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„Wolf Hirth“ – Versionsunterschied

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In Deutschland war nach dem Ersten Weltkrieg der Motorflug verboten, der Segelflug war jedoch im Versailler Vertrag vergessen worden. Diese Lücke nützen einige Flugbegeisterte aus und riefen für den Sommer 1920 zu einem Segelflugwettbewerb auf der Wasserkuppe auf. Den Stein ins Rollen gebracht hatten die Dresdener Wolfgang Klemperer und C. W. Erich Meyer, die publizistische und organisatorische Arbeit wurde vor allem von "Rhönvater" Oskar Ursinus, dem Herausgeber der Zeitschrift "Flugsport" geleistet. Finanziert wurde der erste Wettbewerb vom Frankfurter Mäzen Karl Kotzenberg, der auch später die Segelflugbewegung immer wieder mit namhaften finanziellen Beträgen unterstützte.
In Deutschland war nach dem Ersten Weltkrieg der Motorflug verboten, der Segelflug war jedoch im Versailler Vertrag vergessen worden. Diese Lücke nützen einige Flugbegeisterte aus und riefen für den Sommer 1920 zu einem Segelflugwettbewerb auf der Wasserkuppe auf. Den Stein ins Rollen gebracht hatten die Dresdener Wolfgang Klemperer und C. W. Erich Meyer, die publizistische und organisatorische Arbeit wurde vor allem von "Rhönvater" Oskar Ursinus, dem Herausgeber der Zeitschrift "Flugsport" geleistet. Finanziert wurde der erste Wettbewerb vom Frankfurter Mäzen Karl Kotzenberg, der auch später die Segelflugbewegung immer wieder mit namhaften finanziellen Beträgen unterstützte.


Wolf Hirth besuchte mit seinem Motorrad die Wasserkuppe, um dem Segelflugwettbewerb als Zuschauer beizuwohnen. Begeistert fuhr er aber sofort wieder nach Stuttgart zurück, wo er zusammen mit Paul Brenner und Eduart Ulbert innerhalb von 4 Tagen ein Doppeldecker-Gleitflugzeug fertigstellte, das vom Stuttgarter Flugverein zwar bereits 1919 gebaut, aber nie ganz fertiggestellt worden war. (Überlieferungen, er hätte dieses Flugzeug innerhalb von nur 5 Tagen gebaut, stimmen so also nicht.) Dieses Flugzeug konnte noch rechtzeitig zur Wasserkuppe spediert werden, so dass damit am letzten Tag des Wettbewerbs ausser Konkurrenz noch einige kurze Gleitflüge durchgeführt werden konnten. Schriftlich überliefert sind zwar nur Flüge von Paul Brenner, aber es existiert ein Foto, das Wolf Hirth am Start zeigt.
Wolf Hirth besuchte mit seinem Motorrad die Wasserkuppe, um dem Segelflugwettbewerb als Zuschauer beizuwohnen. Begeistert fuhr er aber sofort wieder nach Stuttgart zurück, wo er zusammen mit Paul Brenner und Eduart Ulbert innerhalb von 4 Tagen ein Doppeldecker-Gleitflugzeug fertigstellte, das vom Stuttgarter Flugverein zwar bereits 1919 gebaut, aber nie ganz fertiggestellt worden war. (Überlieferungen, er hätte dieses Flugzeug innerhalb von nur 5 Tagen gebaut, stimmen so also nicht.) Dieses Flugzeug konnte noch rechtzeitig zur Wasserkuppe spediert werden, so dass damit am letzten Tag des Wettbewerbs außer Konkurrenz noch einige kurze Gleitflüge durchgeführt werden konnten. Schriftlich überliefert sind zwar nur Flüge von Paul Brenner, aber es existiert ein Foto, das Wolf Hirth am Start zeigt.


