„Verband Alter Corpsstudenten“ – Versionsunterschied
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Ein Zusammenschluss ehemaliger Corpsstudenten erfolgte erst in den 1860er Jahren auf lokaler Ebene zur Organisation einzelner gemeinsamer Veranstaltungen (Kommerse). 1880 initiierte der Breslauer Intendanturrat Leonhard Zander eine Bewegung zur Reformation des Corpslebens, bei der die Alten Herren sich erstmals |
Ein Zusammenschluss ehemaliger Corpsstudenten erfolgte erst in den 1860er Jahren auf lokaler Ebene zur Organisation einzelner gemeinsamer Veranstaltungen (Kommerse). 1880 initiierte der Breslauer Intendanturrat Leonhard Zander eine Bewegung zur Reformation des Corpslebens, bei der die Alten Herren sich erstmals intensiver um die Belange der aktiven Corps kümmerten und die Bildung von Altherrenschaften einleitete. Unterstützt wurde die Bewegung unter anderem durch den späteren Kaiser Wilhelm II. und Otto von Bismarck. Der Schritftsteller Paul Salvisberg gründete 1884 die ''Academischen Monatshefte'' (AM) als zunächst unabhängiges Organ für eine überwiegend corpsstudentische Zielgruppe. |
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Salvisberg entwickelte im November 1887 auf einer Versammlung in München den Plan eines "Allgemeinen Verbandes Alter Corpsstudenten". Zwei Wochen später wurde ein Gründungsplan genehmigt und ein Organisationskomitee benannt. Die konstituierende |
Salvisberg entwickelte im November 1887 auf einer Versammlung in München den Plan eines "Allgemeinen Verbandes Alter Corpsstudenten". Zwei Wochen später wurde ein Gründungsplan genehmigt und ein Organisationskomitee benannt. Die konstituierende Sitzung fand am 21. April 1888 in München statt. Erster Vorsitzender wurde der spätere bayerische Justizminister Ferdinand Ritter von Miltner. Geleitet wurde der Verband anfangs von einem Zentralkomitee, das seinen Sitz in München hatte. 1894 wurde der erste Abgeordnetentag (AT) einberufen, der seither jährlich in der Woche vor Pfingsten gemeinsam mit dem KSCV stattfindet. Auf dem ersten AT wurde durch eine Satzungsänderung das Zentralkomitee in "Gesamtausschuss" (GA) umbenannt, dessen auf jeweils drei (später fünf) Jahre gewählter Vorstand die Geschäftsführung übernahm. Der Vorsitz wechselte von München nach Berlin. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Dichter und Schriftsteller Hans Hopfen gewählt. 1898 erhielt der VAC die Rechte einer juristischen Person. |
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Nach Hopfens Tod fanden Neuwahlen statt. Von 1905 bis 1909 amtierte Jean Louis Sponsel (Direktor des königlich sächsischen Kupferstichkabinetts und des Grünen Gewölbes in Dresden) als Erster Vorsitzender. Er setzte sich insbesondere für die Verbesserung der Tagungsbedingungen in Bad Kösen und den Bau einer Kongresshalle ein, die aber vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht mehr realisiert wurde. |
Nach Hopfens Tod fanden Neuwahlen statt. Von 1905 bis 1909 amtierte Jean Louis Sponsel (Direktor des königlich sächsischen Kupferstichkabinetts und des Grünen Gewölbes in Dresden) als Erster Vorsitzender. Er setzte sich insbesondere für die Verbesserung der Tagungsbedingungen in Bad Kösen und den Bau einer Kongresshalle ein, die aber vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht mehr realisiert wurde. |
Version vom 9. Januar 2008, 00:07 Uhr
Der Verband Alter Corpsstudenten e. V. (VAC) ist der Dachverband der Alten Herren der im [Kösener Senioren-Convents-Verband]] organisierten [Corps]]. Mit derzeit ca. 12.000 Mitgliedern ist er einer der größten Akademikerverbände Deutschlands.
Geschichte
Ein Zusammenschluss ehemaliger Corpsstudenten erfolgte erst in den 1860er Jahren auf lokaler Ebene zur Organisation einzelner gemeinsamer Veranstaltungen (Kommerse). 1880 initiierte der Breslauer Intendanturrat Leonhard Zander eine Bewegung zur Reformation des Corpslebens, bei der die Alten Herren sich erstmals intensiver um die Belange der aktiven Corps kümmerten und die Bildung von Altherrenschaften einleitete. Unterstützt wurde die Bewegung unter anderem durch den späteren Kaiser Wilhelm II. und Otto von Bismarck. Der Schritftsteller Paul Salvisberg gründete 1884 die Academischen Monatshefte (AM) als zunächst unabhängiges Organ für eine überwiegend corpsstudentische Zielgruppe.
