„Kastell Lorch“ – Versionsunterschied
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Die Forschung geht davon aus, daß das 2,5 ha große Kastell von einer namentlich bisher unbekannten teilberittenen Einheit, die zuvor im [[Kastell Köngen]] am [[Neckar]] stationiert gewesen ist, nach seiner Erbauung belegt worden ist. |
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Die bis zu 1,3 m breiten Wehrmauern, welche mit sorgfältig bearbeitete, bis zu 0,3 m breite Mauerschalen aus dem örtlich anstehenden Stubensandstein verblendet wurden, umfassen einen fast quadratischen Garnisonsort. Dieser Standort war mit seiner Länge und Breite fast genau in west-östliche bzw. nord-südliche Richtung ausgerichtet. Die Lage der Prätorialfront ist bisher jedoch unbekannt. Die ''Principia'', das Stabsgebäude, konnte noch nicht aufgedeckt werden. Über ihr liegt heute ein Friedhof. Es wurde jedoch angenommen, daß die'' Porta Praetoria'', das Hauptausfalltor, in Richtung Westen, nach Bad Cannstatt gezeigt haben soll. Zugleich ist dieses westliche Tor mit seiner von zwei Türmen flankierten Doppeldurchfahrt auch der bisher einzig bekannte Einlaß ins Lagerinnere. Während der Grabung 1986/87 wurden im südöstlichen Kastellviertel mindestens zwei hölzerne Mannschaftsbaracken aufgedeckt, die mit ihrer Längsseite fast genau in Nord-Südrichtung wiesen. Der Kopfbau dieser Baracken, in dem einst der Centurio und eventuell noch weitere Offiziere, Unteroffiziere sowie Personal gelebt haben<ref>Anne Johnson (dt. Bearbeitung von [[Dietwulf Baatz]]): ''Römische Kastelle''. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0868-X, S. 188 ff |
Die bis zu 1,3 m breiten Wehrmauern, welche mit sorgfältig bearbeitete, bis zu 0,3 m breite Mauerschalen aus dem örtlich anstehenden Stubensandstein verblendet wurden, umfassen einen fast quadratischen Garnisonsort. Dieser Standort war mit seiner Länge und Breite fast genau in west-östliche bzw. nord-südliche Richtung ausgerichtet. Die Lage der Prätorialfront ist bisher jedoch unbekannt. Die ''Principia'', das Stabsgebäude, konnte noch nicht aufgedeckt werden. Über ihr liegt heute ein Friedhof. Es wurde jedoch angenommen, daß die'' Porta Praetoria'', das Hauptausfalltor, in Richtung Westen, nach Bad Cannstatt gezeigt haben soll. Zugleich ist dieses westliche Tor mit seiner von zwei Türmen flankierten Doppeldurchfahrt auch der bisher einzig bekannte Einlaß ins Lagerinnere. Während der Grabung 1986/87 wurden im südöstlichen Kastellviertel mindestens zwei hölzerne Mannschaftsbaracken aufgedeckt, die mit ihrer Längsseite fast genau in Nord-Südrichtung wiesen. Der Kopfbau dieser Baracken, in dem einst der Centurio und eventuell noch weitere Offiziere, Unteroffiziere sowie Personal gelebt haben<ref>Anne Johnson (dt. Bearbeitung von [[Dietwulf Baatz]]): ''Römische Kastelle''. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0868-X, S. 188 ff.</ref>, lag nördlich. An ihn schloß sich eine der Hauptlagerstraßen an. In die dazugehörige Grabungszeichnung trug man für diese Straße den Namen ''Via Praetoria'' ein, da man in einer zweiten Theorie zur Ausrichtung des Kastells auch an dessen Ostseite, Richtung Rätien, dachte. |
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==Vicus und Brandgräberfeld== |
==Vicus und Brandgräberfeld== |
Version vom 30. April 2009, 17:29 Uhr
Kastell Lorch | |
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Limes | ORL NN (RLK) |
Strecke (RLK) | Rätischer Limes, Strecke 12 |
Datierung (Belegung) | um 150 n. Chr. bis um 260 n. Chr. |
Typ | Kohortenkastell |
Einheit | Cohors equitata |
Größe | m × m = 2,5 ha |
Bauweise | Steinkastell |
Erhaltungszustand | Fundament des nördliche Torturms des Westtores sichtbar |
Ort | Lorch |
Geographische Lage | |
Vorhergehend | Kastelle von Welzheim (nördlich) |
Anschließend | Kleinkastell Kleindeinbach (östlich) |
Das Kastell Lorch ist ein ehemaliges römisches Grenzkastell nahe am Rätischen Limes, der seit 2005 den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes besitzt. Die vermutlich um 150 n. Chr. errichtet Garnison liegt heute mitten in Lorch,einer Stadt im Landkreis Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg und ist fast vollständig überbaut.
