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„Scientology“ – Versionsunterschied

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Das Bild Scientologys in der Öffentlichkeit wird durch seine Gegner geprägt.<ref name="willms_05_255">Gerald Willms, a.a.O., S. 255.</ref> Dies trifft insbesondere für die deutsch-<ref name="willms_05_255"/> und französischsprachigen Diskurse zu, in denen sogar der Staat eine aktive Rolle gegen Scientology einnimmt. So stuft eine Studie der [[Nationalversammlung (Frankreich)|französischen Nationalversammlung]] aus dem Jahre 1995 Scientology als „Kult mit gefährlichen Eigenschaften“ ein.<ref>John Wybraniec &amp; Roger Finke: ''Religious Regulation and the Courts: The Judiciary's Changing Role in Protecting Minority Religions from Majoritarian Rule'', in: ''Journal for the Scientific Study of Religion'' (2001) 40 (3): 427-444, S. 431, [http://links.jstor.org/sici?sici=0021-8294%28200109%2940%3A3%3C427%3ARRATCT%3E2.0.CO%3B2-6 (Online-Ausgabe)].</ref> In Deutschland beobachten mehrere Verfassungsschutzämter die ''Scientology-Kirche'' und die Stadt Hamburg unterhält eine „Arbeitsgruppe Scientology“.<ref>[http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/inneres/arbeitsgruppe-scientology/ Webpräsensenz der ''Arbeitsgruppe Scientology''], &lt;<u><nowiki>http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/inneres/arbeitsgruppe-scientology/</nowiki></u>&gt;, letzter Zugriff: 30. Juni 2007.</ref> Aber auch im angelsächsischen Raum stößt Scientology auf staatlichen Widerstand. In [[Australien]] befand ein für die dortige Regierung erstellter Bericht Scientology 1965 als „[[Das Böse|böse]]“ und „gefährlich für die mentale Gesundheit“ seiner Anhänger.<ref>Kevin Victor Anderson, Kevin Victor: ''Report to the Board of Enquiry into Scientology''. Melbourne: Gouvernement Printers Melbourne 1965, S. 12 und ''passim'' [http://www.cs.cmu.edu/~dst/Cowen/audit/ar01.html (Online-Ausgabe)].</ref> in den Vereinigten Staaten war Scientology neben den [[Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage|Mormonen]] des 19. Jahrhunderts in den 1970er und 1980er Jahren die weltanschauliche Organisation mit dem schlechtesten Leumund.<ref name="har">Charles L. Harper &amp; Bryan F. Le Beau: ''The Social Adaptation of Marginal Religious Movements in America'' in: ''Sociology of Religion'' (1993) 54 (2): 171-192, S. 187, [http://links.jstor.org/sici?sici=1069-4404%28199322%2954%3A2%3C171%3ATSAOMR%3E2.0.CO%3B2-N (Online-Ausgabe)]</ref> Auch Mitte der 1990er Jahre zeigte eine Umfrage unter US-Amerikanischen Journalisten, dass diese Scientology generell mißtrauen.<ref>James T. Richardson &amp; Barend van Driel: ''Journalists' Attitudes toward New Religious Movements'' in: ''[[Review of Religious Research]]'' (1997), 39 (2): 116-136, S. 123f. [http://links.jstor.org/sici?sici=0034-673X%28199712%2939%3A2%3C116%3AJATNRM%3E2.0.CO%3B2-J (Online-Ausgabe)]</ref>
Das Bild Scientologys in der Öffentlichkeit wird durch seine Gegner geprägt.<ref name="willms_05_255">Gerald Willms, a.a.O., S. 255.</ref> Dies trifft insbesondere für die deutsch-<ref name="willms_05_255"/> und französischsprachigen Diskurse zu, in denen sogar der Staat eine aktive Rolle gegen Scientology einnimmt. So stuft eine Studie der [[Nationalversammlung (Frankreich)|französischen Nationalversammlung]] aus dem Jahre 1995 Scientology als „Kult mit gefährlichen Eigenschaften“ ein.<ref>John Wybraniec &amp; Roger Finke: ''Religious Regulation and the Courts: The Judiciary's Changing Role in Protecting Minority Religions from Majoritarian Rule'', in: ''Journal for the Scientific Study of Religion'' (2001) 40 (3): 427-444, S. 431, [http://links.jstor.org/sici?sici=0021-8294%28200109%2940%3A3%3C427%3ARRATCT%3E2.0.CO%3B2-6 (Online-Ausgabe)].</ref> In Deutschland beobachten mehrere Verfassungsschutzämter die ''Scientology-Kirche'' und die Stadt Hamburg unterhält eine „Arbeitsgruppe Scientology“.<ref>[http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/inneres/arbeitsgruppe-scientology/ Webpräsensenz der ''Arbeitsgruppe Scientology''], &lt;<u><nowiki>http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/inneres/arbeitsgruppe-scientology/</nowiki></u>&gt;, letzter Zugriff: 30. Juni 2007.</ref> Aber auch im angelsächsischen Raum stößt Scientology auf staatlichen Widerstand. In [[Australien]] befand ein für die dortige Regierung erstellter Bericht Scientology 1965 als „[[Das Böse|böse]]“ und „gefährlich für die mentale Gesundheit“ seiner Anhänger.<ref>Kevin Victor Anderson, Kevin Victor: ''Report to the Board of Enquiry into Scientology''. Melbourne: Gouvernement Printers Melbourne 1965, S. 12 und ''passim'' [http://www.cs.cmu.edu/~dst/Cowen/audit/ar01.html (Online-Ausgabe)].</ref> in den Vereinigten Staaten war Scientology neben den [[Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage|Mormonen]] des 19. Jahrhunderts in den 1970er und 1980er Jahren die weltanschauliche Organisation mit dem schlechtesten Leumund.<ref name="har">Charles L. Harper &amp; Bryan F. Le Beau: ''The Social Adaptation of Marginal Religious Movements in America'' in: ''Sociology of Religion'' (1993) 54 (2): 171-192, S. 187, [http://links.jstor.org/sici?sici=1069-4404%28199322%2954%3A2%3C171%3ATSAOMR%3E2.0.CO%3B2-N (Online-Ausgabe)]</ref> Auch Mitte der 1990er Jahre zeigte eine Umfrage unter US-Amerikanischen Journalisten, dass diese Scientology generell mißtrauen.<ref>James T. Richardson &amp; Barend van Driel: ''Journalists' Attitudes toward New Religious Movements'' in: ''[[Review of Religious Research]]'' (1997), 39 (2): 116-136, S. 123f. [http://links.jstor.org/sici?sici=0034-673X%28199712%2939%3A2%3C116%3AJATNRM%3E2.0.CO%3B2-J (Online-Ausgabe)]</ref>


