„Ätiologie (Medizin)“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [ungesichtete Version] |
Hashar (Diskussion | Beiträge) K robot Ergänze: pl, no, nn, it |
|||
Zeile 20: | Zeile 20: | ||
==== Contributio (lateinisch ''die Förderung, der Beitrag'') ==== |
==== Contributio (lateinisch ''die Förderung, der Beitrag'') ==== |
||
Bei "contributio" gibt es immer noch einen starken Zusammenhang im Sinne einer Ursache-Folge-Beziehung, aber er ist nicht mehr so stark wie bei der vorherigen Kategorie. Generell gilt: Wenn Ereignis A eintrifft, dann trifft Ereignis B ''häufiger'' ein als sonst. Faktor A ''trägt'' also zum Zustand B ''bei''. |
Bei "contributio" gibt es immer noch einen starken Zusammenhang im Sinne einer Ursache-Folge-Beziehung, aber er ist nicht mehr so stark wie bei der vorherigen Kategorie. Generell gilt: Wenn Ereignis A eintrifft, dann trifft Ereignis B ''häufiger'' ein als sonst. Faktor A ''trägt'' also zum Zustand B ''bei''. |
||
*wieder ein raucherbezogendes Beispiel: Nicht jeder Raucher bekommt [[Lungenkrebs]], aber Raucher bekommen häufiger Lungenkrebs als |
*wieder ein raucherbezogendes Beispiel: Nicht jeder Raucher bekommt [[Lungenkrebs]], aber Raucher bekommen häufiger Lungenkrebs als Nichtraucher. Mit dem Rauchen aufzuhören bedeutet also, dass dies die Wahrscheinlichkeit an Lungenkrebs zu erkranken verringert. |
||
==== Correlatio (lateinisch ''die [[Korrelation]], der Zusammenhang'') ==== |
==== Correlatio (lateinisch ''die [[Korrelation]], der Zusammenhang'') ==== |
Version vom 1. August 2005, 15:36 Uhr
Die Ätiologie (griechisch αιτιολογία, von αιτία, ätía - die Ursache und λόγος, lógos - die Vernunft, der Grund) bezeichnet in der Antike in einigen philosophischen Schulen die Lehre von den Ursachen. Heute herrscht die medizinische Bedeutung des Begriffs vor.
Das Adjektiv ätiologisch bezeichnet dementsprechend:
- die Ätiologie betreffend
- ursächlich, begründend, kausal
Medizin
Der Begriff Ätiologie bezeichnet in der Medizin und besonders in der Epidemiologie:
- die Lehre von den Ursachen der Krankheiten
- die Gesamtheit der Faktoren, die zu einer gegebenen Krankheit geführt haben
Siehe auch Pathogenese, Pathologie.
Die drei "C" der Ätiologie
Es gibt drei grundlegende Methoden der Ätiologie, und jede kennt einen unterschiedlichen Grad der Gewissheit, mit der die Ursache einer Krankheit oder eines Leidens herausgefunden wird. Die Kenntnis der "drei C" kann auch dem Patienten dabei helfen, bei einer schwerwiegenden Diagnose nicht den Kopf zu verlieren, sondern rational sein Verhalten zu überdenken. Dies gilt vorallem bezüglich der Fragen "Was habe ich falsch gemacht?" oder "Bin ich schuld an meinem Leiden?".
Causa (lateinisch die Ursache)
Bei häufigeren und besser untersuchten medizinischen Phänomenen kann man nach kausalen Gründen einer Krankheit suchen. Das heißt, wenn Ereignis A eintrifft, dann muss auch Ereignis B zutreffen. Beispiele dafür sind etwa:
- beim Rauchen: Nikotinkonsum verringert immer den Durchmesser von Blutgefässen und verschlechtert damit unter anderem die Durchblutung des Körpergewebes. Das bedeutet, dass ein Ende des Nikotinkonsums immer eine verbesserte Durchblutung zur Folge hat.
