„Sonnenheiligtum des Niuserre“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [ungesichtete Version] |
AZ: Die Seite wurde neu angelegt. |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
'''Das Sonnenheiligtum von [[Niuserre]]''' ist ein ägyptisches Bauwerk. |
|||
'''Forschungsgeschichte''' |
'''Forschungsgeschichte''' |
||
Zeile 10: | Zeile 10: | ||
1898-1901 gruben Ludwig Borchardt und Heinrich Schäfer das Sonnenheiligtum mit finanzieller Unterstützung von Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing vollständig aus. |
1898-1901 gruben Ludwig Borchardt und Heinrich Schäfer das Sonnenheiligtum mit finanzieller Unterstützung von Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing vollständig aus. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Das Sonnenheiligtum des Niuserre mit dem Namen šspw-jb-Re („Wonne des Re“) liegt ca. 1200 m nordöstlich von den Pyramiden von Abusir. Abusir spiegelt auch den Mythus von der Ermordung Osiris wider, dessen Leib in Stücke geschnitten wurde, die an unterschiedlichen Plätzen begraben wurden. Der Name kommt vom griechischen Busiris und das wiederum von Pr Wsjr. Das Sonnenheiligtum liegt auf einem natürlichen Hügel, der mit Hilfe einer künstlichen Aufschüttung zur Baufläche umgestaltet wurde. Dabei wurden ältere Ziegelgebäude, vielleicht Mastabas, die sich dort befanden, eingebetet. Es wurden die Reste von Ziegelmauern an einigen Stellen unter dem Hofpflaster gefunden. |
Das Sonnenheiligtum des Niuserre mit dem Namen šspw-jb-Re („Wonne des Re“) liegt ca. 1200 m nordöstlich von den Pyramiden von Abusir. Abusir spiegelt auch den Mythus von der Ermordung Osiris wider, dessen Leib in Stücke geschnitten wurde, die an unterschiedlichen Plätzen begraben wurden. Der Name kommt vom griechischen Busiris und das wiederum von Pr Wsjr. Das Sonnenheiligtum liegt auf einem natürlichen Hügel, der mit Hilfe einer künstlichen Aufschüttung zur Baufläche umgestaltet wurde. Dabei wurden ältere Ziegelgebäude, vielleicht Mastabas, die sich dort befanden, eingebetet. Es wurden die Reste von Ziegelmauern an einigen Stellen unter dem Hofpflaster gefunden. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Die Tempel des Sonnengottes unterscheiden sich sehr von denen anderer Götter. |
Die Tempel des Sonnengottes unterscheiden sich sehr von denen anderer Götter. |
||
Zeile 23: | Zeile 20: | ||
Kaiser geht davon aus, dass der Tempel von Heliopolis das Vorbild der Sonnenheiligtümer war. Neben den architektonischen Merkmalen gibt es auch noch kultische Vorbilder aus den Pyramidenbezirken. Darunter zählt z. B. die Sedfestdarstellung, dich sich in der südlichen Hälfte der Niuserre Sonnenheiligtums befindet; sie sind seit Djoser im Darstellungsprogramm etabliert. Seit Djedefre trägt der regierende König das Epitheton sa Ra in seiner Titulatur. Dies wird in direkten Zusammenhang mit den Sonnenheiligtümern des AR gebracht. Einige glauben, dass der Epitheton eine besondere Betonung der göttlichen Herkunft ist. Andere wiederum glauben, dass es einen Verlust der göttlichen Macht des Königs bedeutet, da der König vorher als Inkarnation des Re galt. Das Sonnenheiligtum kann also auch als Kompensation für diesen Rangverlust gesehen werden. Mit Ende der 5. Dynastie nach König Djedkare-Asesi wurde kein Sonnenheiligtum mehr angelegt. Erst ab der frühen 18. Dynastie begegnen einem wieder Sonnenkultstätten. |
Kaiser geht davon aus, dass der Tempel von Heliopolis das Vorbild der Sonnenheiligtümer war. Neben den architektonischen Merkmalen gibt es auch noch kultische Vorbilder aus den Pyramidenbezirken. Darunter zählt z. B. die Sedfestdarstellung, dich sich in der südlichen Hälfte der Niuserre Sonnenheiligtums befindet; sie sind seit Djoser im Darstellungsprogramm etabliert. Seit Djedefre trägt der regierende König das Epitheton sa Ra in seiner Titulatur. Dies wird in direkten Zusammenhang mit den Sonnenheiligtümern des AR gebracht. Einige glauben, dass der Epitheton eine besondere Betonung der göttlichen Herkunft ist. Andere wiederum glauben, dass es einen Verlust der göttlichen Macht des Königs bedeutet, da der König vorher als Inkarnation des Re galt. Das Sonnenheiligtum kann also auch als Kompensation für diesen Rangverlust gesehen werden. Mit Ende der 5. Dynastie nach König Djedkare-Asesi wurde kein Sonnenheiligtum mehr angelegt. Erst ab der frühen 18. Dynastie begegnen einem wieder Sonnenkultstätten. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Der Taltempel war kaum mehr, als ein monumentales Tor zum Aufweg. Der Taltempel lag innerhalb einer dicken Umfassungsmauer. Borchardt hielt sie für den Wall einer Stadt, die den Tempel umgeben haben könnte. Die „Stadt“ wurde aber nicht näher untersucht, deshalb bleibt es nur Spekulation. Aufgrund des Mangels und durch zerstörte Überreste, ließ sich der Grundriss des Taltempels nur zum Teil vollständig rekonstruieren. Der Taltempel ist ein Kalksteingebäude von 4 m Höhe. Es ist von drei Seiten begehbar. Der Eingang ist ein Portikus aus vier granitenen Palmsäulen mit einer pylonartigen Fassade. Die Fassade bestand aus weißer Kalksteinverkleidung. Die beiden seitlichen Eingänge sind ebenfalls Portiken, aber jeweils nur mit zwei Palmsäulen. Die seitlichen Wege verlaufen im Knickachsenschema und sie sind achsial ausgerichtet. Alle drei Eingänge führen in einen schmalen Gang, der direkt zum Aufweg führt. Der Taltempel ist auf einem kleinen Sockel errichtet worden, von dem noch Reste erhalten sind. Im Taltempel wurden zwei Inschriften gefunden. Beide bestanden aus einem Festkalender und dazugehöriger Opferlisten. Der Taltempel ist nicht genordet, sondern der Stadt angepasst. |
Der Taltempel war kaum mehr, als ein monumentales Tor zum Aufweg. Der Taltempel lag innerhalb einer dicken Umfassungsmauer. Borchardt hielt sie für den Wall einer Stadt, die den Tempel umgeben haben könnte. Die „Stadt“ wurde aber nicht näher untersucht, deshalb bleibt es nur Spekulation. Aufgrund des Mangels und durch zerstörte Überreste, ließ sich der Grundriss des Taltempels nur zum Teil vollständig rekonstruieren. Der Taltempel ist ein Kalksteingebäude von 4 m Höhe. Es ist von drei Seiten begehbar. Der Eingang ist ein Portikus aus vier granitenen Palmsäulen mit einer pylonartigen Fassade. Die Fassade bestand aus weißer Kalksteinverkleidung. Die beiden seitlichen Eingänge sind ebenfalls Portiken, aber jeweils nur mit zwei Palmsäulen. Die seitlichen Wege verlaufen im Knickachsenschema und sie sind achsial ausgerichtet. Alle drei Eingänge führen in einen schmalen Gang, der direkt zum Aufweg führt. Der Taltempel ist auf einem kleinen Sockel errichtet worden, von dem noch Reste erhalten sind. Im Taltempel wurden zwei Inschriften gefunden. Beide bestanden aus einem Festkalender und dazugehöriger Opferlisten. Der Taltempel ist nicht genordet, sondern der Stadt angepasst. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Der Aufweg konnte noch anhand von sichtbaren Resten in seiner gesamten Länge nachvollzogen werden. Der Aufweg bestand aus einer geböschten Rampe und war mit dicken, weißen Platten gepflastert. Der Aufweg ist ca. 100 m lang. Der Aufweg überbrückt zwischen Taltempel im Fruchtland und dem Heiligtum auf dem Plateau einen Höhenunterschied von ca. 16 m. |
Der Aufweg konnte noch anhand von sichtbaren Resten in seiner gesamten Länge nachvollzogen werden. Der Aufweg bestand aus einer geböschten Rampe und war mit dicken, weißen Platten gepflastert. Der Aufweg ist ca. 100 m lang. Der Aufweg überbrückt zwischen Taltempel im Fruchtland und dem Heiligtum auf dem Plateau einen Höhenunterschied von ca. 16 m. |
||
Dekorationen sind nicht erhalten. |
Dekorationen sind nicht erhalten. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Die Steigung des Aufwegs führte an die Eingangshalle. |
Die Steigung des Aufwegs führte an die Eingangshalle. |
||
Zeile 44: | Zeile 36: | ||
Der Hauptraum war quer zur Achse verlaufend. Diese Längshalle erinnert an eine Längshalle in Form des pr-wr.w wie sie in den Pyramidentempeln zu finden ist. Aus diesem querliegenden Hauptraum gingen drei Durchgänge zu allen Bereichen des Heiligtums ab. Die Innenwände der Einganshalle waren mit Granit verkleidet. In den Räumen der Eingangshalle wurden Blöcke mit Königsdarstellungen gefunden. |
Der Hauptraum war quer zur Achse verlaufend. Diese Längshalle erinnert an eine Längshalle in Form des pr-wr.w wie sie in den Pyramidentempeln zu finden ist. Aus diesem querliegenden Hauptraum gingen drei Durchgänge zu allen Bereichen des Heiligtums ab. Die Innenwände der Einganshalle waren mit Granit verkleidet. In den Räumen der Eingangshalle wurden Blöcke mit Königsdarstellungen gefunden. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Der Gang führte jeweils in die Süd- und Nordhälfte des Heiligtums. Der Gang war wahrscheinlich gedeckt und dekoriert. Über die Dekoration ist nichts bekannt. |
