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„Konstantin der Große“ – Versionsunterschied

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* [http://www.roman-emperors.org/conniei.htm Informative und fachwissenschaftliche Kurzbiographie aus dem DIR-Projekt (engl.)]
* [http://www.roman-emperors.org/conniei.htm Informative und fachwissenschaftliche Kurzbiographie aus dem DIR-Projekt (engl.)]
* [http://www.bautz.de/bbkl/k/konstantin_d_g_k.shtml Fachwissenschaftliche Biographie aus dem Bautz mit reichhaltigen Literaturangaben]
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* [http://www.professorenforum.de/volumes/v02n03/artikel3/wolmer.pdf Professorenforum-Journal: Konstantin der Große (43 Seiten im PDF-Format)]
* [http://www.professorenforum.de/volumes/v02n03/artikel3/wolmer.pdf Professorenforum-Journal: Konstantin der Große (43 Seiten im PDF-Format)]ggggggggg





Version vom 3. März 2005, 12:49 Uhr

Konstantins Bronzestatue in York

Konstantin I. (* um 280, † 22. Mai 337), genannt der Große, mit vollem Namen Flavius Valerius Constantinus war römischer Kaiser von 306-337. Historisch bedeutend ist Konstantin wegen

Es existiert glücklicherweise eine sehr ausführliche Biografie von ihm, die Eusebius von Caesarea verfasst hat. Dieser war jedoch ein glühender Bewunderer des Kaisers, so dass sein Werk nach Ansicht einiger Historiker nicht den Standards heutiger Geschichtswissenschaft bezüglich Objektivität entspricht.

Neben den historisch belegten Tatsachen gibt es viele Einzelheiten bezüglich Konstantin, die bis heute offen sind.

Biografie

Jugend und der Weg zur Macht

Konstantin wurde um 280 (ein genaues Geburtsdatum ist nicht überliefert) als Sohn von Constantius Chlorus und dessen Ehefrau Helena, der Tochter eines Gastwirts, in der illyrischen Stadt Niš (im heutigen Serbien) geboren. Er hatte drei Halbbrüder, Julius Constantius, Flavius Dalmatius und Flavius Hannibalianus. Über seine Jugend ist wenig bekannt.

Nachdem Constantius 293 in Diokletians Tetrarchie Caesar geworden war, lebte Konstantin zuerst am Hof des Diokletian und begleitete dann Galerius in den Krieg an der Donau. 305 gelang es ihm, seinen Vater in England aufzusuchen, wo er sich auf dessen Feldzug gegen die Pikten und Schotten so auszeichnete, dass er nach dessen Tod 306 von den Truppen zum Augustus (Hauptkaiser) ausgerufen wurde, doch begnügte er sich mit dem Caesartitel, der ihm von Galerius zu gestanden wurde.

Damit war jedoch die tetrarchische Ordnung Diokletians durchbrochen und sollte, trotz einiger zaghafter Restaurierungsbemühungen, nicht mehr hergestellt werden können (siehe Kaiserkonferenz von Carnuntum 308), da nun wieder die dynastische Idee an Boden gewann. Konstantins Mitkaiser in der Tetrarchie, in die er schließlich aufgenommen wurde, waren Galerius (305-311), Severus (306-307), Maximinus Daia (308-313) und Licinius (308-324). Daneben kam es zur Usurpation von Maximians Sohn Maxentius (von den anderen nicht anerkannt 306-312) und zur Erhebung des Domitius Alexander (Usurpator 308-309) in Africa.

307 ließ Konstantin sich von seiner ersten Frau Minervina, der Mutter seines Sohns Crispus (305-326), scheiden und heiratet Fausta, die Tochter des mit Diokletian zurückgetretenen Kaisers Maximian. Als Caesar blieb er zuerst in seinen Provinzen Gallien und Britannien (er residierte unter anderem im damals gallischen Trier) und überließ den Mitkaisern Galerius und Severus die Bekämpfung des Maxentius und des Domitius Alexander. 309 ließ Konstantin eine neue Goldmünze prägen, den Solidus, der sich noch lange bewähren sollte.

