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Steve Fossett

James Stephen Fossett (* 22. April 1944 in Jackson, Tennessee, USA; † 3. September 2007 in Mammoth Lakes, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Milliardär, Flugpionier, Regattasegler und Miteigentümer der Firma Scaled Composites.

Leben

Fossett wuchs in Garden Grove (Kalifornien) auf und schloss im Jahr 1966 sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Stanford University mit einem Diplom ab. 1968 erhielt er seinen MBA von The Olin School of Business an der Washington University in St. Louis, Missouri, und wurde dort später ein Mitglied des Board of Trustees. Fossett wurde ein erfolgreicher Börsenhändler in Chicago und gründete seine eigene Firma Marathon Securities. Später zog er nach Beaver Creek, Colorado.

Er war Mitglied der Royal Geographical Society und des Explorers Club.

Seit seiner Jugend war Fossett Mitglied der Pfadfinderbewegung. Von den Boy Scouts of America wurde er mit dem Distinguished Eagle Scout Award für sein gesellschaftliches Engagement nach seiner aktiven Pfadfinderzeit ausgezeichnet. Fossett war von 2005 bis 2006 Mitglied des World Scout Committee der World Organization of the Scout Movement.

Er war seit 1968 mit Peggy Viehland verheiratet. Das Paar bekam keine Kinder.

Abenteuer und Rekorde

Steve Fossett vor seinem Flug im Februar 2006 (im Hintergrund Richard Branson)

Fossett im GlobalFlyer

Fossett war für eine Reihe von Rekorden bekannt, die er insbesondere als Segler, Pilot von Motor- und Segelflugzeugen und als Ballonfahrer aufstellte. Bei einigen seiner Rekorde wurde er von Richard Branson unterstützt.

Er war einer der Wettbewerber, der mit seinem Team die erste Nonstop-Weltumrundung im Ballon versuchte. Nachdem er gegen den Schweizer Bertrand Piccard unterlegen gewesen war, unternahm er die Aufgabe in einer Alleinfahrt. Vom 19. Juni bis 3. Juli 2002 schaffte der damals 58-jährige Milliardär die erste Allein-Nonstop-Weltumrundung in einem Ballon.

Am 27. Oktober 2004 stellte Fossett, nachdem er im Herbst 2004 als 14. Pilot die Lizenz zum Führen eines Zeppelin NT erworben hatte, mit dem Schiff SN01 „Friedrichshafen“ einen neuen Geschwindigkeitsweltrekord für Luftschiffe auf. Er durchfuhr eine 1000-m-Messstrecke in beiden Richtungen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 111,8 km/h. Der Rekord ist von der Fédération Aéronautique Internationale (FAI) mit 115 km/h anerkannt.

Im März 2005 unternahm er die Weltumrundung mit dem von Burt Rutan konstruierten Spezialflugzeug Global Flyer. Vom 1. bis 3. März 2005 umrundete er als erster Pilot allein und ohne Zwischenstopp nach offiziellen Angaben in 67 Stunden, 2 Minuten und 38 Sekunden den Globus. Mit diesem Flug über 36.898,04 km wurden acht FAI-Rekorde aufgestellt. Start- und Zielflughafen war Salina/Kansas USA.

Im März 2005 plante er, den Höhenflugweltrekord mit Segelflugzeugen von 14.938 m zu brechen, den Robert R. Harris (USA) in einer Grob G 102 (Einsitzer) am 17. Februar 1986 aufgestellt hatte.

Am 8. Februar 2006 um 07:22 Uhr Ortszeit startete Fossett mit dem Global Flyer (Modell 311 der Firma Scaled Composites, Registrierung 'N277SF') vom Kennedy Space Center in Florida zu einem weiteren Rekordflug. Ziel war ein neuer Langstreckenrekord; alleine und ohne Unterbrechung eine Strecke von 41.978 Kilometern zurücklegen. 1.126 Kilometer mehr als Bertrand Piccard und Brian Jones 1999 mit dem Ballon zurückgelegt hatten. In 76 Stunden und 45 Minuten Flugzeit flog Fossett weit über die bisherige Bestmarke hinaus und legte bei einer Erdumrundung und zwei Atlantik-Überquerungen 42.469 Kilometer zurück. Fossett landete am Abend des 11. Februar 2006 sicher in England. Allerdings nicht auf dem vorgesehen Flugplatz Kent International an der Nordseeküste: Wegen eines technischen Problems – beim Landeanflug auf Kent fiel der Generator aus – musste er etwas früher auf dem Flugplatz Bournemouth an der südenglischen Küste landen. Der 20 Jahre alte Streckenrekord für Nonstop-Flüge mit einem Motorflugzeug wurde gebrochen.

Fossett hat innerhalb von elf Jahren auch zahllose Bestmarken im Hochseesegeln aufgestellt. Unter anderem hielt er vor Bruno Peyron bis Juli 2006 den Rekord für die schnellste Atlantiküberquerung (4 Tage, 17:28,06 Stunden) und hielt bis Februar 2005 den für die schnellste Weltumrundung (58 Tage, 9:32,45 Stunden).

