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„Krummhörn“ – Versionsunterschied

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=== Gemeindegliederung ===
=== Gemeindegliederung ===
Die Gemeinde Krummhörn besteht aus neunzehn Ortschaften, die bis zur kommunalen [[Gebietsreform]] 1972 selbstständige Gemeinden bildeten.
Die Gemeinde Krummhörn besteht aus neunzehn Ortschaften, die bis zur kommunalen [[Gebietsreform]] 1972 selbstständige Gemeinden bildeten. Daneben gibt es noch kleinere Ortschaften mit nur wenigen Häusern, die aber vor 1972 keine eigenständigen Gemeinden waren. Dazu zählen Hauen, Middelstewehr und Schoonorth.


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Daneben gibt es noch kleinere Ortschaften mit nur wenigen Häusern, die aber vor 1972 keine eigenständigen Gemeinden waren. Dazu zählen Hauen, Middelstewehr und Schoonorth.


=== Nachbargemeinden ===
=== Nachbargemeinden ===

Version vom 20. Dezember 2009, 19:20 Uhr

Wappen Deutschlandkarte
Krummhörn
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Krummhörn hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 26′ N, 7° 5′ OKoordinaten: 53° 26′ N, 7° 5′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Aurich
Höhe: 0 m ü. NHN
Fläche: 159,21 km2
Einwohner: 11.384 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 72 Einwohner je km2
Postleitzahl: 26736
Vorwahlen: 04923, 04926, 04927
Kfz-Kennzeichen: AUR, NOR
Gemeindeschlüssel: 03 4 52 014
Gemeindegliederung: 19 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausstraße 1
26736 Krummhörn
Website: www.krummhoern.de
Bürgermeister: Johann Saathoff (SPD)
Lage der Gemeinde Krummhörn im Landkreis Aurich
KarteBaltrumJuistLandkreis WittmundLandkreis LeerMemmertNorderneyNordseeEmdenLandkreis FrieslandLandkreis LeerLandkreis WittmundAurichBerumburBerumburDornumGroßefehnGroßheideHageHagermarschHalbemondHinteIhlow (Ostfriesland)KrummhörnLeezdorfLütetsburgMarienhafeNorden (Ostfriesland)OsteelRechtsupwegSüdbrookmerlandUpgant-SchottUpgant-SchottWiesmoorWirdum
Karte
Datei:Pilsum leucht.jpg
Pilsumer Leuchtturm, ein Markenzeichen Ostfrieslands

Krummhörn ist eine Gemeinde in Ostfriesland und gehört politisch zum Landkreis Aurich in Niedersachsen. Umgangssprachlich wird die Gemeinde auch die Krummhörn genannt. Historisch-geografisch wird der gesamte Landstrich südwestlich einer (ungefähr) gedachten Linie GreetsielOldersum als Krummhörn bezeichnet – also das Gebiet der heutigen Kommunen Krummhörn, Hinte, Emden und Teile des Moormerlands. Die Bezeichnung Krummhörn stammt aus dem Plattdeutschen und bedeutet so viel wie krumme Ecke – ein Blick auf die Landkarte verdeutlicht, wieso: Der südwestliche Zipfel der ostfriesischen Halbinsel sticht darauf deutlich hervor und ragt – einer Nase oder eben Ecke gleich – in Richtung Südwesten.

Die 19 Dörfer umfassende Gemeinde hat knapp 13.000 Einwohner, die sich auf rund 159 Quadratkilometer verteilen. Die sich daraus ergebende Einwohnerdichte von ungefähr 80 pro Quadratkilometer ist selbst im innerostfriesischen Vergleich sehr niedrig. Ostfriesland allerdings ist mit rund 148 Einwohnern pro Quadratkilometern bereits dünner besiedelt als Niedersachen (etwa 168) und die Bundesrepublik Deutschland (zirka 230). Die Krummhörn ist geprägt von Landwirtschaft und Tourismus, wobei insbesondere der Fischer- und Sielort Greetsiel eine bedeutende Rolle spielt.

Geografie

Die Gemeinde liegt direkt am Trichter der Ems, die westlich der Krummhörn in die Nordsee mündet. Während am äußersten südlichen Teil des Krummhörner Küstenabschnittes das Fahrwasser der Ems entlangfließt, befindet sich in den nördlicheren Teilen des Küstenabschnitts das Wattenmeer, das als Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer unter Naturschutz steht und im Juni 2009 gemeinsam mit dem schleswig-holsteinischen und dem niederländischen Teil des Wattenmeeres von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde.[2] Nördlich der Krummhörn liegt die Leybucht.

Der Verwaltungssitz Pewsum liegt etwa zehn Kilometer nordwestlich der Stadt Emden und fünfzehn Kilometer südlich der Stadt Norden. Die Kreisstadt Aurich liegt ca. 26 Kilometer östlich.

Mit 159,2 Quadratkilometern ist die Krummhörn die zweitgrößte Kommune des Landkreises Aurich, bezogen auf die Fläche. Lediglich die Kreisstadt Aurich ist größer. Zudem ist die Krummhörn der Fläche nach die fünftgrößte Kommune Ostfrieslands.

Die Krummhörn ist von einer Vielzahl von Entwässerungsgräben und Kanälen durchzogen. Das Knockster Tief bildet über mehrere Kilometer die Grenze zur Stadt Emden. In das Knockster Tief fließen das Rysumer Tief, das Loquarder Tief, das Groothusener Tief (das zuvor das Campener Tief und das Hamswehrumer Tief aufnimmt), das Pewsumer Tief (das zuvor das Woltzetener Tief aufnimmt) und das Freepsumer Tief (das zuvor das Canumer Tief aufnimmt) sowie das Neue und das Alte Greetsieler Sieltief. Die Mündungen der beiden Greetsieler Tiefs liegen bereits auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Hinte. Das Alte Greetsieler Sieltief fließt von Greetsiel über Eilsum und Grimersum nach Loppersum und nimmt dabei auf Krummhörner Gemeindegebiet das Uttumer/Jennelter Tief sowie den Schoonorther Polderschloot auf. Das Neue Greetsieler Sieltief fließt von Greetsiel über Visquard nach Hinte und nimmt auf seinem Weg das Pilsumer/Hauener Tief und das Pewsumer Tief auf. Nahezu alle Krummhörner Dörfer sind also auf dem Kanalweg miteinander, mit der Gemeinde Hinte und letztlich mit der Seehafenstadt Emden verbunden. Über breitere Entwässerungsgräben sind zudem eine Vielzahl von Höfen mit den Tiefs verbunden, so dass sich ein enges Netz von Wasserwegen ergibt, das in der Vergangenheit die Hauptlast der Verkehrsströme trug und heute für den Bootstourismus genutzt wird.

Geologie

Hinweisschild auf den angeblich tiefsten Punkt Deutschlands

Das gesamte Gebiet der Gemeinde Krummhörn befindet sich in der Marsch, der Boden ist großteils sehr fruchtbar mit einer hohen Bodenwertzahl. Das Gemeindegebiet wird, da es nur unwesentlich über dem Meeresspiegel liegt, seewärts von Deichen geschützt.

Die Bodenverhältnisse in der Krummhörn sind stark differenziert, was dem unterschiedlichen Alter der Marschböden geschuldet ist. Die Altmarsch besteht hauptsächlich aus für den Ackerbau schlecht zu nutzenden, schweren Knickmarsch- und Seemarschübergangsböden. Sie werden vorwiegend für die primäre Weide- und Grünland-, also Milchwirtschaft genutzt. Die Jungmarschgebiete mit ihren sehr leichten und mittelschweren Seemarschböden erlauben sowohl Milch- als auch Ackerwirtschaft und bringen extrem hohe Erträge.[3] So nahm beispielsweise das Amt Greetsiel bei den Erträgen der typischen Marschfrüchte im Verhältnis zur Einwohnerzahl im Amt Greetsiel den Spitzenplatz in ganz Ostfriesland ein.[4]

Schöpfwerk von Greetsiel

Vor allem die Altmarsch liegt zum Teil erheblich unter dem Meeresspiegel, weil die abgelagerten Sedimente durch ihr Eigengewicht, durch Zersetzungsvorgänge des darunterliegenden Moorbodens und durch Entwässerungsmaßnahmen abgesackt sind.[5] Das trockengelegte frühere Freepsumer Meer galt mit 2,3 m unter NN lange Zeit als tiefster Punkt Deutschlands. Seit 1988 gilt jedoch eine Stelle (-3,54 m) in der Gemeinde Neuendorf-Sachsenbande in der Wilstermarsch in Schleswig-Holstein als tiefer liegend.

