„Schädlicher Gebrauch von nichtabhängigkeitserzeugenden Substanzen“ – Versionsunterschied
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== Medikamente als Ersatzdrogen == |
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Version vom 24. Juli 2007, 08:48 Uhr
Unter Medikamentenmissbrauch versteht man das Einnehmen von bestimmten Arzneimitteln, ohne das dafür eine medizinische Notwendigkeit besteht oder aber die Einnahme höherer Dosierungen als für die Behandlung einer Krankheit notwendig wäre. Zum überwiegenden Teil werden bei einem Medikamentenmissbrauch bestimmte Medikamente mit dem Drang nach Rauschzuständen, Entspannung, Beruhigung und Euphorie entweder in Kombination und/oder in Überdosierungen eingenommen.
In Deutschland betreiben nach aktuellem Stand (Juni 2007) mehr als 1,4 Millionen Menschen regelmäßig Missbrauch mit Medikamenten. Viele dieser Menschen sind zusätzlich von bestimmten Wirkstoffen physisch und/oder psychisch abhängig. In diesen Fällen spricht man dann primär von einer Medikamentenabhängigkeit.
Missbrauchspotenzial
Im Vergleich zum gesamten Arzneimittelmarkt besitzen nur verhältnismäßig wenige Medikamente ein ausgeprägtes Missbrauchspotenzial. Auf Grund der weit über 10.000 erhältlichen Medikamente in Deutschland sind es aber dennoch eine ganze Reihe Medikamente die ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Missbrauchspotenzial aufweisen. Dabei wird grundlegend zwischen den stimulierenden (aufputschenden) und den beruhigenden Medikamenten unterschieden. Die Intensität der Rauschzustände die durch den Missbrauch von Arzneimitteln erreicht werden kann, kann teilweise deutlich über denen der illegalen Drogen liegen.
Missbrauchbare Wirkstoffe
Der größte Teil der missbrauchten Medikamente fällt unter die Wirkstoffe bestimmter Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide und auf die beruhigenden, angstlösenden und krampflösenden Wirkstoffe aus der Gruppe der Benzodiazepine. Es gibt jedoch auch noch mehrere andere Wirkstoffe die bei unsachgemäßer Anwendung ein erhebliches Missbrauchspotenzial aufweisen können. Einige dieser missbrauchbaren Wirkstoffe sind auch ohne ärztliches Rezept erhältlich.
Die folgende Tabelle enthält einen Überblick über die am häufigsten missbrauchten Medikamente in Deutschland .
Wirkstoffe | Wirkstoffgruppe | Medikamente | Status | Primäre Wirkung |
---|---|---|---|---|
Diazepam, Bromazepam, Oxazepam | Benzodiazepine | ValiumVorlage:Reg, LexotanilVorlage:Reg, AdumbranVorlage:Reg | Verschreibungspflichtig | beruhigend, krampflösend, angstlösend, euphorisierend |
Flunitrazepam, Lormetazepam, Temazepam | Benzodiazepine | RohypnolVorlage:Reg, NoctamidVorlage:Reg, NorkotralVorlage:Reg | Verschreibungspflichtig | schlaffördernd, hypnotisierend, beruhigend |
Clonazepam | Benzodiazepine | RivotrilVorlage:Reg | Verschreibungspflichtig | antiepileptisch, beruhigend, krampflösend |
Alprazolam, Lorazepam | Benzodiazepine | TafilVorlage:Reg, TavorVorlage:Reg | Verschreibungspflichtig | angstlösend, beruhigend |
Tetrazepam | Benzodiazepine | MusarilVorlage:Reg | Verschreibungspflichtig | krampflösend, muskelentspannend |
Phenobarbital | Barbiturate | LuminalVorlage:Reg | Verschreibungspflichtig | beruhigend, schlaffördernd, antiepileptisch |
Tramadol, Codein, Dihydrocodein, Tilidin | Niederpotente Opioide | TramalVorlage:Reg, CodiVorlage:Reg OPT, DHCVorlage:Reg, ValoronVorlage:Reg | Verschreibungspflichtig | schmerzstillend, euphorisierend |
Morphin, Hydrocodon, Oxycodon, Hydromorphon, Fentanyl, Methadon, Levomethadon | Hochpotente Opioide | MSTVorlage:Reg, DicodidVorlage:Reg, OxygesicVorlage:Reg, TarginVorlage:Reg, PalladonVorlage:Reg, DurogesicVorlage:Reg, L-PolamidonVorlage:Reg | Verschreibungspflichtig auf Betäubungsmittelrezept | schmerzstillend, euphorisierend, beruhigend |
Dextromethorphan | Antitussiva | Hustenstiller-RatiopharmVorlage:Reg, WickVorlage:Reg Formel 44, SilomatVorlage:Reg | Apothekenpflichtig | hustenstillend, halluzinogen |
Dimenhydrinat, Diphenhydramin | Antihistaminika | VomexVorlage:Reg, EmesanVorlage:Reg, VivinoxVorlage:Reg Sleep | Apothekenpflichtig | anti-allergisch, schlaffördernd, beruhigend, euphorisierend, halluzinogen |
Methylphenidat | Psychoanaleptikum | RitalinVorlage:Reg | Verschreibungspflichtig auf Betäubungsmittelrezept | antriebssteigernd, euphorisierend |
Doxepin, Trimipramin | Trizyklische Antidepressiva | AponalVorlage:Reg, StangylVorlage:Reg | Verschreibungspflichtig | beruhigend, schlaffördernd |
Baldrian | Beruhigungsmittel | CefanVorlage:Reg, DolestanVorlage:Reg | Nicht Apothekenpflichtig | beruhigend, schlaffördernd |
Promethazin, Promazin | Niederpotente Neuroleptika | AtosilVorlage:Reg | Verschreibungspflichtig | beruhigend, schlaffördernd |
Clomethiazol | Psychopharmaka | DistraneurinVorlage:Reg | Verschreibungspflichtig | beruhigend, euphorisierend |
Gefahren des Medikamentenmissbrauchs
Der Missbrauch von Medikamenten birgt zum Teil erhebliche Risiken in sich.