Contributio (lateinisch die Förderung, der Beitrag)
Bei "contributio" gibt es immer noch einen starken Zusammenhang im Sinne einer Ursache-Folge-Beziehung, aber er ist nicht mehr so stark wie bei der vorherigen Kategorie. Generell gilt: Wenn Ereignis A eintrifft, dann trifft Ereignis B häufiger ein als sonst. Faktor A trägt also zum Zustand B bei.
- wieder ein raucherbezogendes Beispiel: Nicht jeder Raucher bekommt Lungenkrebs, aber Raucher bekommen häufiger Lungenkrebs als Nichtraucher. Mit dem Rauchen aufzuhören bedeutet also, dass dies die Wahrscheinlichkeit an Lungenkrebs zu erkranken verringert.
Correlatio (lateinisch die Korrelation, der Zusammenhang)
Die Korrelation wird bei sehr seltenen Krankheiten verwendet oder bei Krankheiten, die gar keine klaren bzw. erforschten Ursache-Folge-Beziehungen haben. Sobald etwa in einem Zeitungsbericht etwas von "Es wurde ... ein Zusammenhang gefunden zwischen Migräne und Herzproblemen" liest, sollte man an die Korrelation denken. Noch niemand konnte beschreiben oder belegen, wie und weshalb Migräne zu Herzproblemen oder Herzprobleme zu Migräne führen kann; sondern es wurde lediglich festgestellt, dass Personen mit Eigenschaft A häufig auch die Eigenschaft B besitzen und umgekehrt. Die Korrelation unterscheidet nicht zwischen Ursache und Folge.
- Beispiel: Japaner haben die höchste Lebenserwartung von allen Erdbewohnern. Dies heißt auf keinen Fall, dass man länger oder gesünder lebt, sobald man die japanische Staatsbürgerschaft besitzt oder in Japan wohnt. Dies bedeutet lediglich, dass der japanische Lebens- und Ernährungsstil offensichtlich die Gesundheit fördert, aber es muss noch herausgefunden werden, welche Eigenheiten der japanischen Lebensweise die Gesundheit verbessert.
- anderes Beispiel: Personen, die zwischen ihrem 20. und 50. Lebensjahr eine geistig/intellektuell herausfordernde Tätigkeit hatten, erkranken weniger häufig an Alzheimer. Dies ist die Tatsache auf der Correlatio-Ebene. Die interessante Frage lautet jetzt:
- Bricht die Alzheimersche Krankheit schon in der Jugendzeit aus und verhindert die Aufnahme einer geistig anspruchsvollen Tätigkeit, oder
- verhindert eine eine geistig anspruchsvolle Tätigkeit die Krankheit? englisch
In der Regel arbeitet die medizinische (und auch die naturwissenschaftliche) Forschung so, dass zuerst eine Korrelation (Correlatio) festgestellt wurde. Nach genaueren Untersuchungen kann man - oder auch nicht - herausfinden, ob es einen Ursache-Folge-Zusammenhang gibt (Contributio). Sehr oft ist es der letzte Schritt, einen kausalen Zusammenhang herauszufinden.
Hier [1] gibt es weitere englischsprachige Informationen und Beispiele, dies im Zusammenhang mit Lippenspalte- bzw. Hasenscharten-Krankheit (engl. "cleft lip").
Religion und Mythologie
In der Religion und Mythologie spricht man von einer Ätiologie, wenn eine Erzählung über Vorgänge der Vergangenheit den Zustand in der Gegenwart begründen soll. So ist etwa in der biblischen Schöpfungsgeschichte Gottes Ausruhen am siebten Tag eine Ätiologie für die Sabbatruhe. Entsprechende Ursprungslegenden gab es in der Antike zur Erklärung von Ortsnamen, eigentümlichen Gesteinsbildungen, Pflanzen, Tieren, lokalen Kulten u. ä. Derartige Erzählungen sammelte in hellenistischer Zeit der Dichter Kallimachos und stellte sie in seinen "Aitia" zusammen.
Die Erzählforschung kennt den Begriff der ätiologischen Sage oder Erklärungssage. Diese Erzählung soll etwas Unerklärliches deuten.