„Eidgenössische Volksinitiative «für demokratische Einbürgerungen»“ – Versionsunterschied
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Vorläufiges amtliches Endergebnis:<ref>[http://www.admin.ch/ch/d/pore/va/20080601/det532.html Vorlage Nr. 532, vorläufige amtliche Endergebnisse] - Schweizerische Bundeskanzlei, 1. Juni 2008</ref> |
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Version vom 2. Juni 2008, 10:42 Uhr
Die eidgenössische Volksinitiative «für demokratische Einbürgerungen», inoffiziell auch Einbürgerungsinitiative genannt, ist gemäss Artikel 139 Absatz 3 der Bundesverfassung eine Volksinitiative, die am Abstimmungssonntag vom 1. Juni 2008 abgelehnt wurde. Sie wurde von der Schweizerischen Volkspartei lanciert, und verlangt die Einführung eines vierten Absatzes im 38. Artikel der Bundesverfassung.
Wortlaut
Die Bundesverfassung vom 18. April 1999 wird wie folgt geändert:[1]
Art. 38 Abs. 4 BV (neu)
- Die Stimmberechtigten jeder Gemeinde legen in der Gemeindeordnung fest, welches Organ das Gemeindebürgerrecht erteilt. Der Entscheid dieses Organs über die Erteilung des Gemeindebürgerrechts ist endgültig.
Auslöser
Bei einer Urnenabstimmung am 11. März 2000 der Gemeinde Emmen über 23 Einbürgerungsgesuche stimmten die Stimmbürger für die Einbürgerung von acht Italienern, die 15 überwiegend aus dem ehemaligen Jugoslawien stammenden Gesuchstellenden wurden abgelehnt. Gegen die Ablehnung erhoben die Gesuchssteller am 11. April 2000 eine Gemeindebeschwerde an den Regierungsrat des Kantons Luzern. Nachdem dieser auf die Beschwerde nicht eintrat, erhoben die Gesuchssteller eine staatsrechtliche Beschwerde ans Bundesgericht, der am 6. März 2001 die Beschwerde guthiess und den Entscheid des Regierungsrats wegen Verletzung von Treu und Glauben aufhob. Am 19. März 2002 wies der Regierungsrat des Kantons Luzern die Beschwerde erneut ab. Gegen die erneute Abweisung erhoben die Gesuchssteller am 23. April 2002 erneut eine Beschwerde ans Bundesgericht mit dem Antrag, den Entscheid des Regierungsrats aufzuheben. In ihrem Antrag machten sie Verletzungen unter anderem des Diskriminierungsverbots und des Willkürverbots geltend.
Das Bundesgericht entschied für die Gesuchssteller, da die Ablehnung der Einbürgerungsgesuche nach der dort angewandten Praxis gegen Artikel 8 Absatz 2 der Bundesverfassung[2] verstosse. Die Einbürgerungsentscheide an der Urne würden die Begründungspflicht verletzen, so das Urteil weiter.[3] Das Willkürverbot gebietet unter anderem, dass Entscheidungen sachlich begründet werden, so dass eine Beschwerdeinstanz darauf eingehen kann.
Die Schweizerische Volkspartei verurteilte diesen Bundesgerichtsentscheid als Fehlentscheidung. Die Volksinitative würde diesen Entscheid korrigieren und künftige Fehlinterpretationen in Einbürgerungsfragen verhindern.[4] Weiter kritisieren Befürworter der Volksinitative, dass die Einbürgerungsentscheide durch den Gerichtsentscheid zu blossen Verwaltungsakten degradieren[5] und die Schweiz dadurch am meisten Einbürgerungen[6], grösstenteils aus «fremden Kulturkreisen», verzeichnet.[7]
Zustandekommen
Am 6. April 2004 wurde die Unterschriftenliste zur Volksinitiative der Bundeskanzlei zur Vorprüfung vorgelegt. Urheber der Initiative waren 27 Personen, als Initiativkomitee wurde die Schweizerische Volkspartei genannt. Die Sammelfrist wurde auf den 18. November 2005 gesetzt.[8] Am 18. November 2005 gab die Bundeskanzlei bekannt, dass von den 102'326 eingereichten Unterschriften, 100'038 gültig waren und die Initiative damit Zustande kommt. Am meisten Unterschriften wurden im Kanton Zürich (27'689 gültige) und im Kanton Bern (13'062 gültige) gesammelt, am wenigsten im Kanton Jura (129 gültige) und im Kanton Neuenburg (283 gültige).[9]
Haltung von Bundesrat und Bundesversammlung
In einer Botschaft der Bundesversammlung am 25. Oktober 2006 gab diese bekannt, dass sie dem Volk und den Ständen rät, die Initiative abzulehnen.[10] Das eidgenössische Departement für Justiz- und Polizeidepartement gab in einer Mitteilung bekannt, dass der Bundesrat die Initiative auch ablehnt, da die Einbürgerungsentscheide gemäss dem Bundesgerichtsentscheid nicht rein politischer Natur, sondern auch ein Akt der Rechtanwendung sei.[11] Der Nationalrat unterstützt gemäss der Schlussabstimmung vom 5. Oktober 2007 mit 127 zu 67 Stimmen.[12] Mit 34 zu 7 Stimmen bestätigt der Ständerat die Meinung des Bundesrates ebenfalls.[13]