Das Binnenland muss, um bei anhaltendem Regen nicht unter Wasser zu stehen, entwässert werden. Dazu dienen unzählige kleine Gräben sowie kleinere und größere natürliche wie künstliche Kanäle (regional Tief genannt). Diese werden wiederum über zwei Schöpfwerke entwässert: Das eine befindet sich im Ortskern von Greetsiel, das andere, größere auf Emder Stadtgebiet an der Knock. Zuständig für die Entwässerung ist der I. Entwässerungsverband Emden mit Sitz in Pewsum.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde Krummhörn besteht aus neunzehn Ortschaften, die bis zur kommunalen Gebietsreform 1972 selbstständige Gemeinden bildeten. Daneben gibt es noch kleinere Ortschaften mit nur wenigen Häusern, die aber vor 1972 keine eigenständigen Gemeinden waren. Dazu zählen Hauen, Middelstewehr und Schoonorth.

Karte der Krummhörn

Zentrum der Gemeinde ist Pewsum, das mit 3.289 Einwohnern[6] der mit Abstand größte Ort ist: Dort wohnt recht genau ein Viertel der Krummhörner. Seit der Kommunalreform ist Pewsum sukzessive zum Hauptort ausgebaut worden. Die Einkaufsmöglichkeiten im Ortskern wurden durch ein größeres Gewerbegebiet ergänzt, in dem sich mehrere Supermärkte und Discounter angesiedelt haben. Auch Dienstleister wie Ärzte oder Rechtsanwälte sind vertreten. In Pewsum befinden sich zudem das Hallenbad der Gemeinde und mehrere Schulen bis zur Sekundarstufe I eines Gymnasiums. Der Nachfrage nach Baugrundstücken wurde durch eine entsprechende Baulandpolitik der Gemeinde nachgekommen. Der Ort ist zudem Verwaltungssitz und Verkehrsknotenpunkt der Gemeinde. Greetsiel (1.553 Einwohner) hat durch seine touristische Infrastruktur übergemeindliche Bedeutung und ist auch als Einkaufsort beliebt, wobei kleinere Geschäfte im alten Ortskern dominieren. Auch gastronomische Betriebe gibt es in Greetsiel in größerer Zahl. In Pewsum und Greetsiel befinden sich zudem Seniorenheime.

Die anderen 17 Dörfer sind im Vergleich zu den beiden Hauptorten deutlich kleiner. Die Orte verteilen sich über weite Teile des Gemeindegebiets. Entlang der Landesstraße 2 reihen sich die Dörfer Rysum, Loquard, Campen, Upleward, Hamswehrum und Groothusen wie an einer Perlenschnur auf. Der Abstand zwischen den Orten beträgt teils nur wenige Hundert Meter.

Hier angegeben sind die 19 Ortsteile (in Klammern die Einwohnerzahlen am 31. Dezember 2008):

Nachbargemeinden

Die Krummhörn grenzt im Norden an die Stadt Norden, im Nordosten an die Gemeinde Osteel und eine Exklave der Gemeinde Upgant-Schott sowie im Osten an die Gemeinde Wirdum (alle drei Samtgemeinde Brookmerland). Im Südosten grenzt die Krummhörn an die Gemeinde Hinte (alle Landkreis Aurich). Im Süden grenzt die Gemeinde an die kreisfreie Stadt Emden. Westlich und nordwestlich der Krummhörn liegen die Emsmündung und die Leybucht.

Am gegenüberliegenden Ufer der Emsmündung befindet sich die niederländische Küste zwischen der Stadt Delfzijl und Eemshaven.

Intensive Beziehungen bestehen zu Emden und Norden. Als Einkaufsorte, vor allem aber als Arbeitsorte, haben die beiden Städte eine hohe Bedeutung für die Gemeinde Krummhörn. Dies gilt insbesondere für die Stadt Emden.

Klima

Die Krummhörn liegt in der gemäßigten Klimazone. Das Gemeindegebiet steht hauptsächlich im direkten Einfluss der Nordsee. Im Sommer sind die Tagestemperaturen tiefer, im Winter häufig höher als im weiteren Inland. Das Klima ist insgesamt von der mitteleuropäischen Westwindzone geprägt.

Nach der effektiven Klimaklassifikation von Köppen befindet sich die Krummhörn in der Einteilung Cfb.

  • Klimazone C: Warm-Gemäßigtes Klima
  • Klimatyp Cf: Feucht-Gemäßigtes Klima
  • Klimauntertyp b: warme Sommer

Die nächstgelegene Wetterstation befindet sich in Emden (siehe dort für weitere Informationen).

Geschichte

Die Gemeinde Krummhörn ist relativ jung. Sie entstand am 1. Juli 1972 durch Zusammenschluss früher selbstständiger Gemeinden, welche heute die neunzehn Ortsteile der Gemeinde bilden.

Die auf einer Wurt errichtete Kirche von Woltzeten

Die Geschichte der Besiedelung der Region reicht jedoch weit zurück. Davon zeugen Funde aus der Steinzeit und der römischen Kaiserzeit. Zudem wurden die ersten Dörfer auf Wurten angelegt, also zu einer Zeit, als das Land noch nicht mit Deichen vor dem Meer geschützt war. Auch die Entwässerungsgräben, die so genannten Tiefs, folgen in der Krummhörn offenbar weitgehend natürlichen Ablaufrinnen und sind dementsprechend ungerade. Später angelegte Siedlungen in der Marsch zeichnen sich hingegen durch schnurgerade angelegte Tiefs aus. Besiedelt wurde zunächst der Bereich des ehemaligen Ufersaumes. Hier errichteten die Bewohner in urgeschichtlichen Zeiten Wurten an günstigen Stellen der noch unbedeichten Marsch. Damit konnten sie die fruchtbaren Kleiböden nutzen und hatten über – weit ins Landesinnere reichende – Priele zugleich Zugang zum Meer. Die meisten dieser Wurten wurden in der Völkerwanderungszeit aufgegeben. Ab dem 8. Jahrhundert fand eine Wiederbesiedelung der Region durch friesische Einwanderer statt, wovon zahlreiche Funde zeugen.[7] Dabei wurden teilweise die alten Wurten neu bebaut, teilweise neue errichtet. Die meisten dieser Wurten waren bäuerliche Siedlungen, die sich durch einen runden oder länglich-runden Wurtumriss auszeichnen.[8] Erstmals entstehen in dieser Zeit reine Handelssiedlungen auf Langwurten, sogenannte Wiksiedlungen,[9] so etwa in Grimersum, Groothusen und Emden. Während Emden sich aufgrund seiner Lage an der Ems zu einer Hafenstadt entwickeln konnten, verloren Grimersum und Groothusen ihre Bedeutung als Handelsorte nach dem Beginn des Deichbaus, der um das Jahr 1000 einsetzte. Im späten Mittelalter war der Deichbau weitgehend abgeschlossen und die historischen Meeresbuchten der Krummhörn, abgesehen von der Leybucht eingedeicht, so dass nun auch die Besiedelung außerhalb der Dorfwurten möglich war. In dieser Zeit entstanden erste Einzelgehöfte. Vor allem im Bereich der Leybucht wurden die Bemühungen um dauerhafte Landgewinnung immer wieder zurückgeworfen. Nach den Sturmfluten von 1374 und 1376 erreichte die Bucht mit einer Fläche von gut 129 km² ihre größte Ausdehnung und reichte von Greetsiel im Westen bis Marienhafe im Osten bzw. vom Rand der Stadt Norden bis nach Canhusen im Süden, wurde danach aber über die Jahrhunderte nach und nach eingedeicht, bis sie in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts ihre heutige Größe erreichte.

