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„Mentalisierung“ – Versionsunterschied

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Der Philosoph Daniel Dennett sah in dieser Fähigkeit eine enorme [[Evolution]]äre Anpassungsleistung. Die Fähigkeit die Handlungen anderer als absichtsvoll und von einem Geist gesteuert zu verstehen macht es möglich, die Handlungen anderer vorauszusehen. Indem der Handlung eines anderen Menschen eine Intention, also eine Absicht unterstellt wird, wird das Verhalten vorhersehbar. Ein einfaches Beispiel hierfür wäre dass eine Person sich wütend oder traurig über den Verlust eines Gegenstandes zeigt. Die Person würde diesen Gegenstand dann eher suchen gehen, als wenn sie sich über den Verlust völlig emotionslos oder gleichgültig zeigt.
Der Philosoph Daniel Dennett sah in dieser Fähigkeit eine enorme [[Evolution]]äre Anpassungsleistung. Die Fähigkeit die Handlungen anderer als absichtsvoll und von einem Geist gesteuert zu verstehen macht es möglich, die Handlungen anderer vorauszusehen. Indem der Handlung eines anderen Menschen eine Intention, also eine Absicht unterstellt wird, wird das Verhalten vorhersehbar. Ein einfaches Beispiel hierfür wäre dass eine Person sich wütend oder traurig über den Verlust eines Gegenstandes zeigt. Die Person würde diesen Gegenstand dann eher suchen gehen, als wenn sie sich über den Verlust völlig emotionslos oder gleichgültig zeigt.


Sie gingen von der Annahme aus, dass sich eine Theory of Mind nicht einfach ab einem gewissen Alter einstelle, sondern diese einzigartige Fähigkeit des Menschen in einem sensiblen Entwicklungsprozess, der in der Frühen Kindheit beginnt, erst erworben werden muss.
Fonagy und Target gingen von der Annahme aus, dass sich eine Theory of Mind nicht einfach ab einem gewissen Alter einstelle, sondern diese einzigartige Fähigkeit des Menschen in einem sensiblen Entwicklungsprozess, der in der Frühen Kindheit beginnt, erst erworben werden muss.


Säuglinge im ersten Lebensjahr erleben die eigenen [[Affekt]]e oder [[Emotion]]en
Säuglinge im ersten Lebensjahr erleben die eigenen [[Affekt]]e oder [[Emotion]]en ohne sie wirklich zuordnen zu können als positive oder negative Zustände. Dabei erleben sie die mit einer Emotion einhergehenden typischen körperlichen Erscheinungen passiv. Sie haben keine Möglichkeit ihren eigenen Zustand zu regulieren.





Version vom 16. Juni 2008, 08:16 Uhr

Unsere Kernthese ist, daß die Pflegeperson dem Kind eine Art natürlichen Biofeedback-Sensibilitätstrainings zukommen läßt, wenn sie in einer markierten, übertriebenen Form auf das emotionelle Ausdrucksverhalten des Kindes reagiert.

Theoretische Grundlagen

In den vergangenen Jahrzehnten haben Philosophen wie Daniel Dennett oder Jerry Fodor sowie einige kognitive Entwicklungspsychologen nach dem Ursprung der Möglichkeit von Menschen gefragt, ihre eigenen mentalen Zustände in Verbindung mit den mentalen Zuständen anderer Menschen zu sehen. Die Bezeichnung für diese Fähigkeit des Menschen, in anderen Personen einen ähnliches "Seelenleben" wie in der eignen Person zu vermuten nennt man in den Kognitionswissenschaften Theory of Mind. Der Begriff Theory of Mind (ToM) bezeichnet in der Psychologie und den anderen Kognitionswissenschaften also die Fähigkeit, eine Annahme über Bewusstseinsvorgänge in anderen Personen vorzunehmen, also in anderen Personen Gefühle, Bedürfnisse, Absichten, Erwartungen und Meinungen zu vermuten.

