„Schamhaarentfernung“ – Versionsunterschied
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Durch die Entfernung der Körperbehaarung im Intimbereich, den Achseln und zwischen den Gesäßbacken kann es bei körperlicher Betätigung (z.B. Fußmärschen) unter Umständen zu Hautreizungen kommen, da das Scham- bzw. Achselhaar verhindert, dass Haut auf Haut reibt (Friktionsschutz). Ein gelegentlich unterstellter Zusammenhang zwischen Intimrasur und Vaginalpilzen bzw. Infektionen im Intimberich besteht jedoch ''nicht''.<ref>[http://www.scheidenpilz.com/scheidenpilz/mein_alltag/pflege_hygiene/content-126787.html Gesund trotz Intimrasur'']</ref> |
Durch die Entfernung der Körperbehaarung im Intimbereich, den Achseln und zwischen den Gesäßbacken kann es bei körperlicher Betätigung (z.B. Fußmärschen) unter Umständen zu Hautreizungen kommen, da das Scham- bzw. Achselhaar verhindert, dass Haut auf Haut reibt (Friktionsschutz). Ein gelegentlich unterstellter Zusammenhang zwischen Intimrasur und Vaginalpilzen bzw. Infektionen im Intimberich besteht jedoch ''nicht''.<ref>[http://www.scheidenpilz.com/scheidenpilz/mein_alltag/pflege_hygiene/content-126787.html Gesund trotz Intimrasur'']</ref> |
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Bei einigen Frauen stehen die inneren Schamlippen über die äußeren hervor, was von den betroffenen Frauen mitunter als unästhetisch empfunden wird. Durch die Enthaarung in diesem Bereich tritt dies jedoch deutlicher hervor, was letztlich auch den Trend zur [[Schamlippenplastik]], der operativen Entfernung bzw. Kürzung der inneren Schamlippen, mitbedingt. <ref>[http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10999564/63529/ Die letzte noch nicht kolonisierte Körperregion - Märkische Allgemeine Zeitung]</ref>. |
Bei einigen Frauen stehen die inneren Schamlippen über die äußeren hervor, was von den betroffenen Frauen mitunter als unästhetisch empfunden wird. Durch die Enthaarung in diesem Bereich tritt dies jedoch deutlicher hervor, was letztlich auch den Trend zur [[Schamlippenplastik]], der operativen Entfernung bzw. Kürzung der inneren Schamlippen, mitbedingt. <ref>[http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10999564/63529/ Die letzte noch nicht kolonisierte Körperregion - Märkische Allgemeine Zeitung]</ref><ref>[http://www.bild.t-online.de/BTO/tipps-trends/gesund-fit/2007/10/intim-op/schoenheit-kim,geo=2631960.html Neuer Trend bei Schönheits-Operationen: Ich habe eine Intim-OP machen lassen - Bild.de]</ref>. |
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Als Kritik an der Intimenthaarung (insbesondere der vollständigen Intimenthaarung bei Frauen) wird gelegentlich unterstellt, dass damit die Genitalien vorpubertärer Mädchen nachgeahmt werden sollen. |
Als Kritik an der Intimenthaarung (insbesondere der vollständigen Intimenthaarung bei Frauen) wird gelegentlich unterstellt, dass damit die Genitalien vorpubertärer Mädchen nachgeahmt werden sollen. |
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*''Lust auf Intimrasur? Fakten, Interviews; Tatsachen, Fotos.'' Stephenson, Flensburg 2001 u.ö. |
*''Lust auf Intimrasur? Fakten, Interviews; Tatsachen, Fotos.'' Stephenson, Flensburg 2001 u.ö. |
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*Kerstin Steinbach: ''Beiträge zur Psychopathologie des modernen Alltagslebens.'' 3. Teil: ''Die Genitalrasur.'' In: ''System ubw 1/2005. Zeitschrift für klassische Psychoanalyse.'' 1/2005, ISBN 3-89484-708-5 / {{ISSN|0724-7923}} |
*Kerstin Steinbach: ''Beiträge zur Psychopathologie des modernen Alltagslebens.'' 3. Teil: ''Die Genitalrasur.'' In: ''System ubw 1/2005. Zeitschrift für klassische Psychoanalyse.'' 1/2005, ISBN 3-89484-708-5 / {{ISSN|0724-7923}} |
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Version vom 12. Oktober 2007, 15:41 Uhr
Die Schamhaarentfernung ist die vollständige oder partielle Entfernung des Schamhaars im Intimbereich eines Mannes oder einer Frau.