Der Gang führte jeweils in die Süd- und Nordhälfte des Heiligtums. Der Gang war wahrscheinlich gedeckt und dekoriert. Über die Dekoration ist nichts bekannt. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Auch dieser Gang war wahrscheinlich gedeckt. Dieser nördliche Gang war bei der Auffindung so schlecht erhalten, dass der Verlauf der Mauern nur anhand von Sandspuren und roten Markierungslinien nachzuvollziehen war. Am westlichen Ende des Gangs befand sich ein 0, 75 m breiter Nebeneingang mit einem kleinen Vorraum. Er wurde entweder für die Lagerung/Anlieferung von Opfergaben gebraucht, oder es war ein Pförtnerzimmer, das ins Freie führte. Nahe dem östlichen Ende des Gangs führte eine kleine Treppe auf das Dach der umliegenden Räume. Der Gang war dekoriert, aber noch nicht fertig gestellt. Die Darstellungen zeigen Tempelgegenstände und Opfergaben. Man kann z. B. Tische sehen, auf denen goldene und silberne Schmucksachen liegen. |
Auch dieser Gang war wahrscheinlich gedeckt. Dieser nördliche Gang war bei der Auffindung so schlecht erhalten, dass der Verlauf der Mauern nur anhand von Sandspuren und roten Markierungslinien nachzuvollziehen war. Am westlichen Ende des Gangs befand sich ein 0, 75 m breiter Nebeneingang mit einem kleinen Vorraum. Er wurde entweder für die Lagerung/Anlieferung von Opfergaben gebraucht, oder es war ein Pförtnerzimmer, das ins Freie führte. Nahe dem östlichen Ende des Gangs führte eine kleine Treppe auf das Dach der umliegenden Räume. Der Gang war dekoriert, aber noch nicht fertig gestellt. Die Darstellungen zeigen Tempelgegenstände und Opfergaben. Man kann z. B. Tische sehen, auf denen goldene und silberne Schmucksachen liegen. |
||
Es wurde eine Fensterecke gefunden, die bezeugt, dass der Gang durch das Tageslicht beleuchtet war. |
Es wurde eine Fensterecke gefunden, die bezeugt, dass der Gang durch das Tageslicht beleuchtet war. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Es waren wahrscheinlich zehn Magazine. Sie wurden offenbar nicht fertig gestellt. Auch von ihnen wurden nur noch Reste gefunden. Die Bodenplatten der Magazine waren noch nicht fertig geglättet. Die Magazine dienten wohl zur Lagerung von Opfergaben. Es ist keine Dekoration bekannt. |
Es waren wahrscheinlich zehn Magazine. Sie wurden offenbar nicht fertig gestellt. Auch von ihnen wurden nur noch Reste gefunden. Die Bodenplatten der Magazine waren noch nicht fertig geglättet. Die Magazine dienten wohl zur Lagerung von Opfergaben. Es ist keine Dekoration bekannt. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Der südliche Gang verlief unmittelbar an der äußeren Umfassungsmauer von der Süd-Ost-Ecke nach Westen. Er führte in den Vorraum des Obelisken; zu der „Weltenkammer“. Es war ein hoher Gang, von 4,50 m Höhe. Der Gang war wahrscheinlich gedeckt, da man in ihm Fragmente von gelben Sternen auf blauem Grund fand. Dies weist auf die klassische Tempeldeckenverzierung hin. |
Der südliche Gang verlief unmittelbar an der äußeren Umfassungsmauer von der Süd-Ost-Ecke nach Westen. Er führte in den Vorraum des Obelisken; zu der „Weltenkammer“. Es war ein hoher Gang, von 4,50 m Höhe. Der Gang war wahrscheinlich gedeckt, da man in ihm Fragmente von gelben Sternen auf blauem Grund fand. Dies weist auf die klassische Tempeldeckenverzierung hin. |
||
Zeile 71: | Zeile 55: | ||
Die Bilder und Beischriften beschäftigten sich mit den Festlichkeiten beim Regierungsjubiläum dem Sedfest und der Tempelgründung. |
Die Bilder und Beischriften beschäftigten sich mit den Festlichkeiten beim Regierungsjubiläum dem Sedfest und der Tempelgründung. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Kurz vor der Vorkammer des Obelisken existierte eine kleine südliche Kapelle. Sie war der besterhaltenste Raum im Sonnenheiligtum. Zu dieser Kapelle führte noch ein zweiter Zugang auf der Hofseite. Dieser Zugang wurde von zwei undekorierten Stelen flankiert. Vor den Stelen standen zwei runde Kalksteinbecken. Diese Kalksteinbecken dienten den Priestern wohl für die rituelle Waschung, wenn sie aufgrund von kultischen Handlungen vom Altarhof ins Innere gingen. |