1922 lernte Wolf Hirth auf der Wasserkuppe mit einer Messerschmitt S-12 autodidaktisch fliegen und nahm anschliessend mit diesem Flugzeug auch am Wettbewerb teil. Dabei erlitt er durch einen technischen Defekt einen Unfall, bei dem er an den Beinen und am Kehlkopf schwer verletzt wurde. Diese Verletzungen zogen einen mehrmonatigen Krankenhausafenthalt nach sich und heilten nie mehr völlig aus. Dennoch war Hirth auch später ein regelmässiger Teilnehmer am Rhönwettbewerb, den er 1932 auch gewann.
1922 lernte Wolf Hirth auf der Wasserkuppe mit einer Messerschmitt S-12 autodidaktisch fliegen und nahm anschließend mit diesem Flugzeug auch am Wettbewerb teil. Dabei erlitt er durch einen technischen Defekt einen Unfall, bei dem er an den Beinen und am Kehlkopf schwer verletzt wurde. Diese Verletzungen zogen einen mehrmonatigen Krankenhausafenthalt nach sich und heilten nie mehr völlig aus. Dennoch war Hirth auch später ein regelmäßiger Teilnehmer am Rhönwettbewerb, den er 1932 auch gewann.


Am 8. Juli 1925 erlitt Wolf Hirth einen Motorradunfall, der die Amputation des linken Beins am Oberschenkel nötig machte. (Dieser Unfall passierte im Stadtverkehr und nicht bei einem Motorradrennen.) Bis Ende 1925 lag Wolf Hirth im Spital. Während dieses Spitalaufenthalts gründete er die Akaflieg Stuttgart. Trotz seiner Beinprothese blieb Wolf Hirth aktiver Segelflugpilot und er fuhr auch weiter Motorradrennen.
Am 8. Juli 1925 erlitt Wolf Hirth einen Motorradunfall, der die Amputation des linken Beins am Oberschenkel nötig machte. (Dieser Unfall passierte im Stadtverkehr und nicht bei einem Motorradrennen.) Bis Ende 1925 lag Wolf Hirth im Spital. Während dieses Spitalaufenthalts gründete er die Akaflieg Stuttgart. Trotz seiner Beinprothese blieb Wolf Hirth aktiver Segelflugpilot und er fuhr auch weiter Motorradrennen.


Am 1. Mai 1928 schloss er sein Studium als Dipl. Ing. ab. Anschliessend nahm er an einem Segelflugwettbewerb in Vauville/Frankreich teil, wo er einen vierfachen Sieg davontrug. Zu dieser Zeit wandte er sich auch wieder dem Motorflug zu und errang neben anderen Preisen auch den Hindenburgpokal. 1930 unternahm er mit einer Klemm-Maschine einen Motorflug, der ihn mit Zwischenstationen in England, den Orkney-Inseln, Island, Grönland, Labrador und Quebec nach Nordamerika führen sollte. In Island musste er aber erfahren, dass die dänische Regierung entgegen früheren Zusagen auf einer Kaution von 10'000 Kronen bestand, als Sicherstellung der Kosten einer allfälligen Suchaktion, um auf Grönland landen zu dürfen. Da Wolf Hirth diese Summe nicht aufbringen konnte, musste er seinen Plan aufgeben.
Am 1. Mai 1928 schloss er sein Studium als Dipl. Ing. ab. Anschließend nahm er an einem Segelflugwettbewerb in Vauville/Frankreich teil, wo er einen vierfachen Sieg davontrug. Zu dieser Zeit wandte er sich auch wieder dem Motorflug zu und errang neben anderen Preisen auch den Hindenburgpokal. 1930 unternahm er mit einer Klemm-Maschine einen Motorflug, der ihn mit Zwischenstationen in England, den Orkney-Inseln, Island, Grönland, Labrador und Quebec nach Nordamerika führen sollte. In Island musste er aber erfahren, dass die dänische Regierung entgegen früheren Zusagen auf einer Kaution von 10'000 Kronen bestand, als Sicherstellung der Kosten einer allfälligen Suchaktion, um auf Grönland landen zu dürfen. Da Wolf Hirth diese Summe nicht aufbringen konnte, musste er seinen Plan aufgeben.


1930 reiste Hirth in die USA. Dort entdeckte er während eines Fluges in Blauthermik die Technik des "Steilkreisens" als Voraussetzung zur effizienten Ausnützung von thermischen Aufwindkaminen. (Bis dahin hatte man geglaubt, man müsse weite, flache Kreise fliegen, um das Eigensinken des Segelflugzeugs möglichst klein zu halten.)
1930 reiste Hirth in die USA. Dort entdeckte er während eines Fluges in Blauthermik die Technik des "Steilkreisens" als Voraussetzung zur effizienten Ausnützung von thermischen Aufwindkaminen. (Bis dahin hatte man geglaubt, man müsse weite, flache Kreise fliegen, um das Eigensinken des Segelflugzeugs möglichst klein zu halten.)


