„Örtze“ – Versionsunterschied
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Version vom 28. Mai 2010, 13:08 Uhr
Örtze | ||
![]() Die Örtze bei Hermannsburg | ||
Daten | ||
Lage | Deutschland, (Niedersachsen) | |
Flusssystem | Weser | |
Abfluss über | Aller → Weser → Nordsee | |
Quelle | nördlich von Munster in der Großen Heide (Bundesforst Raubkammer) 53° 1′ 36″ N, 10° 5′ 1″ O | |
Quellhöhe | 86 m ü. NN | |
Mündung | in Aller südöstlich von WinsenKoordinaten: 52° 40′ 17″ N, 9° 55′ 54″ O 52° 40′ 17″ N, 9° 55′ 54″ O | |
Mündungshöhe | 30 m ü. NN | |
Höhenunterschied | 56 m | |
Sohlgefälle | Fehler im Ausdruck: Unerkanntes Wort „km“ | |
Länge | Längenangabe ist keine Zahl | |
Einzugsgebiet | 770 km² | |
Linke Nebenflüsse | Kleine Örtze, Schmarbeck und Sothrieth (münden als Landwehrbach in die Örtze), Weesener Bach, Angelbach | |
Rechte Nebenflüsse | Ilster, Wietze, Brunau, Brandenbach, Hasselbach, Mühlenbach | |
Kleinstädte | Munster | |
Gemeinden | Kreutzen, Poitzen, Müden, Hermannsburg, Oldendorf, Eversen und Wolthausen |
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Die Örtze ist ein Fluss in Niedersachsen, der nördlich von Munster in der Großen Heide (Bundesforst Raubkammer) entspringt und nach 62 Kilometern südöstlich von Winsen in die Aller mündet.
Ursprung und Lauf
Das Örtzetal ist ein sogenanntes Urstromtal. Es ist in der Saaleeiszeit vor ca. 230.000 bis 130.000 Jahren durch den Abfluss des Schmelzwassers entstanden und 20 bis 50 Meter tief in die Hochflächen der südlichen Lüneburger Heide eingeschnitten. Die obere Örtze hat in die Sanderflächen und den etwa 4 Kilometer breiten ebenen Talboden des geradlinigen Urstromtals ein eigenes, wesentlich kleineres Tal eingeschnitten.
Das Ursprungsgebiet der Örtze liegt mit mehreren Quellsümpfen auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Munster-Nord. Um Trübstoffe und Sedimente abzufangen, die bei Starkregen von den vegetationsarmen Panzerübungsflächen abgeschwemmt werden, wurden an der Örtze die vier hintereinander liegenden Munoseen angelegt und an der Ilster, dem eigentlichen Hauptquellast des Flusses, ein weiterer Stauteich. Die Örtze entwässert als größter Fluss der Südheide deren Mittelteil, zwischen der etwas längeren Böhme im Westen und der Ise im Osten. Sie hat ein relativ hohes Gefälle. In Flussmitte des Unterlaufs beträgt die Strömung etwa 0,71 Meter pro Sekunde, die Wassertiefe 0,5 m bis 2 m. Es handelt sich um einen so genannten sommerkalten Heidebach.
Die Örtze passiert die Orte Munster (bedeutendster Militärstandort Norddeutschlands), Kreutzen, Poitzen, Müden, Hermannsburg (bekannt geworden durch die Hermannsburger Mission), Oldendorf, Eversen und Wolthausen.
Die Nebenbäche der Örtze sind: Ilster, Kleine Örtze, Wietze, Schmarbeck und Sothrieth (münden zusammen als Landwehrbach in die Örtze), Brunau, Weesener Bach, Brandenbach, Hasselbach, Angelbach und Mühlenbach.
Hauptquellbach der Örtze ist die Ilster. Ihr Name erinnert an das größte Dorf, das dem Truppenübungsplatz Munster-Nord weichen musste. Größter Nebenfluss ist die Wietze, die zwischen Soltau und Munster entspringt und mit ihrem Nebenbach Aue die Örtze um gut 5 Kilometer an Länge übertrifft. Sie mündet bei Müden in die Örtze und gab dadurch dem Heideort seinen Namen. Die Kleine Örtze entspringt nördlich von Oerrel und mündet bei Kreutzen (Gemeinde Faßberg) in die Örtze. Ihr Oberlauf fungierte vor seiner Renaturierung als Entwässerungsgraben für das einstige, nun aufgeforstete Hochmoor in dem schmalen Tal (Naturschutzgebiet). [1] An den Quellflüssen des Landwehrbachs liegen der Heeresflugplatz Faßberg (nördlich der Schmarbeck) und zahlreiche frühere Kieselgur-Gruben (beidseits der Sothrieth).