Burg Greetsiel, Stammsitz der Cirksena
Die Manningaburg in Pewsum im heutigen Zustand

Der fruchtbare Marschboden bildete die Grundlage für den bereits seit dem ausgehenden Mittelalter bestehenden großen Wohlstand der Bauernschaft in der Krummhörn. Vom 13. bis 14. Jahrhundert entstanden in fast jedem Ort der Krummhörn Häuptlingsburgen der reichsten Familien aus dem Bauernstand, deren Besitzer schon bald die Seeeräuberei der Vitalienbrüder unterstützten, bis eine Strafexpedition der Hanse diesem Unwesen ein Ende setzte, was mit der Zerstörung zahlreicher Burgen einherging. Als Macht- und Handelszentren in der Krummhörn entwickelten sich Greetsiel und Pewsum, in deren Umland die Häuptlingsfamilien Cirksena und Manninga über großen Landbesitz verfügten. Zudem waren beide Orte stärker gewerblich ausgerichtet als ihre landwirtschaftlich geprägten Umlandgemeinden.

So war die nördliche Krummhörn die Basis der Häuptlingsfamilie Cirksena, die ihren Stammsitz auf der Burg Greetsiel hatten, zur Herrschaftsbildung in Ostfriesland. Unter ihrer Regierung wurde Ostfriesland in elf Ämter eingeteilt, die Vorläufer der heutigen Landkreise. Aus den Kirchspielen entwickelten sich in den nächsten Jahren politische Gemeinden. Die nördliche und nordwestliche Hälfte der Krummhörn zählte fortan zum Amt Greetsiel, die südöstliche mit der ganz im Südosten den Eckpunkt der Krummhörn bildenden Stadt das Amt Emden. Dazwischen lag das kleine Amt Pewsum sowie die sich hieran nördlich bzw. südlich anschließenden Herrlichkeiten Jennelt und Rysum,[8] die 1807 dem Amt Pewsum zugeschlagen wurden.

1565 fiel auch Pewsum an die Cirksena, welche die dortige Manningaburg als Sommer- und Witwensitz nutzten. Im 17. und 18. Jahrhundert war die Gegend mehrfach Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Krummhörn mehrfach von auswärtigen Truppen besetzt. 1623 besetzten Truppen des protestantischen Heerführers Ernst von Mansfeld das Land, ihnen folgten 1637 die Hessen, die bis 1651 blieben. Auch während des Appell-Krieges fanden 1727 Auseinandersetzungen in der Krummhörn statt.

Im 19. Jahrhundert verlor die Krummhörn durch eine Auswanderungswelle nach Amerika einen erheblichen Teil seiner Bevölkerung.[10] Ein Grund dafür waren die sich durch jahrhundertelange Segregation gebildeten Schichten, die in der Krummhörn fast nur aus Ober- und Unterschicht bestanden. Eine Mittelschicht fehlte hingegen fast völlig.[11]

1859 wurden die Ämter Greetsiel und Pewsum vereinigt. Amtssitz für beide wurde die Burg in Pewsum. Bei der preußischen Gemeindereform 1885 wurden beide Ämter aufgelöst. Sie gehörten fortan zum Kreis Emden. 1899 wurde die Krummhörn über die Kreisbahn Emden–Pewsum–Greetsiel an das Bahnnetz angeschlossen. Die Kleinbahnstrecke wurde jedoch 1963 eingestellt.

Das Ende des ersten Weltkrieges führte zu einem politischen erwachen der Unterschicht. Auch wenn die Novemberrevolution in Ostfriesland hauptsächlich auf die Städte und auch hier nur auf eine Minderheit der Einwohner beschränkt war. In der ländlichen, eher konservativ ausgerichteten Bevölkerung Ostfrieslands konnten sich die Arbeiter- und Soldatenräte nicht etablieren, so lösten sie sich dort nach der Wahl zur Weimarer Nationalversammlung nach und nach auf.[12] In der Krummhörn jedoch organisierten sich die Arbeiter und gründeten erstmals einen Landarbeiterverband als Interessenvertretung. Dies führte zu einer noch tiefergehenden Spaltung der Gesellschaft auf der sich die konservativ wählenden Gutsbesitzer den sozialdemokratisch oder linksradikalerer wählenden Landarbeitern gegenüberstanden.

Während der Inflationszeit verschlechterte sich die wirtschaftlichen Lage der besitzenden Bauern erstmals erheblich. Sie hatte die Kapitalreserven der Bauern verzehrt. In der Folge schwand ihre Kreditwürdigkeit und notwendige Investitionen konnten nicht getätigt werden. Durch die Schwächung der allgemeinen Kaufkraft waren sie auch auf der Einnahmenseite hart getroffen. In dieser Situation sahen sie sich dann auch noch Lohnforderungen der Landarbeiter ausgesetzt, die im Jahre 1923 während der Erntezeit streikten. Dabei kam es in der Krummhörn auch zu Handgreiflichkeiten gegenüber den Bauern. Diese setzten als Gegenreaktion Streikbrecher ein.[13]

Während industrialisiertere Regionen und Städte erst später von der Weltwirtschaftskrise getroffen wurden, ergriff diese das landwirtschaftlich geprägte Ostfriesland und die Krummhörn jedoch. Ab 1924 kam es zu einem starken Preisverfall bei Agrarprodukten um bis zu 40 Prozent.[14] Dennoch lagen die Stimmenanteile der NSDAP in der Krummhörn im niedersächsischen Durchschnitt.[15] An wenigen Orten, etwa Hamswehrum dominierte gar das linke Spektrum aus SPD und KPD, insbesondere 1932 und 1933 mit Werten um 60 %

Erst mit dem Abklingen der Weltwirtschaftskrise ab 1932 und nach der Nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 verbesserte sich die wirtschaftliche Lage. Die Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten war auf Autarkie ausgerichtet und förderte insbesondere die Landwirtschaft. Während des Zweiten Weltkriegs befanden sich auf dem heutigen Gemeindegebiet in fast allen Orten Kriegsgefangenen-Arbeitslager.

Nach dem Zweiten Weltkrieg vollzog sich in der Krummhörn ein tiefgehender Strukturwandel, der mit einem Wandel der Sozialstrukturen einherging. Die traditionell wichtige Landwirtschaft verlor als Arbeitgeber immer mehr an Bedeutung. Durch die Technisierung waren Hilfsarbeiter nicht mehr nötig. Der Landwirt konnte seine Aufgaben weitgehend selbst erledigen und familienfremde Mitarbeiter wurden zur Ausnahme. Lag der Beschäftigungsanteil in der Landwirtschaft 1950 noch bei 42,8 %, so sank er bis 1965 auf 26,1 % Demgegenüber führte die schrittweise Industrialisierung und hier vor Allem der Bau des Volkswagenwerkes in Emden zu einer erheblichen Verbesserung der sozialen Lage der früher in der Landwirtschaft eingesetzten Kräfte.[16] Inzwischen wird der Tourismus zu einem immer wichtigeren Wirtschaftszweig der Gemeinde.

Am 1. Juli 1972 wurden die bist dato selbstständigen 19 Gemeinden zur heutigen Gemeinde Krummhörn zusammengeschlossen, die 1978 nach Auflösung des Kreises Norden dem Landkreis Aurich zugeschlagen wurde.

Entwicklung des Gemeindenamens

Die Gemeinde ist nach einem halbinselartig an der unteren Emsmündung liegenden Bereich Ostfrieslands benannt. Nach der Eingliederung Ostfrieslands in das Frankenreich wurde die Region auf die Grafschaften Emsgau und zu einem kleinen Teil auf den Federgo aufgeteilt. Nach dem Zerfall des Emsgaus wurde für den zwischen Dollart und Ley liegenden Teil des Gebietes die Bezeichnung Krummhörn üblich.[17] Im frühen 16. Jahrhundert wird die Region erstmals als Krummhörn („k(?) romme horn“, „de kromme Horne“) bezeichnet.[18]

Religionen

Reformierte Kreuzkirche St. Stephanus in Pilsum

In 16 Ortsteilen der Gemeinde Krummhörn dominiert die evangelisch-reformierte Kirche. Ihre Gotteshäuser entstammen fast alle der vorreformatorischen Zeit, haben aber in ihrem Inneren aufgrund der Bedürfnisse des reformierten Gottesdienstes tiefgreifende Veränderungen erfahren. Die Apsen – ursprünglich liturgisches Zentrum der Kirchen – wurde vom übrigen Gottesdienstraum abgetrennt. Teilweise dienen sie als Gemeinderaum, teilweise als Abendmahlssaal. Gottesdienstlicher Mittelpunkt der reformierten Kirche ist die Kanzel, die sich an einer der Längswände befindet und auf die hin das Kirchengestühl ausgerichtet ist. Erst durch die Renovierungsarbeiten der vergangenen Jahrzehnte wurden hier und dort übertünchte Wandbilder freigelegt und durch eine vorsichtige Farbgebung die ursprüngliche Ausstattung der mittelalterlichen Kirchen erahnbar gemacht.