Kurz vor der Vorkammer des Obelisken existierte eine kleine südliche Kapelle. Sie war der besterhaltenste Raum im Sonnenheiligtum. Zu dieser Kapelle führte noch ein zweiter Zugang auf der Hofseite. Dieser Zugang wurde von zwei undekorierten Stelen flankiert. Vor den Stelen standen zwei runde Kalksteinbecken. Diese Kalksteinbecken dienten den Priestern wohl für die rituelle Waschung, wenn sie aufgrund von kultischen Handlungen vom Altarhof ins Innere gingen. |
||
Zeile 79: | Zeile 61: | ||
Der südliche Gang und auch die südliche Kapelle bilden eine vorgeschaltete Räumlichkeit vor der Weltkammer und dem Obelisk, und beide weisen die gleiche Dekoration auf. |
Der südliche Gang und auch die südliche Kapelle bilden eine vorgeschaltete Räumlichkeit vor der Weltkammer und dem Obelisk, und beide weisen die gleiche Dekoration auf. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Der südliche Gang führte durch eine schmale Tür in einen kleinen Nord-Süd-orientierten Raum; die Weltkammer. Aus diesem Raum gelangte man durch eine weitere Tür in den Obeliskenunterbau. Die Weltkammer war reich dekoriert und es waren sogar bei Auffindung noch alle Farben erhalten. Bei der Dekoration handelt es sich um die „Jahreszeitenreliefs“. |
Der südliche Gang führte durch eine schmale Tür in einen kleinen Nord-Süd-orientierten Raum; die Weltkammer. Aus diesem Raum gelangte man durch eine weitere Tür in den Obeliskenunterbau. Die Weltkammer war reich dekoriert und es waren sogar bei Auffindung noch alle Farben erhalten. Bei der Dekoration handelt es sich um die „Jahreszeitenreliefs“. |
||
Zeile 99: | Zeile 79: | ||
Dem Sonnengott verdanken die Menschen, Tiere und Pflanzen ihr Leben und ihre Eigenschaften. Als Vorkammer zum Obelisken bot die Weltkammer als einziger Raum einen direkten Zugang zum Allerheiligsten. Die Weltkammer sollte wahrscheinlich direkten Bezug zum Obelisken nehmen. Sie kann also zum Preisen und Huldigen des Sonnengottes gedient haben, sowie zur Wiedergabe der Schöpferkraft des Sonnengottes. |
Dem Sonnengott verdanken die Menschen, Tiere und Pflanzen ihr Leben und ihre Eigenschaften. Als Vorkammer zum Obelisken bot die Weltkammer als einziger Raum einen direkten Zugang zum Allerheiligsten. Die Weltkammer sollte wahrscheinlich direkten Bezug zum Obelisken nehmen. Sie kann also zum Preisen und Huldigen des Sonnengottes gedient haben, sowie zur Wiedergabe der Schöpferkraft des Sonnengottes. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Der Unterbau des Obelisken war aus großen Kalksteinblöcken errichtet worden und auf Sockelhöhe mit dunkel geböschten Granitplatten verkleidet. Der Sockel war 20 m hoch. |
Der Unterbau des Obelisken war aus großen Kalksteinblöcken errichtet worden und auf Sockelhöhe mit dunkel geböschten Granitplatten verkleidet. Der Sockel war 20 m hoch. |
||
Zeile 116: | Zeile 94: | ||
Der Obelisk war eine Verbindung von Himmel und Erde. |
Der Obelisk war eine Verbindung von Himmel und Erde. |
||
=== Altar === |
|||
---- |
|||
'''Altar''' |
|||
Direkt in der Achse der Eingangshalle führte ein Schmaler Zugang in den offenen Hof mit dem Alabasteraltar. Der Altar besteht aus einer runden, erhöhten Platte in der Mitte, um welche vier Blöcke in Form von Htp-Zeichen geschoben sind. Die Runde Platte in der Mitte soll die Sonnenscheibe imitieren. Der Altar steht heute noch im Sonnenheiligtum. |
Direkt in der Achse der Eingangshalle führte ein Schmaler Zugang in den offenen Hof mit dem Alabasteraltar. Der Altar besteht aus einer runden, erhöhten Platte in der Mitte, um welche vier Blöcke in Form von Htp-Zeichen geschoben sind. Die Runde Platte in der Mitte soll die Sonnenscheibe imitieren. Der Altar steht heute noch im Sonnenheiligtum. |
||
Die Htp-Blöcke sind auf die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Der ganze Altar lässt sich als „möge Re zufrieden sein“ lesen. Borchardt ging in seinem vorläufigen Grabungsbericht davon aus, dass der Altar von einer Mauer umgeben war und wohl in einem kleinen Tempel gestanden hat. |
Die Htp-Blöcke sind auf die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Der ganze Altar lässt sich als „möge Re zufrieden sein“ lesen. Borchardt ging in seinem vorläufigen Grabungsbericht davon aus, dass der Altar von einer Mauer umgeben war und wohl in einem kleinen Tempel gestanden hat. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Am westlichen Ende des nördlichen Ganges gelangt man in den Vorraum des großen Schlachthofes. |
Am westlichen Ende des nördlichen Ganges gelangt man in den Vorraum des großen Schlachthofes. |
||