Neben [[Christentum|christlichen]] Kirchen und staatlichen Akteuren treten private Netzwerken von Gegnern von Alternativreligionen in den Vordergrund das öffentlichen Diskurses;<ref>Bromley, Davd G. &amp; Anson D. Shupe: „Public Reaction against New Religious Movements“. S. 305-334 in ''Cults and New Religious Movements: A Report of the American Psychiatric Association'', herausgegeben von Mark Galanter. Washington: American Psychiatric Association, 329.</ref> diese Gruppen haben aus der Sicht des Religionswissenschaftlers [[Hubert Seiwert]] in den 1990er Jahren Scientology erfolgreich als [[Epitomie]] der bedrohlichen Gefahr, die von allen anderen so genannten [[Sekte]]n ausgehe, inszeniert.<ref name="seiwert">Seiwert, Hubert (2003): „[http://links.jstor.org/sici?sici=1069-4404%28200323%2964%3A3%3C367%3AFACITU%3E2.0.CO%3B2-3 Freedom and Control in the Unified Germany: Governmental Approaches to Alternative Religions Since 1989], ''[[Sociology of Religion]]'' 64 (3): 367-375, S. 369.“</ref> Entsprechend mannigfaltig sind die Kritikpunkte an Scientology, die von Totalitarismusvorwürfen bis zur Dubiosität scientologischer medizinischer Praktiken reichen.
Neben [[Christentum|christlichen]] Kirchen und staatlichen Akteuren treten private Netzwerken von Gegnern von Alternativreligionen in den Vordergrund das öffentlichen Diskurses;<ref>David G. Bromley &amp; Anson D. Shupe: ''Public Reaction against New Religious Movements'', S. 305-334 in: ''Cults and New Religious Movements: A Report of the American Psychiatric Association'', herausgegeben von Mark Galanter. Washington: American Psychiatric Association Washington, 329.</ref> diese Gruppen haben aus der Sicht des Religionswissenschaftlers [[Hubert Seiwert]] in den 1990er Jahren Scientology erfolgreich als [[Epitomie]] der bedrohlichen Gefahr, die von allen anderen so genannten [[Sekte]]n ausgehe, inszeniert.<ref name="seiwert">Hubert Seiwert: ''Freedom and Control in the Unified Germany: Governmental Approaches to Alternative Religions Since 1989'' in: ''[[Sociology of Religion]]'' (2003) 64 (3): 367-375, S. 369.“[http://links.jstor.org/sici?sici=1069-4404%28200323%2964%3A3%3C367%3AFACITU%3E2.0.CO%3B2-3 (Online-Ausgabe)]</ref> Entsprechend mannigfaltig sind die Kritikpunkte an Scientology, die von Totalitarismusvorwürfen bis zur Dubiosität scientologischer medizinischer Praktiken reichen.


=== Religionscharakter ===
=== Religionscharakter ===
Viele christliche Kirchen, darunter die großen deutschen christlichen Kirchen, sowie staatliche Stellen, zum Beispiel von Belgien, Deutschland, Frankreich und Österreich, bezweifeln den Religionscharakter Scientologys. Exemplarisch für die Meinung vieler christlicher [[Theologie|Theologen]], verneint zum Bespiel [[Georg Otto Schmid]], die Frage, ob Scientology eine Religion sei.<ref>Schmid, Georg Otto (1998): [http://www.relinfo.ch/scientology/religion.html Ist Scientology eine Religion?], &lt;<u><nowiki>http://www.relinfo.ch/scientology/religion.html</nowiki></u>, letzter Zugriff: 2. Juli 2007.</ref>
Viele christliche Kirchen, darunter die großen deutschen christlichen Kirchen, sowie staatliche Stellen, zum Beispiel von Belgien, Deutschland, Frankreich und Österreich, bezweifeln den Religionscharakter Scientologys. Exemplarisch für die Meinung vieler christlicher [[Theologie|Theologen]], verneint zum Bespiel [[Georg Otto Schmid]], die Frage, ob Scientology eine Religion sei.<ref>Georg Otto Schmid: ''[http://www.relinfo.ch/scientology/religion.html Ist Scientology eine Religion?]'' (1998), &lt;<u><nowiki>http://www.relinfo.ch/scientology/religion.html</nowiki></u>, letzter Zugriff: 2. Juli 2007.</ref>