310 ließ Konstantin Maximianus, der gegen ihn intrigiert hatte, umbringen. Nach dem Tod des Galerius 311 musste er sich außerdem mit Maxentius auseinandersetzen, der zuvor Severus geschlagen und getötet hatte.

Erringung der Herrschaft im Westen

312 besiegte Konstantin Maxentius in der Schlacht bei der Milvischen Brücke, wobei er der Legende nach am Abend zuvor eine Christuserscheinung hatte. Konstantin, der bereits vorher eher zum Monotheismus geneigt hatte (Sol-Invictus-Verehrung) und das Christentum bereits seit seiner Jugend kannte, begünstigte es in der Folgezeit immer mehr. Allerdings lässt sich daraus nicht zuverlässig ableiten, ob und inwieweit er sich mit dem Glauben identifizierte.

313 traf Konstantin mit Licinius, dem Kaiser des Ostens, zusammen. Dieser heiratete Konstantia, die Lieblingsschwester Konstantins. Beide verabschiedeten das Toleranzedikt von Mailand, das das Christentum den anderen Religionen gleichstellte und somit den Christen im ganzen Reich freie Ausübung ihrer Religion zusicherte. Falsch ist jedoch, wenn man daraus ableiten wollte, dass das Christentum damals schon zur De-facto-Staatsreligion erhoben worden wäre. Dies geschah erst unter Theodosius I. Konstantin selbst bekannte sich außerdem nicht öffentlich zum Christentum: auf dem Triumphbogen (Konstantinsbogen), der seinen Sieg an der Milvischen Brücke feiert, fehlen zwar die sonst üblichen heidnischen Opfer, aber ebenso alle christlichen Symbole. Die Siegesgöttin Viktoria und der Sonnengott werden dagegen darauf dargestellt.

In den folgenden Jahren wurde Konstantin mit den Problemen der Kirche in Africa konfrontiert, die sich in traditionelle Kirche und Donatisten gespalten hatte. Die Spaltung konnte jedoch nicht rückgängig gemacht werden, doch war das Eingreifen Konstantins in diesen Streit ein Zeichen für dessen neues Selbstverständnis, auch eine Art von Schutzfunktion über die Kirche auszuüben.

Bereits 316 gewann er im Streit mit Licinius Illyrien. 323 kam es endgültig zum Konflikt zwischen Konstantin und seinem Mitkaiser und Schwager. Licinius unterlag 324 (er wurde 325 von Konstantin hingerichtet). Damit war Konstantin alleiniger Herrscher des römischen Reichs.

Konstantins Reichspolitik als Alleinherrscher

Datei:136 ConstantinI.jpg
Ae Konstantins I.

Konstantin verlegte seinen Regierungssitz in den Osten, in die alte griechische Stadt Byzanz (heute Istanbul), die er prächtig ausbaute und 330 feierlich einweihte. Die neue Hauptstadt wurde erst offiziell als Neu-Rom bezeichnet, aber bald Konstantinopel genannt (aus Konstantin und griechisch πολις / polis - Stadt). Rom, schon seit Jahrzehnten nur noch pro forma Hauptstadt, verlor damit weiter an Bedeutung, wenn es auch weiterhin ein wichtiges Symbol blieb. Doch ist Konstantins Schritt verständlich, da zum einen die strategische Lage der neuen Hauptstadt ungleich besser war (sie lag an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt und war von der gefährdeten Donau- und Ostgrenze etwa gleich weit entfernt; zudem war sie besser geschützt) und zum anderen im wirtschaftlich weitaus wichtigeren Osten lag.