1985 durchschwamm er den Ärmelkanal, nachdem er für dieses Unternehmen das Schwimmen erlernt hatte.

Verschollen

Am 3. September 2007 um 08:45 Uhr Ortszeit startete Fossett von Barron Hiltons Flying-M Ranch etwa 130 km südöstlich von Reno im US-Bundesstaat Nevada mit einem Leichtflugzeug vom Typ Super Decathlon von AviaBellanca Aircraft Corporation. Er flog in südliche Richtung und wollte nach trockenen Flussbetten Ausschau halten. Sein Flugzeug hatte Treibstoff für einen vier- bis fünfstündigen Flug. Etwa sechs Stunden nach dem Start meldete ein Freund Fossett als vermisst. Eine eingebaute Notfunkbake, die bei einem harten Aufprall aktiviert wird, sendete kein Notsignal. Das Flugzeug war mit einem Funkgerät ausgestattet, doch liegt von Fossett keine Rückmeldung vor. Vorübergehend wurde auch angenommen, er habe zusätzlich eine Armbanduhr mit einem Notsignalsender bei seinem Flug getragen.

Zunächst wurde ein etwa 1.500 km² großes Gebiet abgesucht, welches am 6. September auf 25.000 km² erweitert wurde. Die Civil Air Patrol in Nevada stellte die Suche ab 17. September 2007 weitgehend ein. Es war auch möglich, sich über ein Plugin für Google Earth an der Suche nach seinem Flugzeug zu beteiligen. Dafür wurden aktuelle Satellitenbilder zur Verfügung gestellt. An der Auswertung beteiligten sich 50.000 Personen.

Ende September starteten fast einen Monat nach dem Verschwinden des US-Abenteurers rund 50 Helfer eine neue Suche nach Fossett zu Fuß und mit Pferden. Radar- und Satellitenbilder hatten zuvor mögliche Hinweise auf den Verbleib Fossets geliefert, am 2. Oktober wurde die Suche jedoch wieder eingestellt.

Am 26. November 2007 stellte Fossetts Ehefrau den Antrag, ihren Mann offiziell für tot zu erklären. Am 15. Februar 2008 wurde dem Antrag entsprochen.

Nach Medienberichten sollte die Suche jedoch Mitte Juli 2008 mit einer Expedition um den kanadischen Geologen Simon Donato wieder aufgenommen werden. Ende August wollte sich eine weitere Mannschaft um den US-Investor Robert Hyman auf die Suche begeben.

Lieutenant Colonel Cynthia Ryan von der US Civil Air Patrol äußerte im Sommer 2008, Fossett habe seinen Tod möglicherweise aufgrund finanzieller oder persönlicher Probleme inszeniert. Es gebe in der Tat zahlreiche Ungereimtheiten rund um sein Verschwinden. So sei etwa unklar, ob er überhaupt weggeflogen sei. Dafür gebe es nur einen einzigen Zeugen. Außerdem sei seine Flugzeugwahl sehr außergewöhnlich gewesen. Die Super Decathlon sei ein sehr leicht zerlegbares Leichtflugzeug. Eine ähnliche Meinung vertrat der Versicherungsdetektiv Robert Davis.

Am 29. September 2008 wurden verwitterte Gegenstände Fossetts von einem Wanderer in einer Bergregion bei Mammoth Lakes in Kalifornien entdeckt, darunter ein Pullover, Geld sowie Führer- und Flugscheine, die seinen Namen tragen. Diese Gegend liegt etwa 130 km südlich vom Abflugort. Außerdem wurde auf Luftaufnahmen 520 Meter entfernt von der Fundstelle ein Flugzeugwrack entdeckt. Der US-amerikanische Polizeisprecher John Anderson bestätigte am 2. Oktober 2008, dass es sich dabei um Fossetts Flugzeug handelte. Die Ermittlungen kamen zu dem Ergebnis, dass Fossetts Flugzeug in circa 3000 Metern Höhe gegen einen Berg geprallt ist. Im Flugzeugwrack wurden Leichenteile gefunden, von denen angenommen wird, dass es sich um die sterblichen Überreste von Steve Fossett handelt. Eine DNA-Analyse soll dies klären.

Literatur

• Steve Fossett: Chasing the Wind: The Autobiography of Steve Fossett. 2006

Weblinks

• Steve Fossett (engl.)
• Perlan Project – Höhenweltrekordversuche Segelflug (engl.)
• FAI: Geschwindigkeitsrekord für Luftschiffe (engl.)
• World Scout Committee (engl.) Foto von Fossett mit Pfadfindern
• Ein Leben voller Abenteuer und Gefahren, Bilderserie über Steve Fossett
• Reiner Luyken: Der Sturz aus den Wolken, Die Zeit, 36/1998