Obwohl es in vielen Staaten keine offiziellen Anerkennungsprozedere für Religionen gibt, so kann man doch aus den Handlungen vieler westeuropäischer Staaten schließen, dass sie Scientology oftmals nicht als Religion auffassen; demgegenüber haben die Vereinigten Staaten Scientologen nach einem 50 Jahre währenden Prozess allmählich [[Religionsfreiheit|religiöse Rechte]] zugestanden.<ref>Soper, J. Christopher (2001): „[http://links.jstor.org/sici?sici=0021-8294%28200106%2940%3A2%3C177%3ATIARPW%3E2.0.CO%3B2-D Tribal Instinct and Religious Persecution: Why Do Western European States Behave So Badly?]“, ''[[Journal for the Scientific Study of Religion]]'' 40 (2): 177-180, S. 178.</ref> Ohne eine Aussage über den Charakter der Scientology-Kirche zu machen, hat das [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgericht]] 2005 entschieden, dass Einzelpersonen Scientology durchaus als Religion im Sinne des [[Grundgesetz]]es betreiben können.<ref>Zacharias, Diana (2006): „[http://www.germanlawjournal.com/pdf/Vol07No10/PDF_Vol_07_No_10_833-842_Developments_Zacharias.pdf Protective Declarations Against Scientology as Unjustified Detriments to Freedom of Religion: A Comment on the Decision of the Federal Administrative Court of 15 December 2005]“, ''[[German Law Journal]]'' 7 (10): 833-842, S. 838.</ref>
Obwohl es in vielen Staaten keine offiziellen Anerkennungsprozedere für Religionen gibt, so kann man doch aus den Handlungen vieler westeuropäischer Staaten schließen, dass sie Scientology oftmals nicht als Religion auffassen; demgegenüber haben die Vereinigten Staaten Scientologen nach einem 50 Jahre währenden Prozess allmählich [[Religionsfreiheit|religiöse Rechte]] zugestanden.<ref>J. Christopher Soper: ''Tribal Instinct and Religious Persecution: Why Do Western European States Behave So Badly?'' in: ''[[Journal for the Scientific Study of Religion]]'' (2001) 40 (2): 177-180, S. 178. [http://links.jstor.org/sici?sici=0021-8294%28200106%2940%3A2%3C177%3ATIARPW%3E2.0.CO%3B2-D (Online-Ausgabe)]</ref> Ohne eine Aussage über den Charakter der Scientology-Kirche zu machen, hat das [[Bundesverwaltungsgericht (Deutschland)|Bundesverwaltungsgericht]] 2005 entschieden, dass Einzelpersonen Scientology durchaus als Religion im Sinne des [[Grundgesetz]]es betreiben können.<ref>Diana Zacharias: ''Protective Declarations Against Scientology as Unjustified Detriments to Freedom of Religion: A Comment on the Decision of the Federal Administrative Court of 15 December 2005'' in: ''[[German Law Journal]]'' (2006) 7 (10): 833-842, S. 838. [http://www.germanlawjournal.com/pdf/Vol07No10/PDF_Vol_07_No_10_833-842_Developments_Zacharias.pdf (Online-Ausgabe)]</ref>


==== Gewinnstreben ====
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Version vom 5. Juli 2007, 12:36 Uhr

Das Symbol Scientologys
Deutschland-Zentrale von Scientology in Berlin

Scientology ist eine Weltanschauung, die auf Schriften des US-amerikanischen Schriftstellers L. Ron Hubbard zurückgeht. In ideeller Hinsicht sind Lehre und Praxis Scientologys von szientistischen[1] und psychotherapeutischen Komponenten geprägt, die später um spirituelle und teils esoterisch anmutende Aspekte erweitert wurden.

In der Öffentlichkeit ist Scientology umstritten. In Deutschland erreichten die Kontroversen Mitte der 1990er-Jahre ihren vorläufigen Höhepunkt mit dem Beschluss der Bundesinnenministerkonferenz zur Beobachtung der Scientology-Kirche durch den Verfassungsschutz.

Etymologie

Der Begriff Scientology ist aus dem lateinischen Verb scire (wissen, PPA sciens, -entis) bzw. dessen nominalisierter Form scientia (Wissen, Wissenschaft) und dem griechischen Wort Logos (u. a. Sinn, Rede, göttliche Weisheit) zusammengesetzt, und wird von der Scientology-Kirche mit Wissen über das Wissen übersetzt.[2]