Man unterscheidet zwischen:
- Depilation, mittels Rasur (in diesem Fall spricht man von Intimrasur) oder Enthaarungscreme
- Epilation, etwa durch Brazilian Waxing, Halawa, Pinzette, Epilierer oder dauerhaft durch Elektro-/ Laserepilation.
Intimbereich
Zum „Intimbereich“, auf dem Schamhaare wachsen, gehört meistens:
- bei der Frau:
- die großen Schamlippen und seitlich davon, insbesondere die Bikinizone
- der Scham- oder Venushügel
- beim Mann:
- der Bereich oberhalb des Penis
- der Penisschaft
- der Hodensack und seitlich davon
- bei beiden Geschlechtern:
Geschichte
Antike Hochkulturen

Schon im Altertum war es in verschiedenen Kulturen üblich, sich die Schambehaarung zu entfernen.
Bereits die Menschen in den frühen Hochkulturen in Mesopotamien und Ägypten begannen, sich Körperhaare zu entledigen. Vor 4000 bis 3000 v. Chr. wurden Haarentfernungsmittel aus Harzen, Pflanzenextrakten, Eselsfett, Fledermausblut und Pech verwandt. Andere Praktiken sahen geschliffene Steine und Muscheln zur Haarentfernung vor.
Im alten Ägypten gehörte ein haarloser Körper zum Schönheitsideal. Besonders Frauen entfernten sich die Augenbrauen sowie die Körperbehaarung einschließlich der Schamhaare. Die Menschen rasierten sich eine Glatze und trugen aufwendige Perücken. Neben der Ästhetik spielte damals auch die Hygiene eine entscheidende Rolle. Ohne Körperbehaarung war es schwieriger für Parasiten sich festzusetzen, so dass die Verbreitung von Krankheiten eingedämmt wurde.
Auf ägyptischen Grabmalereien aus der Amarna-Zeit findet man Darstellungen von nur mit Schmuck bekleideten Sklavinnen, die an der Scham haarlos sind. Zur Haarentfernung wurden damals Bronzemesser oder Bienenwachs verwendet.
Auch einige antike griechische Vasenmalereien zeigen nackte Menschen, die bis auf das Haupthaar völlig unbehaart sind. Aufzeichnungen aus der Zeit um 590 v. Chr. besagen, dass zum Beispiel die Freudenmädchen damals geschminkt und an der Scham epiliert waren. Man nutzte dazu u. a. Orpiment, ein arsenhaltiges Produkt.
Im antiken Rom wurde viel Wert auf Äußeres gelegt. Die berühmten, im großen Stil angelegten Badeanlagen waren Zentren der Körperpflege. Einige entfernten sich Bein-, Achselbeharung, Barthaare und es gab römische Frauen, die sich ihre Augenbrauen mit Pinzetten auszupften. Teilweise wurde auch die Schambehaarung epiliert. Zu den Künsten der Prostituierten gehörte auch das Beherrschen aller möglicher Körperpflegetricks. Dazu gehörte nicht zuletzt auch die Entfernung der Schambehaarung. Obwohl von Wandgrafitti aus Pompeji auch bekannt ist, dass manche Männer Frauen mit Intimbehaarung bevorzugten, entfernten die allermeisten Prostituierten ihre Schambehaarung, da sie so höhere Preise verlangen konnten. Somit ist klar, dass neben einem hygienischen Aspekt, den auch die antiken Ärzte beschrieben haben, auch die Vorlieben der Männer die Frauen dazu brachten, sich im Intimbereich zu enthaaren. Über die Verbreitung bei Bürgerinnen ist nicht viel bekannt. Der hygienische Aspekt spricht zwar für die Annahme der Haarentfernung, allerdings sollte darin kein erotischer Aspekt interpretiert werden, da eine römische Matrone Sexualität nur als Mittel zur Zeugung legitimer Nachkommen betrachtet hätte. Neben bereits bekannten Enthaarungsmethoden wurden die Haare auch mit groben Handschuhen oder sandpapierähnlichen Scheiben abgerieben. Ebenso waren andere, ungesunde Methoden verbreitet, wie die Benutzung von Kalklauge oder Arsen.