Vor allem die Opioide und Benzodiazepine können eine starke Medikamentenabhängigkeit verursachen. Hat sich eine solche Abhängigkeit ausgebildet, verlangt der Körper immer wieder nach der Zufuhr dieser Wirkstoffe. Werden diese dann nicht mehr eingenommen, kommt es zum Teil zu erheblichen Entzugserscheinungen. Vor allem bei den Benzodiazepinen können diese Entzugserscheinungen sehr gefährlich werden. Hierbei reagiert der Körper auf das ausbleiben der Wirkstoffzufuhr öfters mit starken Krämpfen die bis hin zum Grand Mal (großer Krampfanfall) führen können. Eine Entzugstherapie von diesen Wirkstoffen ist meistens körperlich sehr stark belastend und kann sich von einigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten erstrecken. Hierbei unterscheidet man zwischen den physischen und den psychischen Entzugserscheinungen. Während der physische Entzug meistens verhältnismäßig schnell überwunden werden kann, können sich die psychischen Entzugserscheinungen über eine sehr lange Zeit hinziehen. Vor allem durch den psychischen Suchtdruck kann es immer wieder zu Rückfällen kommen.
Des Weiteren kann sich bei vielen Wirkstoffen bei längerer regelmäßiger Anwendung eine Toleranzentwicklung einstellen. Dadurch werden immer höhere Dosierungen notwendig um die gewünschten Effekte zu erzielen.
Bei den Wirkstoffen die erst bei erheblichen Überdosierungen Rauschzustände erzeugen, kann es auf Grund der aufgenommenen Wirkstoffmengen zu schwerwiegenden Organschädigungen kommen. Hierbei werden vor allem die Nieren und die Leber übermäßig stark belastet.
Darüber hinaus kann der Missbrauch von Medikamenten zu weiteren schwerwiegenden Nebenwirkungen führen, die in ihrer Intensität bis hin zum Tod reichen können. Zum Beispiel kann es bei der missbräuchlichen Einnahme von Opioiden zu gefährlichen Atemdepressionen kommen, die im Extremfall bis zum Erstickungstod führen können.
Medikamente als Ersatzdrogen
Auf Grund ihrer Beschaffenheit werden von drogenabhängigen Menschen bestimmte Medikamente öfters als Ersatzdrogen verwendet. Beispielsweise greifen heroinabhängige Menschen oft auf Medikamente aus der Substanzgruppe der Opioide zurück um ihre Entzugserscheinungen zu lindern und/oder um Engpässe auf dem Drogenschwarzmarkt zu überbrücken. Da die illegale Droge Heroin wie die starken Schmerzmittel auch aus der Gruppe der Opioide stammt, lassen sich die Entzugserscheinungen bei fehlender Zufuhr von Heroin durch Medikamente aus der Gruppe der Opioide verringern bzw. ganz beseitigen. Heroin wurde Anfang des 20. Jahrhunderts selber als Medikament gegen starke Schmerzen vertrieben. Bei dem Wort Heroin handelt es sich genaugenommen um den Markennamen des Schmerzmittels mit dem Wirkstoff Diacetylmorphin, welcher etwa doppelt so potent wie Morphin ist.
Des Weiteren werden die opioiden Wirkstoffe Methadon, Levomethadon, Buprenorphin und seltener auch Codein im Rahmen der Drogensubstitution von Ärzten an ehemals Heroinabhängige verschrieben, um diese vom Schwarzmarkt zu trennen und die gesundheitlichen Risiken durch Streckstoffe im Straßenheroin zu beseitigen.
Bestimmte Medikamente wie z.B. Doxepin (Aponal) und Promethazin (Atosil), die selber ein gewisses Missbrauchspotenzial besitzen, werden auch im Rahmen von Drogenentzügen verordnet um die Entzugserscheinungen der zu entziehenden Droge zu lindern.
Weblinks
- Medikamentenmissbrauch – Die stille Sucht. Deutsches Ärzteblatt 102, Ausgabe 14 vom 08.04.2005.
- Studie zum Medikamentenmissbrauch