Peter Fonagy und Mary Target sowie ihre Forschergruppe am University College London haben diese Grundlagen mit der psychoanalytischen Säuglingsforschung und akademische Entwicklungspsychologie sowie der Bindungstheorie in Verbindung gebracht. Sie entwickelten eine Theorie, welche die Entwicklung dieses Verständnisses des Menschen in anderen ähnliche mentale Zustände wie in der eigenen Person zu vermuten, und auch der pathologischen Fehlentwicklungen dieser Fähigkeit in einen Zusammenhang mit der frühen Entwicklung zu bringen.

Der Philosoph Daniel Dennett sah in dieser Fähigkeit eine enorme Evolutionäre Anpassungsleistung. Die Fähigkeit die Handlungen anderer als absichtsvoll und von einem Geist gesteuert zu verstehen macht es möglich, die Handlungen anderer vorauszusehen. Indem der Handlung eines anderen Menschen eine Intention, also eine Absicht unterstellt wird, wird das Verhalten vorhersehbar. Ein einfaches Beispiel hierfür wäre dass eine Person sich wütend oder traurig über den Verlust eines Gegenstandes zeigt. Die Person würde diesen Gegenstand dann eher suchen gehen, als wenn sie sich über den Verlust völlig emotionslos oder gleichgültig zeigt.

Fonagy und Target gingen von der Annahme aus, dass sich eine Theory of Mind nicht einfach ab einem gewissen Alter einstelle, sondern diese einzigartige Fähigkeit des Menschen in einem sensiblen Entwicklungsprozess, der in der Frühen Kindheit beginnt, erst erworben werden muss.

Säuglinge im ersten Lebensjahr erleben die eigenen Affekte oder Emotionen ohne sie wirklich zuordnen zu können als positive oder negative Zustände. Dabei erleben sie die mit einer Emotion einhergehenden typischen körperlichen Erscheinungen passiv. Sie haben keine Möglichkeit ihren eigenen Zustand zu regulieren.


  • Vorläufer: Dennett 1987; Fodor 1987, 1992) und kognitive Entwicklungspsychologen (Astington, Harris u. Olson 1988; Baron-Cohen, Tager-Flusberg u. Cohen 1993; Hirschfeld u. Gelman 1994; Perner 1991; Wellman 1990; Whiten 1991
  • Intentionshaltung ab Ende des ersten lJ.
  • Affektregulation - Bezugsperson -> Affektmodulierende Intervention.
  • "Emotionale Selbstkontrolle wird erst möglich, wenn sich sekundäre Regulations- oder Kontrollstrukturen über Repräsentationen entwickelt haben" [1]
  • -> Metakognition nachdenken über eigenen Geist u. Modifizieren des eigenen Geistes o. sekundäre Repräsentationen.
  • Emotionen
    • Physiologische Reaktion bei Basisemotio (vgl. Ekman, Levenson u. Friesen 1983)nen: Mimik, Gestik,
    • "Meltzoff und Gopnik, daß der Mensch in seiner Anlage festgelegte Verbindungen zwischen mimischem Emotionsausdruck und der entsprechenden physiologischen Verfassung hat,"
  • Spiegelung der Affekte durch Eltern
    • Kind kann im 1. lj noch nicht eigenen Zustand wahrnehmen o. beeinflussen.
    • 1-> Funktionale Wahrnehmung. Verhalten - Reaktion! aber noch nicht eigenes Verhalten und mentaler Zustand des anderen.
    • 2 reflektierende Wahrnehmung. Kind kann eigenen Zustand wahrnehmen.
    • 3 autobiographisch Zusammenhang zw. eigener Geschichte und derzeitiger emotionaler Verfassung.
    • Fonagy geht davon aus, dass bestimmte Basisemotionenen von Geburt an vorhanden sind.
    • Mutter kann Emotionen des Kindes modulieren
    • Kommunikation Eltern - Kind, face-to-face, Gestik, lautieren.
    • Eltern "markieren" Affekte des Kindes. Objektbeziehungstheorien - Selbstentwicklung
    • Kinder ab dem 3. Mon. präferieren hohe Kontingenzgerade (also nicht perfekt gleiche sondern sehr ähnliche Bewegungen die im Verhältnis zu sich selber stehen).
    • Intuitives Elterliches Verhalten: Eltern spiegeln auch negative Affekte des Kindes. Kind lernt, dass es in Affekte bei anderen auslösen kann, und bemerkt, dass diese von dem Gegenüber modifiziert werden.
    • Diese Modifikation -> Markieren
    • Das Kind nimmt die Ähnlichkeit der Emotion wahr, sieht aber, dass es nicht die gleiche ist, da sie markiert ist. -> referenzielle Entkoppelung
    • wichtig ist, dass es nicht als Emotion der Mutter erkannt wird, sondern als Oragnisator des Selbstzustandes. (gespiegelter Ärger ist modifizierbar, Kind lernt, Affekte können mod. werden).
    • Sekundäre Repräsentation: Affekte werden Markiert, Baby erkennt die Emotion in einem anderen, negative Konsequenzen der Emotion werden aufgehoben. Das Kind ist so in der Lage die negative Emotion mental zu repräsentieren. -> Die spiegelnde Bezugsperson fungiert hierbei sozusagen als sekundäre repräsentationale Struktur. Jedesmal wenn das Kind also eine bestimmte Emotion empfindet, findet es eine ungefähre Entsprechung bei der Bezugsperson wahrnehmen. Die Mutter ihrerseits modifiziert aber den emotionalen Ausdruck des Kindes leicht, so dass Dem Kind gelingt es so, seine emotionalen Empfindungen über die Spiegelung der Mutter zu sehen. Es kann sie Symbolisieren, also beispielsweise der reinen Empfindung einen bestimmten Gesichtsausdruck der Mutter zuordnen. "Genau dasselbe und doch nicht dasselbe. [1]"