Geschichte

Datei:L. Ron Hubbard Life & Death.jpg
Portrait des Scientology-Gründers

1950 veröffentlichte L. Ron Hubbard Dianetics (deutsch: „Dianetik“), das ein System von Psychotechniken elaborierte; 1952 erweiterte er dieses System in „Scientology 8–80“ zu einer Weltanschauung mit dem Anspruch einer Religion.[3] In den Jahren zwischen 1950 und 1954 existierten eine Reihe unterschiedlicher Gruppen, teils als kurzlebige formale Organisationen, die versuchten Hubbards Lehren umzusetzen.[4] 1953 ließ Hubbard die Church of Scientology als Markenzeichen eintragen, und gründete im Februar 1954 mit der Chuch of Scientology of California die erste Dependance.[4] In der folgenden Zeit erweiterte Hubbard das scientologische Gedankensystem um kosmologische und metaphysische Elemente, systematisierte die Ideologie und gestaltete die Organisation hierachischer.[5] In den Jahren bis 1967 konnte seine Church of Scientology quasi einen Alleinvertretungsanspruch für Scientology erlangen und expandierte in den USA und ins Vereinigte Königreich, Australien, Neuseeland, Südafrika sowie in das damalige Rhodesien.[6] Ende der 1960er Jahre war Scientology auf seinem voräufigen Erfolgshöhepunkt angelangt.[7] Im folgenden Jahrzehnt expandierte Scientology sehr viel unsteter; in Kopenhagen wurde eine Dependance für Kontinatialeuropa eingerichtet und Scientology versuchte in Skandinavien, Deutschland und den BeNeLux-Staaten Fuß zu fassen.[8]

Nachdem einige führende Mitglieder der Church of Scientology Hubbards Organisation und Führungsstil als zu autoritär betrachten, gründeten diese in den Jahren ab 1982 eigenständige Gruppen, insbesondere die Freie Zone;[9] so kam es von 1982 bis 1984 zu vermehrten Austritten aus Hubbards Organisation.[10]

Mitgliederbasis

Anders als die meisten neuen religiösen Bewegungen ist Scientology nicht aus der Gegenkultur der 1960er Jahre entstanden, dementsprechend verfügt es über eine Mitgliederstruktur, die wesentlich von jenen verschieden ist.[11] So werden insbesondere verheiratete Angestellte mit überdurchschnittlichem Bildungsniveau rekrutiert; das Verhältnis von Männern zu Frauen beträgt in etwa drei zu zwei.[11]

Die Zahl der Anhänger Scientologys wird kontrovers diskutiert und ist nicht eindeutig feststellbar, weil unklar ist, wer zu den Mitgliedern der Organisationen oder zu den Anhängern der Idee Scientologys gezählt werden kann.[12]

Scientology sprach 2005 von über 10 Millionen Anhängern.[13] Empirische Schätzungen gehen dagegen von kaum mehr als 100.000 Anhängern aus.[14] Die mit Abstand meisten Anhänger Scientologys kommen aus den USA. Dort wurden bereits Mitte der 1960er 50.000 bis 100.000 Anhänger geschätzt,[15] 1990 schätzte eine repräsentative Umfrage unter US-Amerikanern nur noch 45.000 Scientologen.[16] Schätzungen von 2004 stellen eine Konsolidierung auf 55.000 US-amerikanische Anhänger fest.[17] In Deutschland soll es laut staatlichen Quellen zwischen 5.000 und 7.000 Scientologen geben;[18] Scientology nennt dagegen eine Zahl von 12.000 aktiven Mitgliedern in Deutschland.[19] Für Ungarn wurde die Zahl der Scientologen auf etwa 5.000 geschätzt.[20]

Ideologie und Praktiken

Erklärtes Ziel Scientologys ist es, das Leben des Einzelnen zu verbessern;[21] dies geschieht im Rahmen des scientologischen Wirklichkeitsmodells.

Einen wichtigen ideellen Ausgangspunkt der Dianetik-Lehre bildet das physikalische Universum, welches laut Scientology aus MEST, der Abkürzung für Matter, Energy, Space und Time (dt.: Materie, Energie, Raum und Zeit), besteht.[22] Ein lebendiger Organismus setzt sich aus Materie, Energie, Raum und Zeit zusammen und ist vom Thetan belebt. Der Thetan – und somit jeder Mensch – ist unsterblich, jedoch durch vieles negativ beeinflusst und in seiner Entfaltung gebremst. Der Mensch setzt sich laut Scientology aus drei Teilen zusammen:

  • Thetan (unsterblicher Geist)
  • Mind (Verstand)
  • Body (sterblicher Körper)

Der Bestandteil Mind setzt sich nach Hubbard aus dem analytischen und dem reaktiven Teil zusammen. Der analytische Teil nimmt Erfahrungen wahr und behält sie, um Probleme zu lösen. Er denkt in Unterschieden und Ähnlichkeiten. Der reaktive Teil speichert körperliche bzw. emotionale Schmerzen und versucht die Person einzig und allein nach dem Reiz-Reaktions-Prinzip zu lenken. Er setzt alles gleich; Beispiel: Jemand hört die Sirene eines Rettungswagens. Diese Wahrnehmung wird gleichgesetzt mit dem eigenen Unfall = Schmerz = Verlust = Versagen = Angst = Einsam = Wut = das Leben ist schlimm = Schweißausbruch = wegrennen.

Hubbard beschreibt in seinem Buch „Dianetik – die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit“ eine Technik, die er Auditing nennt, um die Auswirkungen des reaktiven Teils des Minds aufzulösen. Es beschreibt die Theorie und Praxis von „Dianetik“, der bis heute praktizierten Grundlage von Scientology, die sich speziell mit den negativen Einflüssen auf den menschlichen Geist befasst.