Lutherische Nicolai-Kirche Pewsum

Lutherische Inseln in der reformierten Krummhörn sind die Ortsteile Pewsum, Woquard und Loquard. Dass in diesen drei Orten bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Wechsel zur lutherischen Lehre stattfand, geht auf die schwedische Königstochter und Ehefrau des ostfriesischen Grafen Edzard II. Katharina von Wasa zurück. Ihr Ehemann hatte nach dem Kauf der genannten Orte auch die Patronatsrechte inne. Katharina machte sich als strenggläubige Lutheranerin dafür stark, dass vakante Pfarrstellen in Pewsum, Woquard und Loquard ausschließlich von Predigern der wittenbergischen Konfession besetzt wurden. Die Pewsumer Nikolai-Kirche und die Loquarder Kirche stammen aus dem 13. Jahrhundert. Die Marienkirche in Woquard datiert aus dem Jahr 1789 und wurde auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus von circa 1250 errichtet.

Die einzige Baptistengemeinde der Krummhörn befindet sich im Ortsteil Jennelt. Die Gemeinde wurde um 1865 als Tochtergemeinde von den Baptisten in Ihren gegründet. Ihr erstes Versammlungshaus befand sich zunächst in Hamswehrum. 10 Jahre später erbauten die Krummhörner Baptisten ihre Kapelle in Jennelt. Sie wurde zum Ausgangspunkt für Gemeindegründungen in Emden, Norden und Moorhusen.

Weitere Freikirchen in der Gemeinde Krummhörn sind die Evangelisch-altreformierte Kirche im Ortsteil Campen (1854 gegründet) sowie die Brüdergemeinden in Hamswehrum und Pewsum. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert siedelten in der Krummhörn auch Mennoniten, die unter anderem in Eilsum eine Gemeinde besaßen [19].

In Pewsum befindet sich die kleine katholische Kapellengemeinde St. Hedwig, die in der Nachkriegszeit durch Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten gegründet wurde. Zunächst fanden die Gottesdienste sporadisch in einer Baracke statt. 1959 erbaute man an der Woltzetener Straße für die damals rund 200 Gemeindemitglieder ein kleines Gotteshaus, das über eine Grundfläche von nur 78 qm verfügt.[20] Die Gemeinde wird von der Katholischen Kirchengemeinde Emden aus geistlich betreut.

Politik

Krummhörn hat den Status einer Einheitsgemeinde. Die Kommune ist, wie der Großteil des Landkreises Aurich, seit Jahrzehnten Hochburg der SPD: Bei den Wahlen zum Landtag und Bundestag setzten sich deren Kandidaten stets mit deutlicher Mehrheit durch. Auch bei Gemeinderatswahlen erreichte die SPD stets die absolute Mehrheit. In der laufenden Wahlperiode verlor sie diese allerdings durch Austritte.

Gemeinderat

Der Rat der Gemeinde besteht aus 30 Ratsfrauen und Ratsherren. Hinzu kommt als stimmberechtigtes Mitglied kraft Amtes der Bürgermeister, Johann Saathoff (SPD). Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands hatte nach der jüngsten Kommunalwahl am 10. September 2006 die absolute Mehrheit. Durch interne Dispute spalteten sich fünf Ratsmitglieder von der SPD-Ratsfraktion ab und bildeten eine eigenständige Gruppe; die „Jungen Wilden“. Die SPD verlor somit die absolute Mehrheit. Die Sitzverteiltung nach der Wahl:

  • SPD – 19 (jetzt 14) Sitze
  • CDU – 5 Sitze
  • FDP – 1 Sitz
  • Freie Bürgerliste Krummhörn – 3 Sitze
  • Ross-Fraktion Krummhörn/Krummhörner Liste Greetsiel – 2 Sitze
  • „Junge Wilde“ – 5 Sitze (ehemalige Sozialdemokraten)

Vertreter in Landtag und Bundestag

Der Landtagswahlkreis Emden/Norden besteht aus der Stadt Emden sowie der Stadt Norden und den Gemeinden Krummhörn, Hinte und Hage im Landkreis Aurich. Bei der Landtagswahl am 27. Januar 2008 kam dieser Wahlkreiszuschnitt erstmals zum Tragen. Bei der vorangegangenen Landtagswahl bestand der Wahlkreis lediglich aus Emden, Hinte und der Krummhörn. Der Landtag hatte während der Legislaturperiode 2003 bis 2008 jedoch die Verkleinerung des Landtags um 20 Abgeordnete beschlossen, womit der Wahlkreis Norden wegfiel.

Im Niedersächsischen Landtag (Wahlperiode bis 2013) sind seit derzeit zwei Abgeordnete aus dem Wahlkreis vertreten. Das Direktmandat gewann bei der Wahl 2008 der Sozialdemokrat Hans-Dieter Haase. Er ist seit 1998 Mitglied des Landtages. Über die Landesliste seiner Partei zog der FDP-Abgeordnete Roland Riese zum zweiten Mal in den Landtag ein. Der im Herbst 2005 als Nachrücker in den Landtag eingezogene Christdemokrat Reinhard Hegewald verlor sein Mandat: Bei der Direktwahl unterlag er, und sein Listenplatz reichte nicht für den Einzug in den Landtag. Das Zweitstimmenergebnis der SPD von 41,8 % war das beste dieser Partei in den 87 niedersächsischen Wahlkreisen.

Bei der Landtagswahl 2008 ergaben sich folgende Verhältnisse:[21]

Partei Erststimmen Kandidat Zweitstimmen
SPD 45,5 % Haase 41,8 %
CDU 31,9 % Hegewald 30,8 %
Bündnis 90.
Die Grünen
8,7 % Stolz 7,9 %
FDP 4,9 % Riese 6,4 %
Die Linke 9,0 % Joosten 9,0 %

Die Krummhörn zählt zum Bundestagswahlkreis Aurich/Emden. Dieser umfasst die Stadt Emden und den Landkreis Aurich. Bei der zurückliegenden Bundestagswahl im Herbst 2009 wurde der Sozialdemokrat Garrelt Duin direkt gewählt.[22] Außerdem wird der Wahlkreis von dem Bündnisgrünen Thilo Hoppe aus Aurich vertreten. Dieser zog bei der Wahl über die Landesliste in den Bundestag ein.

Bei der Bundestagswahl 2009 ergaben sich folgende Ergebnisse:[23]

Partei Erststimmen Kandidat Zweitstimmen
SPD 44,4 % Duin 38,8 %
CDU 25,8 % Hegewald 24,6 %
Bündnis 90
Die Grünen
11,1 % Hoppe 10,4 %
FDP 7,1 % Debus 10,4 %
Die Linke/PDS 10,1 % Heilemann 11,5 %

Wirtschaft

Die Krummhörn wird vorwiegend landwirtschaftlich genutzt, wobei dem Ackerbau wie auch der Viehhaltung gleichermaßen Bedeutung zukommt. Deichbau und Melioration ermöglichten die landwirtschaftliche Nutzung des Gebiets, das zuvor von der Tide beeinflusst wurde. Die Marsch gilt zum Gutteil als sehr fruchtbar. Entsprechend der geologischen Zusammensetzung des Bodens wird dem Ackerbau oder der Milchviehhaltung der Vorzug gegeben. Der Landkreis Aurich ist der elfgrößte Milcherzeuger-Landkreis in Deutschland,[24] wozu die Gemeinde Krummhörn als der Fläche nach zweitgrößte des Landkreises in hohem Maße beiträgt. Unter den Nutzpflanzen herrschen Kartoffeln, Getreide und Raps vor. Fischereiwirtschaftlich hat der Ortsteil Greetsiel mit seiner Flotte von 27 Krabbenkuttern Bedeutung. Der Ort zählt damit zu den größeren deutschen Kutterhäfen.

