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„Kinderkrippe“ – Versionsunterschied

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==== Kosten-Wirksamkeits Aspekte ====
==== Kosten-Wirksamkeits Aspekte ====

Version vom 28. August 2007, 21:16 Uhr

Datei:Baby exploring books.jpg
Ein Kind spielt in einer Krippe mit einem Buch.

Kinderkrippen sind Einrichtungen oder Gruppen der Kindertagesbetreuung bzw. familienergänzende Kinderbetreuungen für Kleinkinder. Als Kurzform wird auch das Wort Krippe gebraucht.

Deutschland

Kinderkrippen sind in Deutschland Einrichtungen für Kinder bis zum vollendeten dritten Lebensjahr oder Gruppen für Kinder dieser Altersgruppe in Kindertagesstätten. Zuweilen werden Krippen noch entsprechend dem Alter der Kinder unterteilt in Liege-, Krabbel- und Laufkrippen. Regionalspezifisch gibt es eine Reihe weiterer abweichender Bezeichnungen, wie z.B. Krabbelgruppe. In der Regel ab dem dritten Lebensjahr erfolgt der Übergang in die Kindergärten. Reine Kinderkrippen findet man inzwischen selten; vielmehr werden Kinder dieser Altersgruppe in altersgemischten Gruppen oder in Kindertagesstätten mit verschiedenen Altersgruppen betreut.

Kinderkrippen gehören zur Kindertagesbetreuung und somit zur Kinder- und Jugendhilfe. Mit dem Tagesbetreuungsausbaugesetz (TAG) vom 27. Dezember 2004 (s. SGB VIII) wird der Ausbau von Kindertagesstätten- und Kindertagespflegeplätzen in allen Bundesländern auch zu einem politischen Ziel und die Erziehung, Bildung und Betreuung von Kleinkindern erhält rechtlich, politisch und finanziell eine neue Aufmerksamkeit. Als pädagogisches Personal werden überwiegend Erzieher, aber auch Kinderkrankenpfleger und Kinderpfleger beschäftigt.

Eine andere Form der Tagesbetreuung ist die Betreuung als Kindertagespflege durch Tagespflegepersonen (zumeist eine Tagesmutter). Daneben gibt es andere Kleinkindgruppen, die weniger die Aufgabe haben, eine Berufstätigkeit der Eltern zu ermöglichen, sondern besondere Angebote machen und als Treffpunkt für Eltern und Kinder dienen. Solche Angebote haben regional- oder konzeptspezifisch verschiedene Bezeichnungen; gebräuchlich sind z.B. Spielkreis, Krabbelgruppe oder PEKiP-Gruppe.

Eine Sonderrolle für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nehmen Betriebskinderkrippen ein, die Müttern das Stillen in der Nähe des Arbeitsplatzes ermöglichen und den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern.

Bedarf und Verfügbarkeit

Während es in der damaligen DDR ein dichtes Netz an staatlichen Kinderkrippen gab, hat sich vorwiegend die Bedarfsorientierung in Westdeutschland an einer Notsituation bzw. Fehlen der elterlichen Erziehung orientiert. Seit der Wiedervereinigung ist auch in den westlichen Ländern die Anzahl der Plätze für Kinder im Krippenalter gestiegen. Eine flächendeckende Versorgung für alle Kinder, wie sie das Tagesbetreuungsausbaugesetz (s.o.) als Ziel vorgibt, wird in allen Bundesländern sukzessive realisiert. Streitig ist die Frage nach dem tatsächlichen Bedarf. Zum Teil ist die Nachfrage nach staatlich subventionierten Krippenplätzen so groß, dass es in vielen Gemeinden schon für ungeborene Kinder Wartelisten gibt. Andererseits zahlen einzelne Bundesländer einen Betreuungsbonus an das Jugendamt für den möglichst zügigen Ausbau. Die Gebühren liegen nach einer Übersicht der AOK zwischen 70 und 425 Euro pro Monat, abhängig nach Wohnort und Einkommen der Eltern [1]. Die Höhe des tatsächlichen Bedarfs ist umstritten.