Der Thetan

Scientology bezeichnet das unsterbliche Wesen eines Menschen als Thetan (in Anlehnung an den griechischen Buchstaben Θ). Laut Hubbard existierten die mindestens 350 Milliarden Jahre alten Thetane bereits vor jeder Schöpfung. Scientologen streben das Wiedererlangen der ursprünglichen Fähigkeiten eines Thetans an.

Zu Beginn seines Lebens sei jede Person ein so genannter Pre-Clear und könne mittels körperlicher und geistiger Reinigungs- und Bearbeitungsprozesse letztlich den Clear-Status erreichen. In diesem anzustrebenden Zustand sei die Person von ihrem „reaktiven Verstand“ befreit, der sie zuvor dazu gezwungen habe, auf der Grundlage erlebter traumatischer Erfahrungen zu reagieren. Der befreite Verstand könne nun alle auftretenden Probleme mit inneren Zuständen, anderen Menschen oder Gegenständen in den Griff bekommen.

Nachdem ein Mitglied den Zustand Clear erreicht habe, führe der Weg zur völligen Befreiung über derzeit acht Operating-Thetan-Stufen (kurz: OT-Stufen) hin zum Ziel des frei operierenden Thetans; dieser sei nicht mehr an Materie, Energie, Raum und Zeit – kurz MEST – gebunden. Die auf diesen Stufen erreichten Fähigkeiten reichen in den esoterischen Bereich und umfassten u. a. auch außerkörperliche Erfahrungen.

Während sich die Clear-Stufen mit der Aufarbeitung traumatischer Ereignisse auf der „Gesamtzeitspur“ eines Wesens auf der Erde befassen (sowohl innerhalb des Lebenszeitraums von der Empfängnis an, aber auch in vorherigen Leben), betreffen die OT-Stufen darüber hinaus Bereiche wie Leben auf anderen Planeten und galaktische Katastrophen (OT III), Beeinflussungen von geistigen Entitäten, inneren Prägungen ("Implant"), oder Astralreisen ("Exterriorisation") u. a.

Im Hintergrund dieser Vorstellungen spielt der von Hubbard geschaffene Xenu-Mythos eine Rolle.[23]

Auditing

Das so genannte Auditing nimmt eine zentrale Rolle in der scientologischen Praxis ein.[24] Dies ist eine besondere Gesprächsform von zwischen dem Auditor und dem so genannten Preclear, der Person, die „auditiert“ wird. Ein Hilfsmittel des Auditings ist das weiter unten beschriebene E-Meter. Obwohl Hubbard sich von Freudschen Ideen distanziert hat, so wird dennoch angenommen, dass Auditing Züge psychoanalytischer Gespräche trägt.[25] Während es sich ursprünglich um eine relativ freie Form der Rückführung auf der „Zeitspur“ des Auditierten zu therapeutischen Zwecken (Dianetik) handelte, werden in der Church of Scientology in exakt vorgegebener Form der Scientology-Tech (Fragen oder Fragen-Sets bzw. Scientology-Prozesse) Fragen gestellt, die der Preclear beantwortet.

Das Ziel ist nach Angaben von Scientology, „Geschehnisse“ (emotionaler und körperlicher Schmerz, insbesondere bei Bewusstlosigkeit) aufzufinden, welche den meisten psychischen Schwierigkeiten zu Grunde liegen sollen. Diese Geschehnisse sollen so lange erzählend wiederholt erlebt werden, bis ihre „Ladung“ (emotionale Spannung) verschwindet. Der Auditor soll durch aufmerksames Zuhören und Beobachten der Anzeigen des E-Meters solche „Engramme“ finden und möglichst im Laufe der Rückführung das „Basic“ (das erste, das psychische Problem auslösende Ereignis) finden und „entladen“. [26]

Scientology-Auditoren werden darauf trainiert, zuzuhören und Antworten zu bestätigen, Fragen zu wiederholen und prozessfremde Reaktionen in jedem Fall zum Prozess zurückzuführen.

E-Meter

Ein „E-Meter“

Beim Auditing findet oft das E-Meter Anwendung. Dieses Gerät verfügt über eine Spannungsquelle, Elektroden und eine Messeinrichtung. Was das Gerät misst, wenn es Kontakt mit der Haut eines Menschen hat, kann etwa der Hautwiderstand, ein muskuläres oder neuronales Aktionspotential, die Größe der Kontaktfläche zur Haut, ein induktiv eingekoppelter Strom aus nahe liegenden elektromagnetischen Feldern oder auch eine Summe dieser Quellen sein. Das Gerät wurde 1998 von der Church of Scientology als Modell Mark Super VII zum Preis von ca. 4.000 US-Dollar verkauft.[27] Da der Hautwiderstand nach Ansicht von Hubbard von geistigen Bildern und Emotionen beeinflusst werde, würden Gedanken also Reaktionen beim E-Meter verursachen, so dass der Auditor, die das Gerät überwachende Person, mit Hilfe des Gerätes unbewussten und bewussten emotionalen Schmerz beim Auditing eines Probanden aufspüren könne. Da es sich lediglich um eine Messung des Hautwiderstandes handele, sind Kritiker wie unabhängige Wissenschaftler allerdings der Ansicht, dass die Ergebnisse ohne Aussage seien. Ein Lügendetektor berücksichtigt neben der Änderung des Hautwiderstandes durch Schwitzen auch noch andere Parameter, wie Atemfrequenz, Puls und Blutdruck.