In den Sommermonaten und zu einzelnen Perioden des Winterhalbjahres (etwa Weihnachten/Jahreswechsel oder Karneval) ist der Tourismus von Bedeutung. Die Gemeinde Krummhörn verbucht jährlich mehr als 400.000 Übernachtungen sowie rund eine Million Tagesgäste.[25] Touristischer Schwerpunkt ist das Siel- und Fischerdorf Greetsiel, Beherbergungsmöglichkeiten finden sich aber auch in allen anderen Dörfern der Gemeinde, darunter in Upleward ein Campingplatz.

Mittelständische Gewerbebetriebe bedienen neben der Krummhörn vor allem den Emder Markt. In der Gemeinde befinden sich zwei Gewerbegebiete: eines im Hauptort Pewsum und eines in Greetsiel. Während in ersterem neben vielen Supermärkten auch Betriebe des Landwirtschaftssektors und ein Stahlbauunternehmen vorhanden sind, gibt es im Greetsieler Gewerbegebiet unter anderem ein größeres Produktions- und Handelsunternehmen für die dort angelandeten Krabben (Nordseegarnele).

Das ExxonMobil-Tochterunternehmen ExxonMobil Production GmbH fördert in der Gemeinde Erdgas. Dies hat zwar nur geringe Arbeitsplatzeffekte, sichert dem Gemeindehaushalt aber regelmäßige Steuereinnahmen.

Aufgrund des häufig und stark wehenden Windes und nicht zuletzt auch wegen der dünnen Besiedlung eignet sich die Krummhörn zur Nutzung von Windenergie. In der Gemeinde gibt es vier Windparks: westlich von Pilsum am Deich, nordwestlich von Hamswehrum am Deich, südlich von Groothusen sowie zwischen Pewsum und Jennelt. Darüber hinaus gibt es einzelne Windenergieanlagen bei Gehöften.

Die Krummhörn ist eine Auspendler-Gemeinde. Insbesondere in Emden mit seinem Volkswagenwerk, dem Hafen mit seinen Umschlagsbetrieben sowie weiteren Industrie- und Handelsunternehmen finden viele Krummhörner Beschäftigung.

Für die Gemeinde Krummhörn wird keine eigene Arbeitslosenstatistik erhoben. Gemeinsam mit der Nachbargemeinde Hinte und der Stadt Emden bildet die Krummhörn das statistische Gebiet Hauptagentur Emden innerhalb des Bezirks Emden der Arbeitsagentur. In der Hauptagentur Emden lag die Arbeitslosenquote im November 2009 bei 8,4 Prozent, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen.[26] Da die Arbeitslosenquote in der Stadt Emden selbst jedoch zu diesem Zeitpunkt 9,4 Prozent betrug, lag sie in den beiden Landgemeinden somit niedriger als der Durchschnitt der Hauptagentur Emden.

Verkehr

Der Hafen von Greetsiel

Die Gemeinde Krummhörn liegt abseits der Hauptverkehrswege. Jahrhundertelang waren die natürlichen Tiefs und die Entwässerungskanäle, welche die Krummhörn in einem dichten Netz durchziehen, der wichtigste Verkehrsträger. Über Gräben und Kanäle waren nicht nur die Dörfer, sondern auch viele Hofstellen mit der Stadt Emden und dem Hafenort Greetsiel verbunden. Besonders der Bootsverkehr mit Emden war von Bedeutung. Dorfschiffer übernahmen die Versorgung der Orte mit Gütern aus der Stadt und lieferten in der Gegenrichtung landwirtschaftliche Produkte: „Vom Sielhafenort transportierten kleinere Schiffe, sog. Loogschiffe, die umgeschlagene Fracht ins Binnenland und versorgten die Marschdörfer (loog = Dorf). Bis ins 20. Jahrhundert belebten die Loogschiffe aus der Krummhörn die Kanäle der Stadt Emden.“[27] Die Tiefs dienen heute neben der Entwässerung vor allem Bootsausflüglern.

Wege und Straßen hingegen waren bis ins frühe 20. Jahrhundert nur schlecht ausgebaut. Dies lag zum einen an den schwierigen Boden- und Entwässerungsverhältnissen, zum anderen auch an finanziellen Mängeln. Für das 18. Jahrhundert wird beispielsweise berichtet: „Von Emden nach Greetsiel. Der Weg führt über Harsweg, Hinte, Wichhusen, Cirkwehrum, Damhusen, Dykhusen, Visquard und Appingen nach Greetsiel. Länge 3 1/2 Stunden. Der Weg verläuft ganz auf Kleiboden. Er ist zwischen Hinte und Harsweg, Dykhusen und Appingen niedrig und wird häufig bei hohem Winterwasser überschwemmt.“[28]

Die Gemeinde wird heute von den Landesstraßen 2, 3 und 4 durchzogen. Die L2 ist auf einem längeren Abschnitt noch mit alten Betondecken gepflastert. Verkehrsknotenpunkt ist Pewsum. Die L2 führt von Emden über Rysum nach Pewsum, die L3 von Emden über Hinte nach Pewsum und die L4 von Norden über Eilsum nach Pewsum. Um die enge Pewsumer Ortsdurchfahrt zu entlasten, ist derzeit (Stand: Dezember 2009) eine südliche Umgehungsstraße in Bau. Die wenigen Dörfer, die nicht an einer Landesstraße liegen, werden über Kreisstraßen angebunden.

Die nächstgelegenen Autobahn-Anschlussstellen liegen an der A 31 (Emden-Bottrop) auf Emder Stadtgebiet. Von Bedeutung sind hier besonders die Anschlussstellen 1 (Emden-West) und 2 (Pewsum/Emden-Conrebbersweg). Die L2 einerseits sowie eine Kreisstraße und die L3 andererseits verbinden die beiden Anschlussstellen mit dem Krummhörner Gemeindegebiet.

Nach Einstellung des Kleinbahnverkehrs auf der Strecke Emden–Greetsiel im Jahr 1963 wird der Öffentliche Personennahverkehr durch Busse sichergestellt. Die Beförderung übernimmt die Bahn-Tochter Weser-Ems Bus. Verbindungen bestehen von Greetsiel über Pewsum und Hinte nach Emden, von Pewsum über Rysum nach Emden sowie von Greetsiel nach Norden.

Bahnhöfe für den Fernverkehr finden sich in den Nachbarstädten Emden und Norden. Einen Regionalbahnhof gibt es ferner in Marienhafe in der benachbarten Samtgemeinde Brookmerland. Dort verkehren Regionalzüge der Linie NorddeichHannover.

Die nächstgelegenen zivilen Flugplätze befinden sich in Emden und Norddeich. Der nächstgelegene internationale Verkehrsflughafen ist derjenige in Bremen.

Der Greetsieler Hafen ist für die dortige Kutterflotte Heimathafen und dient zudem dem individuellen Bootstourismus. Fähren verkehren dort jedoch nicht. Um den Hafen tideunabhängig zu machen, wurde die 1991 fertiggestellte Landzunge Leyhörn inklusive einer Seeschleuse gebaut.

Öffentliche Einrichtungen

Pewsum ist Sitz des I. Entwässerungsverbandes Emden und auch Sitz der Deichacht Krummhörn. Der Entwässerungsverband ist zuständig für ein Gebiet, das von der südwestlichen Spitze Ostfrieslands an der Knock bis auf das Auricher Stadtgebiet reicht. Die Deichacht ist zuständig für die Seedeiche zwischen dem Emder Stadtteil Borssum und dem Störtebekerdeich bei Leybuchtpolder. Sitz der Gemeindeverwaltung ist ebenfalls Pewsum.

Weitere öffentliche Einrichtungen gibt es in der Krummhörn nicht. Das zuständige Finanzamt befindet sich in Emden, desgleichen das Amtsgericht. Die Auricher Kreisverwaltung unterhält in der Nachbarstadt Norden zudem eine Außenstelle für häufig nachgefragte öffentliche Dienstleistungen des Kreises.