Salvisberg entwickelte im November 1887 auf einer Versammlung in München den Plan eines "Allgemeinen Verbandes Alter Corpsstudenten". Zwei Wochen später wurde ein Gründungsplan genehmigt und ein Organisationskomitee benannt. Die konstituierende Sitzung fand am 21. April 1888 in München statt. Erster Vorsitzender wurde der spätere bayerische Justizminister Ferdinand Ritter von Miltner. Geleitet wurde der Verband anfangs von einem Zentralkomitee, das seinen Sitz in München hatte. 1894 wurde der erste Abgeordnetentag (AT) einberufen, der seither jährlich in der Woche vor Pfingsten gemeinsam mit dem KSCV stattfindet. Auf dem ersten AT wurde durch eine Satzungsänderung das Zentralkomitee in "Gesamtausschuss" (GA) umbenannt, dessen auf jeweils drei (später fünf) Jahre gewählter Vorstand die Geschäftsführung übernahm. Der Vorsitz wechselte von München nach Berlin. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Dichter und Schriftsteller Hans Hopfen gewählt. 1898 erhielt der VAC die Rechte einer juristischen Person.
Nach Hopfens Tod fanden Neuwahlen statt. Von 1905 bis 1909 amtierte Jean Louis Sponsel (Direktor des königlich sächsischen Kupferstichkabinetts und des Grünen Gewölbes in Dresden) als Erster Vorsitzender. Er setzte sich insbesondere für die Verbesserung der Tagungsbedingungen in Bad Kösen und den Bau einer Kongresshalle ein, die aber vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht mehr realisiert wurde.
1933 wurde das Führerprinzip eingeführt und Max Blunck zum "Führer" des KSCV und VAC ernannt. Nach einer Auseinandersetzung mit der Führung der Deutschen Studentenschaft musste er zurücktreten und wurde durch Dr. Schlange abgelöst. 1938 forderte die Reichsstudentenführung die Altakademikerverbände zur Auflösung auf. Ein Abgeordnetentag in Berlin beschloss im November 1938 die Liquidierung des Verbandes, nachdem die finanzielle Unterhaltung der verbandseigenen Denkmäler iun Bad Kösen und die sichere Verwahrung der studentengeschichtlichen Sammlung, der Bibliothek und des Archivs im Institut für Hochschulkunde in Würzburg gewährleistet war.
Die Rekonstitution des Verbandes wurde ab 1947 durch den "Ruhrarbeitskreis" unter dem Vorsitz von Gerd Schaefer-Rolffs in die Wege geleitet und am 7./8. Oktober 1950 bei einer Versammlung in Altena vollzogen. Der erste ordentliche Abgeordnetentag nach dem Zweiten Weltkrieg fand 1952 auf der Wachenburg bei Weinheim statt. Von 1953 bis 1993 tagte der VAC gemeinsam mit dem KSCV in Würzburg. Seit 1994 finden die Abgeordnetentage wieder in Bad Kösen statt.
Struktur
Bei seiner Gründung wurde der VAC nur von den Bezirksverbänden bzw. AHSC gebildet, die als Leitungsgremium aus ihrer Reihe den Gesamtausschuss wählten. Erst 1928 wurden die AH-Vereine der einzelnen Corps in die Strukturen einbezogen, indem ihnen der Beitritt zum VAC freigestellt wurde. Heute sind fast alle AH-Vereine von Kösener Corps Mitglied des VAC.
Bei der Neufassung der Satzung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine Unterscheidung zwischen geschäftsführendem Vorstand und allgemeinem Gesamtausschuss getroffen. Organe des VAC sind demnach heute der Abgeordnetentag, der auf fünf Jahre gewählte Vorstand, der Gesamtausschuss und die gemeinsam mit dem Kösener Senioren-Convents-Verband beschickten Kommissionen.
Literatur
- [Walter M.] Brod, [Wolfgang] Gottwald: Geschichte der Kösener Verbände. In: Handbuch des Kösener Corpsstudenten, Würzburg 1985, S. 53-80