„Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“ – Versionsunterschied
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*[http://ora-web.swkk.de/nie_biblio_online/nietzsche.werk_reg_ktl?p_id=667 Literatur zur ''Geburt der Tragödie''], Verzeichnis der Weimarer Nietzsche-Bibliographie |
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Version vom 9. Oktober 2007, 17:39 Uhr

Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik ist ein Buch von Friedrich Nietzsche, das er zuerst Anfang 1872 veröffentlichte. Es war das erste bedeutende Werk Nietzsches, mit dem sich der damals 27jährige Philologieprofessor zugleich von der wissenschaftlichen Philologie distanzierte. Das Buch präsentiert Nietzsches Theorie von der Entstehung und dem Niedergang der griechischen Tragödie und darüber hinaus allgemeine kulturphilosophische und ästhetische Betrachtungen, die auch im 20. Jahrhundert rezipiert wurden. Es enthielt ein Vorwort an Richard Wagner, dem die Schrift auch gewidmet war und in dem Nietzsche damals den möglichen Neubegründer einer der griechischen vergleichbaren Kunst und Kultur sah.
1886 ließ Nietzsche eine zweite Ausgabe unter dem Titel Die Geburt der Tragödie. Oder: Griechenthum und Pessimismus erscheinen, wobei dem Buch der „Versuch einer Selbstkritik“ vorangestellt wurde.
Das in der Nietzscheforschung übliche Sigel des Buches ist GT.
Inhalt
Nietzsche entwickelt in dem Buch zuerst das Gegensatzpaar apollinisch und dionysisch. Das Apollinische ist das Traumhafte, der schöne Schein, das Vollkommene, vor allem aber auch das Geordnete. Das Dionysische ist das Rauschhafte, bei dem sich der Einzelne, mit den anderen Menschen und mit der Natur wiederversöhnte Mensch, selbst als Kunstwerk fühlt, mithin aber auch die Ordnung verlässt: Damit ist es auch das Unbegrenzte, Ungeordnete. Die griechische Tragödie ist, nach Auffassung Nietzsches, aus dem rituellen Chortanz des Dionysoskultes entstanden, wobei das dionysische später in eine apollinische Form gebunden wurde. Als die attische Tragödie in ihrer höchsten Blüte stand, wurde sie durch den kritischen sokratischen Geist zerstört. Nietzsche meint, dass die durch Sokrates verdunkelte Tragödie nun durch die Musik abgelöst wird. Er denkt dabei vor allem an die Musik Richard Wagners.
Entstehung und Einreihung in Nietzsches Schriften
unvollständig
Der Ausgabe von 1886 gab Nietzsche ein Vorwort bei. Darin kritisiert er seinen früheren Schreibstil in der Geburt der Tragödie. Inhaltlich bedauert er aber nur seine damalige Wertschätzung Wagners.
Wirkungsgeschichte
unvollständig
Mit der Geburt der Tragödie brach Nietzsche mit traditionellen altphilologischen Vorstellungen. Seine philologischen Fachkollegen schwiegen das Buch tot. Selbst Friedrich Ritschl, der Nietzsche als Philologen väterlich gefördert hatte, sandte erst nach Nietzsches drängender Nachfrage einen Brief, in dem er ihm seine grundsätzlichen Einwände mitteilte. Im privaten Kreis äußerte er sich schärfer, notierte in seinem Tagebuch Nietzsches „Größenwahnsinn“ und schrieb Wilhelm Vischer-Bilfinger:
- „Es ist wundersam, wie in [Nietzsche] geradezu zwei Seelen nebeneinander leben. Einerseits die strengste Methode geschulter wissenschaftlicher Forschung […] anderseits diese phantastisch-überschwängliche, übergeistreich ins Unverstehbare überschlagende, Wagner-Schopenhauerische Kunstmysterienreligionsschwärmerei! […] Das Ende vom Liede ist freilich, daß uns gegenseitig das Verständnis für einander fehlt; er ist mir zu schwindelhaft hoch ich ihm zu raupenhaft erdenkriechend.“
Ähnlich dürften die meisten Philologen empfunden haben. Der erste und einzige, der die Schrift auch öffentlich tadelte, war der am Anfang seiner Karriere stehende Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff mit seiner im Mai 1872 erschienenen Streitschrift Zukunftsphilologie!:
- „herr Nietzsche tritt ja nicht als wissenschaftlicher forscher auf: auf dem wege der intuition erlangte weisheit wird teils im kanzleistil, teils in einem raisonnement dargeboten, welches dem journalisten […] nur zu verwandt ist. […] eins aber fordere ich: halte hr. N. wort, ergreife er den thyrsos, ziehe er von Indien nach Griechenland, aber steige er herab vom katheder, auf welchem er wissenschaft lehren soll; sammle er tiger und panther zu seinen knieen, aber nicht Deutschlands philologische jugend, die in der askese selbstverläugnender arbeit lernen soll, überall allein die wahrheit zu suchen“
Es ergab sich eine öffentliche Kontroverse, in der Erwin Rohde mit einer Gegenschrift Afterphilologie und Richard Wagner mit einem offenen Brief Nietzsche verteidigten. Mit einer darauf folgenden Replik Wilamowitz’ im Februar 1873 endete der Streit ohne Einigung. In seinem Memoiren schrieb Wilamowitz viel später, dass seine Schrift zwar anmaßend und knabenhaft gewesen sei, er jedoch darin recht behalten habe, dass Nietzsche nicht auf einen philologischen Lehrstuhl gehörte, sondern „Prophet […] für eine irreligiöse Religion und eine unphilosophische Philosophie“ geworden sei.
Die wenigen, wohl vom Aufsehen erregenden Streit veranlassten Rezensionen der Geburt fielen durchweg kritisch aus. Nietzsche verlor seine Reputation als Philologe, was sich in einem Einbruch der Studentenzahl bei ihm niederschlug. Für die Philologie war er „wissenschaftlich tot“.
Dagegen wurde das Buch von einigen Künstlern positiv aufgenommen. Richard und Cosima Wagner waren begeistert, ebenso Hans von Bülow und, mit einigen Vorbehalten, Franz Liszt.
Literatur
- Barbara von Reibnitz: Ein Kommentar zu Friedrich Nietzsche, „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“ (Kap. 1-12). Metzler, Stuttgart 1992, ISBN 3-476-00832-0 (Gilt als herausragender Kommentar, bespricht aber nur die erste Hälfte des Werks.)
- Wiebrecht Ries: Nietzsche für Anfänger. Die Geburt der Tragödie. Eine Lese-Einführung. dtv, München 1999, ISBN 3-423-30637-8.
- Zum Streit mit Wilamowitz
- Karlfried Gründer (Hrsg.): Der Streit um Nietzsches „Geburt der Tragödie“: die Schriften von E. Rohde, R. Wagner, U. v. Wilamowitz-Möllendorff. Olms, Hildesheim 1969 (Nachdruck 1989), ISBN 3-487-02599-X. (Zusammenstellung der genannten Schriften).
- William Musgrave Calder III: The Wilamowitz – Nietzsche struggle: new documents and a reappraisal in: Nietzsche-Studien 12 (1983), S. 214–254.
Weblinks
- vollständige Texte:
- Literatur zur Geburt der Tragödie, Verzeichnis der Weimarer Nietzsche-Bibliographie