Medien

Die Krummhörn liegt im Verbreitungsgebiet dreier Tageszeitungen: Ostfriesen-Zeitung, Emder Zeitung und Ostfriesischer Kurier. Deutlich führend ist dabei die in Leer herausgegebene Ostfriesen-Zeitung, die in der Gemeinde werktäglich mehr als 2000 Exemplare verbreitet und als einzige ostfriesische Tageszeitung in der gesamten Region Ostfriesland mit Lokalausgaben vertreten ist. Die Emder Zeitung und der in Norden erscheinende Ostfriesische Kurier kommen je auf kleinere dreistellige Absatzzahlen in der Gemeinde. Der geografischen Ausrichtung folgend, liegt der Schwerpunkt der Emder Zeitung eher im Süden und der des Ostfriesischen Kuriers eher im Norden des Gemeindegebietes. Daneben erscheint zweimal pro Woche ein Anzeigenblatt aus dem Verlag der Emder Zeitung: Mittwochs erscheint es als Heimatblatt, sonntags als Sonntagsblatt. Aus der Gemeinde berichtet zudem der Bürgerrundfunk-Sender Radio Ostfriesland.

Bildung

In der Gemeinde gibt es vier Grundschulen: in Pewsum (324 Schüler), Greetsiel (Ubbo Emmius-Schule, 113), Jennelt (164) und Loquard (125). Besonderheit der Loquarder Grundschule ist, dass sie in einem ehemaligen Gulfhof untergebracht ist. Im Hauptort Pewsum befinden sich zudem eine Haupt- und Realschule, eine Schule für Lernhilfe und eine Außenstelle des Emder Johannes-Althusius-Gymnasiums (Sekundarstufe I).

Die nächstgelegenen Gymnasien mit Sekundarstufe II befinden sich in Norden (Ulrichsgymnasium) und Emden (Johannes-Althusius-Gymnasium). Die nächstgelegene Integrierte Gesamtschule liegt in Aurich. In den letztgenannten drei Städten befinden sich auch Berufsbildende Schulen.

Eine Fachhochschule befindet sich im benachbarten Emden, die nächstgelegene Universität in Oldenburg.

Auf dem Sektor der Erwachsenenbildung unterhält die Kreisvolkshochschule Norden eine Außenstelle in Pewsum.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

In der Manningaburg im Zentrum von Pewsum befindet sich seit 1954 ein Burgmuseum, das von der Geschichte des Bauwerks und seiner Bewohner berichtet. Ebenfalls in Pewsum befindet sich das Mühlenmuseum in einem dreistöckigen Galerieholländer. Das Ostfriesische Landwirtschaftmuseum in Campen zeigt in einer Dauerausstellung landwirtschaftliche Arbeitsgeräte mit Schwerpunkt auf der Zeit von 1850 bis 1950.

Kirchen

Eilsumer Kirche mit Chorturm (13. Jh.)
Ostseite der Grimersumer Kirche (13. Jh.) mit separatem Glockenturm

siehe auch: Liste der historischen Kirchen in Ostfriesland

Die ostfriesischen Küstengebiete wie die Krummhörn wurden erst in nachkarolingischer Zeit christianisiert. Ab dem 10. Jahrhundert wurden die ersten Kirchen aus Holz gebaut, die ab Mitte des 12. Jahrhunderts durch Steinkirchen ersetzt wurden. Die Küstennähe eignete sich zum Import des Tuffsteins, aus dem die Larrelter, die Groothuser und auch die vormalige Rysumer Kirche erbaut wurden. Ab dem 13. Jahrhundert waren Backsteinkirchen vorherrschend,[29] die meist als schlichte Einraumkirchen oder auch als Apsissäle gestaltet waren. Aus dem 13. Jahrhundert stammen ein Dutzend Backsteinkirchen, von denen bei einigen die Gewölbe noch erhalten sind, wie beispielsweise in der Eilsumer Kirche mit dem einzigen Chorturm Ostfrieslands, der Kirche in Campen mit reich verzierten Gewölben oder der Canumer Kirche mit einem Domikalgewölbe. Die Form der Rechteckeinräume bot die Möglichkeit, insbesondere die Ostseite mit Blendfeldern, Rautenmustern in den Giebeln, Okuli, Dreifenstergruppen, Konsolen, Lisenen und Bögen dekorativ zu gestalten, wie dies bei der Grimersumer Kirche markant in Erscheinung tritt. Für Ostfriesland einzigartig ist der Vierungsturm über der Pilsumer Kreuzkirche (Ende 13. Jh.). Aufgrund des Marschbodens wurden bei den meisten Krummhörner Kirchen die Glockentürme separat gebaut, um das Kirchenschiff nicht zu gefährden, wenn die Türme auf dem weichen Untergrund durch das Geläut in Schieflage gerieten. Ein extremes Beispiel dafür ist der schiefe Turm im benachbarten Suurhusen. Im 14. Jahrhundert und zu Beginn des 15. Jahrhunderts ist eine geringe Bautätigkeit und ein gewisser Niedergang der hohen Baukunst zu verzeichnen. Bei der Greetsieler und Manslagter Kirche (beide um 1400) ist dies an der geringen Gebäudehöhe, der minderen Mauerqualität und den spärlichen Zierelementen abzulesen.[30] Im 15. Jahrhundert erfolgte ein architektonischer Aufschwung, der dazu führte, dass selbst kleine Dörfer ein eigenes Kirchengebäude erhielten oder ältere Kirchen eingreifend umgebaut oder gar durch Neubauten ersetzt wurden, wie etwa bei der Rysumer und Groothuser Kirche. Von den mittelalterlichen Klosterkirchen hat sich keine erhalten. Kloster Palmar, Langen und Osterreide mussten infolge der Sturmfluten bereits in vorreformatorischer Zeit aufgegeben werden. Kloster Heiselhusen wurde 1492 in Abbingwehr eingegliedert. Balthasar von Esens zerstörte 1531 die Kloster Sielmönken, Appingen und Dykhusen.[31]

Orgellandschaft

Orgel in Rysum (1457)

Bereits in der Spätgotik ist in der Krummhörn eine blühende Orgellandschaft auszumachen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind zehn Orgelwerke belegt, und um 1500 besaßen auch viele Klöster eine Orgel.[32] Die Orgel in Rysum gehört zu den weltweit ältesten Orgeln und ist in ihrem Grundbestand noch erhalten. Mit ihren singenden Prinzipalen und farbigen Registern verdankt sich die Orgel in Uttum (um 1660) niederländischem Einfluss und ist eines der am besten erhaltenen Werke der Spätrenaissance. Eine der bedeutendsten Barockorgeln Ostfrieslands ist die Orgel in Pilsum von Valentin Ulrich Grotian (1694), der sich neben Arp Schnitger seine Eigenständigkeit bewahren konnte. In Eilsum ist nur noch der Prospekt von Joachim Kayser (1710) original. Nahezu vollständig erhalten sind die Orgeln von Hinrich Just Müller in Manslagt (1778) und sein letztes Werk in Woquard (1804), während in Loquard nur noch Müllers Prospekt (1793) zu bewundern ist. Die einzige weitgehend vollständige Orgel von Johann Friedrich Constabel steht in Jennelt. Sie wurde 1738 für Bargebur gebaut und stand zwischenzeitlich in Hamswehrum. In Greetsiel datiert Constapels Prospekt aus demselben Jahr, hingegen ist das Pfeifeninnenwerk neu. Die größte Orgel der Krummhörn steht in Groothusen. Sie wurde 1801 von Johann Friedrich Wenthin fertiggestellt und weist einzigartige Flötenregister auf.[33] Einen späten Nachklang der hohen Krummhörner Orgelkultur stellt das Werk in Freepsum von Wilhelm Caspar Joseph Höffgen (1839) dar. Die historische Orgelregion wird durch einige Orgelneubauten ergänzt, unter denen die Werke von Jürgen Ahrend (Grimersum, 1958) und Bartelt Immer (Canum, 2009/10) hervorzuheben sind.

Weitere Bauwerke

Leuchtturm Campen (Höhe 65m)

In der Gemeinde Krummhörn befindet sich nicht nur der höchste, sondern auch der niedrigste Leuchtturm an der deutschen Nordseeküste. Der Leuchtturm Campen ist mit 65 Metern der höchste Leuchtturm in Deutschland überhaupt. Es handelt sich dabei um einen Stahlfachwerkturm mit dreieckigem Querschnitt und einem Treppenrohr in der Mitte. Der kleinste Leuchtturm hingegen ist der nur 13 Meter hohe, gelb-rot gestreifte Pilsumer Leuchtturm. Er wurde vor allem durch den Film „Otto – Der Außerfriesische“ des Komikers Otto Waalkes bekannt und gilt mittlerweile als eines der Markenzeichen Ostfrieslands.