Scientology-Feiertage

  • 13. März (Geburtstag von L. Ron Hubbard)
  • 9. Mai (Jahrestag der Herausgabe von Dianetik)
  • 12. September (Tag des Auditors)
  • 7. Oktober (Jahrestag der Gründung der internationalen Vereinigung von Scientologen)

OCA-Test

Scientology-Stand in einer Fußgängerzone

Zur Mitgliederwerbung bieten Scientologen häufig in Fußgängerzonen einen kostenlosen Persönlichkeitstest an, der OCA-Test oder auch Oxford-Kapazitätsanalyse genannt wird. Ein Zusammenhang des Tests mit der Universität von Oxford besteht nicht. Dieser Test umfasst 200 Fragen, welche auf die Auswertung individueller Schwächen und Probleme abzielen.

Da bei umfassender Fragestellung keine Person als völlig frei von individuellen Problemen zu charakterisieren sein wird, erbringt das Testergebnis regelmäßig zumindest einige wenige Schwächen oder Problempunkte des Probanden. Hiervon ausgehend erfolgen kostenpflichtige Angebote von Scientology bzw. einer Suborganisation an die jeweilige Person hinsichtlich jener Lebensbereiche, die nach Ergebnis des Tests der Verbesserung bedürfen.

Kritiker raten von einer Teilnahme an dem Test, der auch von unter anderem Namen operierenden Scientology-Organisationen angeboten wird, ab. Sie beanstanden zum einen die fehlende Wissenschaftlichkeit des Tests, zum anderen den „Disseminationsdrill“, laut dem der jeweilige Scientology-Mitarbeiter beim Probanden im Auswertungs-Gespräch nach dem persönlichen „Ruin“ suchen solle. Dies sei ein unerwünschter Zustand, welcher der Person als unerwünschter Zustand real ist oder ihr real gemacht werden kann; der Proband soll davon überzeugt werden, dass Scientology diesen gefundenen Zustand handhaben könne. Somit sei der OCA-Test kein Test, sondern eine Verkaufshilfe. Auch sei ein Hilfebedürftigkeit suggerierendes Testergebnis unausweichlich; bei einer weit gefassten Frage wie „Lügen Sie manchmal?“ indiziere die Antwort „ja“ ohne weiteres ein „Problem“, gleiches gelte aber auch für die Antwort „nein“, da dann eben ein typisches Verhalten verdrängt werde.

Kosten

Nicht nur die Ausbildung zum Auditor sondern auch das Auditing, also der geistliche Fortschritt, wird zu fixen Preisen pro Kurs oder pro Stunde verkauft, wobei Anfängerkurse weniger, fortgeschrittene geistliche Stufen sehr viel mehr kosten. Einführungs- und Demonstrationsauditing kostet ca. 200 € für 12½ Stunden, auf einer höheren Stufe kann es 3500 € oder mehr sein. Das Erreichen der Stufe „Clear“ entspricht im Preis ca. dem Gegenwert eines Mittelklassewagens und die OT-Stufen dem eines Einfamilienhauses. Gemäß Scientology-Lehre sind diese Stufen nur in Scientology erreichbar und der einzige Weg zur geistigen Freiheit.[28]

Organisationen

Scientologys organisatorischer Unterbau wird von der Scientology-Kirche dominiert; daneben gibt es einige kleinere Gruppen, insbesondere die Freie Zone, die sich von der Scientology-Kirche abgespalten haben.

Scientology-Kirche

Scientology-Gebäude mit Banner in Los Angeles

Hauptartikel: Scientology-Kirche

Die Hauptorganisation Scientologys verfügt über eine komplexe Organisationsstruktur, an derer Spitze quasi das Religious Technology Center steht, welches zwar nicht formal, aber ideell die höchste Autorität innerhalb des Organisationengeflechts besitzt.[29]

Vorlage:Liste

Anfang der 1970er Jahre begann die Scientology-Kirche ihre Tätigkeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Heute hat die Organisation in Deutschland 8, in der Schweiz 5 und in Österreich 2 Standorte.

Freie Zone

Hauptartikel: Freie Zone

Anfang der 1980er Jahre kam es nach Richtungskämpfen im Management zur Gründung der Freien Zone, die aus Splittergruppen außerhalb der Scientology-Organisation besteht. Diese Gruppen verwenden die gleiche Technik wie die Scientology-Kirche, nehmen aber aus Sicht letzterer falsche Abänderungen der Technik vor. Umgekehrt erklären Vertreter der Freien Zone, dass sie die ursprünglichen Materialien von Hubbard verwenden und werfen den Scientology-Organisationen vor, diese nach seinem Tod geändert zu haben.