Am 10. März 1931 kurz vor 16:00 startete Hirth in New York mit Gummiseil von einer Wiese des Riverside-Parks und flog während einer halben Stunde im Hangwind des Ufers des Hudson. Dieser Flug wurde von der deutschen Presse völlig aufgebauscht, welche berichtete, dass Wolf Hirth als erster Segelflieger über der Stadt New York gesegelt sei und schliesslich von der Polizei heruntergewinkt werden musste, um ein sich anbahnendes Verkehrschaos zu verhindern. Diese bis heute populäre Version stimmt aber gleich dreimal nicht: Wolf Hirth flog nie "über" New York, sondern nur zwischen der 150. und der 178. Strasse im Hangaufwind des Hudson-Ufers, rund 10km von Downtown Manhatten entfernt. Weiter wohnten zwar viele begeisterte Zuschauer dem Flug bei, der Flug wurde aber nicht wegen eines sich anbahnenden Verkehrschaos' beendet, sondern die Uferstrasse war während des Flugs aus Sicherheitsgründen gesperrt worden, und Hirth musste den Flug beenden, weil die Polizei die Strasse vor 17:00 für den dann einsetzenden Stossverkehr wieder öffnen wollte. Und schliesslich war es auch nicht der erste Segelflug in New York, sondern Jack O'Meara flog bereits am 12. Februar 1931, also rund einen Monat früher, nach einem Flugzeugschlepp in einem Segelflugzeug über New York, und zwar im Gegensatz zu Wolf Hirth tatsächlich direkt über Manhatten. Über O'Mearas Flug wurde in der deutschen Presse aber nie berichtet. (Quelle: Peter Riedel, Erlebte Rhöngeschichte, Bd. 2).
Am 10. März 1931 kurz vor 16:00 startete Hirth in New York mit Gummiseil von einer Wiese des Riverside-Parks und flog während einer halben Stunde im Hangwind des Ufers des Hudson. Dieser Flug wurde von der deutschen Presse völlig aufgebauscht, welche berichtete, dass Wolf Hirth als erster Segelflieger über der Stadt New York gesegelt sei und schließlich von der Polizei heruntergewinkt werden musste, um ein sich anbahnendes Verkehrschaos zu verhindern. Diese bis heute populäre Version stimmt aber gleich dreimal nicht: Wolf Hirth flog nie "über" New York, sondern nur zwischen der 150. und der 178. Straße im Hangaufwind des Hudson-Ufers, rund 10km von Downtown Manhatten entfernt. Weiter wohnten zwar viele begeisterte Zuschauer dem Flug bei, der Flug wurde aber nicht wegen eines sich anbahnenden Verkehrschaos' beendet, sondern die Uferstraße war während des Flugs aus Sicherheitsgründen gesperrt worden, und Hirth musste den Flug beenden, weil die Polizei die Straße vor 17:00 für den dann einsetzenden Stoßverkehr wieder öffnen wollte. Und schließlich war es auch nicht der erste Segelflug in New York, sondern Jack O'Meara flog bereits am 12. Februar 1931, also rund einen Monat früher, nach einem Flugzeugschlepp in einem Segelflugzeug über New York, und zwar im Gegensatz zu Wolf Hirth tatsächlich direkt über Manhatten. Über O'Mearas Flug wurde in der deutschen Presse aber nie berichtet. (Quelle: Peter Riedel, Erlebte Rhöngeschichte, Bd. 2).