Zeile 132: | Zeile 106: | ||
Zur Abführung von Flüssigkeiten waren flache Rinnen über die gesamte Länge des Pflasters eingeschnitten, die sich nach Osten hin vertieften. Dort liefen sie in zehn Auffangbecken aus Alabaster, von denen heute nur noch neun vorhanden sind. Es wird angezweifelt, dass dort reale Schlachtungen stattgefunden haben. Man fand keinen Zugang der groß genug war, um das Schlachtvieh in den Schlachthof zu führen. Außerdem fand man keine Löcher für Ösen, an denen die Tiere festgebunden wurden. Deshalb wurde er Schlachthof als Ort für „rituelle Säuberung“ der Opfertiere. Ebenso wie die Sedfestdarstellungen sind auch die Schlachthöfe nicht die Wiedergabe realer Begebenheiten im Heiligtum. |
Zur Abführung von Flüssigkeiten waren flache Rinnen über die gesamte Länge des Pflasters eingeschnitten, die sich nach Osten hin vertieften. Dort liefen sie in zehn Auffangbecken aus Alabaster, von denen heute nur noch neun vorhanden sind. Es wird angezweifelt, dass dort reale Schlachtungen stattgefunden haben. Man fand keinen Zugang der groß genug war, um das Schlachtvieh in den Schlachthof zu führen. Außerdem fand man keine Löcher für Ösen, an denen die Tiere festgebunden wurden. Deshalb wurde er Schlachthof als Ort für „rituelle Säuberung“ der Opfertiere. Ebenso wie die Sedfestdarstellungen sind auch die Schlachthöfe nicht die Wiedergabe realer Begebenheiten im Heiligtum. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Westlich des großen Schlachthofes befand sich ein kleiner Schlachthof. |
Westlich des großen Schlachthofes befand sich ein kleiner Schlachthof. |
||
Von ihm ist nur ein Kalksteinblock erhalten. Der kleine Schlachthof soll die gleiche Funktion wie der große Schlachthof gehabt haben. |
Von ihm ist nur ein Kalksteinblock erhalten. Der kleine Schlachthof soll die gleiche Funktion wie der große Schlachthof gehabt haben. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
In einiger Entfernung in südlicher Richtung befindet sich das Sonnenschiff. Es ist 20 m lang und Ost-west-orientiert. Es wurde aus Ziegeln aufgemauert. |
In einiger Entfernung in südlicher Richtung befindet sich das Sonnenschiff. Es ist 20 m lang und Ost-west-orientiert. Es wurde aus Ziegeln aufgemauert. |
||
Zeile 148: | Zeile 118: | ||
In der Mythologie gibt es jedoch zwei Schiffe. Eines für die Tagesfahrt mandt und eines für die Nachtfahrt msktt. Bis jetzt wurde bei Niuserre aber nur ein Schiff gefunden. |
In der Mythologie gibt es jedoch zwei Schiffe. Eines für die Tagesfahrt mandt und eines für die Nachtfahrt msktt. Bis jetzt wurde bei Niuserre aber nur ein Schiff gefunden. |
||
⚫ | |||
---- |
|||
⚫ | |||
Der Hof und der Obelisk sind Ost-West-orientiert, damit die Front des Obelisken nach Osten gerichtet ist. Der Tempelkult galt dem Sonnengott Re, sowie seiner Gefährtin Hathor und dem König. Es existierte eine umfangreiche Priesterschaft, die den Kult an den Sonnenheiligtümern vollzog. Ihre Namen und Titel sind über Generationen hinweg belegt. |
Der Hof und der Obelisk sind Ost-West-orientiert, damit die Front des Obelisken nach Osten gerichtet ist. Der Tempelkult galt dem Sonnengott Re, sowie seiner Gefährtin Hathor und dem König. Es existierte eine umfangreiche Priesterschaft, die den Kult an den Sonnenheiligtümern vollzog. Ihre Namen und Titel sind über Generationen hinweg belegt. |
Version vom 6. Mai 2007, 15:27 Uhr
Das Sonnenheiligtum von Niuserre ist ein ägyptisches Bauwerk.
Forschungsgeschichte
Das Sonnenheiligtum des Niuserre wurde in der Description de l’Egypte zum ersten Mal erwähnt, es war jedoch an der Stelle des Sonnenheiligtums eine Pyramide eingetragen. 1838 versuchte Perring die vermeintliche Pyramide freizulegen, fand aber nur Reste des Granitsockels, es wurden aber auch Reliefs mit Sedfestdarstellungen gefunden, die der Auslöser für die umfassende Ausgrabung des Sonnenheiligtums waren. 1842 wurde durch die Mitglieder der preußischen Expedition eine exakte Vermessung vorgenommen. 1882 hat Auguste Marriette vielleicht eine Versuchsgrabung durchgeführt, doch davon wurde nie etwas publiziert, diese Annahme beruht auf der Aussage eines ägyptischen Vorarbeiters. 1882/83 fand Villiers Stuart zehn Alabasterbecken und den Alabasteralta. 1898-1901 gruben Ludwig Borchardt und Heinrich Schäfer das Sonnenheiligtum mit finanzieller Unterstützung von Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing vollständig aus.
