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„Villa Aurora“ – Versionsunterschied

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Die '''Villa Aurora''' war das Wohnhaus des Schriftstellers [[Lion Feuchtwanger]] und seiner Frau Marta im US-amerikanischen Exil. Sie steht in [[Los Angeles]] und dient seit 1995 als Künstlerresidenz und „deutsches Kulturdenkmal des Exils“.
Die '''Villa Aurora''' war das Wohnhaus des Schriftstellers [[Lion Feuchtwanger]] und seiner Frau Marta im US-amerikanischen Exil. Sie steht in [[Los Angeles]] und dient seit 1995 als Künstlerresidenz und „deutsches Kulturdenkmal des Exils“.


== Geschichte ==
== '''Die Villa Aurora''' ==
Die Villa Aurora, erbaut 1928 in den Hügeln von [[Pacific Palisades]], später die Residenz von Lion und Marta Feuchtwanger, ist ein einzigartiges Kulturdenkmal des deutschen Exils in Kalifornien.
1928 wurde die Villa am ''520 Paseo Miramar'' in den Hügeln von [[Pacific Palisades]] in Los Angeles erbaut. Eigentümer war der Richter Arthur A. Weber, dem auch das Bauunternehmen ''Miramar Estates'' gehörte. Die Villa soll nach dem Vorbild eines kleinen andalusischen Schlosses gebaut worden sein, das die Webers Nahe Sevilla gesehen hatten. Wie die Villa zu ihrem Namen kam ist nicht geklärt. <ref name=Young> http://www.villa-aurora.org/uploads/pdf/die-Feuchtwangers-in-Pacific_Palisades.pdf Randy Young: Die Feuchtwangers in Pacific Palisades </ref>
Das Wohnhaus von Lion und Marta Feuchtwanger in Los Angeles war in den 40er und 50er Jahren ein berühmter Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen, die vor dem Nazi-Regime aus Deutschland fliehen mussten. So wurde die Villa zu einem Begegnungszentrum für europäische und amerikanische Kultur. Diese Idee ist geblieben, auch heute ist der Kulturaustausch zwischen Deutschland und den USA eines der vorrangigen Ziele der Villa Aurora. <ref name=Young> http://www.villa-aurora.org/uploads/pdf/die-Feuchtwangers-in-Pacific_Palisades.pdf Randy Young: Die Feuchtwangers in Pacific Palisades </ref>


=== Wohnhaus der Feuchtwangers ===
=== '''Vom Wohnhaus der Feuchtwangers zur Künstlerresidenz''' ===
Nachdem Lion und Marta Feuchtwanger auf der Flucht vor dem NS-Regime 1941 die Ausreise in die USA gelang, ließen sie sich in Los Angeles nieder. Nach 5 verschiedenen Stationen zogen sie 1943 schließlich in die Villa Aurora. Der Verkauf seines Romans ''[[Die Brüder Lautensack]]'' ermöglichte ihm die Anzahlung des Hauses.
Nachdem Lion und Marta Feuchtwanger auf der Flucht vor dem NS-Regime 1941 die Ausreise in die USA gelang, ließen sie sich in Los Angeles nieder. Nach 5 verschiedenen Stationen zogen sie 1943 schließlich in die Villa Aurora. Der Verkauf seines Romans ''[[Die Brüder Lautensack]]'' ermöglichte ihm die Anzahlung des Hauses.


Der Bezirk Pacific Palisades war ein beliebter Wohnort für deutschsprachige Emigranten. So wurde das Haus ein beliebter Treffpunkt für deutschsprachige Emigranten, aber auch für amerikanische Freunde der Familie. Neben [[Thomas Mann|Thomas]] und [[Katia Mann]], die in der Nachbarschaft wohnten, waren zahlreiche Künstler wie [[Bertolt Brecht]], [[Charles Laughton]] und [[Charlie Chaplin]] zu Gast. <ref name=Young> http://www.villa-aurora.org/uploads/pdf/die-Feuchtwangers-in-Pacific_Palisades.pdf Randy Young: Die Feuchtwangers in Pacific Palisades </ref>
Der Bezirk Pacific Palisades war ein beliebter Wohnort für deutschsprachige Emigranten. So wurde das Haus ein beliebter Treffpunkt für deutschsprachige Emigranten, aber auch für amerikanische Freunde der Familie. Neben [[Thomas Mann|Thomas]] und [[Katia Mann]], die in der Nachbarschaft wohnten, waren zahlreiche Künstler wie [[Bertolt Brecht]], [[Charles Laughton]] und [[Charlie Chaplin]] zu Gast. <ref name=Young> http://www.villa-aurora.org/uploads/pdf/die-Feuchtwangers-in-Pacific_Palisades.pdf Randy Young: Die Feuchtwangers in Pacific Palisades </ref>