Durch die Eroberungen des antiken Rom gelangte die römische Bade- und Körperkultur in weite Teile Europas, Nordafrikas und den Orient.[1]
Islam
Der sich seit dem Mittelalter ausbreitende Islam schreibt seinen Anhängern Sauberkeit und Körperpflege vor. Die Entfernung der Achsel- und Schamhaare gehört deshalb für Muslime zu den strengen Regeln des islamischen Glaubens. Muslime (Männer und Frauen) müssen sich nach den islamischen Reinlichkeitsregeln alle 40 Tage enthaaren. Frauen tun dieses aber in der Regel häufiger. Üblich ist die monatliche Enthaarung immer direkt nach der Menstruation.
Im trockenen Wüstenklima, wo Wasser zu kostbar zum Waschen ist, ist eine stark reduzierte Schambehaarung von Vorteil. Doch auch wenn ursprünglich hygienische Gründe die Ursache für diese religiöse Reinlichkeitsregel waren, so entwickelte sich daraus auch ein Schönheitsideal, das in den islamischen Ländern, speziell im arabischen Raum und in der Türkei, bis heute verbreitet ist.
Abgesehen davon übernahmen die Araber teilweise auch die römische Badekultur und errichteten Bäder, die sogenannten Hamams. Neben dem Baden und Schwitzen wurde in den Hamams auch viel für die Schönheitspflege getan. Die Männer nutzten die entspannte Atmosphäre um sich zu rasieren, die Frauen epilierten sich oder färbten sich die Haare.
In den Harems der Herrscher gab es sogar extra ausgebildete Eunuchen, die den Frauen den Körper und vor allem den Schambereich rasierten.
Traditionell wurden im arabischen Raum den Frauen einen Tag vor der Hochzeit alle Haare bis auf die Kopfhaare und Augenbrauen im Rahmen einer Zeremonie entfernt (teilweise ist diese Tradition auch heute noch lebendig). Der haarlose Körper galt als Symbol der Unbeflecktheit und Ergebenheit. Zur Haarentfernung benutzte man im Orient Halawa, eine warme Paste aus Zucker und Zitronensaft, die bis heute in dieser Region ein gängiges Mittel der Haarentfernung ist, oder man riss sich die Haare mittels Fäden durch schnelle Bewegungen heraus.
Auch heutzutage wird von Frauen im allgemeinen die komplette Entfernung der Schamhaare erwartet.[2]
Mittelalterliches Abendland
Mit der Ausbildung eines mittelalterlichen Stadtwesens, dem Aufstieg des Bürgertums und der Rückkehr der Kreuzritter im 12./13. Jahrhundert gelangte auch die Badekultur zurück nach Europa. Das gemeinsame Baden von Männern und Frauen war verbreitet, sehr zum Ärger der Kirche. Außer einer etwaigen Kopfbedeckung hatte man grundsätzlich nichts an.
Frauen aus gehobeneren Schichten entfernten oft ihr Schamhaar, um sich wirklich hüllenlos zeigen zu können. Die einfachen Bürgermädchen und -frauen folgten ihrem Beispiel, so dass die Haarentfernung die Regel wurde. Da insbesondere in der Buchmalerei ausschließlich Darstellungen von nackten Personen ohne Schamhaar überliefert sind, ist die Praxis der Intimrasur für das Mittelalter gesichert. Unter anderm ist auch eine Reliefdarstellung einer Frau beim Schneiden der Schambehaarung mit einer Schere überliefert [3]. Die angewandten Mittel zur Haarentfernung waren jedoch oftmals mehr als fragwürdig. Mitunter griffen sie die Haut an oder hinterließen hässliche Narben. Man verwendete unter anderem auch eingedickten Sirup mit Terpentinzusatz. Die Ausbreitung der Pest und der 30-jährige Krieg führten schließlich zu massenhaften Schließungen der Bäder, da diese als Orte der Ansteckung galten. Dadurch gab es keinen ausgleichenden Gegensatz mehr zu dem negativen christlichen Verständnis des nackten menschlichen Körpers.
Dies führte mehr und mehr zu einer Tabuisierung des nackten Körpers, was mit den bekannten Geruchsproblemen einhergeht. Berühmt sind die Darstellungen in asiatischen (und späteren amerikanischen) Erzählungen und Schriften, die die Begnung mit europäischen Reisenden beschreiben, wie z.B. Marco Polo oder literarisch bei James Clavell (Tai Pan, Shogun). Hierzu mehr unter Nacktheit.