Nach Deutschland zurückgekehrt, übernahm Wolf Hirth die Leitung der Segelflugschule in Grunau. Entgegen einer verbreiteten Meinung war er aber nicht an der Entwicklung des Grunau Babys beteiligt. Dieses war alleine von Edmund Schneider konstruiert worden, Hirth sah es zum ersten Mal, als es bereits fertig gebaut war. Die Meinung, dass Hirth an der Konstruktion beteiligt gewesen gewesen sei, ist auf einen entsprechenden Vermerk im Verkaufskatalog von Schneider zurückzuführen. Edmund Schneider war zu jener Zeit noch weitgehend unbekannt und versprach sich bessere Verkaufschancen, wenn er mit dem Namen des damals schon prominenten Wolf Hirth warb, wozu dieser sein Einverständnis gab. (Quelle: Peter Riedel, Erlebte Rhöngeschichte, Bd. 3)
Nach Deutschland zurückgekehrt, übernahm Wolf Hirth die Leitung der Segelflugschule in Grunau. Entgegen einer verbreiteten Meinung war er aber nicht an der Entwicklung des Grunau Babys beteiligt. Dieses war alleine von Edmund Schneider konstruiert worden, Hirth sah es zum ersten Mal, als es bereits fertig gebaut war. Die Meinung, dass Hirth an der Konstruktion beteiligt gewesen gewesen sei, ist auf einen entsprechenden Vermerk im Verkaufskatalog von Schneider zurückzuführen. Edmund Schneider war zu jener Zeit noch weitgehend unbekannt und versprach sich bessere Verkaufschancen, wenn er mit dem Namen des damals schon prominenten Wolf Hirth warb, wozu dieser sein Einverständnis gab. (Quelle: Peter Riedel, Erlebte Rhöngeschichte, Bd. 3)
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Im gleichen Jahr wurde Hirth das neu geschaffene Internationale Silberne Segelflugabzeichen (Silber-C) Nr. 1 und ein Jahr später - 1932 – für seine wissenschaftlichen und sportlichen Leistungen im Segelflug der Hindenburgpokal verliehen. Damit ist Wolf Hirth der einzige Flieger, der diesen Pokal sowohl für den Motor- wie für den Segelflug erhielt.
Im gleichen Jahr wurde Hirth das neu geschaffene Internationale Silberne Segelflugabzeichen (Silber-C) Nr. 1 und ein Jahr später - 1932 – für seine wissenschaftlichen und sportlichen Leistungen im Segelflug der Hindenburgpokal verliehen. Damit ist Wolf Hirth der einzige Flieger, der diesen Pokal sowohl für den Motor- wie für den Segelflug erhielt.


Am 18. März 1933 sah Hirth von Grunau aus, wie Hans Deutschmann während längerer Zeit über dem Dorf Hirschberg segelte und dabei eine erstaunlich grosse Höhe erreichte, obwohl offensichtlich keine Thermik vorhanden war und es sich - in der Ebene - auch nicht um Hangaufwind handeln konnte. Sofort liess sich Hirth in einem Grunau Baby dorthin schleppen und begann, das Aufwindfeld systematisch zu erkunden. Hirth interpretierte das Phänomen sofort korrekt als Leewelle und publizierte seine Erkenntnis. Dadurch war auch die dort regelmässig erscheinende Moazagotl-Wolke endlich erklärt. Bisher hatte es darüber zwar Theorien gegeben, die aber alle ungesichert waren, da sie lediglich auf Vermessungen vom Boden und auf theoretischen Überlegungen beruhten. Diese Flüge von Deutschmann und Hirth sind also als die ersten bewussten Wellenflüge anzusehen. (Vermutlich waren schon frühere Flüge an der Düne von Rossitten Wellenflüge, die aber nicht als solche erkannt worden waren.)
Am 18. März 1933 sah Hirth von Grunau aus, wie Hans Deutschmann während längerer Zeit über dem Dorf Hirschberg segelte und dabei eine erstaunlich große Höhe erreichte, obwohl offensichtlich keine Thermik vorhanden war und es sich - in der Ebene - auch nicht um Hangaufwind handeln konnte. Sofort ließ sich Hirth in einem Grunau Baby dorthin schleppen und begann, das Aufwindfeld systematisch zu erkunden. Hirth interpretierte das Phänomen sofort korrekt als Leewelle und publizierte seine Erkenntnis. Dadurch war auch die dort regelmäßig erscheinende Moazagotl-Wolke endlich erklärt. Bisher hatte es darüber zwar Theorien gegeben, die aber alle ungesichert waren, da sie lediglich auf Vermessungen vom Boden und auf theoretischen Überlegungen beruhten. Diese Flüge von Deutschmann und Hirth sind also als die ersten bewussten Wellenflüge anzusehen. (Vermutlich waren schon frühere Flüge an der Düne von Rossitten Wellenflüge, die aber nicht als solche erkannt worden waren.)


