„Doppelbrechung“ – Versionsunterschied
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Auch isotrope Materialien können durch äußere Einflüsse, wie mechanische Spannung (Deformations- oder Spannungsdoppelbrechung), elektrische Felder (elektrische Doppelbrechung, [[Kerr-Effekt]]) oder magnetische Felder (magnetische Doppelbrechung, [[Cotton-Mouton-Effekt]], allgemein siehe [[Magnetooptik]]), doppelbrechend werden. Auch Flüssigkeiten mit hoher Zähigkeit können bei Strömung durch innere Reibung doppelbrechend wirken. |
Auch isotrope Materialien können durch äußere Einflüsse, wie mechanische Spannung (Deformations- oder Spannungsdoppelbrechung), elektrische Felder (elektrische Doppelbrechung, [[Kerr-Effekt]]) oder magnetische Felder (magnetische Doppelbrechung, [[Cotton-Mouton-Effekt]], allgemein siehe [[Magnetooptik]]), doppelbrechend werden. Auch Flüssigkeiten mit hoher Zähigkeit können bei Strömung durch innere Reibung doppelbrechend wirken. |
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Doppelbrechung tritt in solchen [[Kristall]]en auf, die optisch anisotrop sind. Dies bedeutet, dass sie verschiedene [[Brechzahl]]en für verschiedene [[Polarisation]]en und Richtungen des eingestrahlten Lichtes aufweisen. Dies lässt sich mit dem Brechzahl-Ellipsoid (auch [[Optische Indikatrix|Indikatrix]] genannt) darstellen. Dieses Ellipsoid kann ein Rotationsellipsoid, d. h. „optisch einachsig“, sein (z. B. bei tetragonalen Kristallen) oder drei verschiedene Hauptachsen besitzen (z. B. bei orthorhombischer Symmetrie). In diesem besonderen Fall, d. h. bei „optisch zweiachsigen“ Kristallen (biaxial), sind im Allgemeinen beide gebrochenen Strahlen „außerordentlich“ (elektrisches Feld, <math>\vec E</math>, und dielektrische Induktion, <math>\vec D</math>, haben nicht die gleiche Richtung, wobei der Ausbreitungsvektor, <math>\vec k</math>, senkrecht zu <math>\vec D</math> ist, nicht wie sonst üblich, zu <math>\vec E</math>, siehe Literatur). |
Doppelbrechung tritt in solchen [[Kristall]]en auf, die optisch anisotrop sind. Dies bedeutet, dass sie verschiedene [[Brechzahl]]en für verschiedene [[Polarisation]]en und Richtungen des eingestrahlten Lichtes aufweisen. Dies lässt sich mit dem Brechzahl-Ellipsoid (auch [[Optische Indikatrix|Indikatrix]] genannt) darstellen. Dieses Ellipsoid kann ein Rotationsellipsoid, d. h. „optisch einachsig“, sein (z. B. bei tetragonalen Kristallen) oder drei verschiedene Hauptachsen besitzen (z. B. bei orthorhombischer Symmetrie). In diesem besonderen Fall, d. h. bei „optisch zweiachsigen“ Kristallen (biaxial), sind im Allgemeinen beide gebrochenen Strahlen „außerordentlich“ (elektrisches Feld, <math>\vec E</math>, und dielektrische Induktion, <math>\vec D</math>, haben nicht die gleiche Richtung, wobei der Ausbreitungsvektor, <math>\vec k</math>, senkrecht zu <math>\vec D</math> ist, nicht wie sonst üblich, zu <math>\vec E</math>, siehe Literatur). |
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Die Achsen eines doppelbrechenden Kristalls sind nicht zu verwechseln mit der auch als ‚optisch‘ bezeichneten [[Optische Achse (Optik)|Symmetrieachse einer Optik]]. |
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== Ordentlicher und außerordentlicher Strahl == |
== Ordentlicher und außerordentlicher Strahl == |
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In optisch einachsigen Kristallen breitet sich der '''ordentliche Strahl''', dessen [[elektrisches Feld]] immer senkrecht zur |
In optisch einachsigen Kristallen breitet sich der '''ordentliche Strahl''', dessen [[elektrisches Feld]] immer senkrecht zur optischen Achse des Kristalls schwingt, wie in einem ''nicht'' doppelbrechenden Material aus, ist also [[Transversalwelle|transversal]] zur Ausbreitungsrichtung. Dagegen hat das elektrische Feld des '''außerordentlichen Strahls''', der senkrecht zum ordentlichen [[Polarisation|polarisiert]] ist, eine Komponente parallel zur Ausbreitungsrichtung. Beide Komponenten bzgl. der optischen Achse haben unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeiten, <math>v_{\|}</math> bzw. <math>v_{\perp}</math>, was dazu führt, dass der außerordentliche Strahl im Material bzgl. der Richtung des ordentlichen Strahls etwas geneigt ist. |
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Man kann zu den genannten Geschwindigkeiten [[Brechzahl]]en definieren: <math>n_\mathrm{ao}=c/v_{\|}</math>, <math>n_\mathrm{o}=c/v_{\perp}</math>, wobei ''c'' die Vakuum-Lichtgeschwindigkeit ist. Die Differenz der Brechzahlen <math>\Delta n=n_\mathrm{ao}-n_0</math> ist ein Maß für die Doppelbrechung, das Vorzeichen wird als ''optischer Charakter'' (oder optische Orientierung) bezeichnet. Für [[Kalkspat]] ist <math>\Delta n=-0{,}172</math>, man nennt ihn auch optisch negativ. |
Man kann zu den genannten Geschwindigkeiten [[Brechzahl]]en definieren: <math>n_\mathrm{ao}=c/v_{\|}</math>, <math>n_\mathrm{o}=c/v_{\perp}</math>, wobei ''c'' die Vakuum-Lichtgeschwindigkeit ist. Die Differenz der Brechzahlen <math>\Delta n=n_\mathrm{ao}-n_0</math> ist ein Maß für die Doppelbrechung, das Vorzeichen wird als ''optischer Charakter'' (oder optische Orientierung) bezeichnet. Für [[Kalkspat]] ist <math>\Delta n=-0{,}172</math>, man nennt ihn auch optisch negativ. |
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Version vom 29. April 2010, 12:49 Uhr