Indigene Kulturen
In vielen indigenen Völkern ist die Entfernung der Körper- bzw. Schambehaarung eine verbreitete kulturelle Tradition. In der Hochkultur der Azteken entfernten sich Frauen und Männer generell die komplette Körperbehaarung mit metallenen Pinzetten (Priester verwendeten goldene); sogar die Schädel wurden kahlgeschoren.
Bei den Nuba in Afrika ist die Entfernung der Schambehaarung bei beiden Geschlechtern verbreitet. Die Frauen der Huaorani reiben sich dazu die Stellen, an denen sie keine Haare wünschen, mit Asche ein und können sich die Haare anschließend schmerzfrei ausreißen.[4] In Teilen Südamerikas werden die weiblichen Schamlippen als vertikales Lächeln der Frauen bezeichnet, das nicht durch die Schambehaarung versteckt werden soll.
Europa in der Neuzeit

Ab dem 15./16. Jahrhundert erlangte die Entfernung der Schambehaarung in Europa noch eine andere Bedeutung. Mit der zunehmenden Hexenverfolgung wurden verschiedene Methoden entwickelt, welche die Verdächtigen „überführen“ sollten. Für die sogenannte Nadelprobe suchte man ein Zeichen am Körper, das der Teufel hinterlassen haben sollte, z. B. einen Leberfleck oder eine Narbe. Die Delinquentinnen wurden am ganzen Körper epiliert oder ausrasiert. Da vor allem auf den Brüsten und in der Schamgegend das Teufelsmal zu erwarten war, wurden die Frauen am ganzen Körper eingehend untersucht. Anschließend wurden die Opfer hüllenlos vor Gericht geführt. Aber auch bei anderen Hexenproben wurden den Frauen alle Körperhaare entfernt, da man glaubte, ihnen dadurch die Zauberkraft nehmen zu können.
Anfang des 18. Jahrhunderts wurde in Europa abermals die Epilation der Schamhaare üblich, beispielsweise am französischen Hof unter Ludwig XV..
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts , der viktorianischen Epoche, fand die Entfernung der Schamhaare wieder eine größere Beliebtheit. Diese Mode setzte sich zu dieser Zeit vorwiegend in den gehobenen Gesellschaftsschichten durch. Die um diese Zeit entstandenen frühen Aktfotografien sowie die ersten erotischen Filme legen davon Zeugnis ab.[5]
Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts schließlich war die Entfernung der Schamhaare bei Frauen teilweise auch in Deutschland in Mode. Nicht selten waren im Berlin des Ersten Weltkrieges rasierte Frauen anzutreffen, rasierte Männer allerdings vornehmlich nur an der West- und Ostfront. Während bei den Frauen ästhetische Gründe ausschlaggebend waren, spielten damals für die Männer vorwiegend praktische Gründe eine Rolle (Schutz vor Läusen wegen mangelnder Hygiene im Feld). In Anlehnung an den deutschen Frontsoldaten nannte man diese Damen (soweit man wusste, dass sie rasiert sind) „feldgraue Weibersleut“. Nach dem Krieg wuchs das Selbstbewusstsein der Gesellschaft in Deutschland, vor allem das der Frauen.