Fauna und Flora
Da die Örtze von Ausbaumaßnahmen weitgehend verschont geblieben ist, blieb hier ein naturnaher Lebensraum erhalten. Die Wasserqualität hat durchgehend die Gewässergüteklasse II: mäßig belastet (betamesosaprob). [2] [3] Schwarzerlen, Kiefern und Fichten am Ufer sorgen für Schatten. Dadurch bleibt das Wasser auch im Sommer kühl und der Sauerstoffgehalt hoch. Die Örtze ist relativ nährstoffarm. Ihr Lauf ist teilweise mäandrierend und strukturreich und bietet mit einzelnen Steilufern, Vertiefungen, Kies- und Sandbänken Verstecke und Laichmöglichkeiten.
An Fischen und Tieren sind vorhanden: Aal (Anguilla anguilla) und Aalraupe oder Quappe (Lota lota), Äsche (Thymallus thymallus), Bachforelle (Salmo trutta forma fario), Brachsen oder Blei (Abramis brama), Elritze (Phoxinus phoxinus), Flussbarsch (Perca fluviatilis), Gründling oder Greßling (Gobio gobio), Hecht (Esox lucius), Mühlkoppe oder Groppe (Cottus gobio), Plötze oder Rotauge (Leuciscus rutilus), Rotfeder (Scardinius erytrophthalmus), Bachneunauge (Lampreta planeri). Auch der gefährdete und schützenswerte Fischotter und der Eisvogel leben hier. Seit 1766 ist in der Örtze der Lachsfang nachgewiesen. 1935 wurden hier die letzten Lachse gefangen. Seit 1982 wird mit neuem Lachsbesatz eine Wiederansiedlung versucht. Das Stauwehr in Wolthausen stellt ein Hindernis für die stromaufwärts ziehenden Fische dar. Vom 16. Jahrhundert bis 1960 trieb hier die Örtze das Wasserrad einer Getreidemühle, heute dagegen neben dem Wasserrad eine Turbine zur Stromerzeugung (Generator). Ein Fischweg (für wirbellose Kriechtiere geeignete Fischtreppe mit acht Stufen) ist in Planung.
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Örtzepark in Hermannsburg, regelmäßig im Frühjahr tritt die Örtze über die Ufer
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Örtzepark in Hermannsburg bei Normalwasserstand
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Das Wehr in Wolthausen
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Örtze im Fichtenwald bei Hermannsburg
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Überschwemmte Örtzewiesen
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Örtzewiesen bei Oldendorf
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Im sandigen und flachen Bett unmittelbar vor der Mündung in die Aller
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Mündung der Örtze, von links
Paddeln auf der Örtze

In der Zeit vom 16. Mai bis 14. Oktober, von 9 - 18 Uhr, ist auf der Örtze das Paddeln, unter Beachtung der Naturverträglichkeit, eingeschränkt zugelassen. Erlaubt sind ausschließlich Paddelboote (Kajak, Canadier, Kanu).[4] Die Örtze darf ab der Mühle in Müden bachabwärts genutzt werden. Ein- und Ausstiegsstellen sind in Müden, Baven, Hermannsburg, Oldendorf, Eversen, Wolthausen und Winsen.
Rezeption in der Literatur
Der Heimatdichter Hermann Löns widmete der Örtze ein Kapitel mit mehreren Seiten. Er schrieb unter anderem:
„An den Ufern der Örtze. Viele Flüsse und Flüßchen hat die Lüneburger Heide; ihr echtester Heidefluß aber ist die Örtze. Sie hat als Heidjerin keine Sehnsucht nach anderen Ländern; in der Heide kommt sie auf die Welt, in der Heide will sie enden. Sie ist so bescheiden, so klug und so still, wie ein richtiges Heidjerkind; es wäre ihr ein Leichtes, wenn sie ihren eigenen Weg ginge bis zum Meere, denn selbst in den trockensten Sommern hat sie Wasser genug, die Flüßchen und Bäche aus den Mooren, die Schmarbeck und Sotriet, Lutter und Wittbeck, Wietze und Brunau, lassen sie nicht verdursten. Aber ihr liegt nichts an der weiten Welt.“
Rieselwiesenwirtschaft
Bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden die Wiesen in der Talaue der Örtze nach dem Prinzip des Lüneburger Rückenbaus, auch Suderburger Rückenbau genannt, bewässert und durch die im Flusswasser gelösten Mineralien und organischen Substanzen gedüngt.
Zur Bewässerung der Bavener Rieselwiesen wurde in der Zeit von 1831 bis 1850 ein Kanal angelegt und 1854 in Betrieb genommen. Er begann bei Müden mit einem Ausleitungswehr. Weitere Wehre verteilten das Kanalwasser in die Rieselwiesen. Der Kanal diente auch der Hochwasserableitung.