Von der einst reichen Burgenlandschaft der Krummhörn haben sich nur die Manningaburg in Pewsum und die Osterburg in Groothusen bis in die heutige Zeit erhalten können. Groothusen verfügte in seiner Blütezeit als Handelsort über drei Burgen; die beiden anderen sind jedoch nicht erhalten.

Große Gulfhöfe finden sich in allen Orten der Gemeinde sowie in den Gemarkungen zwischen den Ortschaften. Aus dem Jahr 1707 stammt beispielsweise der Scheunenteil des Hofes an der Ecke Swartweg/Tiede-Ubben-Straße in Groothusen. Der Wohnteil wurde in den 1860er- bis 1870er-Jahren im Stil des romantischen Historismus erbaut. Das Entstehungsjahr des Wohnteils des Gulfhofs Groothuser Busch nördlich des Ortes wird auf etwa 1670 taxiert, eine Renovierung erfolgte 1997. [34] Ein weiterer älterer Gulhhof steht in Manslagt (1715). Nordwestlich von Greetsiel steht der Gulhof Akkens auf einer Warf, die bereits zur römischen Kaiserzeit existierte.[35] Der Wohnteil ist von 1683 und wurde um 1900 verputzt, die Scheune 1812 erneuert. Eine Besonderheit unter den Gulfhöfen ist der 1937 im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtete Hof Barth in Loquard, ein Ersatz für einen zuvor abgebrannten Hof. Er ist im dunklen Bockhorner Klinker gehalten, während die älteren Höfe in der Gemeinde mit dem für das westliche Ostfriesland typischen, helleren Klinker gebaut wurden.[36] In den meisten Dörfern sind zudem Landarbeiterhäuschen erhalten. Dabei handelt es sich um die meist einräumigen kleinen Häuser des früheren Landarbeiter-Proletariats. Für diese Häuschen findet sich in Loquard am Amtsweg ein Beispiel: Das Haus wurde um 1800 in schlichter klassizistischer Form errichtet. In Rysum ist ein Landarbeiterhaus von 1766 das älteste Wohnhaus des Ortes.

Kirche und Teil der inneren Ringstraße in Rysum

Im Zuge von Dorferneuerungsprogrammen ist in der Vergangenheit in mehreren Dörfern alte Bausubstanz gerettet worden, wenn auch eine Vielzahl alter Häuser bereits zuvor abgerissen worden war. Die Struktur eines Warfenrundorfes lässt sich in Rysum sehr deutlich sehen: Um die Kirche herum stehen die Häuser an drei konzentrisch verlaufenden Dorfringstraßen. Der Durchmesser beträgt etwa 400 Meter, die Fläche rund 14 Hektar. An der äußeren stehen radial die Höfe, so dass sie mit ihrem Wirtschaftsteil in Richtung der umgebenden Felder zeigen. Rysum gilt als „das am besten erhaltene Runddorf Ostfrieslands“[37] und wurde 1998 niedersächsischer Landessieger beim Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft.

Zwillingsmühlen in Greetsiel

Windmühlen finden sich in mehreren Ortschaften der Gemeinde, darunter in Pewsum, Rysum, Uttum (ohne Flügel) und Greetsiel. Bei den dortigen Zwillingsmühlen handelt es sich um zwei nebeneinander stehende, rot und grün bemalte Galerieholländer. Zwei Mühlen in unmittelbarer Nähe innerhalb eines Ortes sind selbst für die an Windmühlen reiche Region Ostfriesland selten.

Von den einst mehreren Ziegeleien der Gemeinde ist lediglich diejenige in Uttum erhalten. Sie stammt aus dem Jahr 1898 und stellte in den 1960ern den Betrieb ein. Mangels Folgenutzung ist sie jedoch vom Verfall bedroht.

Eine Vielzahl historischer Häuser ist vor allem in Greetsiel erhalten geblieben. Dazu zählt auch das Hohe Haus aus dem Jahr 1696, dessen Kern jedoch älter ist. Bei dem zweigeschossigen traufständigen und teils verputzten Backsteinbau handelt es sich um das frühere Amtshaus eines Rentmeisters, das über „ungewöhnliche Ausmaße“[38] verfügt.

Regelmäßige Veranstaltungen

In verschiedenen Kirchen in der Gemeinde findet seit 2001 alljährlich der Krummhörner Orgelfrühling[39] statt, zumeist an fünf bis sieben Tagen Ende April/Anfang Mai. Organisiert wird der Orgelfrühling vom Synodalverband Nördliches Ostfriesland der evangelisch-reformierten Kirche, der die große Mehrzahl der Kirchen in der Gemeinde angehört. Die Konzerte werden auf den vielen historischen Orgeln gespielt, die sich in der Gemeinde befinden – teils unter Begleitung anderer Instrumente sowie Gesang. Konzerte finden auch in der Nachbargemeinde Hinte und in der Nachbarstadt Emden statt.

Ausgehend von der Gemeinde Krummhörn, hat sich inzwischen die Veranstaltung Gartenroute Krummhörn/Ostfriesland etabliert. In 13 Gärten, fünf davon in der Krummhörn und weitere in der Samtgemeinde Hage und den Gemeinden Großheide und Hinte, präsentieren die Besitzer ihre teilweise nach Themen geordneten Gärten.

In Greetsiel findet seit mehr als 30 Jahren alljährlich die Greetsieler Woche statt, eine Kunstausstellung aus den Bereichen Malerei, Keramik, Goldschmiede und Bildhauerei. Alle zwei Jahre wird im Rahmen der Ausstellung der mit 5000 Euro dotierte Imke-Folkerts-Preis für bildende Kunst in Ostfriesland verliehen, zuletzt 2009.[40] Abgabeberechtigt sind Werke aus den Bereichen Malerei, Grafik, Foto oder Skulptur. Ausstellungen sind auch regelmäßig in den Greetsieler Zwillingsmühlen zu sehen. Im Hochsommer findet an einem Samstag der Greetsieler Kutter-Korso statt, an dem nahezu alle Kutter aus dem Fischereihafen teilnehmen. Sie fahren für mehrere Stunden hinaus und nehmen dabei Gäste mit.

Upleward ist in jedem Sommer Schauplatz eines Schlickschlittenrennens. Dabei müssen die − oft verkleideten − Teilnehmer mit einem Schlickschlitten, einem sogenannten Kreier, festgelegte Strecken im Watt zurücklegen. Mit der Veranstaltung wird an die früheren Reusenfischer der Krummhörn erinnert, die mit Kreiern übers Watt ihre Reusen anfuhren und leerten. In Upleward findet zudem in jedem September ein größeres Drachenfest auf dem Deich und am sogenannten Trockenstrand statt. Dabei handelt es sich um ein binnendeichs gelegenes Erholungsareal, da sich außendeichs die Ruhezone des Nationalparks Wattenmeer befindet.

Der Fuhrmannshof in Rysum, ein alter Gulfhof, wird für musikalische Veranstaltungen genutzt (die Reihe Weltklassik am Klavier), desgleichen der Freepsumer Gulfhof im gleichnamigen Ortsteil. Veranstaltungen aus dem Bereich der Kleinkunst werden seit 2009 im Sehr kleinen Haus in Pilsum gegeben. Initiator ist der Comedian Holger Müller alias Ausbilder Schmidt. Weitere kulturellen Veranstaltungen an verschiedenen Orten in der Gemeinde werden von der Ländlichen Akademie Krummhörn (LAK) organisiert.[41]

Sport

In der Gemeinde gibt es 22 Sportvereine.[42] Deren größter ist der TuS Pewsum, der über Ostfriesland hinaus vor allem durch seine Fußballabteilung bekannt geworden ist und bis zum Ende der Saison 2008/2009 in der Fußball-Oberliga Niedersachsen (fünfte Liga) spielte. Derzeit spielen die Pewsumer in der sechstklassigen Bezirksoberliga Weser-Ems.