Hirth nannte sein 1933 gebautes Segelflugzeug dann „Moazagotl“. Mit diesem nahm er 1934 an einer Südamerikaexpedition teil, die von Walter Georgii organisiert worden war und an der auch Heini Dittmar, Peter Riedel und Hanna Reitsch teilnahmen. 1935 reiste Wolf Hirth auf Einladung nach Japan und riss die Japaner zu wahren Begeisterungsstürmen hin.
Hirth nannte sein 1933 gebautes Segelflugzeug dann „Moazagotl“. Mit diesem nahm er 1934 an einer Südamerikaexpedition teil, die von Walter Georgii organisiert worden war und an der auch Heini Dittmar, Peter Riedel und Hanna Reitsch teilnahmen. 1935 reiste Wolf Hirth auf Einladung nach Japan und riss die Japaner zu wahren Begeisterungsstürmen hin.
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Da Hirth schon lange die Idee eines Volksflugzeugs verfolgt hatte, baute er den Motorsegler „Hi 20 MoSe“ nach seinem 1935 eingereichten Patent. Es war das erste Segelflugzeug mit schwenkbarem Hilfstriebwerk.
Da Hirth schon lange die Idee eines Volksflugzeugs verfolgt hatte, baute er den Motorsegler „Hi 20 MoSe“ nach seinem 1935 eingereichten Patent. Es war das erste Segelflugzeug mit schwenkbarem Hilfstriebwerk.


Alle Entwicklungen wurden durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs abrupt beendet. Nach Ende des Krieges überbrückte Hirth die Zeit bis die Nachfrage nach Segelflugzeugen wieder aufkam mit der Produktion von Kunststoffschüsseln, Kinderwagen, Sesseln, Kücheneinrichtungen und Wohnwagen. 1950 wurde der Deutsche Aeroclub gegründet, dessen erster Präsident Wolf Hirth wurde. Bereits 1951 nahm er die Produktion des Segelflugzeugs Gö-4 (Konstrukteur Wolfgang Hütter) wieder auf. Sein auch weiterhin grosser Einsatz für den Gedanken des Flugsports wurde 1958 mit der Verleihung der Lilienthalmedaille durch die Federation Aeronautique Internationale gewürdigt.
Alle Entwicklungen wurden durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs abrupt beendet. Nach Ende des Krieges überbrückte Hirth die Zeit bis die Nachfrage nach Segelflugzeugen wieder aufkam mit der Produktion von Kunststoffschüsseln, Kinderwagen, Sesseln, Kücheneinrichtungen und Wohnwagen. 1950 wurde der Deutsche Aeroclub gegründet, dessen erster Präsident Wolf Hirth wurde. Bereits 1951 nahm er die Produktion des Segelflugzeugs Gö-4 (Konstrukteur Wolfgang Hütter) wieder auf. Sein auch weiterhin großer Einsatz für den Gedanken des Flugsports wurde 1958 mit der Verleihung der Lilienthalmedaille durch die Federation Aeronautique Internationale gewürdigt.


Am 25. Juli 1959 erlitt Wolf Hirth während eines Segelflugs in einer Lo150 einen Herzinfarkt und stürzte in der Folge tödlich ab.
Am 25. Juli 1959 erlitt Wolf Hirth während eines Segelflugs in einer Lo150 einen Herzinfarkt und stürzte in der Folge tödlich ab.

Version vom 1. Januar 2008, 22:10 Uhr

Wolf Hirth (* 28. Februar 1900 in Stuttgart; † 25. Juli 1959 in Nabern/Teck) war ein deutscher Diplom-Ingenieur, Segelflugpionier und Träger des silbernen Segelflugabzeichens Nr. 1. Er ist zweifacher Gewinner des Hindenburg-Pokal, war Motorradrennfahrer und erster Präsident des Deutschen Aero Clubs nach dem Zweiten Weltkrieg.

