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* Kleine Lehmsiegel, die Amenophis III. und Tutanchamun nennen. |
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* Ein Tonsiegel, auf dem sowohl ein Besitz im [[Sinai]] als auch ein weiterer Grundbesitz der Prinzessin Sitamun erwähnt ist. |
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Weitere Gegenstände waren unter anderem ein [[Bronze|bronzener]] [[Uräus]]; Sargtuchrosetten aus Gold und Bronze; ein goldenes [[Fragment|Bahrenfragment]]; Figuren des Gottes [[Bes]]; [[Amulett]]e sowie Schmuckperlen aus Gold, [[Lapislazuli]] und [[Karneol]]; Kästen und Möbelfragmente; [[Papyrus (Beschreibstoff)|Papyrusrollen]] und Kästen sowie verschiedene [[Ritus|rituelle]] Gegenstände. |
Version vom 6. September 2007, 19:28 Uhr
KV54 Grabmal von unbekannt | |
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Ort | Tal der Könige |
Entdeckungsdatum | Januar 1907 |
Ausgrabung | Edward R. Ayrton für Theodore M. Davis |
Vorheriges KV54 |
Folgendes KV56 |
KV 55 (King's Valley no. 55), das Grab Nummer 55 im Tal der Könige, kann trotz vorhandener Grabgegenstände mit Inschriften bis heute nicht eindeutig zugeordnet werden. Die Fundstücke tragen die Namen Echnatons, Königin Tejes und sogar Amenophis III.; allgemein wird das Grab jedoch als das Semenchkares betrachtet. Es ist unvollendet und gilt deshalb als provisorisches Grab.
Entdeckung und Ausgrabungen
KV55 wurde im Januar 1907 von Edward R. Ayrton entdeckt, der für Theodore M. Davis grub. Die Ausgrabungen dauerten bis zum Jahr 1908 an. Von 1992 bis 1993 führte Lyla Pinch Brock in dem Grab abschließende Untersuchungen und Ausbesserungsarbeiten durch, ließ übrig gebliebene Gegenstände sichern und säuberte das Grab anschließend. Die Funde im Grab sowie die Siegel ließen eine Datierung in die 18. Dynastie in die Regierungszeit Tutanchamuns zu.
Zustand des Grabes und Konservierungsarbeiten
Nach der Graböffnung stellten Ayrton und Davis fest, dass das Grab bereits in der Antike Schaden durch eindringendes Wasser genommen hatte. Vermutlich wurde das Grab deswegen nicht erweitert und nur für ein Notbegräbnis benutzt. Zudem hatte das über die Jahrhunderte hinweg eingedrungene Wasser alles im Grab vorhandene Holz so stark angegriffen, dass ein Großteil hiervon bereits bei der Öffnung des Grabes weitestgehend zerfiel.
Allerdings war der Wasserschaden nicht der einzige Grund dafür, dass sich die Objekte nach der Öffnung des Grabes in schlechtem Zustand befanden. Seitens des Grabungsteams um Ayrton und Davis wurde weder sorgfältig vorgegangen [1] noch wurden Konservierungsarbeiten vorgenommen oder die Funde fotografisch dokumentiert. Auch der Grabungsbericht erweist sich als ungenau. Selbst die Publikation von Davis „The Tomb of Queen Tiyi“ ist unvollständig, Funde wurden nicht beschrieben oder in einem falschen Zusammenhang aufgeführt. [2]
Architektur
Das Grab bzw. die einzige Grabkammer ist über einen langen Gang erreichbar. Es finden sich keine Dekorationen oder Ansätze hierfür. Die Gesamtgröße des Grabes beträgt 84,3 m² und es hat ein Gesamtvolumen von 185.25 m³. [3].
Die Funde
Alle Objekte in KV55 datieren in die Regierungszeiten von Amenophis III. bis Tutanchamun.
Die bedeutendsten Fundstücke waren:
- Eine Mumie im goldenen Sarg, die nicht identifiziert ist.
- Der vergoldete Holzsarg mit Intarsien, dessen Zuordnung jahrelang nicht sicher war.
- Kanopenkrüge aus Kalzit, die die Namen Echnatons und der Kija aufweisen.
- Der vergoldete Holzschrein, der die Namen von Amenophis III., der Königin Teje und Echnatons trägt.
- Magische Ziegel mit dem Namen Echnatons.
- Ein Geierkragen aus Gold.