Einen Überblick über die in den deutschen Bundesländern unterschiedlichen Versorgungsgrade (Anzahl der Plätze zur Anzahl der Kinder der Altersgruppe) geben der Beitrag zum Kindergarten, die Bundesjugendstatistik, der Zahlenspiegel des Deutschen Jugendinstituts oder die Länderübersichten des Jugendministeriums Brandenburg. In Sachsen-Anhalt gibt es einen allgemeinen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für unter Dreijährige; in Brandenburg gibt es einen bedingten Rechtsanspruch (bei Erforderlichkeit). Die Tatsache, dass in diesen Bundesländern der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für ein Kind an die Erwerbstätigkeit der Eltern anknüpft, halten Kritiker im Hinblick auf den zweiten Leitsatz des berühmten Famillienurteils des Bundesverfassungsgerichts für verfassungswidrig (vgl. BVerfG, 2 BvR 1057/91 vom 10. November 1998).

Der Mangel an staatlich subventionierter Kleinkindbetreuung wird häufig als eine wesentliche Ursache für die niedrige Geburtenrate in Deutschland angeführt. Letzteres bestreiten Familienverbände wie beispielsweise das Familiennetzwerk und der Familienbund der Katholiken. Sie verweisen beispielsweise darauf, dass die Bundesländer, in denen die öffentliche Kleinkinderbetreuung besonders gut ausgebaut sei, auch eine besonders niedrige Geburtenrate hätten. So habe zum Beispiel ausgerechnet Sachsen-Anhalt, das ja neben einer vergleichsweise gut ausgebauten öffentlichen Kleinkindbetreuung auch einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für jedes Kind erwerbstätiger Eltern in seiner Verfassung verankert habe, mit 1,2 Geburten pro Frau (2005) die niedrigste Geburtenrate von allen Bundesländern. Nach Meinung dieser Familienverbände ist unter anderem die Benachteiligung von Familien im Steuer- und Sozialversicherungsrecht ein viel entscheidenderer Faktor für den Mangel an Geburten in Deutschland. Auch andere Kritiker warnen davor, andere mögliche Ursachen zu vernachlässigen[2][3].

Politische Debatte um den Ausbau der Krippenplätze

Paradigmenwechsel in der öffentlichen Debatte

In der Vergangenheit stand man der Kleinkindbetreuung in Kinderkrippen in West-Deutschland überwiegend kritisch gegenüber. Dabei wurde darauf verwiesen, dass in diesem Alter Kinder die Bindung an eine Bindungsperson brauchen. Konservative Stimmen wie die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Christa Meves artikulierten auch die Ansicht, dass als primäre Bindungsperson aufgrund der geschlechtsspezifischen Biologie vorwiegend die Mutter geeignet sei.

Demgegenüber hat sich die Debatte in der Öffentlichkeit in den vergangenen 20 Jahren verschoben. Nach Bündnis 90/Die Grünen[4] , der Linkspartei [5], der FDP und den Sozialdemokraten[6] formulierte auch die CDU-Familienministerin Ursula von der Leyen und mit ihr die CDU-Parteispitze[7] unter Bundeskanzlerin Angela Merkel die Forderung nach Ausbau von Kinderkrippenangeboten. Von der Leyen beabsichtigte, die Zahl der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren bis 2013 auf 750.000 zu verdreifachen.[8] [9] Die Pläne zum Ausbau der Krippenplätze von Frau von der Leyen wurden am 05.03.2007 durch den Koalitionsausschuss von CDU und SPD vorläufig gestoppt. Man verständigte sich auf die schon im Koalitionsvertrag vorgesehene Anzahl von 230.000 Betreuungsplätzen bis 2010. [10]

Finanzierung

Während der weitere massive Ausbau von Kinderkrippen in Deutschland von allen Parteien im Bundestag in der Zielsetzung gefordert wird, besteht Uneinigkeit unter und innerhalb der Parteien, wie die Finanzierung dieses Ausbaus sichergestellt werden soll. Nach Berechnungen der SPD sind 6,36 Milliarden Euro für den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen notwendig. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund kommt bei Kostenfreiheit auf rund 9,5 Milliarden fur circa 897.000 Krippenplätze (40 Prozent der Kinder unter 3 ). [11] Die SPD hat zur Finanzierung des Krippenausbaus unter anderem ein Einfrieren des Kindergeldes und eine Kürzung der Kinderfreibeträge vorgeschlagen[12]. Dies wird von CDU, CSU, dem Familiennetzwerk Deutschland und dem Familienbund der Katholiken strikt abgelehnt. Zur Debatte stehen auch ein Abschmelzen der Vorteile des Ehegattensplittings und ein Wegfall der kostenlosen Mitversicherung des Ehegatten in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung für Ehepaare, die keine Kinder versorgen oder in der Vergangenheit versorgt haben.