326 kam es zu einem privaten Skandal: Konstantin tötet seinen ältesten Sohn Crispus und kurz darauf seine Frau Fausta. Die Erklärungen dafür variieren: nach einer Geschichte soll Fausta Crispus beschuldigt haben, ihr nachzustellen, worauf Konstantin seinen Sohn tötete und als er dann feststellte, dass die Anklage falsch war, auch die Urheberin der Intrige. Im Nachhinein sah Konstantin die Sache als Todsünde, die nur durch die Taufe vergeben werden konnte.

332 schlug Konstantin die Goten und sicherte durch einen foedus die Donaugrenze ab. Konstantin trieb auch ansonsten zahlreiche Maßnahmen zur Stabilisierung der Grenzen voran. Die schon vorher eingeleitete Heeresreform wurden unter ihm abgeschlossen. So gab es von nun an ein regelrechtes Bewegungsheer (Comitatenses) und ein Grenzheer (Limitanei). Auch das Amt des Heermeisters (Magister militum) wurde von Konstantin geschaffen, ebenso neue Hofämter, wie das Amt des Quaestor sacri palatii (oberster Hofbeamte) und des Magister officiorum (Leiter der Kanzlei), während die vorerst drei Prätorianerpräfekten nun die höchsten zivilen Verwaltungsbeamten des Reiches waren. Im Inneren hielt Konstantin auch an Diokletians Kurs fest (sakrale Stellung des Kaisertums, Bindung der Bauern an die Scholle).

Kurz vor Beginn eines Feldzugs gegen die Sassaniden erkrankte Konstantin schwer und starb bald darauf am Pfingstfest 337 bei Nikomedia. Wie es damals üblich war, hatte sich Konstantin erst kurz vor seinem Tod vom arianischen Bischof Eusebius von Nikomedia taufen lassen. Seine drei Söhne Konstantin II., Konstantius und Konstans hatte Konstantin schon früh zu Caesaren ernannt. Diesen Titel erhielt 335 auch sein Neffe Dalmatius. Doch kam es nach dem Tod Konstantins zu einem Blutbad innerhalb der Familie und einem Bruderkrieg unter den Söhnen Konstantins (siehe Spätantike, II.3).

Religionspolitik als Alleinherrscher

Im Osten waren die Christen zahlreicher als in Rom (trotzdem stellten sie auch dort eine Minderheit dar), so konnte Konstantin sich in den letzten vierzehn Jahren seiner Regierung offen als Christ bezeichnen. Seine Protektion der Christen (in der modernen Forschung spricht man von der Konstantinischen Wende) gegenüber den Heiden löste zahlreiche Bekehrungen bei Hofe aus.

325 berief er in Nicäa das erste ökumenische Konzil ein. Dieses lehnte einen von Konstantin unterstützten Kompromissvorschlag ab und entschied mit dem Bekenntnis von Nicäa klar gegen Arius. Konstantin, der weniger theologische als politische Ziele verfolgte, schickte in der Hoffnung auf eine Konsolidierung des Reiches Arius in die Verbannung.

Der arianische Streit war dadurch jedoch nicht beigelegt. Unter dem Einfluss seiner Schwester Konstantia und von deren arianischem Hofbischof Eusebius von Nikomedia sowie seines Biografen Eusebius von Caesarea wechselte Konstantin die Seiten, verbannte Athanasius, den Gegenspieler von Arius, und ließ Arius aus der Verbannung zurückrufen.

Die Konstantinische Schenkung, nach der er von Papst Silvester I. getauft wurde und diesem bzw. der katholischen Kirche zahlreiche materielle und immaterielle Privilegien zugesprochen hat, wurde schon im 10. Jahrhundert als Fälschung betrachtet, was dann im 15. Jahrhundert endgültig bewiesen werden konnte.