Rezeption

Broschüre des bayerischen Staates über Scientology zwischen Broschüren über „islamischen Extremismus“ und „organisierte Kriminalität“ in einem Münchner Touristenbüro

Das Bild Scientologys in der Öffentlichkeit wird durch seine Gegner geprägt.[30] Dies trifft insbesondere für die deutsch-[30] und französischsprachigen Diskurse zu, in denen sogar der Staat eine aktive Rolle gegen Scientology einnimmt. So stuft eine Studie der französischen Nationalversammlung aus dem Jahre 1995 Scientology als „Kult mit gefährlichen Eigenschaften“ ein.[31] In Deutschland beobachten mehrere Verfassungsschutzämter die Scientology-Kirche und die Stadt Hamburg unterhält eine „Arbeitsgruppe Scientology“.[32] Aber auch im angelsächsischen Raum stößt Scientology auf staatlichen Widerstand. In Australien befand ein für die dortige Regierung erstellter Bericht Scientology 1965 als „böse“ und „gefährlich für die mentale Gesundheit“ seiner Anhänger.[33] in den Vereinigten Staaten war Scientology neben den Mormonen des 19. Jahrhunderts in den 1970er und 1980er Jahren die weltanschauliche Organisation mit dem schlechtesten Leumund.[34] Auch Mitte der 1990er Jahre zeigte eine Umfrage unter US-Amerikanischen Journalisten, dass diese Scientology generell mißtrauen.[35]

Neben christlichen Kirchen und staatlichen Akteuren treten private Netzwerken von Gegnern von Alternativreligionen in den Vordergrund das öffentlichen Diskurses;[36] diese Gruppen haben aus der Sicht des Religionswissenschaftlers Hubert Seiwert in den 1990er Jahren Scientology erfolgreich als Epitomie der bedrohlichen Gefahr, die von allen anderen so genannten Sekten ausgehe, inszeniert.[37] Entsprechend mannigfaltig sind die Kritikpunkte an Scientology, die von Totalitarismusvorwürfen bis zur Dubiosität scientologischer medizinischer Praktiken reichen.

Religionscharakter

Viele christliche Kirchen, darunter die großen deutschen christlichen Kirchen, sowie staatliche Stellen, zum Beispiel von Belgien, Deutschland, Frankreich und Österreich, bezweifeln den Religionscharakter Scientologys. Exemplarisch für die Meinung vieler christlicher Theologen, verneint zum Bespiel Georg Otto Schmid, die Frage, ob Scientology eine Religion sei.[38]

Obwohl es in vielen Staaten keine offiziellen Anerkennungsprozedere für Religionen gibt, so kann man doch aus den Handlungen vieler westeuropäischer Staaten schließen, dass sie Scientology oftmals nicht als Religion auffassen; demgegenüber haben die Vereinigten Staaten Scientologen nach einem 50 Jahre währenden Prozess allmählich religiöse Rechte zugestanden.[39] Ohne eine Aussage über den Charakter der Scientology-Kirche zu machen, hat das Bundesverwaltungsgericht 2005 entschieden, dass Einzelpersonen Scientology durchaus als Religion im Sinne des Grundgesetzes betreiben können.[40]

Gewinnstreben

Akkumulation von Geld ist ein wesentliches Ziel Scientologys.[41] Dies gilt nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für Firmen, die nach scientologischen Prinzipien arbeiten.[41] Die Tatsache der Gewinnorientierung wird von Scientology-Gegnern häufig als Vorwurf vorgebracht.[42] Diese Profitorientierung stünde dem „abendländischen Religionsverständnis“ entgegen.[43] Hubbard, so der Soziologe Stephen A. Kent, habe Scientology nur den Deckmantel einer „Religion“ umgehangen, um Steuern zu sparen und auf potenzielle Mitglieder attraktiver zu wirken.[44]

Alleingültigkeitsanspruch

Obwohl Scientology sich bisweilen als überkonfessionell bezeichnet und dies besonders bei der Rekrutierung neuer Mitglieder herausstreicht, so hat Scientology doch einen Alleingültigkeitsanspruch.[45] Dessen unbenommen werden scientologische Praktiken häufig außerhalb Scientologys angewandt.[45]

Da die Weltanschauung von Scientology mit der traditionellen Theologie von Christentum, Judentum und Islam nicht vereinbar ist, ist eine Doppelmitgliedschaft aus der Sicht mancher anderer Religionen und Konfessionen nicht möglich.

Vorwurf psychischer Zwangsmassnahmen

Gehirnwäsche-Theorem

Zentral im Anti-Scientology-Diskurs ist das so genannte Gehirnwäsche-Theorem.[46] Dabei wird eine veraltete psychologische Theorie zur Verhaltensänderung bei Gefangenen totalitärer Regime herangezogen, um psychische Veränderungen, die zum Verlust der individuellen Autonomie bei Mitgliedern von Scientology (und anderer so genannter Kulte), führen würde. Obwohl die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zu „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ dieses Konzept ausdrücklich ablehnt, zieht sie es dennoch zur Erklärung Scientologys heran.[47]

Verlassen von Scientology

Teilweise in Verbindung mit dem Gehirnwäsche-Theorem wird Scientology vorgeworfen, dass es Zwangsmassnahmen gegenüber Apostaten ausübt. So „exkommuniziert“ die Scientology-Kirche ideologische Abweichler quasi und verbietet Mitgliedern den Kontakt zu diesen Apostaten, die im Scientology-Jargon „unterdrückerische Personen“ (suppressive persons) genannt werden.[9]

Scientology und Medizin

Scientology-Demonstration gegen Psychiatrie

Scientology steht insbesondere der Psychiatrie, aber auch einigen anderen medizinischen Praktiken kritisch gegenüber. Deshalb wird es insbesondere von Vereinigungen der Gesundheitsberufe kritisch gesehen.[48]

Bisweilen werden Scientologys Praktiken als Manipulationstechniken betrachtet.[49]

Während Hubbard in Dianetik Hypnose ablehnt,[50] spricht der Report für die australische Regierung aus dem Jahre 1965 davon, dass beim Auditing hypnotisierende Techniken eingesetzt werden.[51]