Rechtsanspruch

Neben der umstrittenen Finanzierung von Kinderkrippen, wird darüberhinaus kontrovers diskutiert, inwiefern ein Rechtsanspruch auf einen Kinderkrippenplatz den Eltern gewährt werden soll. [13] Ende August einigten sich Bund und Länder auf einen Rechtsanspruch ab 2013. [14] [15]

Kosten-Wirksamkeits Aspekte

Die politischen Akteure sind sich uneinig, wie hoch die derzeitigen Kosten tatsächlich sind. Kosten-Wirksamkeits-Analysen (im Sinne von Kosten-Nutzen-Analysen in Bezug auf Projekte, deren Nutzen nicht oder nicht vollständig monetär gemessen werden kann) zum Thema Kindertagesbetreuung müssen zahlreiche schwer zu bewertende Komponenten und verschiedene regionale Bedingungen berücksichtigen. Trotzdem stimmen laut Katharine Spieß vom DIW verschiedene Analysen darin überein, dass eine gute Betreuung in Kindertageseinrichtungen tatsächlich rentabel sei [16].

Aus Kosten-Nutzen-Analyse Studien über frühkindliche Kindertagesbetreuung im internationalen Bereich sowie in Deutschland wurde in der Stellungnahme des DIW von 2004 für den Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend als Fazit festgehalten, dass der volkswirtschaftliche Nutzen der öffentlichen Ausgaben für Kindertageseinrichtungen größer sei als ihre Kosten [17]. Dieser Stellungnahme liegt unter anderem eine Zürcher Studie zugrunde, die feststellte, dass sich Kindertagesstätten auszahlen [18] [19]; diese Studie wurde allerdings von anderer Seite insofern kritisiert, als dass sie eine Kosten-Nutzen Relation aller bestehenden Krippenplätze untersuchte und nicht die marginalen Kosten, das heißt, nicht die Kosten-Nutzen Relation zusätzlicher Krippenplätze [20]. Zudem ist der Verdacht ausgesprochen worden, von Regierungen in Auftrag gegebene Studien seien als Rechtfertigung bestehender Ämter oder Politiken anzusehen [20].

Eine neuere Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie bestätigte, dass die Kosten zusätzlicher Krippenplätze durch geringere Ausgaben an Kindergeld, die durch geringere Kinderzahlen in der relevanten Altersgruppe frei würden und Mehreinnahmen in der Einkommenssteuer und Sozialversicherung zu einem beachtlichen Anteil gegenfinanziert würden, dass dafür allerdings ein Ausgleich zwischen Bund, Ländern und Kommunen notwendig wäre [21].

Qualitätssicherung

Kritisiert wird die Qualität vieler Kinderkrippen in Deutschland, wie vom Psychologen und Berater des BMFSFJ Wassilios Fthenakis: "Es gibt einzelne Orte in Deutschland, wo die Krippen gut sind, aber bisher sind das Glücksfälle." Der Aufbau eines qualitativ hochwertigen Krippensystems sei in (West-)Deutschland bislang "sträflich vernachlässigt" worden. Gute Krippen könnten eine Bereicherung für Kinder sein: "Man kann aber das Aufwachsen des Kindes bereichern, wenn es in eine Einrichtung von hoher Qualität geht. Wenn ein Kind mit der Mutter allein ist, bekommt es nur ein Drittel der für seine Entwicklung nötigen Ressourcen. Das zweite Drittel ist die Beziehung zum Vater und das dritte sind die Qualität der Partnerschaft und die sozialen Beziehungen mit anderen, etwa in der Kita oder der Verwandtschaft.." [22]

Viele Bundesländer wollen durch spezielle Gesetze die Qualität in den Kinderkrippen sicherstellen [23]. Der Betreuungsschlüssel (im Sinne der Anzahl von betreuenden Personen pro Kind), der unter dem Aspekt der Qualität von hoher Bedeutung ist, wird in Bezug auf Mindeststandards und geförderte Standards in den Bundesländern sehr unterschiedlich gehandhabt [24].

Vor möglichen langfristigen Schäden aufgrund mangelnder Qualität in den Krippen warnten über 100 Experten in der englischen Daily Telegraph. Durch nicht adäquate Betreuung in Kinderkrippen könnten die Kinder in der Entwicklung beeinträchtigt werden und dadurch langfristige Verhaltensauffälligkeiten entwickeln.[25]

Wirkung frühkindlicher Krippenbetreuung allgemein

Über die Frage der Qualitätssicherung hinaus gibt es Kritiker und Befürworter der Kinderkrippe.