Konstantin in der Beurteilung der Nachwelt

Als bedeutende Gestalt in einer entscheidenden Epoche der Geschichte ist Konstantin sowohl von der Kirche einerseits als auch von Kirchengegnern und radikal anti-katholischen Christen andererseits instrumentalisiert worden, um unterschiedliche Sichtweisen zu begründen - dabei wurden jedoch von beiden Seiten Argumente aufgeführt, die bis heute historisch nicht belegbar sind. Offen ist z.B., was Konstantin unter Christentum verstand, ob er persönlich gläubiger Christ war und seit wann, ob er theologisch auf der Seite der Trinitarier oder der Arianer stand oder gleichgültig gegenüber beiden theologischen Richtungen war.

Sein Biograph Eusebius war ihm zu Recht immens dankbar für das Ende der Christenverfolgungen, die er selbst erlebt hatte, und schildert ihn als sehr heiligen Christen mit dramatischer Bekehrung vor der Schlacht an der Milvischen Brücke - mit Vision, Traum, Pauken und Trompeten. Nach dem diesbezüglichen Triumphbogen und späteren Münzen ist er jedoch nicht Christ - es gibt da einige Hinweise auf den ebenfalls monotheistischen Mithraskult. Jedenfalls zeigt er sein Christentum im überwiegend heidnischen Westen nicht offen - im mehrheitlich christlichen Osten stellt er sich als Christ dar und bezeichnete sich als Isapostolos - als ...den Aposteln gleich. In beiden Fällen ist offen, was Politik ist.

Daneben gibt es Hinweise, dass er sich traditionsgemäß als Gottkaiser gesehen hat - wobei durchaus denkbar ist, dass er sich trotzdem als Christ fühlte und sich einfach nicht so sehr um theologische Feinheiten kümmerte.

Seine Mutter, Flavia Iulia Helena Augusta, dürfte Christin gewesen sein - bei ihr gibt es viele Aktivitäten, die sich sonst nicht erklären lassen (Bau von Kirchen wie beispielsweise die berühmte Geburts- sowie die Grabeskirche, Reise ins Heilige Land usw.).

In der orthodoxen Kirche wird Konstantin als Heiliger verehrt. In der katholischen Kirche ist er zwar im Kalender aufgeführt, gilt aber nicht als Heiliger - vermutlich wegen der Verlegung der Hauptstadt nach Konstantinopel. Im Byzantinischen Reich galt Konstantin als das Ideal eines gerechten und starken Herrschers.

Konstantin war jedenfalls mit Diokletian der Architekt des spätantiken römischen Staates und der Wegbereiter für das Imperium Romanum Christianum.

Siehe auch

Literatur

Aus der sehr umfangreichen Fachliteratur seien nur einige Beispiele genannt:

  • Klaus Bringmann: Die konstantinische Wende. Zum Verhältnis von politischer und religiöser Motivation, in: Historische Zeitschrift 260 (1995), S. 21 - 47.
  • Jakob Burckhardt: Die Zeit Constantins des Großen, Basel 1853 (zahlreiche Nachdrucke). Klassische Studie, die Konstantin eher negativ bewertet (Machtmensch).
  • Manfred Clauss: Konstantin der Große und seine Zeit (Beck Wissen), München 1996. Knappe und gut lesbare Einführung in die Thematik.
  • Ramsay MacMullen: Constantine, London 1969. Bisher die beste moderne Darstellung.
  • Ekkehard Mühlenberg (Hrsg.): Die Konstantinische Wende (Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie 13), Gütersloh 1998. Aufsatzsammlung mit Überlegungen zu den geistigen Grundlagen der Religionspolitik Konstantins.
  • Karen Piepenbrink: Konstantin der Große und seine Zeit (Geschichte kompakt), Darmstadt 2002. Ebenfalls eine Einführung, allerdings etwas systematischer und mit Glossar etc.


Vorgänger:
Constantius Chlorus (305-306),
Galerius (305 - 311)
Römische Kaiser
Nachfolger:
Konstantius II. (337-361),
Konstantin II. (337 - 340),
Konstans (337 - 350)