Abu Gurob
Das Sonnenheiligtum des Niuserre mit dem Namen šspw-jb-Re („Wonne des Re“) liegt ca. 1200 m nordöstlich von den Pyramiden von Abusir. Abusir spiegelt auch den Mythus von der Ermordung Osiris wider, dessen Leib in Stücke geschnitten wurde, die an unterschiedlichen Plätzen begraben wurden. Der Name kommt vom griechischen Busiris und das wiederum von Pr Wsjr. Das Sonnenheiligtum liegt auf einem natürlichen Hügel, der mit Hilfe einer künstlichen Aufschüttung zur Baufläche umgestaltet wurde. Dabei wurden ältere Ziegelgebäude, vielleicht Mastabas, die sich dort befanden, eingebetet. Es wurden die Reste von Ziegelmauern an einigen Stellen unter dem Hofpflaster gefunden.
Sonnenheiligtum
Die Tempel des Sonnengottes unterscheiden sich sehr von denen anderer Götter. Während bei den anderen Göttern der Gedanke eines Hauses aufkommt, in dem der Gott gegenwärtig ist, haben die Sonnenheiligtümer die Gestalt eines offenen Hofes, in dessen Mitte sich ein Altar und ein Kultobjekt befinden. Sie tragen also den Charakter einer Kultstätte. Sie fügen sich damit in den Begriff des Tempels ein, haben aber dennoch ihren eigenen Charakter. Der Kult der Sonne nahm in der ägyptischen Tradition eine zentrale Rolle ein. Dennoch ist die Kenntnis von Heiligtümern der Sonne nur punktuell. Es sind acht Sonnenheiligtümer schriftlich bekannt, aber nur zwei wurden bis jetzt ausgegraben. Außer dem Sonnenheiligtum des Niuserre ist noch das Sonnenheiligtum des Userkaf bekannt. Architektonisch sind die Vorbilder der Sonnenheiligtümer des AR die königlichen Pyramidenbezirke. Die Sonnenheiligtümer bestehen, wie die Pyramidenbezirke, aus dem dreiteiligen Konzept: Taltempel, Aufweg und dem oberen Heiligtum am Rande des Wüstenplateaus. Im Heiligtum erhebt sich, der Pyramide entsprechend, ein Obelisk. Kaiser geht davon aus, dass der Tempel von Heliopolis das Vorbild der Sonnenheiligtümer war. Neben den architektonischen Merkmalen gibt es auch noch kultische Vorbilder aus den Pyramidenbezirken. Darunter zählt z. B. die Sedfestdarstellung, dich sich in der südlichen Hälfte der Niuserre Sonnenheiligtums befindet; sie sind seit Djoser im Darstellungsprogramm etabliert. Seit Djedefre trägt der regierende König das Epitheton sa Ra in seiner Titulatur. Dies wird in direkten Zusammenhang mit den Sonnenheiligtümern des AR gebracht. Einige glauben, dass der Epitheton eine besondere Betonung der göttlichen Herkunft ist. Andere wiederum glauben, dass es einen Verlust der göttlichen Macht des Königs bedeutet, da der König vorher als Inkarnation des Re galt. Das Sonnenheiligtum kann also auch als Kompensation für diesen Rangverlust gesehen werden. Mit Ende der 5. Dynastie nach König Djedkare-Asesi wurde kein Sonnenheiligtum mehr angelegt. Erst ab der frühen 18. Dynastie begegnen einem wieder Sonnenkultstätten.
Sonnenheiligtum: Taltempel
Der Taltempel war kaum mehr, als ein monumentales Tor zum Aufweg. Der Taltempel lag innerhalb einer dicken Umfassungsmauer. Borchardt hielt sie für den Wall einer Stadt, die den Tempel umgeben haben könnte. Die „Stadt“ wurde aber nicht näher untersucht, deshalb bleibt es nur Spekulation. Aufgrund des Mangels und durch zerstörte Überreste, ließ sich der Grundriss des Taltempels nur zum Teil vollständig rekonstruieren. Der Taltempel ist ein Kalksteingebäude von 4 m Höhe. Es ist von drei Seiten begehbar. Der Eingang ist ein Portikus aus vier granitenen Palmsäulen mit einer pylonartigen Fassade. Die Fassade bestand aus weißer Kalksteinverkleidung. Die beiden seitlichen Eingänge sind ebenfalls Portiken, aber jeweils nur mit zwei Palmsäulen. Die seitlichen Wege verlaufen im Knickachsenschema und sie sind achsial ausgerichtet. Alle drei Eingänge führen in einen schmalen Gang, der direkt zum Aufweg führt. Der Taltempel ist auf einem kleinen Sockel errichtet worden, von dem noch Reste erhalten sind. Im Taltempel wurden zwei Inschriften gefunden. Beide bestanden aus einem Festkalender und dazugehöriger Opferlisten. Der Taltempel ist nicht genordet, sondern der Stadt angepasst.
Sonnenheiligtum: Aufweg
Der Aufweg konnte noch anhand von sichtbaren Resten in seiner gesamten Länge nachvollzogen werden. Der Aufweg bestand aus einer geböschten Rampe und war mit dicken, weißen Platten gepflastert. Der Aufweg ist ca. 100 m lang. Der Aufweg überbrückt zwischen Taltempel im Fruchtland und dem Heiligtum auf dem Plateau einen Höhenunterschied von ca. 16 m. Dekorationen sind nicht erhalten.