Der Göttinger Hirnforscher Gerald Hüther hat Kinderkrippen verteidigt. «Erfahrungen und Studien aus anderen Ländern zeigen, dass sich Kinder dort gut entwickeln», sagte der Professor der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Das gelte allerdings nur bei einem hochwertigen Krippenangebot. «Ein Kind entwickelt sich zu Hause gut, wenn die Mutter sich über das Kind freut und gern mit ihm zusammen ist», sagte der Experte. Für Mütter, die eigentlich lieber berufstätig wären oder die arbeiten müssten, weil die Gesellschaft sie als Mutter nicht bezahle, sei es sinnvoll, ein Betreuungsangebot zur Verfügung zur stellen.[26]

Johannes Pechstein, emeritierter Direktor des Kinderneurologischen Zentrums Mainz und Vertreter des Interessenverbandes "Familiennetzwerk", sieht in Krippen "weiterhin nur Nothilfe-Einrichtungen", wie das Lifestyle-Magazin Viviano berichtet.[27]

Lieselotte Ahnert, Professorin für Entwicklungsforschung der Universität Köln dagegen betonte, dass das National Institute of Child Health in Washington seit 1991 an 1000 Kleinkindern untersuche, inwiefern sich Fremdbetreuung auf die Mutter-Kind-Beziehung auswirke: Dabei gäbe es keinen negativen Einfluss auf das Verhältnis zwischen Mutter und Kind, solange die Beziehung zwischen Mutter und Kind intakt sei.[28][29]

Michael Schulte-Markwort, Professor und Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik am Universitätsklinikum Eppendorf spricht sich gegen Fremdbetreuung als Regelfall aus und betont, dass in der aktuellen Diskussion um Krippen die Bedürfnisse der Kinder auf der Strecke blieben. [30]

Einer NICHD-Studie von 2003 zufolge wirke eine hohe Qualität der Kinderbetreuung positiv auf die kognitive Entwicklung, die Sprachentwicklung und vorschulische Fähigkeiten, und der Besuch einer qualitativ hochwertigen Kindertagesstätte oder Krippe sei besonders förderlich. Für Kinder, die länger als 30 Stunden pro Woche in der Krippe waren, sei allerdings Problemverhalten beobachtet worden, das jedoch auch mit dem sozioökonomischen Status der Familie und der Sensitivität der Mutter in Beziehung stehe und das durch sehr hohe Qualität (Betreuungsschlüssel 1:3 für Kinder zwischen 0 und 12 Monaten, 1:5 für Kinder zwischen 12 und 36 Monaten) kompensiert werde [29].

Eine neue Langzeitstudie aus den USA, an der auch Forscher der NICHD-Studie beteiligt waren, kommt zu dem Ergebnis, dass Kinder, die länger als zwei Jahre regelmässig "childcare"-Einrichtungen (Kindertagesstätten bis zum fünften Lebensjahr) besuchten, ein "wenig mehr Verhaltensprobleme im Kindergarten im Verlauf des sechsten Jahrgangs zeigen als andere" [31]. Diese Probleme sind, zur Überraschung der Forscher, nicht allein abhängig von der Qualität der Institution, liegen nach Angaben der Forscher jedoch noch im "normalen Bereich" kindlichen Verhaltens [32][33]. Über die Ursachen gibt die Studie selbst keine Auskunft, eine der Koautorinnen, Margaret Burchinal, verweist jedoch auf mögliche Gründe wie etwa die verstärkte Akademisierung der frühkindlichen Erziehung, die die Freizeit limitiere und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder überfordere, oder die schlechte Bezahlung und den häufigen Wechsel der Erzieherinnen [31]. Der Studie zufolge hatten jene Kinder im Schnitt am wenigsten Verhaltensauffälligkeiten, die zuhause erzogen wurden, jedoch unabhängig davon, ob dies durch die eigenen Eltern oder z.B. durch Tagesmütter oder Kinderfrauen geschah.[32] Den größten Einfluss auf die Entwicklung des Kindes habe jedoch, unabhängig von der Betreuungssituation, die elterliche Erziehung (Die Welt)[32] bzw. die Eltern-Kind-Beziehung (Burchinal): "das Maß, in dem Eltern Spaß daran haben, mit ihren Kindern zusammen zu sein, aufmerksam und sensibel zu Kindern sind, mit ihnen sprechen und ihnen Ideen vermitteln"[31].