Nachdem Lion Feuchtwanger 1958 verstarb, übertrug Marta Feuchtwanger die Villa ein Jahr später der [[University of Southern California]], die die laufenden Kosten übernahm. Einer der wertvollsten Teile der Villa stellte die Bibliothek mit mehr als 20.000 Bänden dar. <ref name=Heuwagen> http://www.villa-aurora.org/uploads/pdf/2_3_2_MartasVision_RettungDesHauses.pdf Marianne Heuwagen: Die Rettung des Hauses </ref>
Nach dem Tod von Lion Feuchtwanger (1958) übertrug Marta Feuchtwanger die Villa ein Jahr später der [[University of Southern California]], die die laufenden Kosten übernahm. Einer der wertvollsten Teile der Villa stellte die Bibliothek mit mehr als 20.000 Bänden dar. <ref name=Heuwagen> http://www.villa-aurora.org/uploads/pdf/2_3_2_MartasVision_RettungDesHauses.pdf Marianne Heuwagen: Die Rettung des Hauses </ref>

Marta Feuchtwanger bewohnte die Villa bis zu ihrem Tod im Jahr 1987.
Marta Feuchtwanger bewohnte die Villa bis zu ihrem Tod im Jahr 1987.

=== Künstlerresidenz ===
Nach dem Tod Marta Feuchtwangers zeichnete sich ab, dass die Universität die geerbte Villa verkaufen wollte. Daraufhin benachrichtigte Professor [[Harold von Hofe]] den Feuchtwanger-Biographen [[Volker Skierka]] über dieses Vorhaben. Dieser startete eine politische Initiative zur Erhaltung der Villa als ein deutsches Kulturdenkmal des Exils. Daraufhin gründete sich 1988 der Kreis der Freunde der Villa Aurora unter dem Vorsitz von [[Lothar C. Poll]]. Es wurde erwirkt, dass der [[Bundestag]] noch im selben Jahr Gelder zusagte. Nach zahlreichen widrigen Umständen gelang es das Haus aufwändig zu sanieren und mit Hilfe der [[Stiftung Deutsche Klassenlotterie]] in Berlin wurden die Kosten für die ersten Jahre gesichert. Unterstützt wird die Villa vom [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] und dem [[Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien| Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien]]. <ref name=Heuwagen> http://www.villa-aurora.org/uploads/pdf/2_3_2_MartasVision_RettungDesHauses.pdf Marianne Heuwagen: Die Rettung des Hauses </ref>
Nach dem Tod Marta Feuchtwangers zeichnete sich ab, dass die Universität die geerbte Villa verkaufen wollte. Daraufhin benachrichtigte Professor [[Harold von Hofe]] den Feuchtwanger-Biographen [[Volker Skierka]] über dieses Vorhaben. Dieser startete eine politische Initiative zur Erhaltung der Villa als ein deutsches Kulturdenkmal des Exils. Daraufhin gründete sich 1988 der Kreis der Freunde der Villa Aurora unter dem Vorsitz von [[Lothar C. Poll]]. Es wurde erwirkt, dass der [[Bundestag]] noch im selben Jahr Gelder zusagte. Nach zahlreichen widrigen Umständen gelang es das Haus aufwändig zu sanieren und mit Hilfe der [[Stiftung Deutsche Klassenlotterie]] in Berlin wurden die Kosten für die ersten Jahre gesichert. Unterstützt wird die Villa vom [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amt]] und dem [[Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien| Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien]]. <ref name=Heuwagen> http://www.villa-aurora.org/uploads/pdf/2_3_2_MartasVision_RettungDesHauses.pdf Marianne Heuwagen: Die Rettung des Hauses </ref>



Version vom 9. Februar 2009, 15:42 Uhr

Die Villa Aurora war das Wohnhaus des Schriftstellers Lion Feuchtwanger und seiner Frau Marta im US-amerikanischen Exil. Sie steht in Los Angeles und dient seit 1995 als Künstlerresidenz und „deutsches Kulturdenkmal des Exils“.