- Gefäße und Deckel mit den Namen von Amenophis III., Teje und Sitamun.
- Kleine Lehmsiegel, die Amenophis III. und Tutanchamun nennen.
- Ein Tonsiegel, auf dem sowohl ein Besitz im Sinai als auch ein weiterer Grundbesitz der Prinzessin Sitamun erwähnt ist.
Weitere Gegenstände waren unter anderem ein bronzener Uräus; Sargtuchrosetten aus Gold und Bronze; ein goldenes Bahrenfragment; Figuren des Gottes Bes; Amulette sowie Schmuckperlen aus Gold, Lapislazuli und Karneol; Kästen und Möbelfragmente; Papyrusrollen und Kästen sowie verschiedene rituelle Gegenstände.
Bei ihren Arbeiten fand Lyla Pinch Brock 1993 weitere interessante Gegenstände, darunter ein Ostrakon, auf dem ein Plan verzeichnet war und bei dem es sich womöglich um einen Original-Plan bzw. Arbeitsplan des Grabes handelte. [4].
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Schädel, entdeckt Januar 1907 von Edward Ayrton & Theodore Davis im KV 55 (tomb55), heute im Ägyptischen Museum Kairo, CG61075
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Kanopenkrug vermutlich einer Königin aus der Armarnazeit iaus KV 55
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Kanopenkrug mit Kias Namen aus KV 55
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Nicht zugeordneter vergoldeter Holzsarg aus KV 55
Die Mumie
Zum Zeitpunkt der Öffnung des Sarges war die Mumie bereits stark beschädigt und das wenige Gewebe und die Leinenbänder, die sie umgaben löste sich bei den Untersuchungen durch Ayrton und Davis. Erhalten sind heute nur noch skelettale Überreste, die sich seit der Entdeckung im Ägyptischen Museum Kairo befinden.
Sie wurde in den vergangenen einhundert Jahren mehrfach untersucht, wobei sich Geschlecht und Identität der Mumie mehrfach änderten. Da Davis die Mumie für die der Königin Teje hielt, wurden die Knochen 1907 in diesem Sinne zur Untersuchung an Grafton Elliot Smith geschickt, der an Arthur Weigall schrieb, es sei vermutlich ein Fehler unterlaufen, da es sich um die Gebeine eines jungen Mannes handele. [5] Smith zufolge handelte es sich um ein vollständig entwickeltes männlichles Skelett und er schloss auf ein Sterbealter von 25 bis 26 Jahren.
1931 folgte die Untersuchung durch Douglas E. Derry, der bereits die Mumie Tutanchamuns untersuchte und der das Alter der männlichen Mumie auf ca. 20 Jahre schätzte. Einen ersten Vergleich der Schädelmaße beider Mumien beschreibt dann Howard Carter in seinem Buch „Das Grab des Tut-ench-Amun“. Die Aufstellung der Maße nennt als Personen Echnaton und Tutanchamun. [6]
Eine 1966 von den Anatomen H. G. Harrison und A. Batrawi durchgeführte Untersuchung ergab unter anderem, dass einige Skelettteile eher feminin als maskulin seien. Allerdings nicht in dem Maße, dass von einer weiblichen Mumie ausgegangen werden konnte. Auch hier wurde der Schädel erneut mit dem Tutanchamuns verglichen und es wurden wiederholt Gemeinsamkeiten festgestellt, insbesondere des Unterkiefers. Die Mumie wurde als die eines 20jährigen Mannes angesehen. Spätere forensische Untersuchungen ergaben, dass der Leichnam aufgrund der Blutgruppen- und Gewebetests und der sehr auffälligen Übereinstimmung der Schädelmaße mit Tutanchamun verwandt sein könnte. [7] Eine eindeutige Bestimmung der Identität war jedoch nicht möglich.