Als Doppelbrechung (engl. birefringence) wird in der Optik die Eigenschaft von nichtkubischen (optisch anisotropen) Materialien bezeichnet, ein Lichtbündel in zwei senkrecht zueinander polarisierte Teilbündel aufzuspalten (vgl. Brechung). Die Ursache dieses Effekts liegt in unterschiedlichen Brechzahlen (no und nao) in Abhängigkeit von der Ausbreitungsrichtung und Polarisation des Lichtes. Ein prominentes Beispiel für ein solches Material ist Calcit (Kalkspat, auch Doppelspat), an dem die Doppelbrechung 1669 von Erasmus Bartholin entdeckt wurde.

Auch isotrope Materialien können durch äußere Einflüsse, wie mechanische Spannung (Deformations- oder Spannungsdoppelbrechung), elektrische Felder (elektrische Doppelbrechung, Kerr-Effekt) oder magnetische Felder (magnetische Doppelbrechung, Cotton-Mouton-Effekt, allgemein siehe Magnetooptik), doppelbrechend werden. Auch Flüssigkeiten mit hoher Zähigkeit können bei Strömung durch innere Reibung doppelbrechend wirken.
Eng verwandt mit der Doppelbrechung ist der Dichroismus.
Physikalische Ursache für den Effekt

Doppelbrechung tritt in solchen Kristallen auf, die optisch anisotrop sind. Dies bedeutet, dass sie verschiedene Brechzahlen für verschiedene Polarisationen und Richtungen des eingestrahlten Lichtes aufweisen. Dies lässt sich mit dem Brechzahl-Ellipsoid (auch Indikatrix genannt) darstellen. Dieses Ellipsoid kann ein Rotationsellipsoid, d. h. „optisch einachsig“, sein (z. B. bei tetragonalen Kristallen) oder drei verschiedene Hauptachsen besitzen (z. B. bei orthorhombischer Symmetrie). In diesem besonderen Fall, d. h. bei „optisch zweiachsigen“ Kristallen (biaxial), sind im Allgemeinen beide gebrochenen Strahlen „außerordentlich“ (elektrisches Feld, , und dielektrische Induktion, , haben nicht die gleiche Richtung, wobei der Ausbreitungsvektor, , senkrecht zu ist, nicht wie sonst üblich, zu , siehe Literatur).
Die Achsen eines doppelbrechenden Kristalls sind nicht zu verwechseln mit der auch als ‚optisch‘ bezeichneten Symmetrieachse einer Optik.
Ordentlicher und außerordentlicher Strahl