Kurzer Lebenslauf

  • 1911 Erster Flug mit seinem Bruder Hellmuth
  • 1918 Notabitur
  • 1919 Praktikant bei Junghans in Schramberg und Daimler-Benz in Stuttgart
  • 1920 Teilnahme am 1. Rhönwettbewerb 1924 Achtfacher Sieger bei Motorradrennen
  • 1928 Abschluss des Studiums mit Dipl.-Ing., Techn. Berater beim Württ. Luftfahrtverband
  • 1931 Segelflug über New York
  • 1935 Gründung der Firma Schempp-Hirth
  • 1950 Präsident des Deutschen Aero-Clubs
  • 1958 Verleihung der Lilienthal-Medaille der Föderation Aeronautique Internationale

Biographie

Wolfram Hirth wurde am 28. Februar 1900 in Stuttgart geboren. Sein Vater Albert war ein erfolgreicher Industrieller und flugbegeistert (später produzierte er u.a. einen Flugzeugmotor), sein 14 Jahre älterer Bruder Hellmuth war vor dem ersten Weltkrieg ein sehr populärer Flugpionier. Damit hatte Wolf ideale Voraussetzungen, um sich unbelastet von materiellen Problemen und mit der vollen Unterstützung des Vaters seinen beiden Leidenschaften Fliegerei und Motorradrennen widmen zu können.

Wolf Hirth wurde Mitbegründer des Aero-Modellclubs, baute Modelle und veranstaltete Anfang des Jahres 1914 einen großen Modellflug-Wettbewerb, bei dem sein eigenes Modell 56 Meter weit flog. Er beschäftigte sich neben dem Schulbesuch mit der Theorie des Fliegens und versuchte sich am Bau eines Gleitflugzeugs. 1918 legte er das Notabitur ab. Dann ging er kurze Zeit als Praktikant zur Uhrenfabrik Junghans nach Schramberg, in der schon sein Vater tätig gewesen war, und anschließend zu Daimler-Benz in Stuttgart.

In Deutschland war nach dem Ersten Weltkrieg der Motorflug verboten, der Segelflug war jedoch im Versailler Vertrag vergessen worden. Diese Lücke nützen einige Flugbegeisterte aus und riefen für den Sommer 1920 zu einem Segelflugwettbewerb auf der Wasserkuppe auf. Den Stein ins Rollen gebracht hatten die Dresdener Wolfgang Klemperer und C. W. Erich Meyer, die publizistische und organisatorische Arbeit wurde vor allem von "Rhönvater" Oskar Ursinus, dem Herausgeber der Zeitschrift "Flugsport" geleistet. Finanziert wurde der erste Wettbewerb vom Frankfurter Mäzen Karl Kotzenberg, der auch später die Segelflugbewegung immer wieder mit namhaften finanziellen Beträgen unterstützte.

Wolf Hirth besuchte mit seinem Motorrad die Wasserkuppe, um dem Segelflugwettbewerb als Zuschauer beizuwohnen. Begeistert fuhr er aber sofort wieder nach Stuttgart zurück, wo er zusammen mit Paul Brenner und Eduart Ulbert innerhalb von 4 Tagen ein Doppeldecker-Gleitflugzeug fertigstellte, das vom Stuttgarter Flugverein zwar bereits 1919 gebaut, aber nie ganz fertiggestellt worden war. (Überlieferungen, er hätte dieses Flugzeug innerhalb von nur 5 Tagen gebaut, stimmen so also nicht.) Dieses Flugzeug konnte noch rechtzeitig zur Wasserkuppe spediert werden, so dass damit am letzten Tag des Wettbewerbs außer Konkurrenz noch einige kurze Gleitflüge durchgeführt werden konnten. Schriftlich überliefert sind zwar nur Flüge von Paul Brenner, aber es existiert ein Foto, das Wolf Hirth am Start zeigt.

1922 lernte Wolf Hirth auf der Wasserkuppe mit einer Messerschmitt S-12 autodidaktisch fliegen und nahm anschließend mit diesem Flugzeug auch am Wettbewerb teil. Dabei erlitt er durch einen technischen Defekt einen Unfall, bei dem er an den Beinen und am Kehlkopf schwer verletzt wurde. Diese Verletzungen zogen einen mehrmonatigen Krankenhausafenthalt nach sich und heilten nie mehr völlig aus. Dennoch war Hirth auch später ein regelmäßiger Teilnehmer am Rhönwettbewerb, den er 1932 auch gewann.