Die neueste Untersuchung, die im Rahmen einer großen Untersuchungsreihe mittels Computertomograph durchgeführt wurde, bestätigte die ältere Untersuchung hinsichtlich der Schädelvergleiche und fügte weitere Gemeinsamkeiten hinzu: eine leichte Skoliose, im Kieferknochen verbliebene Weisheitszähne und eine Gaumenspalte. Dr. Zahi Hawass deutet in einer aktuellen Dokumentation des ZDF die Ergebnisse folgendermaßen: „Wir können nun sagen – dass es sich bei der Mumie aus Grab 55 nach den neuen Beweisen, nach dem Alter von über 25 Jahren und den Inschriften um Echnaton handeln kann.“ [8]
Der vergoldete Sarg
Der sogenannte „anonyme Sarg“ ist aus Holz und teilweise mit Goldfolie überzogen und hat Einlagen aus kobaltblauem, türkisfarbigem sowie durchsichtigem Glas und rötlichem Kalzedon. Folie und Intarsien bilden ein Federmuster, das in der Literatur als „Rischi“ bezeichnet wird. Dieses Federmuster findet sich auch auf Tutanchamuns Eingeweidesärgen und dem mittleren Sarg. Die Kartuschen auf dem Sarg wurden gezielt entfernt und die Gesichtsmaske wurde komplett zerstört. Und so dauert die Kontroverse über die Zuschreibung des Sarges und seines Besitzers seit Jahren an, so dass über seinen Besitzer zahlreiche Theorien aufgestellt wurden. 2001 wurde der Sarg durch das Münchener Staatliche Museum Ägyptischer Kunst eingehend untersucht und das Ergebnis von Alfred Grimm und Sylvia Schoske in „Das Geheimnis des goldenen Sarges“ veröffentlicht. Diese Untersuchung fügte allen bisher seit 1907 aufgestellten dreißig Theorien schließlich folgende hinzu: „ Der anonyme Sarg aus KV55 kann – jedenfalls aufgrund des Autopsiebefundes und sämtlicher damit verbundener Implikationen nur für Echnaton selbst hergestellt worden sein! (...) Der ursprünglich zur Grabausstattung Echnatons gehörende, dann jedoch aus religiösen Gründen obsolet gewordene und für Echnaton nicht benutzte innere Sarg fand in KV55 sekundäre Verwendung für das anonyme Notbegräbnis des für die Bestattung Tutanchamuns seiner eigenen Grabausstattung beraubten Semenchkare.“ [9]
Der komplette Sarg befindet sich heute im Ägyptischen Museum Kairo und wird dort als „Sarg Echnatons“ präsentiert. Von 1980 bis 2002 befand sich die Sargwanne im Münchener Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst und wurde im Februar desselben Jahres dem Kairener Museum übergeben.
Die Kanopen
Die Deckel der vier Eingeweidegefäße sind nicht mit den Köpfen der vier Horussöhne versehen, sondern haben menschenköpfige Deckel. Sie bestehen aus Kalzit. Den schwer lesbaren Inschriften zufolge waren die Kanopen für Echnatons Nebenfrau Kija gefertigt worden, die jedoch scheinbar nie für ihre Bestattung verwendet worden waren. Sie wurden umgearbeitet und für das Begräbnis in KV55 benutzt. [10]
Drei der Kanopen werden heute im Ägyptischen Museum Kairo ausgestellt, der vierte im New Yorker Metropolitan Museum of Art.
Der vergoldete Holzschrein
Der demontierte vergoldete Holzschrein konnte aufgrund der Inschriften Königin Teje zugeordnet werden. Er zeigt eine Szene in der Echnaton mit seiner Mutter bei der Anbetung des Gottes Aton. Allerdings wurde hier die Gestalt des Pharaos bis auf die Umrisse entfernt. Harold Jones fertigte eine Zeichnung der Rückwand des Schreines an, auf der die Inschriften wiedergegeben sind und denen zufolge Echnaton den Schrein für seine Mutter anfertigen ließ. [11]
Sowohl das Vorhandensein von Tejes Schrein als auch eine Reihe der kleineren Grabbeigaben ließ den Schluss zu, dass ihre Mumie für einige Zeit in diesem Notgrab gelegen haben muss. Ihre Mumie und der größte Teil ihrer Grabausstattung wurden jedoch nicht gefunden, was auf eine Umbettung hindeutet, vermutlich in KV35, dem Grab Amenophis II.. Dass ihr Holzschrein in KV55 gefunden wurde, liegt vermutlich daran, dass er nach der Schließung des Grabes nicht einfach heraus transportiert werden konnte, da der Korridor mit Geröll angefüllt war. [12]
Die magischen Ziegel
Im Grab wurden vier sogenannte „magische Ziegel“, auch Zauberziegel genannt, gefunden. Diese waren jedoch nicht wie üblich nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Einer der Ziegel lag unter der Bahre des Sarges. Die Zaubersprüche auf zweien der Ziegel nennen Echnatons Thronnamen.