Lage und Forschungsgeschichte
Das ehemalige Kastell wurde auf der Nordseite des in diesem Bereich von Westen nach Osten ausgerichteten Remstales, am Ausgang einer kleineren aber tiefen, von Norden nach Süden laufenden Senke, errichtet. Der Rems entlang zog sich in der Antike die Trasse einer wichtigen, von Cannstatt kommenden Fernverbindung hin. Auf den nördlichen Geländeabschnitten hoch über dem Remstal, läuft die römische Grenzpalisade, welche aus nördlicher Richtung kommend, nahe bei Lorch, einen starken Knick nach Osten macht. Neben der Limessicherung war Lorch in diesem Abschnitt auch der letzte größere militärische Standort der Provinz Germania Superior. Nur wenige Kilometer östlich begann bereits die Provinz Raetia. Dort lag auf dem südlichen Talhang am Schirenhof das nächste Kohortenkastell.
Erste Vermutungen für einen römischen Lagerplatz wurden an dieser Stelle in der Mitte des 19. Jahrhunderts laut. Durch die Reichs-Limes-Kommission waren später jedoch nur die Umfassungsmauern sondiert worden. Bei Bauarbeiten stieß man in der Vergangenheit westlich und östlich des Militärplatzes immer wieder auf antike Überreste des Lagerdorfes. Eine erste Flächengrabung im Kastell selber führte das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg aber erst 1986/87 im Zuge eines Tiefgaragenbaues zwischen Kirchstraße und Rathaus durch. Das angeschnittene Lagerteil gehörte zum südöstlichen Viertel der Anlage. Trotz teilweiser Störung der römischen Baureste durch mittelalterliche und neuzeitliche Eingriffe konnte diese Grabung erste wichtige Ergebnisse zur Struktur der Garnison liefern.
Baugeschichte
Die Forschung geht davon aus, daß das 2,5 ha große Kastell von einer namentlich bisher unbekannten teilberittenen Einheit, die zuvor im Kastell Köngen am Neckar stationiert gewesen ist, nach seiner Erbauung belegt worden ist.
Die bis zu 1,3 m breiten Wehrmauern, welche mit sorgfältig bearbeitete, bis zu 0,3 m breite Mauerschalen aus dem örtlich anstehenden Stubensandstein verblendet wurden, umfassen einen fast quadratischen Garnisonsort. Dieser Standort war mit seiner Länge und Breite fast genau in west-östliche bzw. nord-südliche Richtung ausgerichtet. Die Lage der Prätorialfront ist bisher jedoch unbekannt. Die Principia, das Stabsgebäude, konnte noch nicht aufgedeckt werden. Über ihr liegt heute ein Friedhof. Es wurde jedoch angenommen, daß die Porta Praetoria, das Hauptausfalltor, in Richtung Westen, nach Bad Cannstatt gezeigt haben soll. Zugleich ist dieses westliche Tor mit seiner von zwei Türmen flankierten Doppeldurchfahrt auch der bisher einzig bekannte Einlaß ins Lagerinnere. Während der Grabung 1986/87 wurden im südöstlichen Kastellviertel mindestens zwei hölzerne Mannschaftsbaracken aufgedeckt, die mit ihrer Längsseite fast genau in Nord-Südrichtung wiesen. Der Kopfbau dieser Baracken, in dem einst der Centurio und eventuell noch weitere Offiziere, Unteroffiziere sowie Personal gelebt haben[1], lag nördlich. An ihn schloß sich eine der Hauptlagerstraßen an. In die dazugehörige Grabungszeichnung trug man für diese Straße den Namen Via Praetoria ein, da man in einer zweiten Theorie zur Ausrichtung des Kastells auch an dessen Ostseite, Richtung Rätien, dachte.
Vicus und Brandgräberfeld
Cohors equitata
Durch den Fund eines Bronzeanhängers in Form eines römischen Votivblechs in Lorch wurden die Vermutungen bestätigt, daß höchstwarscheinlich eine Cohors equitata dort stationiert gewesen ist. Diese teilberittenen Einheiten, welche zu den regulären Hilfstruppen (Auxilia) zählten, besaßen eine faktische Gesamtstärke von rund 480 Mann zu dem ein Drittel Kavallerie zählte.[2]
Da mit der Vorverlegung des Limes nun eine Vielzahl von Kastellen sehr abgelegen und militärisch nutzlos waren, wurden sie aufgelassen und die Besatzungen nach vorne an die neue Grenze verlegt. Wohl im Jahre 159 n. Chr. ist das ebenfalls von einer bisher unbekannten Cohors equitata besetzte Kastell Köngen geräumt worden. Im Zuge der Erforschung einzelner Einheiten des römischen Militärs haben sich die Vermutungen dahin verdichtet, daß ein Wechsel der teilberittenen Köngener Einheit nach Lorch als sehr warscheinlich betrachtet wird.
Siehe auch
Literatur
- Dieter Planck, Willi Beck: Der Limes in Südwestdeutschland. 2. völlig neubearbeitete Auflage, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0496-9.
- Stefan Pfahl: Das römische Bronzetropaeum von Lorch und verwandte Stücke in Fundberichte aus Baden-Württemberg, Band 18. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1993, ISBN: 3806212643, S. 117–135.
Einzelnachweise
- ↑ Anne Johnson (dt. Bearbeitung von Dietwulf Baatz): Römische Kastelle. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0868-X, S. 188 ff.
- ↑ Anne Johnson (dt. Bearbeitung von Dietwulf Baatz): Römische Kastelle. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0868-X, S. 36.
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