. Nachdem die Truppen das Westufer erreicht hatten, verschanzten sie sich auf dem Areal des einstigen Kastells Lussonium.[3]

Name

Der in der Vergangenheit vielfach angenommene, rekonstruierte Name Contra Lussonium läßt sich durch die antiken Quellen nicht belegen. Bereits der Limesexperte Sándor Soproni hielt diese Namensrekonstruktion für weniger wahrscheinlich.[4] Insgesamt ist die Diskussion um verschiedene erhalten gebliebene bzw. rekonstruierte antike Namen entlang des ungarischen Donaulimes noch nicht abgeschlossen.[5]

Forschungs- und Baugeschichte

Die Anlage befindet sich heute wie der nördlicher gelegene Burgus Bölcske im Donaubett. Siegmund Szelle, ein engagierter früher Hobbyarchäologe, untersuchte 1879 bei Niedrigwasser die Baulichkeiten, die sich damals bereits „14 m unter °“ befanden. Szelle ging davon aus, daß die Ursache dieser tiefen Lage in einer Senkung des Bodens und einer Verschiebung durch die Wasserkräfte zu suchen sei.[6] Der Forscher gab in seiner unter dem Namen Die Römerschanze in der Donau bei Paks veröffentlichten Untersuchung an, daß diese Baureste eine Ausdehnung von 100 × 55 Meter besessen haben.[7] Mit dieser Größe entspricht die kleine Festung in ihren Ausmaßen ungefähr den anderen bekannten spätantiken Ländeburgi, die am ungarischen Donaulimes bekannt geworden sind. So dem südlicher gelegenen Burgus contra Florentiam (59 × ca. 85 Meter). Dies läßt, neben weiteren Faktoren, klare Rückschüsse auf eine Erbauung im 4. Jahrhundert zu. Bis in die 1920er Jahre konnten Mauern des Ländeburgus bei niedrigem Wasserstand beobachtet werden.[7]

Funde

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden im Bereich des Burgus von Fischern und Schiffern immer wieder Ziegelstempel aufgefunden,[6] darunter auch solche der OF ARN-Gruppe. Neben diesen Ziegelstempeln kamen auch Spolien älterer verbauter Inschriftensteine ans Licht.[7][8][9]

  • OF AR MAXENTI AR (5 Stücke),
  • CO MAXIMIN (1 Stück),
  • [F]L SENECIO ... (2 Stücke) und
  • AP LVPO ORD (1 Stück).

Außerdem fanden sich ein valentinianischer Stempel der in Vindobona (Wien) kasernierten Legio X Gemina (10. Legion, die Zwillinge):

  • [LEG X G MAG S]ATVRNINVS (1 Stück)

Stempel der OF ARN-Gruppe lassen sich in die Zeit der Herrschaft der Kaiser Constantius II. (337–361) und Valentinian I. (364–375) datieren. Da sich die Stempelabkürzungen AR, ARN bzw. ARAN einstweilen jedoch nicht eindeutig erklären lassen, bleiben die bisherigen Übersetzungsvorschläge spekulativ.[10] Möglich wäre Officinae auxiliares ripenses.[11] Nach Barnabás Lőrinc können die Ziegel des vorgenannten Maxentius der Zeit zwischen 351–354 n. Chr. zugeordnet werden.[9] Andere Forschungsergebnisse, welche die Ziegelstempel des Maxentius in den Provinzen Pannonia I und Valeria sowie im benachbarten Barbaricum analysierten, legen das Auftreten dieser Stempel entweder an das Ende der 50er Jahre des 4. Jahrhunderts oder in die letzten Jahre Valentinians I.

Ziegel des Fl(avius) Senecio sind aus anderen Festungen bisher nicht bekannt geworden. Der Archäologe Jenö Fitz nahm an, daß der aufgefundene eine spätrömischer Typ der Legio X Gemina der Privatziegelei eines Saturninus stammen könnte, aber diese Vermutung gilt als überholt.[9]

Der wohl als AP(parante) LVPO ORD(inario) zu lesende Stempel des Zenturios Lupus (nicht LVP(pian)O, wie häufig in der älteren Literatur zu lesen) tritt auch in Vergesellschaftung mit dem am Burgus Dunakömlőd bisher nicht aufgefundenen Stempel des Frigeridus dux auf,[12][13] was eine zeitliche Zuordnung möglich macht. Frigeridus besaß höchstwahrscheinlich zwischen 371–373/374 den militärischen Oberbefehl über die pannonische Provinz Valeria (Dux Valeriae ripensis),[14][15] zu der Dunakömlőd gehörte.