In optisch einachsigen Kristallen breitet sich der ordentliche Strahl, dessen elektrisches Feld immer senkrecht zur optischen Achse des Kristalls schwingt, wie in einem nicht doppelbrechenden Material aus, ist also transversal zur Ausbreitungsrichtung. Dagegen hat das elektrische Feld des außerordentlichen Strahls, der senkrecht zum ordentlichen polarisiert ist, eine Komponente parallel zur Ausbreitungsrichtung. Beide Komponenten bzgl. der optischen Achse haben unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeiten, bzw. , was dazu führt, dass der außerordentliche Strahl im Material bzgl. der Richtung des ordentlichen Strahls etwas geneigt ist.
Man kann zu den genannten Geschwindigkeiten Brechzahlen definieren: , , wobei c die Vakuum-Lichtgeschwindigkeit ist. Die Differenz der Brechzahlen ist ein Maß für die Doppelbrechung, das Vorzeichen wird als optischer Charakter (oder optische Orientierung) bezeichnet. Für Kalkspat ist , man nennt ihn auch optisch negativ.
In einem positiven einachsigen Kristall, bei dem die Brechzahl des außerordentlichen Strahls größer der des ordentlichen Strahls ist (), bewegt sich der außerordentliche Strahl langsamer als der ordentliche Strahl. Dabei wird die schnelle Achse als die Richtung definiert, in der sich der schneller bewegende Strahl schwingt. Das heißt, in einem positiven einachsigen Kristall ist die „schnelle Achse“ (ordentlicher Strahl) senkrecht zu optischen Achse des Kristalls, während die „langsame Achse“ (außerordentlicher Strahl) mit der optischen Achse übereinstimmt. Für einen negativen einachsigen Kristalle stimmt die „schnelle Achse“ mit der optischen Achse überein.
Da es in optisch aktiven Substanzen unterschiedliche Brechzahlen für links- und rechts-zirkular polarisiertes Licht gibt, spricht man in diesem Fall auch von zirkularer Doppelbrechung.
Tabellen
Die beiden folgenden Tabellen auf der rechten Seite enthalten Daten gängiger uniaxialer bzw. biaxialer Systeme. 'D' ist die oben angegebene Differenz der Brechzahlen für den außerordentlichen () bzw. für den ordentlichen Strahl:
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Anwendung von doppelbrechenden Materialien
Doppelbrechende Materialien werden z. B. in Wellenplatten und Polarisatoren verwendet. Man kann aus unpolarisiertem Licht so linear polarisisertes Licht erzeugen. Zu den doppelbrechenden Polarisatoren zählen unter anderem das Nicolsche Prisma, das Glan-Thompson-Prisma oder das λ/4-Plättchen.
Doppelbrechung kann auch beim Spritzpressen von CDs auftreten.[2] Verursacht wird die Doppelbrechung durch mechanische Verspannungen innerhalb der Polycarbonat-Schicht, beispielsweise durch thermischen Belastung oder Scherbeanspruchung des Materials.
Nachweis doppelbrechender Materialien

Der Nachweis einer doppelbrechenden Substanz erfolgt z. B. über die Polarisationsmikroskopie. Bei Drehung der Probe zwischen gekreuzten Polarisationsfiltern ändert sich die Helligkeit bzw. die Farbe des doppelbrechenden Objektes, während optisch isotrope Materialien keine Veränderungen im Bild zeigen.
Siehe auch
Literatur
- Werner Döring: Einführung in die Theoretische Physik, Band III (Optik). Sammlung Göschen, Berlin 1957.
Weblinks
- Skript mit einem Abschnitt über Polarisationsoptik (PDF-Datei; 680 kB)
Einzelnachweise
- ↑ a b Glenn Elert: Refraction. In: The Physics Hypertextbook.
- ↑ R. Wimberger-Friedl: Analysis of the birefringence distributions in compact discs of polycarbonate. In: Polymer Engineering & Science. Band 30, Nr. 14, 1990, S. 813–820, doi:10.1002/pen.760301403.