Generell lässt sich sagen, dass eine zunehmende Akzeptanz für die öffentliche Zurschaustellung bestimmter Körperbereiche bei Frauen eine Enthaarung dieser Bereiche nach sich zog. Dies gilt für Achseln und Beine genauso wie für den Genitalbereich. Knapper werdende Badebekleidung sowie die starke Präsenz von Nacktheit in den Medien tragen ihren Teil dazu bei, dass sich das ästhetische Empfinden auch für diesen Bereich verstärkt und Haare als störend empfunden werden.[6]
Gegenwart
Schamhaarentfernung bei Frauen

Im westlichen Kulturkreis war die Verbreitung der Schamhaarentfernung periodischen Schwankungen unterworfen, stellte jedoch bis in die 1990er Jahre hinein nie ein Massenphänomen dar. In folge knapper werdender Badebekleidung und zunehmender medialer Präsenz von Nacktheit setzte sich, dem Trend zur Enthaarung von Beinen und Achseln folgend, die Schamhaarentfernung in den USA und Europa durch. Auch das Bekenntnis zahlreicher prominenter Frauen, im Intimbereich "haarlos" zu sein, trug seinen Teil zur Popularität bei.[7] [8]
Anfangs auf den Bereich der Bikinizone beschränkt, folgte bald die Mode, nur einen schmalen Streifen über den Schamlippen stehen zu lassen. In jüngster Zeit setzt sich die vollständige Entfernung zunehmend durch.[9][10]
Die Verbreitung variiert stark zwischen den Altersgruppen - die Schamhaarentfernung ist bisher unter jungen Frauen weitaus stärker verbreitet. So ergab eine Studie in den USA, durchgeführt von den Zeitschriften Esquire und Marie Claire, dass der Anteil sich umgekehrt proportional zum Alter verhält. Während unter den 40-50 jährigen Frauen 45% ihr Schamhaar in natürlichem Zustand beliessen, lag der Anteil unter den 20-30 Jährigen bei lediglich 16%.[11]In Deutschland entfernen einer Studie der GfK zufolge 60% der Frauen zwischen 20-29 Jahren ihre Schambehaarung, wobei der Anteil in Großstädten sogar bei 81% liegt. [12] Ein Jugendreport der Zeitschrift Bravo ergab 2006, dass in Deutschland mehr als die Hälfte der befragten jugendlichen Mädchen sich die Schamhaare entfernte.[13]
Das, wie der Name andeutet, aus Brasilien stammende Brazilian Waxing setzt sich mittlerweile, über die USA kommend, auch in Europa durch. Dabei wird die Schambehaarung mit Heißwachs entfernt. Auch die dauerhafte Entfernung durch Laserepilation wird zunehmend populärer.[14]
Schamhaarentfernung bei Männern
Weltweit und historisch ist die Entfernung der Schamhaare bei Frauen weitaus häufiger zu finden als bei Männern. Erst seit dem Ende des 20. Jahrhunderts gibt es auch bei Männern einen stark zunehmenden Trend in diese Richtung[15], vor allem in den USA, aber auch zunehmend in Europa. Laut oben genannter Bravo-Studie nehmen heute bereits ein Viertel der männlichen Jugendlichen in Deutschland Einfluss auf das Wachstum ihrer Schamhaare.
Intimfrisuren

Seit den 90er Jahren auch ein zunehmender Trend zu „Frisuren“ zu beobachten, die dadurch zustande kommen, dass ein Teil des Schamhaars, meistens oberhalb der Schamlippen bzw. des Penis, stehengelassen wird, und in etwa den verschiedenen Bartmoden beim Mann entsprechen. Häufige Frisuren sind ein vertikaler Strich/Balken in der Mitte (als Irokese oder Iro, Strichcode oder französische Intimrasur bezeichnet), ein Dreieck, ein Pfeil mit der Spitze nach unten, eine Raute, ein Blitz oder andere, meistens geometrische Muster.
Bei Frauen ist der Irokese dabei eine der beliebtesten Formen, da die Wirkung unabhängig von der Dichte der Schamhaare ist. Bei dieser Frisur sind meistens die Schamlippen rasiert und damit sofort sichtbar. Der "Iro" wird aber auch als kompletter Streifen bis runter auf die Schamlippen getragen, wodurch die intimere Stelle nicht gleich zu erkennen ist. Flächige Formen wie Dreieck oder Herz sind nur bei dichter Schambehaarung wirkungsvoll.
Man kann das stehengelassene Haar auch tönen, z. B. mit Henna. Es gibt Friseur-Geschäftsketten, die sich darauf spezialisiert haben, vor allem in den USA und in Frankreich. Aber auch in deutschen Großstädten spezialisieren sich einige Friseure darauf.
Vor- und Nachteile
Vorteile
Die Schamhaare werden heutzutage primär aus ästhetischen und hygienischen Gründen entfernt, wobei die ästhetischen im Vordergrund stehen dürften. Somit liegt der Hauptvorteil darin, dass durch die Anwendung den eigenen bzw. fremden Schönheitsvorstellungen entsprochen wird.
Insbesondere von Frauen wird Körperbehaarung generell oft als unhygienisch empfunden. Dies trifft insbesondere auf Schamhaare zu, die ja regelmäßig in Kontakt mit Schweiß, Urin, Vaginalsekret, Menstruationsblut und anderen Körperflüssigkeiten kommen. Neben der "gefühlten" Sauberkeit spielt auch die Geruchsentwicklung eine Rolle.