Wie in ganz Ostfriesland sind auch in der Krummhörn die Friesensportarten Klootschießen und besonders Boßeln sehr beliebt. Die Sportarten werden auf Vereinsebene wettkampfmäßig ausgeführt. Im Hauptort Pewsum befindet sich ein Hallenbad.

Persönlichkeiten

Ubbo Emmius

Die berühmtesten Söhne der (heutigen) Gemeinde sind der Universalgelehrte und Gründungsrektor der Universität Groningen, Ubbo Emmius, der in Greetsiel geboren wurde, sowie Graf Edzard der Große aus dem selben Geburtsort.

Der Chronist Eggerik Beninga aus Grimersum lebte ungefähr zur selben Zeit wie Edzard der Große. Der Reformator Andreas Bodenstein wirkte im 16. Jahrhundert einige Monate in Pilsum.

Der Adlige Dodo zu Innhausen und Knyphausen war bedeutender Feldherr während des Dreißigjährigen Krieges und stammte aus Jennelt.

Enne Heeren Dirksen, Mathematik-Professor an der Berliner Universität, stammte aus Eilsum.

Hermine Heusler-Edenhuizen aus Pewsum war die erste offiziell anerkannte und niedergelassene Frauenärztin in Deutschland. Die Familie des Disney-Zeichners Ub Iwerks stammte ursprünglich aus Uttum; Iwerks Eltern wanderten – wie so viele Krummhörner jener Zeit – in die USA aus. Harry Westermann, Jurist und zeitweise Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, wurde in Grimersum geboren.

Im Bereich der Politik ist Hinrich Swieter, ehemaliger Landrat des Kreises Norden, niedersächsicher Landtagsabgeordneter und von 1990 bis 1996 niedersächsicher Finanzminister, zu nennen. Swieter war gebürtiger Grimersumer. Der derzeitige Oberbürgermeister der Stadt Potsdam, Jann Jakobs, stammt aus Eilsum.

Commons: Krummhörn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Linkkatalog zum Thema Krummhörn bei curlie.org (ehemals DMOZ)

Einzelnachweise

  1. Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2024 (Hilfe dazu).
  2. Nationalpark Nds. Wattenmeer auf www.niedersachsen.de.
  3. Wolfgang Rüther: Hausbau zwischen Landes- und Wirtschaftsgeschichte. Die Bauernhäuser der Krummhörn vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Diss. Münster 1999, S. 22-23 online (PDF-Datei, 297 Seiten; 1,8 MB).
  4. Wolfgang Rüther: Hausbau zwischen Landes- und Wirtschaftsgeschichte. Die Bauernhäuser der Krummhörn vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Diss. Münster 1999, S. 71 online (PDF-Datei, 297 Seiten; 1,8 MB).
  5. Richard Pott: Die Nordsee: Eine Natur- und Kulturgeschichte. Beck, München 2003, ISBN 3-406-51030-2, S. 189.
  6. www.Krummhörn.de: Die Einwohnerzahlen in unserer Gemeinde.
  7. Karl-Ernst Behre/Hajo van Lengen: Ostfriesland. Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft. Ostfriesische Landschaftliche Verlagsanstalt, Aurich 1995, ISBN 3-925365-85-0, S. 79.
  8. a b Wolfgang Rüther: Hausbau zwischen Landes- und Wirtschaftsgeschichte. Die Bauernhäuser der Krummhörn vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Diss. Münster 1999, S. 23 online (PDF-Datei, 297 Seiten; 1,8 MB). Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „rüther“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  9. Hansjörg Küster: Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. Sonderausgabe: Von der Eiszeit bis zur Gegenwart . Beck, München 1999, ISBN 3-406-45357-0, S. 169.
  10. Jan Beise: Verhaltensökologie menschlichen Abwanderungsverhaltens – am Beispiel der historischen Bevölkerung der Krummhörn (Ostfriesland, 18. und 19. Jahrhundert). Diss. Gießen 1999 online (PDF-Datei, 184 Seiten; 3,4 MB).
  11. Wolfgang Rüther: Hausbau zwischen Landes- und Wirtschaftsgeschichte. Die Bauernhäuser der Krummhörn vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Diss. Münster 1999, S. 57 online (PDF-Datei, 297 Seiten; 1,8 MB).
  12. Herbert Reyer: Revolution und demokratischer Neubeginn in der Stadt und dem Landkreis Aurich in den Jahren 1918–1920. In: Ostfriesland zwischen Republik und Diktatur. Ostfriesische Landschaft, Aurich 1998, ISBN 3-932206-10-X, S. 85f.
  13. Wolfgang Rüther: Hausbau zwischen Landes- und Wirtschaftsgeschichte. Die Bauernhäuser der Krummhörn vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Diss. Münster 1999, S. 46 online (PDF-Datei, 297 Seiten; 1,8 MB).
  14. Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft, Rudolf Nassua: Die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen in Aurich.
  15. Wolfgang Rüther: Hausbau zwischen Landes- und Wirtschaftsgeschichte. Die Bauernhäuser der Krummhörn vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Diss. Münster 1999, S. 47 online (PDF-Datei, 297 Seiten; 1,8 MB).
  16. Wolfgang Rüther: Hausbau zwischen Landes- und Wirtschaftsgeschichte. Die Bauernhäuser der Krummhörn vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Diss. Münster 1999. S. 47f online (PDF-Datei, 297 Seiten; 1,8 MB).
  17. Hajo van Lengen: Geschichte des Emsigerlandes vom frühen 13. bis zum späten 15. Jahrhundert. Ostfriesische Lamdschaft, Aurich 1973, S. 12.
  18. Wolfgang Rüther: Hausbau zwischen Landes- und Wirtschaftsgeschichte. Die Bauernhäuser der Krummhörn vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Diss. Münster 1999, S. 22 online (PDF-Datei, 297 Seiten; 1,8 MB).
  19. Krummhörn (Niedersachsen, Germany). Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online, abgerufen am 18. Dezember 2009.
  20. Janine Schaller: Zwischen Pewsum und Emden lagen Welten (50-Jahrfeier der St. Hedwigs-Kapelle Pewsum), in: Emder Zeitung vom 15. Oktober 2009 (Ausschnitt; eingesehen am 17. Dezember 2009
  21. Niedersächsisches Landesamt für Statistik: Wahlkreis 85 Emden/Norden.
  22. Bundestagswahl 2009, Wahlkreis 25: Aurich/Emden. Der Bundeswahlleiter, abgerufen am 9. Dezember 2009.
  23. Wahlkreis 25 Aurich/Emden, Quelle: Der Bundeswahlleiter.
  24. Niedersächsisches Landesamt für Statistik, zitiert in: Ostfriesischer Kurier, 14. August 2008, S. 12.
  25. www.krummhoern.de.
  26. Zahlen der Arbeitsagentur, S. 4 (PDF-Datei).
  27. Harm Wiemann/Johannes Engelmann: Alte Straßen und Wege in Ostfriesland. Selbstverlag, Pewsum 1974, S. 169 (Ostfriesland im Schutze des Deiches; 8).
  28. Harm Wiemann/Johannes Engelmann: Alte Straßen und Wege in Ostfriesland. Selbstverlag, Pewsum 1974, S. 161 (Ostfriesland im Schutze des Deiches; 8).
  29. Hermann Haiduck: Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Küstenraum. Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1986, ISBN 3-925365-07-9, S. 13.
  30. Hermann Haiduck: Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Küstenraum. Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1986, ISBN 3-925365-07-9, S. 151–153.
  31. Menno Smid: Ostfriesische Kirchengeschichte. Selbstverlag, Pewsum 1974, ISBN 3-925365-07-9, S. 105 (Ostfriesland im Schutze des Deiches; 6).
  32. Ralph Nickles: Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. Hauschild Verlag, Bremen 1995, ISBN 3-929902-62-1, S. 43.
  33. Orgel in Groothusen (gesehen 8. Dezember 2009).
  34. Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2009, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 84.
  35. Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2009, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 89.
  36. Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2009, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 72.
  37. Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2009, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 66.
  38. Karl-Ernst Behre/Hajo van Lengen: Ostfriesland – Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft. Ostfriesische Landschaftliche Verlagsanstalt, Aurich 1995, ISBN 3-925365-85-0, S. 314.
  39. Krummhörner Orgelfrühling.
  40. Imke-Folkerts-Preis.
  41. Ländliche Akademie.
  42. www.krummhoern.de.