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Übersichtskarte der Rieselwiesen zwischen Müden und Hermannsburg
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Ehemaliges Örtzewehr bei Müden, am Beginn des Kanals
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Inzwischen zugewachsener Örtzekanal zwischen Müden und Hermannsburg
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Ehemalige Auslassschleuse bei Hermannsburg/Baven
Flößerei
Geschichte
Die Flößerei auf der Örtze setzte wahrscheinlich im 17. Jahrhundert ein. Am 28. Februar 1677 untersuchte der fürstliche Floßmeister Johann Bastian Erhardt den Fluss auf eine mögliche Flößbarkeit für Holz aus den Waldgebieten Hassel, Lüß und Kalbsloh. Er gab dem „Hochedelgestrengen, Hochgebietenden Herrn Oberförster zu Wahrenholz“ folgenden Bericht:
„Die Örtze ist ein guth und schnell Wasser, welchen mehrenteils auf beiden Seiten hohe Ufer, daß darauf füglich, sowoll langk als kurz Holtz bis Stedden, wo selbst die Örtze in die Aller schießt, geflößt werden kann.“
Dieses Gutachten führte dazu, den Flößereibetrieb auf der Örtze einzurichten.
Die Flößerei auf der Örtze bekam im 19. Jahrhundert eine große Bedeutung für die Region. Die Floßfahrten nahmen von rund 600 im Jahr 1868 bis auf 1946 im Jahr 1874 zu, was den wirtschaftlichen Aufschwung der Gründerjahre widerspiegelt. Der Gebäude- und Schiffbau in Bremen, Bremerhaven und den Wesermarschen erzeugte die Nachfrage, das Angebot dagegen die im Zuge der Allmendeteilung Mitte des 19. Jahrhunderts in Privatbesitz und auf Realgemeinden übergegangenen großen Altholzflächen. Ab 1877 ging die Anzahl der Flöße auf der Örtze rapide zurück, zumal der Unterlauf versandete und zu seicht wurde. Ab 1912 kam die Flößerei zum Erliegen. Die 1910 gebaute Kleinbahn Celle-Soltau, Celle-Munster wurde zur Konkurrenz wie auch befestigte Straßen und neue Sägewerke in unmittelbarer Waldnähe.
Anzahl der Flöße von 1869 bis 1910 (aus den Akten des Kreisausschusses über die Flößbarkeit der Oertze)
Jahr | Anzahl Flöße | Jahr | Anzahl Flöße | Jahr | Anzahl Flöße | Jahr | Anzahl Flöße | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1869 | 1592 | |||||||||
1870 | 1262 | 1880 | 546 | 1890 | 182 | 1900 | 160 | |||
1871 | 1446 | 1881 | 522 | 1891 | 220 | 1901 | 135 | |||
1872 | 1733 | 1882 | 371 | 1892 | n.E. | 1902 | 134 | |||
1873 | 1788 | 1883 | 350 | 1893 | 148 | 1903 | 123 | |||
1874 | 1946 | 1884 | 286 | 1894 | 139 | 1904 | 51 | |||
1875 | 1476 | 1885 | 211 | 1895 | 145 | 1905 | 70 | |||
1876 | 1130 | 1886 | 257 | 1896 | 206 | 1906 | 61 | |||
1877 | 695 | 1887 | 207 | 1897 | 216 | 1907 | 17 | |||
1878 | 583 | 1888 | 255 | 1898 | 186 | 1908 | 31 | |||
1879 | 611 | 1889 | 232 | 1899 | 201 | 1909 | 22 | |||
1910 | 14 |
Technik

Die Örtze war aufgrund des Wasser speichernden sandigen Untergrundes von der Wietzemündung bei Müden bis zur Aller ganzjährig mit Flößen befahrbar. Diese 36 Flusskilometer konnten gebundene Flöße an einem Tag zurücklegen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es auf der Strecke von Müden bis Oldendorf 11 Bindestellen, wo das mit Pferdefuhrwerken hierher gebrachte Holz zu einem Floß zusammengebunden wurde. An der Aller wurden die Hölzer zu noch größeren Flößen eingebunden und zum Umschlagplatz in Bremen geflößt. Von dort wurde das Holz auch nach England, Holland, Frankreich oder Spanien verschifft.
Die Flöße waren 23 Meter lang und 3 Meter breit. Eine Besonderheit waren vorne angebrachte runde Weidenbügel, sogenannte Handregels, an denen sich der Flößer notfalls festhalten konnte. Eine Schiebestange (Schufstaken, Schufboom) zum Manövrieren wurde an einem Quergriff gegen die linke Schulter gepresst. Sie war vorne mit einer Spitze und einem Haken aus Eisen versehen.
Quellen
- ↑ NSG Tal der Kleinen Örtze mit Übersichtskarte
- ↑ Wasserqualität Örtze-Nord
- ↑ Wasserqualität Örtze-Süd
- ↑ Verordnung des Landkreises Celle zum Schutze von Heidebächen vom 18. März 2005
Literatur
- Jürgen Delfs: Die Flößerei auf Ise, Aller und Örtze, Gifhorn 1995, ISBN 3-929632-24-1