Die bei der Schamhaarentfernung entstehende glatte, haarlose Haut im Intimbereich wird auch von manchen als erotisch angesehen. Daneben wird oft angegeben, dass das Gefühl beim Geschlechtsverkehr, besonders beim Oralverkehr, ohne Intimbehaarung angenehmer sei.
Nachteile
Eine Funktion der Schambehaarung ist die Verdunstung der Duftdrüsen-Sekrete (Pheromone). Die Schamhaarentfernung kann deshalb die sexuelle Anziehungskraft auf Sexualpartner vermindern, die den Intimgeruch als stimulierend empfinden. Manche Menschen finden auch den Anblick einer rasierten Scham grundsätzlich unästhetischer oder unerotischer als den eines schamhaarbewachsenen Intimbereichs.
Bei der Nassrasur besteht die Gefahr von Schnittverletzungen. Es ist deshalb empfehlenswert, zunächst „mit dem Strich“ zu rasieren und anschließend – wobei die Haut mit der anderen Hand gestrafft wird – „gegen den Strich“. Das Straffen der Haut bei der Rasur gegen den Strich hilft, Schnittverletzungen zu vermeiden, die ansonsten auftreten können, wenn sich die Rasierklinge verhakt und „springt“.
Eine unangenehme Folge der Intimrasur kann die Bildung von Entzündungen, Pusteln und eingewachsenen Haaren in den Folgetagen nach der Rasur sein. In Extremfällen können durch derartige Entzündungen auch Abszesse entstehen. Diese Probleme treten vor allem bei der erstmaligen Intimrasur auf, sowie bei der Rasur nach längerer Unterbrechung. Sie reduzieren sich bei vielen Menschen von selbst bei regelmäßiger Nachrasur. Man spricht davon, dass sich die Haut an das Rasiertwerden „gewöhnt“. Dieses ist aber nicht in allen Fällen so, da entstandende Pickel durch das „Nachrasieren“ wieder geöffnet werden können bzw. anfangen können zu bluten. In diesem Falle sollte man einige Tage warten und erst dann wieder rasieren. Hilfreich ist auch die Anwendung von beruhigenden Substanzen direkt nach der Rasur wie z. B. Aloe Vera ohne Zusatzstoffe oder Alkohol. Als sehr hilfreich hat sich auch die anschließende Verwendung von Babypuder erwiesen, da dadurch die rasierte Haut heilt und Juckreiz, Reibung sowie Pickelbildung verhindert werden. Die Verwendung von Ölen oder Cremes mit Alkohol und Zusatzstoffen kann zu starkem Jucken, Hautreizungen, Entzündungen und eingewachsenen Haaren führen.
Der Hauptnachteil bei allen Formen der Epilation, sei es beim Brazilian Waxing oder mit einem Epilierer liegt in den damit einhergehenden Schmerzen. Die Empfindung dieser kann zwischen den Personen stark variieren. Auch wenn diese durch Auftragen von anästhetisch wirkender Creme reduziert werden können, so wird die Prozedur jedoch generell zumindest als unangenehm empfunden. Der Vorteil liegt dafür in weitaus längerer Haarlosigkeit, mit der Zeit abnehmenden Haaren und keinen Stoppeln.
Durch die Entfernung der Körperbehaarung im Intimbereich, den Achseln und zwischen den Gesäßbacken kann es bei körperlicher Betätigung (z.B. Fußmärschen) unter Umständen zu Hautreizungen kommen, da das Scham- bzw. Achselhaar verhindert, dass Haut auf Haut reibt (Friktionsschutz). Ein gelegentlich unterstellter Zusammenhang zwischen Intimrasur und Vaginalpilzen bzw. Infektionen im Intimberich besteht jedoch nicht.[16]
Bei einigen Frauen stehen die inneren Schamlippen über die äußeren hervor, was von den betroffenen Frauen mitunter als unästhetisch empfunden wird. Durch die Enthaarung in diesem Bereich tritt dies jedoch deutlicher hervor, was letztlich auch den Trend zur Schamlippenplastik, der operativen Entfernung bzw. Kürzung der inneren Schamlippen, mitbedingt. [17][18].