Sonnenheiligtum: Eingangshalle
Die Steigung des Aufwegs führte an die Eingangshalle. Die Eingangshalle war, wie der Taltempel auch, nicht mehr als ein monumentaler Torbau. Diese L-förmige Eingangshalle wies ein Vestibül und einen dahinter liegenden Hauptraum auf. Der Hauptraum war quer zur Achse verlaufend. Diese Längshalle erinnert an eine Längshalle in Form des pr-wr.w wie sie in den Pyramidentempeln zu finden ist. Aus diesem querliegenden Hauptraum gingen drei Durchgänge zu allen Bereichen des Heiligtums ab. Die Innenwände der Einganshalle waren mit Granit verkleidet. In den Räumen der Eingangshalle wurden Blöcke mit Königsdarstellungen gefunden.
Sonnenheiligtum: Östlicher Gang
Der Gang führte jeweils in die Süd- und Nordhälfte des Heiligtums. Der Gang war wahrscheinlich gedeckt und dekoriert. Über die Dekoration ist nichts bekannt.
Sonnenheiligtum: Nördlicher Gang
Auch dieser Gang war wahrscheinlich gedeckt. Dieser nördliche Gang war bei der Auffindung so schlecht erhalten, dass der Verlauf der Mauern nur anhand von Sandspuren und roten Markierungslinien nachzuvollziehen war. Am westlichen Ende des Gangs befand sich ein 0, 75 m breiter Nebeneingang mit einem kleinen Vorraum. Er wurde entweder für die Lagerung/Anlieferung von Opfergaben gebraucht, oder es war ein Pförtnerzimmer, das ins Freie führte. Nahe dem östlichen Ende des Gangs führte eine kleine Treppe auf das Dach der umliegenden Räume. Der Gang war dekoriert, aber noch nicht fertig gestellt. Die Darstellungen zeigen Tempelgegenstände und Opfergaben. Man kann z. B. Tische sehen, auf denen goldene und silberne Schmucksachen liegen. Es wurde eine Fensterecke gefunden, die bezeugt, dass der Gang durch das Tageslicht beleuchtet war.
Sonnenheiligtum: Magazine
Es waren wahrscheinlich zehn Magazine. Sie wurden offenbar nicht fertig gestellt. Auch von ihnen wurden nur noch Reste gefunden. Die Bodenplatten der Magazine waren noch nicht fertig geglättet. Die Magazine dienten wohl zur Lagerung von Opfergaben. Es ist keine Dekoration bekannt.
Sonnenheiligtum: Südlicher Gang (Große Festdarstellung)
Der südliche Gang verlief unmittelbar an der äußeren Umfassungsmauer von der Süd-Ost-Ecke nach Westen. Er führte in den Vorraum des Obelisken; zu der „Weltenkammer“. Es war ein hoher Gang, von 4,50 m Höhe. Der Gang war wahrscheinlich gedeckt, da man in ihm Fragmente von gelben Sternen auf blauem Grund fand. Dies weist auf die klassische Tempeldeckenverzierung hin. Der Gang wurde wahrscheinlich durch mitgeführte Fackeln und nicht durch das Tageslicht beleuchtet. Es handelt sich hier um eine kultische Lokalität, anders als im nördlichen Gang, in dem es einfach praktischer war, durch das Tageslicht beleuchtet zu werden. Der südliche Gang hat sich zum Obelisken hin verjüngt. Er war dekoriert mit Reliefs der „Großen Festdarstellung“. Die Bilder und Beischriften beschäftigten sich mit den Festlichkeiten beim Regierungsjubiläum dem Sedfest und der Tempelgründung.
Sonnenheiligtum: Südliche Kapelle (Kleine Festdarstellung)
Kurz vor der Vorkammer des Obelisken existierte eine kleine südliche Kapelle. Sie war der besterhaltenste Raum im Sonnenheiligtum. Zu dieser Kapelle führte noch ein zweiter Zugang auf der Hofseite. Dieser Zugang wurde von zwei undekorierten Stelen flankiert. Vor den Stelen standen zwei runde Kalksteinbecken. Diese Kalksteinbecken dienten den Priestern wohl für die rituelle Waschung, wenn sie aufgrund von kultischen Handlungen vom Altarhof ins Innere gingen. Die Tür vom Hof zur Kapelle war mit Granit verkleidet und zweiflügelig. Es standen noch Mauern mit original Reliefs und Darstellungen bei der Ausgrabung. Diese Darstellungen waren, wie im südlichen Gang, Szenen des königlichen Sedfestes und der Tempelgründung. Diese Szenen werden als „Kleine Festdarstellung“ bezeichnet. Die Funktion dieses Raumes ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Es könnte sich um ein Ankleidezimmer des Königs während des Sedfestes gehandelt haben. Andererseits wird davon ausgegangen, dass im Sonnenheiligtum des Niuserre niemals ein reales Sedfest stattgefunden hat. Die Kapelle kann auch als eine „Abkürzung“ zum Allerheiligsten (Obelisk) gesehen werden. Der Obelisk war ja ansonsten nur durch den südlichen Gang erreichbar. Also ist dieser Raum ein Vestibül zwischen dem Altarhof und dem Obelisken. Der südliche Gang und auch die südliche Kapelle bilden eine vorgeschaltete Räumlichkeit vor der Weltkammer und dem Obelisk, und beide weisen die gleiche Dekoration auf.