Wahlfreiheit und Verteilungsgerechtigkeit

Die Pläne von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen zum Ausbau der Krippenbetreuung aus öffentlichen Mitteln hat 2006 und 2007 zu einer heftigen Debatte um die Verteilung von Steuergeldern zwischen Kinderlosen, alleinverdienenden und doppelt berufstätigen Eltern geführt. Unter dem Gesichtspunkt der Wahlfreiheit werden mehrere Modelle oder deren Mischformen diskutiert[34], so etwa der Ausbau von Krippenplätzen, die Förderung von Tagesmüttern oder Betriebskinderkrippen, die Einführung von Betreuungsgutscheinen oder von Direktzahlungen. Bei der Argumentation zu den verschiedenen Modellen werden nicht nur die Kosten, sondern auch die Qualität, die Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Qualitätssicherung und die Flexibilität der Betreuung als wichtige Gesichtspunkte angeführt [35][36][37][38]. Einige marktliberale Wirtschaftswissenschaftler lehnen grundsätzlich staatliche Investitionen in Kinderbetreuungseinrichtungen ab, da sie darin einen unzulässigen Eingriff des Staates in einen privaten Markt sehen.[39] Modelle für Direktzahlungen, ähnlich wie zum Beispiel in Kanada, Frankreich, Norwegen, Finnland [40] [41], standen bereits unter dem Konzept des Erziehungsgehaltes in der politischen Diskussion.

Verteilungsgerechtigkeit

Eine alleinige Förderung der Infrastruktur in Form von Krippenplätzen wird verschiedentlich als Benachteiligung von Eltern, die ihre Kinder selbst oder anders betreuen wollen, aufgefasst. [42][43][44][45][46] [47].

Die Kosten für einen staatlichen Krippenplatz[48] werden teilweise aus dem allgemeinen Steueraufkommen finanziert, da die Elternbeiträge die Kosten nicht decken. Eine solche Betrachtung der Kosten kann allerdings gegenläufige Faktoren außer Acht lassen, etwa einen möglichen monetären Effekt durch zusätzliche Aufkommen an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen durch berufstätige Eltern und durch die höhere Zahl von Angestellten in Kinderbetreuungseinrichtungen [49]. Eine Abwägung von Kosten und Nutzen/Wirksamkeit gestaltet sich allerdings schwierig.

Ob und wie in diesem Zusammenhang auch das Ehegattensplitting und die kostenlose Mitversicherung in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung zur Debatte stehen können oder sollen, ist umstritten.[50][51].

Gleichstellung

Die EU-Kommission ist der Meinung, dass Familien durch fehlende Kinderbetreuung in Deutschland benachteiligt würden. Dass der Stundenlohn von Frauen in Deutschland im Durchschnitt 22 Prozent unter dem ihrer männlichen Kollegen liege, würde mit dem geringen Angebot an Krippenplätzen und deren unzureichenden Öffnungszeiten zusammenhängen, ebenso wie die geringere Beschäftigungsquote von Frauen mit Kindern im Vergleich zu anderen EU-Ländern.[52]

Schweiz

Begriff

Der Begriff der Kinderkrippe wird in der Schweiz uneinheitlich definiert. Meist umfasst die Definition besonders das Altersspektrum von der Geburt bis zum Eintritt in den Kindergarten mit fünf oder sechs Jahren, oft wird der Begriff aber synonym zu Kindertagesstätten ganz allgemein verwendet, also auch in der Bedeutung des Schulhorts.

Der Begriff wird gegenwärtig zu Gunsten des Begriffs Kindertagesstätte (regional auch zu Gunsten des Begriffs Tagesheim) stark zurückgedrängt (Stand 2007). So hat zum Beispiel der frühere Schweizerische Krippenverband im März 2007 eine Umbenennung in Kindertagesstätten.Schweiz durchgeführt.

Politik

Der politische Diskurs wird gegenwärtig deutlich weniger kontrovers geführt als in Deutschland. Kinderkrippen werden von drei der vier großen Parteien (SP, CVP und FDP) propagiert, aus jeweils unterschiedlichen Motivationen heraus, z. B. Gleichstellungspolitik, Wirtschaftsförderung, Integration fremdsprachiger Kinder. Von den vier großen Parteien ist einzig die SVP mehrheitlich gegen einen Ausbau des Krippenwesens[53]. Ein Impulsprogramm des Bundes fördert die Gründung neuer Kinderkrippen[54] und auch einzelne Kantone wie z. B. Baselland verfügen oder verfügten über solche Programme[55].