Denkmalschutz

Die Denkmäler Ungarns sind nach dem Gesetz Nr. LXIV aus dem Jahr 2001 durch den Eintrag in das Denkmalregister unter Schutz gestellt. Zuständig ist das Staatliche Amt für das Kulturelle Erbe (Kulturális Örökségvédelmi Hivatal; KÖH) in Budapest. Der Burgus Dunakeszi sowie alle anderen Limesanlagen gehören als archäologische Fundstätten nach § 3.1 zum national wertvollen Kulturgut. Alle Funde sind nach § 2.1 Staatseigentum, egal an welcher Stelle der Fundort liegt. Verstöße gegen die Ausfuhrregelungen gelten als Straftat bzw. Verbrechen und werden mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren bestraft.[16]

Siehe auch

Literatur

  • Jenő Fitz: Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976.
  • Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akademiai Kiado, Budapest 1978, ISBN 9630513072.
  • Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888.

Einzelnachweise

  1. Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S. 114. (Zeichnung)
  2. Zsolt Visy: The ripa Pannonica in Hungary. Akadémiai Kiadó, Budapest 2003. ISBN 9630579804. S. 95.
  3. Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S. 112–113.
  4. Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akademiai Kiado, Budapest 1978, ISBN 9630513072. S. 162.
  5. Z.B.: Péter Kovács: Discussio. (Zu: Ágnes Szabó, Endre Tóth (Hrsg.): Bölcske. Römische Inschriften und Funde.) In: Acta Archaeologica 55. Akadémiai Kiadó, Budapest 2004. S. 382.
  6. a b Historische Gesellschaft zu Berlin (Hgr.): Jahresberichte der Geschichtswissenschaft, Bd 17. Mittler & Sohn, Berlin 1896. S. 741.
  7. a b c Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S. 114.
  8. Jenö Fitz: Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976. S. 125.
  9. a b c Barnabás Lőrinc: A későrómai hídfőállások bélyeges téglái Valeriában. In: Attila Gaál (Hrsg.): Pannoniai kutatások. A Soproni Sándor emlékkonferencia előadásai (Bölcske, 1998. október 7.). Szekszárd 1999, S. 53–68.
  10. Ádám Szabó, Endre Tóth (Hrsg.): Bölcske. Römische Inschriften und Funde – In memoriam Sándor Soproni (1926-1995) Libelli archaeologici Ser. Nov. No. II. Ungarisches Nationalmuseum, Budapest 2003, ISBN 963-9046-83-9, S. 80.
  11. Übersetzung: „Verwaltung der Grenztruppen“ Nach Titus Kolník: Cifer-Pác – eine spätrömische Station im Quadenland? In: Jenő Fitz, Hrgs: Limes. Akten des XI. Internationalen Limeskongresses (Székesfehérvár, 30.8–6.9.1976). Akadémiai Kiadó. Budapest 1977. ISBN 963-05-1301-3. S. 187.
  12. Z.B..: Edit Thomas: Römische Villen in Pannonien. Beiträge zur pannonischen Siedlungsgeschichte. Verlag der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Budapest 1964. S. 226.
  13. Barnabás Lőrinc: A későrómai hídfőállások bélyeges téglái Valeriában. In: Attila Gaál (Hrsg.): Pannoniai kutatások. A Soproni Sándor emlékkonferencia előadásai (Bölcske, 1998. október 7.). Szekszárd 1999, Fußnote 12.
  14. Zsolt Mráv: Archäologische Forschungen 2000–2001 im Gebiet der spätrömischen Festung von Göd-Bócsaújtelep (Vorbericht) 2002. In: Communicationes archeologicae Hungariae 2003. Népművelési Propaganda Iroda. Budapest 2003, S. 101.
  15. Notitia Dignitatum, IN PARTIBUS OCCIDENTIS, XXXIII.
  16. Siehe hierzu: Kulturális Örökségvédelmi Hivatal.


Kategorie:Bodendenkmal Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Ungarn Kategorie:Befestigungsanlage (Römisches Reich)