Störungen in der Mutter-Kind-Beziehung

  • Reines spiegeln (ohne Markierung) nimmt die symbolisierende Wirkung. Dem Kind wird seine reine Emotion schlicht unverändert wiedergegeben (Angst).
  • Vermischt sich die Emotion des Säuglings (bspw. Angst) mit der eigenen Emotion der Mutter, wird die Entwicklung des Selbst tiefgreifend gestört. Ist die Spiegelreaktion der Mutter zu ähnlich, fällt die Symbolisierungs- oder Repräsentationsschaffende Wirkung weg. Das Kind lernt nicht den Affekt Angst zu repräsentieren und zu regulieren. Dies geschieht, wenn die Mutter nicht dazu in der Lage ist, den Affektausdruck des Kindes selbst zu regulieren, und davon überwältigt werden.
  • Wird der Affekt nicht markiert, wird er vom Kind auch als nicht zu ihm gehörig erlebt, sondern gar als fremden Affekt. Dadurch eskaliert die Verfassung des Babys, es wird traumatisiert.
  • Auch pathologisch kann es sein, wenn die Eltern dem Kind die eigene emotionale Verfassung markiert spiegeln. So bekommt es sozusagen einen falschen Selbstzustand gespiegelt, den es wie den realen repräsentational verinnerlicht -> pathologisch verzerrten Selbstrepräsentationen.

Es ist ein Zwischenschritt die eigenen emotionalen Zustände (als von der Bindungsperson) als solche erkannt zu wissen, nächster Schritt, andere als eigenständige Wesen mit emotionalen Zuständen zu begreifen.



Forschung: Still-Face-Situation: Kinder schauen Mutter nur in Still-Face-Phasen nicht an, sondern eigenes Spiegelbild -> sicher gebunden; Kinder schauen in S-F-S ausschließlich ihr eigenes Spiegelbild an -> desorganisiert mit signifikanter Vorhersage von sicher und desorganisierter Bindung.

  1. a b PeterFonagy und Mary Target (2002): Neubewertung der Entwicklung der Affektregulation vor dem Hintergrund von Winnicotts Konzept des »falschen Selbst« Psyche-Z Psychoanal 56, 839-862