Großbritannien

In Großbritannien wurde der Ausbau von Betreuungseinrichtungen für Kleinstkinder forciert. Die Zahl der Betreuungsplätze stieg von 425.000 (2002) auf 725.000 (2006).[56]

Im Jahre 2007 werden trotz der höchsten Geburtenrate in Großbritannien (1.79) seit 1992, laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Laing & Buisson fast 1/4 der Plätze nicht genutzt.

Dies entspricht einer Überkapazität von ungefähr 160 000 Krippenplätzen. Ein Grund ist laut dieser Studie, dass sich die Eltern selbst um die Kinder kümmern wollen. [57]

Quelle

  1. Netzeitung: Von Krippe bis Au Pair - Eltern haben die Wahl
  2. Bundeszentrale für politische Bildung: Manfred Spieker: Mehr Kinder oder mehr Erwerbstätige?
  3. 3sat: Familienpolitik - ein europäischer Vergleich
  4. Bündnis 90/Die Grünen: Trauerspiel: die Kinderbetreuungs-Debatte
  5. Die Linkspartei: Hände weg vom Kindergeld
  6. n-tv: Union gegen SPD-Plan
  7. Tagesspiegel:CDU-Generalsekretär: Alle stehen hinter Leyen
  8. Financial Times Deutschland: Althaus stellt sich hinter von der Leyen
  9. die tageszeitung: Ministerin will die Kinderkrippe für alle
  10. Die Welt: [1]
  11. heute: Wer bezahlt die Krippenplätze?
  12. http://familienpolitik.spd.de/servlet/PB/menu/1705503/index.html
  13. Recht auf Krippenplatz - Aber wann ?
  14. n-tv:Rechtsanspruch ab 2013 -Krippenausbau kommt
  15. Tagesschau:Politiker entdecken die Lebenswirklichkeit:Einigung im Kita-Streit ist rekordverdächtig
  16. C. Katharina Spieß: Kosten und Nutzen von Kinderbetreuung: Internationale und nationale Betrachtungen aus ökonomischer Perspektive, in: Familie bringt Gewinn (hrsg. von L. Mohn und R. Schmidt), Bertelsmann Verlag: Gütersloh 2004, 124-134 - Aktualisierte Fassung online: Nutzen und Kosten familienbezogener Leistungen: Volkswirtschaftliche Betrachtungen am Beispiel der Betreuung in Kindertageseinrichtungen, in: "Thema 2007/04: Kinder, Krippen, Kosten - Fakten zur Kinderbetreuungsdebatte", Deutsches Jugendinstitut (abgerufen am 15. April 2007)
  17. Öffentliche Anhörung des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu BT-Drs. 15/3512, 15/3676, 15/3488, Schriftliche Stellungnahme, DIW Berlin, C. Katharina Spieß, September 2004, Seiten 6-7 (abgerufen am 15. April 2007)
  18. "Kindertagesstätten zahlen sich aus – jeder eingesetzte Franken bringt drei bis vier Franken an die Gesellschaft zurück", Neue Zürcher Zeitung, 23. Februar 2001, zitiert nach Was alles fehlt in Sachen Schulen, Bildung und Betreuung, SP Kanton Luzern, mit Bezug auf Studie im Auftrag der Stadtzürcher Regierung (abgerufen am 15. April 2007)
  19. Tobias Bauer und Karin Kucera-Müller, "Volkswirtschaftlicher Nutzen von Kindertagesstätten. Edition Sozialpolitik Nr. 5. Zürich: Sozialdepartement der Stadt Zürich (Hrsg.) - sowie: Tobias Bauer und Karin Kucera-Müller. Kindertagesstättenzahlen sich aus. Jeder eingesetzte Franken bringt drei bis vier Franken an die Gesellschaft zurück. Edition Sozialpolitik Nr. 5a. Zürich: Sozialdepartement der Stadt Zürich (Hrsg.) - Zitiert nach CREMA (2005) (abgerufen am 15. April 2007)
  20. a b Versagen in der Kinderbetreuung - Betreuungsgutscheine als Alternative, Center for Research in Economics, Management, and the Arts, Alois Stutzer und Reto Dürsteler, Working Paper No. 2005-26, Seite 13 (abgerufen am 15. April 2007)