Abstimmungsparolen
Bis auf die Eidgenössisch-Demokratische Union (ausser waadtländische Kantonalpartei), Schweizerische Volkspartei, die Luzerner und Zuger Freisinnig-Demokratische Partei-Kantonalparteien und die Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz haben alle Parteien, Verbände, Organisationen und Regierungs- oder Parlamentskammern eine «Nein»-Abstimmungsparole ausgerufen.[14][15][16][17][18]
Ergebnis
Vorläufiges amtliches Endergebnis:[19]
Kanton | Ja (%) | Nein (%) | Beteiligung |
---|---|---|---|
Aargau | 71'469 (46.8 %) | 81'352 (53.2 %) | 40.1 % |
Appenzell-Ausserrhoden | 6'930 (42.6 %) | 9'334 (57.4 %) | 43.7 % |
Appenzell-Innerrhoden | 1'805 (48.3 %) | 1'930 (51.7 %) | 34.7 % |
Basel-Stadt | 16'915 (28.5 %) | 42'388 (71.5 %) | 52.4 % |
Basel-Landschaft | 28'106 (35.2 %) | 51'705 (64.8 %) | 43.8 % |
Bern | 106'471 (36.7 %) | 183'565 (63.3 %) | 41.3 % |
Freiburg | 19'874 (27.0 %) | 53'673 (73.0 %) | 42.5 % |
Genf | 21'538 (17.9 %) | 98'778 (82.1 %) | 52.6 % |
Glarus | 4'609 (48.9 %) | 4'816 (51.1 %) | 37.0 % |
Graubünden | 17'776 (35.0 %) | 32'975 (65.0 %) | 38.3 % |
Jura | 3'875 (19.8 %) | 15'736 (80.2 %) | 40.0 % |
Luzern | 50'940 (44.3 %) | 64'043 (55.7 %) | 46.9 % |
Neuenburg | 9'203 (18.0 %) | 41'991 (82.0 %) | 48.3 % |
Nidwalden | 6'523 (49.1 %) | 6'771 (50.9 %) | 46.1 % |
Obwalden | 5'302 (47.1 %) | 5'955 (52.9 %) | 48.5 % |
Schaffhausen | 12'621 (42.8 %) | 16'835 (57.2 %) | 63.1 % |
Schwyz | 26'559 (59.9 %) | 17'758 (40.1 %) | 47.6 % |
Solothurn | 31'357 (41.4 %) | 44'389 (58.6 %) | 44.9 % |
St. Gallen | 58'523 (48.3 %) | 62'591 (51.7 %) | 40.3 % |
Tessin | 42'357 (42.2 %) | 58'127 (57.8 %) | 50.0 % |
Thurgau | 27'875 (48.9 %) | 29'081 (51.1 %) | 37.5 % |
Uri | 4'352 (46.5 %) | 5'002 (53.5 %) | 36.8 % |
Waadt | 37'901 (19.0 %) | 161'340 (81.0 %) | 51.1 % |
Wallis | 22'779 (25.0 %) | 68'411 (75.0 %) | 47.2 % |
Zug | 15'226 (44.3 %) | 19'174 (55.7 %) | 48.9 % |
Zürich | 153'794 (39.3 %) | 237'379 (60.7 %) | 47.0 % |
Schweiz | 804'680 (36.2 %) | 1'415'189 (63.8 %) | 44.8 % |
Quellen
- ↑ admin.ch: Wortlaut der Volksinitiative (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ Gemäss Artikel 8, Absatz 2 der Bundesverfassung:
Niemand darf diskriminiert werden, namentlich nicht wegen der Herkunft, der Rasse, des Geschlechts, des Alters, der Sprache, der sozialen Stellung, der Lebensform, der religiösen, weltanschaulichen oder politischen Überzeugung oder wegen einer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung. - ↑ relevancy.bger.ch: Bundesgerichtsurteil 129 I 217 (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ svp.ch: Pressemitteilung Demokratische Entscheide statt Masseneinbürgerungen! (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ einbuergerungen.ch: Argumentarium (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ einbuergerungen.ch: Niemand bürgert mehr ein als die Schweiz (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ einbuergerungen.ch: Die meisten kommen aus dem Balkan (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ admin.ch: Vorprüfung zur Volksinitiative (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ admin.ch: Zustandekommen der Initiative (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ admin.ch: Bundesbeschluss über die Initiative (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ ejpd.admin.ch: Bundesrat lehnt Volksinitiative "für demokratische Einbürgerungen" ab (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ parlament.ch: Schlussabstimmung vom 5. Oktober 2007 (Nationalrat) (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ parlament.ch: Schlussabstimmung vom 5. Oktober 2007 (Ständerat) (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ parlament.ch: Abstimmungsparolen zur Volksinitiative (Zugriff am 31. Mai 2008)
- ↑ juso.ch: Möchtest du Opfer von WILLKÜR werden? (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ sp-ps.ch: Nein zur Einbürgerungs-Lotterie (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ cvp.ch: Der Verfassung wieder zu mehr Respekt verhelfen: Nein zur Einbürgerungsinitiative (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ sosf.ch: 1. Juni 2008: NEIN zu willkürlichen Einbürgerungen! (Zugriff am 2. Mai 2008)
- ↑ Vorlage Nr. 532, vorläufige amtliche Endergebnisse - Schweizerische Bundeskanzlei, 1. Juni 2008