Am 8. Juli 1925 erlitt Wolf Hirth einen Motorradunfall, der die Amputation des linken Beins am Oberschenkel nötig machte. (Dieser Unfall passierte im Stadtverkehr und nicht bei einem Motorradrennen.) Bis Ende 1925 lag Wolf Hirth im Spital. Während dieses Spitalaufenthalts gründete er die Akaflieg Stuttgart. Trotz seiner Beinprothese blieb Wolf Hirth aktiver Segelflugpilot und er fuhr auch weiter Motorradrennen.

Am 1. Mai 1928 schloss er sein Studium als Dipl. Ing. ab. Anschließend nahm er an einem Segelflugwettbewerb in Vauville/Frankreich teil, wo er einen vierfachen Sieg davontrug. Zu dieser Zeit wandte er sich auch wieder dem Motorflug zu und errang neben anderen Preisen auch den Hindenburgpokal. 1930 unternahm er mit einer Klemm-Maschine einen Motorflug, der ihn mit Zwischenstationen in England, den Orkney-Inseln, Island, Grönland, Labrador und Quebec nach Nordamerika führen sollte. In Island musste er aber erfahren, dass die dänische Regierung entgegen früheren Zusagen auf einer Kaution von 10'000 Kronen bestand, als Sicherstellung der Kosten einer allfälligen Suchaktion, um auf Grönland landen zu dürfen. Da Wolf Hirth diese Summe nicht aufbringen konnte, musste er seinen Plan aufgeben.

1930 reiste Hirth in die USA. Dort entdeckte er während eines Fluges in Blauthermik die Technik des "Steilkreisens" als Voraussetzung zur effizienten Ausnützung von thermischen Aufwindkaminen. (Bis dahin hatte man geglaubt, man müsse weite, flache Kreise fliegen, um das Eigensinken des Segelflugzeugs möglichst klein zu halten.)

Am 10. März 1931 kurz vor 16:00 startete Hirth in New York mit Gummiseil von einer Wiese des Riverside-Parks und flog während einer halben Stunde im Hangwind des Ufers des Hudson. Dieser Flug wurde von der deutschen Presse völlig aufgebauscht, welche berichtete, dass Wolf Hirth als erster Segelflieger über der Stadt New York gesegelt sei und schließlich von der Polizei heruntergewinkt werden musste, um ein sich anbahnendes Verkehrschaos zu verhindern. Diese bis heute populäre Version stimmt aber gleich dreimal nicht: Wolf Hirth flog nie "über" New York, sondern nur zwischen der 150. und der 178. Straße im Hangaufwind des Hudson-Ufers, rund 10km von Downtown Manhatten entfernt. Weiter wohnten zwar viele begeisterte Zuschauer dem Flug bei, der Flug wurde aber nicht wegen eines sich anbahnenden Verkehrschaos' beendet, sondern die Uferstraße war während des Flugs aus Sicherheitsgründen gesperrt worden, und Hirth musste den Flug beenden, weil die Polizei die Straße vor 17:00 für den dann einsetzenden Stoßverkehr wieder öffnen wollte. Und schließlich war es auch nicht der erste Segelflug in New York, sondern Jack O'Meara flog bereits am 12. Februar 1931, also rund einen Monat früher, nach einem Flugzeugschlepp in einem Segelflugzeug über New York, und zwar im Gegensatz zu Wolf Hirth tatsächlich direkt über Manhatten. Über O'Mearas Flug wurde in der deutschen Presse aber nie berichtet. (Quelle: Peter Riedel, Erlebte Rhöngeschichte, Bd. 2).

Nach Deutschland zurückgekehrt, übernahm Wolf Hirth die Leitung der Segelflugschule in Grunau. Entgegen einer verbreiteten Meinung war er aber nicht an der Entwicklung des Grunau Babys beteiligt. Dieses war alleine von Edmund Schneider konstruiert worden, Hirth sah es zum ersten Mal, als es bereits fertig gebaut war. Die Meinung, dass Hirth an der Konstruktion beteiligt gewesen gewesen sei, ist auf einen entsprechenden Vermerk im Verkaufskatalog von Schneider zurückzuführen. Edmund Schneider war zu jener Zeit noch weitgehend unbekannt und versprach sich bessere Verkaufschancen, wenn er mit dem Namen des damals schon prominenten Wolf Hirth warb, wozu dieser sein Einverständnis gab. (Quelle: Peter Riedel, Erlebte Rhöngeschichte, Bd. 3)

Im gleichen Jahr wurde Hirth das neu geschaffene Internationale Silberne Segelflugabzeichen (Silber-C) Nr. 1 und ein Jahr später - 1932 – für seine wissenschaftlichen und sportlichen Leistungen im Segelflug der Hindenburgpokal verliehen. Damit ist Wolf Hirth der einzige Flieger, der diesen Pokal sowohl für den Motor- wie für den Segelflug erhielt.