  21. Dieter Dohmen, Bedarf, Kosten und Finanzierung des Kita-Ausbaus für die unter 3-Jährigen, Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FIBS), Berlin, April 2007 (abgerufen am 7. Juni 2007)
  22. die tageszeitung: interview mit Wassilios Fthenakis: "Kita erst ab 18 Monaten"
  23. (KiFöG in MV http://www.sozial-mv.de/doku/KifoeG%20mit%20Aenderungen.pdf)
  24. Länderübersicht Kita: Personalstandards Tabelle (Stand: März 2007) und (Überblick)
  25. Daily Telegraph: Day nursery may harm under-3s, say child experts
  26. http://www.net-tribune.de/article/010307-142.php
  27. http://www.viviano.de/ak/News-Nachrichten/kleinkind-betreuung-qualitaet-9816.shtml
  28. Tagesschau: "Kinderkrippen schaden einem Kind nicht" vom 01.03.2007
  29. a b Wolfgang Einsiedler, Kleinkindforschung und Kleinkindbetreuung. In: Das Online-Familienhandbuch
  30. http://www.abendblatt.de/daten/2007/04/19/726721.html Was brauchen Kinder? Jedenfalls keine Fremdbetreuung...
  31. a b c Newsweek: Study: A Downside to Day Care?
  32. a b c Welt online: Psychologie: Aus Kitakindern werden Störenfriede, 29. März 2007
  33. Studie USA: Are There Long-Term Effects of Early Child Care?, 26. März 2007
  34. Kinderbetreuung: Krippen, Gutschein oder Geld
  35. Welt online: Stoiber fordert mehr Geld für Hausmütter
  36. Deutscher Familienverband: Deutscher Familienverband zur Krippendiskussion: Familien brauchen echte Wahlfreiheit
  37. Kinderbetreuung: Krippen, Gutschein oder Geld
  38. Kinderkrippen-Debatte - nicht nur eine Finanzierungsfrage, Georg Paul Hefty, FAZ.NET, 5. März 2007
  39. Staatsrolle bei Krippenplätzen strittig
  40. http://ec.europa.eu/employment_social/missoc/2000/sf_part9_de.htm
  41. Jürgen Liminski: Fakten statt Hysterie: Die Krippen-Debatte braucht dringend Sachlichkeit
  42. Deutscher Familienverband: Deutscher Familienverband zur Krippendiskussion: Familien brauchen echte Wahlfreiheit
  43. Spiegel online: KINDERBETREUUNG: Stoiber will mehr Geld für Hausmütter, 21. April 2007
  44. Wiesbadener Kurier: Betreuungsgeld soll Wahlfreiheit sichern vom 17.04.2007
  45. Kath.net :Sind Hausfrauen die neuen ,Rabenmütter’?
  46. http://www.dhg-vffm.de/p/modules/news/article.php?storyid=407
  47. http://www.iwp.uni-koeln.de/DE/Publikationen/dp/OWIWO_DP_1_2007.pdf KINDERBETREUUNG: Wahlfreiheit durch subventionierte Krippenplätze?], 21. April 2007
  48. Focus: "Elterngeld: Die grosse Mogelpackung", Feb. 2007, Ausgabe 8, S.20-24
  49. Gesetz zur steuerlichen Förderung von Wachstum und Beschäftigung (abgerufen am 15. April 2007)
  50. http://www.welt.de/politik/article792187/Wir_brauchen_einen_sicheren_Rechtsanspruch.html
  51. http://www.bverfg.de/entscheidungen/rs19981110_2bvr105791.html BVerfG, 2 BvR 1057/91 vom 10.11.1998, Absatz-Nr. 86
  52. http://www.focus.de/politik/deutschland/bruessel_nid_45968.html
  53. http://www.blick.ch/sonntagsblick/politik/artikel58439
  54. http://www.bsv.admin.ch/impulse Nationales Impulsprogramm zur Gründung neuer Kindertagesstätten
  55. http://www.baselland.ch//docs/vsd/mitvsd/mit-vsd_2005-11-22.htm
  56. Kath.net: Ist die Krippenpolitik schon jetzt überholt? 3. Mai 2007
  57. The Times Nurseries feel pinch as mothers stay home, 30 April, 2007

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