Bedeutung des Grabes
Für die Erforschung zur Armanazeit haben KV55 und die darin gefundenen Gegenstände innerhalb der letzten Jahre an großer Bedeutung zugenommen. Zudem ist das „Amarna-Grab“ aufgrund seines Inhaltes eines der am kontroversesten diskutierten Gräber im Tal der Könige und eines, über das wohl am meisten geschrieben wurde.
Die Lage, der Gesamtzustand und die gefundenen Objekte lassen vermuten, dass dieses Grab für ein Notbegräbnis verwendet worden und aufgrund der Siegel Tutanchamuns von diesem ausgerichtet worden war. Allerdings wurden dem Grab Gegenstände entnommen, die dann für Tutanchamuns eigene Bestattung in KV62 wieder Verwendung fanden.
Seit seiner Entdeckung wurde das Grab im Laufe zahlreicher Untersuchungs- und Auswertungsarbeiten unterschiedlichen Besitzern zugesprochen. Aufgrund des Schreines der Königin Teje hielt Davis das Grab für das der Königin Teje und er veröffentlichte 1910 den Fund als „Das Grab der Königin Teje“. [13] Nicholas Reeves sieht KV55 als die Sekundärgräber Echnatons und Tejes, die zuvor im Königsgrab von Amarna bestattet worden waren[14], worauf die Funde, die in Verbindung zu Echnatons ehemaliger Hauptstadt standen, hindeuteten. Die Meinungen über den Eigentümer des Grabes sind geteilt. Aufgrund der verschiedenen Untersuchungen und Altersbestimmungen der Mumie votieren jedoch einige Forscher dafür, KV55 sei das Grab Semenchkares. [15] andere ordnen es Echnaton zu. Obwohl die Kanopen ursprünglich den Namen von Echnatons großer Geliebter Kija tragen, wurde diese bisher nicht als Besitzerin des Grabes betrachtet.
Siehe auch
Quellen
- ↑ Christian Jacq: Nofretete und Echnaton. Ein Herrscherpaar im Glanz der Sonne. S. 54
- ↑ Alfred Grimm/Sylvia Schoske: Das Geheimnis des goldenen Sarges. S. 54
- ↑ http://www.thebanmappingproject.com/sites/browse_tomb_869.html
- ↑ http://www.thebanmappingproject.com/sites/browse_tomb_869.html
- ↑ Nicholas Reeves, Richard. H. Wilkinson: Das Tal der Könige. Geheimnisvolles Totenreich der Pharaonen. S. 120
- ↑ Howard Carter: Das Grab des Tut-ench-Amun. S. 245
- ↑ Peter A. Clayton: Die Pharaonen. S. 126
- ↑ http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/21/0,1872,5545685,00.html
- ↑ Alfred Grimm/Sylvia Schoske: Das Geheimnis des goldenen Sarges. S. 136
- ↑ Nicholas Reeves, Richard. H. Wilkinson: Das Tal der Könige. Geheimnisvolles Totenreich der Pharaonen. S. 121
- ↑ Cyril Aldred: Echnaton. Gott und Pharao Ägyptens. S. 223
- ↑ Nicholas Reeves, Richard. H. Wilkinson: Das Tal der Könige. Geheimnisvolles Totenreich der Pharaonen. S. 120
- ↑ Nicholas Reeves, Richard. H. Wilkinson: Das Tal der Könige. Geheimnisvolles Totenreich der Pharaonen. S. 120
- ↑ Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. S. 261
- ↑ Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. S. 261
Literatur
- Cyril Aldred: Echnaton. Gott und Pharao Ägyptens. ISBN 3-88199-336-3
- Alfred Grimm und Sylvia Schoske: Das Geheimnis des goldenen Sarges. Schriften aus der ägyptologischen Sammlung (SAS), München 2001. ISBN 3-87490-722-8
- Nicholas Reeves: The Complete Tutankhamen. Thames & Hudson, London 2000 ISBN 0-500-27810-5
- Nicholas Reeves: Echnaton. Philipp von Zabern, Mainz 2002. ISBN 3-8053-2828-1
- Nicholas Reeves: Das Tal der Könige. Geheimnisvolles Totenreich der Pharaonen. Econ, München 1997. ISBN 3-8289-0739-3
- Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, München 1996, S. 352-353, ISBN 3-423-03365-7