Am 18. März 1933 sah Hirth von Grunau aus, wie Hans Deutschmann während längerer Zeit über dem Dorf Hirschberg segelte und dabei eine erstaunlich große Höhe erreichte, obwohl offensichtlich keine Thermik vorhanden war und es sich - in der Ebene - auch nicht um Hangaufwind handeln konnte. Sofort ließ sich Hirth in einem Grunau Baby dorthin schleppen und begann, das Aufwindfeld systematisch zu erkunden. Hirth interpretierte das Phänomen sofort korrekt als Leewelle und publizierte seine Erkenntnis. Dadurch war auch die dort regelmäßig erscheinende Moazagotl-Wolke endlich erklärt. Bisher hatte es darüber zwar Theorien gegeben, die aber alle ungesichert waren, da sie lediglich auf Vermessungen vom Boden und auf theoretischen Überlegungen beruhten. Diese Flüge von Deutschmann und Hirth sind also als die ersten bewussten Wellenflüge anzusehen. (Vermutlich waren schon frühere Flüge an der Düne von Rossitten Wellenflüge, die aber nicht als solche erkannt worden waren.)

Hirth nannte sein 1933 gebautes Segelflugzeug dann „Moazagotl“. Mit diesem nahm er 1934 an einer Südamerikaexpedition teil, die von Walter Georgii organisiert worden war und an der auch Heini Dittmar, Peter Riedel und Hanna Reitsch teilnahmen. 1935 reiste Wolf Hirth auf Einladung nach Japan und riss die Japaner zu wahren Begeisterungsstürmen hin.

1935 unterstützte Hirth seinen Freund Martin Schempp bei der Gründung der Firma „Sportflugzeugbau Göppingen Martin Schempp“. Die ersten von Schempp produzierten Segelflugzeuge waren der kunstflugtaugliche Übungseinsitzer Gö-1 „Wolf“ und das Leistungssegelflugzeug Gö-3 „Minimoa“, beide von Wolf Hirth konstruiert. 1938 trat Wolf Hirth, hauptsächlich verantwortlich für die Konstruktion, offiziell als Teilhaber in die Firma ein, die dann auch den neuen Namen Sportflugzeugbau Schempp-Hirth annahm. Im selben Jahr zog die Firma nach Kirchheim unter Teck um.

Da Hirth schon lange die Idee eines Volksflugzeugs verfolgt hatte, baute er den Motorsegler „Hi 20 MoSe“ nach seinem 1935 eingereichten Patent. Es war das erste Segelflugzeug mit schwenkbarem Hilfstriebwerk.

Alle Entwicklungen wurden durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs abrupt beendet. Nach Ende des Krieges überbrückte Hirth die Zeit bis die Nachfrage nach Segelflugzeugen wieder aufkam mit der Produktion von Kunststoffschüsseln, Kinderwagen, Sesseln, Kücheneinrichtungen und Wohnwagen. 1950 wurde der Deutsche Aeroclub gegründet, dessen erster Präsident Wolf Hirth wurde. Bereits 1951 nahm er die Produktion des Segelflugzeugs Gö-4 (Konstrukteur Wolfgang Hütter) wieder auf. Sein auch weiterhin großer Einsatz für den Gedanken des Flugsports wurde 1958 mit der Verleihung der Lilienthalmedaille durch die Federation Aeronautique Internationale gewürdigt.

Am 25. Juli 1959 erlitt Wolf Hirth während eines Segelflugs in einer Lo150 einen Herzinfarkt und stürzte in der Folge tödlich ab.

Ehrungen

In zahlreichen Ortschaften Württembergs wurden Straßen nach Wolf Hirth benannt. Unter anderem in Gersfeld (Rhön),Böblingen, Bartholomä, Leonberg, Kirchheim/Teck, Bettringen und Leinzell gibt es eine Wolf-Hirth-Straße.