Die Villa Aurora

Die Villa Aurora, erbaut 1928 in den Hügeln von Pacific Palisades, später die Residenz von Lion und Marta Feuchtwanger, ist ein einzigartiges Kulturdenkmal des deutschen Exils in Kalifornien. Das Wohnhaus von Lion und Marta Feuchtwanger in Los Angeles war in den 40er und 50er Jahren ein berühmter Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen, die vor dem Nazi-Regime aus Deutschland fliehen mussten. So wurde die Villa zu einem Begegnungszentrum für europäische und amerikanische Kultur. Diese Idee ist geblieben, auch heute ist der Kulturaustausch zwischen Deutschland und den USA eines der vorrangigen Ziele der Villa Aurora. [1]

Vom Wohnhaus der Feuchtwangers zur Künstlerresidenz

Nachdem Lion und Marta Feuchtwanger auf der Flucht vor dem NS-Regime 1941 die Ausreise in die USA gelang, ließen sie sich in Los Angeles nieder. Nach 5 verschiedenen Stationen zogen sie 1943 schließlich in die Villa Aurora. Der Verkauf seines Romans Die Brüder Lautensack ermöglichte ihm die Anzahlung des Hauses.

Der Bezirk Pacific Palisades war ein beliebter Wohnort für deutschsprachige Emigranten. So wurde das Haus ein beliebter Treffpunkt für deutschsprachige Emigranten, aber auch für amerikanische Freunde der Familie. Neben Thomas und Katia Mann, die in der Nachbarschaft wohnten, waren zahlreiche Künstler wie Bertolt Brecht, Charles Laughton und Charlie Chaplin zu Gast. [1]

Nach dem Tod von Lion Feuchtwanger (1958) übertrug Marta Feuchtwanger die Villa ein Jahr später der University of Southern California, die die laufenden Kosten übernahm. Einer der wertvollsten Teile der Villa stellte die Bibliothek mit mehr als 20.000 Bänden dar. [2] Marta Feuchtwanger bewohnte die Villa bis zu ihrem Tod im Jahr 1987. Nach dem Tod Marta Feuchtwangers zeichnete sich ab, dass die Universität die geerbte Villa verkaufen wollte. Daraufhin benachrichtigte Professor Harold von Hofe den Feuchtwanger-Biographen Volker Skierka über dieses Vorhaben. Dieser startete eine politische Initiative zur Erhaltung der Villa als ein deutsches Kulturdenkmal des Exils. Daraufhin gründete sich 1988 der Kreis der Freunde der Villa Aurora unter dem Vorsitz von Lothar C. Poll. Es wurde erwirkt, dass der Bundestag noch im selben Jahr Gelder zusagte. Nach zahlreichen widrigen Umständen gelang es das Haus aufwändig zu sanieren und mit Hilfe der Stiftung Deutsche Klassenlotterie in Berlin wurden die Kosten für die ersten Jahre gesichert. Unterstützt wird die Villa vom Auswärtigen Amt und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. [2]

1995 fand die Eröffnung in Los Angeles statt. Seitdem ist das Stipendiatenprogramm Artists in Residence der Schwerpunkt der Arbeit. Bis zu 16 Schriftsteller, Filmemacher, Komponisten und Bildende Künstler erhalten die Möglichkeit drei Monate in der Villa zu leben und zu arbeiten sowie Kontakte zu kulturellen Institutionen zu knüpfen. Außerdem wird das 12-monatige Stipendium Writer in Exile an einen in seinem Heimatland verfolgten Schriftsteller vergeben sowie ein Gästeprogramm. [3]

Stipendiaten

Einzelnachweise

  1. a b http://www.villa-aurora.org/uploads/pdf/die-Feuchtwangers-in-Pacific_Palisades.pdf Randy Young: Die Feuchtwangers in Pacific Palisades
  2. a b http://www.villa-aurora.org/uploads/pdf/2_3_2_MartasVision_RettungDesHauses.pdf Marianne Heuwagen: Die Rettung des Hauses
  3. http://www.villa-aurora.org/index.php?page=stipendium-bewerbung

Literatur

Marta Feuchtwanger. An Emigre Life: Munich, Berlin, Sanary, Pacific Palisades. Interviewed by Lawrence M. Weschler. Los Angeles: University of California, Los Angeles 1976.

Villa Aurora

Koordinaten: 34° 2′ 46,7″ N, 118° 33′ 21,5″ W