Zum Beispiel startete Scientology in den 1980er eine Kampagne gegen die Verschreibung von Ritalin bei Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung.[52]

Prominente Scientologen

Tom Cruise und Katie Holmes (in der Bildmitte) werden insbesondere im deutschsprachigen Raum als Repräsentanten Scientologys wahrgenommen

Scientology versucht insbesondere Schauspieler und andere Personen des öffentlichen Lebens zu rekrutieren und hat damit in den USA auch Erfolg (z. B. tritt Tom Cruise quasi als Repräsentant von Scientology auf[53]). Weitere Personen des öffentlichen Lebens, die sich zu Scientology bekennen, sind Kirstie Alley und John Travolta. Im deutschsprachigen Raum ist Franz Rampelmanns Scientology-Mitgliedschaft bekannt.[54]

Scientology betreibt für prominente Mitglieder so genannte „Celebrity Center“. Diese unterscheiden sich von den anderen Organisationen nur in der Hinsicht, dass sie sich speziell um Künstler und Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, kümmern. Dies kommt daher, dass L. Ron Hubbard der Ansicht war, dass Künstler die Art von Menschen sind, und schon immer waren, die die Welt von Morgen maßgeblich beeinflussen. Ursula Caberta y Diaz hingegen sieht in diesem „Rezept mit berühmten Namen Reklame zu machen [ein Vorgehen, das] totalitären Systemen entlehnt“[55] sei.

Weitere Kritikpunkte

Im Zuge des Antiamerikanismus wird in vielen Staaten Scientology auch als quasi kulturimperialistische Bewegung aufgefasst.[56]

Literatur

  • Stefan Braun: Scientology – Eine extremistische Religion. Vergleich der Auseinandersetzung mit einer umstrittenen Organisation in Deutschland und den USA (Bd. 10 der Reihe Extremismus und Demokratie), Nomos-Verlag Baden-Baden 2004, ISBN 3-8329-0764-5
  • Arnd Diringer 2003: Scientology – Verbotsmöglichkeit einer verfassungsfeindlichen Bekenntnisgemeinschaft (Schriften zum Staatskirchenrecht Band 9), Lang Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-631-39806-9
  • Rüdiger Gollnick: Studien zur Ethik und Pädagogik der Scientology, Academia Verlag 1998, ISBN 3-89665-066-1
  • Hans-Gerd Jaschke: Auswirkungen der Anwendung scientologischen Gedankenguts auf eine pluralistische Gesellschaft oder Teile von ihr in einem freiheitlich demokratisch verfassten Rechtsstaat (Online-Ausgabe)
  • H. Küfner, Norbert Nedopil, H. Schöch: Gesundheitliche und rechtliche Risiken bei Scientology. Eine Untersuchung psychologischer Beeinflussungstechniken bei Scientology, Landmark und der Behandlung von Drogenabhängigen, Papst Science Publishers, 2002, ISBN 3-936142-40-8, (Online-Ausgabe)
  • Werner Raik: Scientology im Spiegel des Rechts. Strukturen einer Subkulturellen Ordnung zwischen Konformität und Konflikt mit den staatlichen Normen. in: Neue kriminologische Studien. Band 24, Wilhelm-Fink-Verlag München 2002, ISBN 3-7705-3781-5
  • Werner Thiede: Scientology – Religion oder Geistesmagie?, Friedrich-Bahn-Verlag Neukirchen-Vluyn 1995, ISBN 3-7615-9103-9
  • Roy Wallis: The Road to Total Freedom: A Sociological Analysis of Scientology, Heinemann London 1976, ISBN 0-435-82916-5
  • Gerald Willms: Kulturbeobachtungen jenseits der Devianz, transcript verlag Bielefeld 2005, ISBN 3-89942-330-5, (Online-Ausgabe)
Commons: Scientology – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

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    Andreas Grünschloss: „Scientology“, Religion in Geschichte und Gegenwart, 5. Auflage, Siebeck & Mohr Tübingen 2007.
    James A. Beckford: Cult Controversies: The Societal Response to New Religious Movements., Tavistock London, England 1985, S.58.
    Bryan R. Wilson: Religiöse Sekten, München 1970, S. 166–169.
    William S. Bainbridge: Science and Religion: The Case of Scientology, S. 59–79 in David G. Bromley und Philip E. Hammond: The Future of New Religious Movements, University of Georgia Press, Macon, GA 1987
    Frank K. Flinn: Scientology as Technological Buddhism, S. 89–110 in Joseph H. Fichter (Hrsg.): Alternatives to American Mainline Churches, New York 1987
    Jürgen Keltsch: Was ist Scientology: Die Fabrikation der Mensch-Maschine im kybernetischen Lernlabor, Bayerisches Staatsministerium des Innern, München, S. 17, 33 (Online-Version)
    Simon Locke: Charisma and the Iron Cage: Rationalization, Science and Scientology, in: Social Compass (2004) 51(1): 111–131, (Online-Version)
    Jeffrey Weiss: Scientology: What it is and isn't, in: The Dallas Morning News, 3. Juli 2005, (reprinted in the Seattle Times, Online-Version).
    Paul Rhoads: 38's Crucible, in: Cosmopolis 59: 4–18, S. 10. (Online-Version)
  2. Was ist Scientology?, scientology.org
  3. James A. Beckford, a.a.O., S.51f.
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