Als Kritik an der Intimenthaarung (insbesondere der vollständigen Intimenthaarung bei Frauen) wird gelegentlich unterstellt, dass damit die Genitalien vorpubertärer Mädchen nachgeahmt werden sollen.
Verfahrensübersicht
Ergebnis | Dauerhaftigkeit | Schmerzhaftigkeit | gesundheitliche Risiken | geschätzte Kosten | |
---|---|---|---|---|---|
Rasur | nur unmittelbar nach der Rasur vollständig glatt | nach wenigen Stunden erste Stoppeln, tägliche Anwendung nötig | keine | keine ernsten Risiken - unter Umständen trockene Haut, leichte Rötung, Pickel oder eingewachsene Haare | je nach System und Häufigkeit, 1-10€ im Monat |
Enthaarungscreme | nur unmittelbar nach der Anwendung vollständig glatt, Produktqualtität variiert | nach wenigen Stunden erste Stoppeln, tägliche Anwendung nötig | keine | enthält hautschädigende Wirkstoffe, kann allergische Reaktionen auslösen, Schleimhäute irritieren und bei Augenkontakt zu Erblindung führen | je nach Produkt und Häufigkeit, 5-15€ im Monat |
temporäre Epilation | zirka einen Monat lang vollständig glatt | 1 bis 1,5 Monate bis zum Nachwachsen der Haare, danach ist Übergangsphase von etwa einer Woche nötig, bis die Haare die notwendige Länge haben (2-4mm) | anfangs hoch, nimmt jedoch mit Dauer der Anwendung ab | siehe Rasur | bei Halawa und Brazilian Waxing relativ hoch (20-30€ im Monat), Kaltwachsstreifen 10€ im Monat, bei einem Epiliergerät einmalig 40-80€ |
dauerhafte Epilation | dauerhaft vollständig glatt | dauerhaft, allerdings oft mehrmalige Anwendungen (3-6) in etwa zweimonatigem Abstand nötig | mittel bis hoch | siehe Rasur | einmalig 300-600€ |
eher vorteilig | mittel bzw. vom Verfahren abhängig | eher nachteilig |
Literatur
- Lust auf Intimrasur? Fakten, Interviews; Tatsachen, Fotos. Stephenson, Flensburg 2001 u.ö.
- Kerstin Steinbach: Beiträge zur Psychopathologie des modernen Alltagslebens. 3. Teil: Die Genitalrasur. In: System ubw 1/2005. Zeitschrift für klassische Psychoanalyse. 1/2005, ISBN 3-89484-708-5 / ISSN 0724-7923
Siehe auch
Quellen
- ↑ Schönheitsideale in der Antike (pdf)
- ↑ Untersuchung zur Sexualhygiene bei arabischen und deutschen Patientinnen (pdf)
- ↑ Körperbehaarung im Mittelalter (mit Darstellung einer mittelalterlichen Relief-Plastik zum Thema)
- ↑ The attachment of the soul to the body among the Huaorani of Amazonian Ecuador (engl.)
- ↑ A History of Pubic Hair Removal(engl.)
- ↑ Shocking Fuzz(engl.)
- ↑ Scarlett Johansson unterzog sich einem Brazilian Wax - Vivano
- ↑ Eva Longoria's Brazilian love-life - femalefirst
- ↑ Da wäxt kein Haar mehr - heute online
- ↑ Sex is better with a Brazilian - news.com.au
- ↑ How we do it
- ↑ Spiegel Online
- ↑ So liebt die heutige Jugend - vivano
- ↑ Haare sind höchstens ganz oben das Wahre finden Männer wie Frauen - Sonntagszeitung
- ↑ Intimrasur ist Mode -ZEIT online. 2005/46
- ↑ Gesund trotz Intimrasur
- ↑ Die letzte noch nicht kolonisierte Körperregion - Märkische Allgemeine Zeitung
- ↑ Neuer Trend bei Schönheits-Operationen: Ich habe eine Intim-OP machen lassen - Bild.de
Weblinks
- Nie wieder Pelz - SPIEGEL Online
- Gesund trotz Intimrasur
- Unten ohne durch den Sommer - Blick Online
- Historische Darstellung
- Kürzen und Rasur der Schamhaare
- Pudenda Agenda - Kulturhistorisches über den Trend zur Haarlosigkeit im Intimbereich: Artikel von artnet (engl.)
- The Revised Birthday Suit The New York Times (engl.)