Sonnenheiligtum: Weltkammer
Der südliche Gang führte durch eine schmale Tür in einen kleinen Nord-Süd-orientierten Raum; die Weltkammer. Aus diesem Raum gelangte man durch eine weitere Tür in den Obeliskenunterbau. Die Weltkammer war reich dekoriert und es waren sogar bei Auffindung noch alle Farben erhalten. Bei der Dekoration handelt es sich um die „Jahreszeitenreliefs“. Sie wurden 1891-1901 von Borchardt und Schäfer gefunden und nach Berlin gebracht, wo sie sich im ägyptischen Museum befinden. Allerdings nur noch zum Teil, denn die bis zum 2. Weltkrieg unveröffentlichten Stücke wurden Opfer des Krieges und sind zerstört. Aufgrund der Grabungsunterlagen und der Blaupausen dieser Stücke konnte in den 70er Jahren eine Rekonstruktion dieser Reliefs vorgenommen werden. Alle vier Wände waren dekoriert, wobei die Längswände den Hauptteil einnahmen. Die Reliefs zeigen die Vorgänge in der Natur während der Ache.t und der šmw Jahreszeiten. Es wird die Auswirkung der Sonne auf die Natur gezeigt. Es ist unter anderem darstellt: Paarung und Wurf von Tieren Nord- und Südwanderung der Fische im Nil Die Ankunft der Zugvögel im Delta Die Ernte von Flachs, Honig und Feigen Es sind also Pflanzen, Tiere und Menschen in allen möglichen Situationen dargestellt. Die Reliefs sind in ihrer Darstellung ganz dem irdischen Leben gewidmet. Die Darstellungen sind eine der ältesten Illustrationen von der Vorstellung der schöpferischen Kraft des Sonnengottes. Die Reliefs sind sehr präzise wiedergegeben und stehen exakt richtig in der jeweiligen Jahreszeit. Wie die ewig wiederkehrende Sonne sollte sich auch die Schöpfung kontinuierlich wiederholen. Die Darstellungen lassen sich auch nicht als Wiedergabe eines einmaligen Schöpfungsaktes aufzufassen, sondern stehen, verdeutlicht durch die Jahreszeiten, für die zyklische Wiederholung des göttlichen Handelns. Man fragt sich jetzt vielleicht, warum es nur zwei Jahreszeiten sind und wo sich die dritte befindet? Dazu gibt es mehrere verschiedene Thesen. Einige Forscher gehen davon aus, dass die pr.t Jahreszeit verloren gegangen ist, oder man sie nicht gefunden hat. Andere glauben, dass ursprünglich nur zwei Jahreszeiten geplant waren, da für die dritte gar kein Platz gewesen sei, um sie symmetrisch in der Kammer darzustellen. Die Jahreszeiten waren eng mit dem Wirken des Sonnengottes verbunden. Dem Sonnengott verdanken die Menschen, Tiere und Pflanzen ihr Leben und ihre Eigenschaften. Als Vorkammer zum Obelisken bot die Weltkammer als einziger Raum einen direkten Zugang zum Allerheiligsten. Die Weltkammer sollte wahrscheinlich direkten Bezug zum Obelisken nehmen. Sie kann also zum Preisen und Huldigen des Sonnengottes gedient haben, sowie zur Wiedergabe der Schöpferkraft des Sonnengottes.
Obelisk
Der Unterbau des Obelisken war aus großen Kalksteinblöcken errichtet worden und auf Sockelhöhe mit dunkel geböschten Granitplatten verkleidet. Der Sockel war 20 m hoch. In der Mitte des Unterbaues stand ein granitener Obelisk, von dem nichts mehr erhalten ist. Der Obelisk soll 37 m hoch gewesen sein. Man wusste, dass es sich um einen Obelisken handeln muss, nachdem man auf einigen Blöcken hinter dem Namen des Sonnenheiligtums šspw-jb-Ra das Determinativ für Obelisk gefunden hat. Der innere Gang im Obeliskenunterbau war schmaler als der südliche Gang. Hinter jeder Wendung verjüngte sich der Gang, wie dies auch schon im südlichen Gang der Fall war. Das Verringern der Raumhöhe und Raumbreite erzielte eine Dramatik, die sich beim Durchlaufen der dunklen immer schmaler werdenden Räume entwickelt. Man muss sich den Moment vorstellen, wenn eine Person aus den dunklen, immer enger werdenden Gängen auf die lichtüberflutete Obeliskenplattform tritt. Vor allem, weil das Heiligtum mit weißem Kalkstein verkleidet war und die Sonne natürlich so noch einmal verstärkt wurde und noch mehr blendete. Die Decke des Unterbaues war mit Sternen dekoriert. Die Wände waren mit Reliefs der großen Festdarstellung geschmückt Es handelt sich also um eine Fortsetzung der großen Festdarstellung aus dem südlichen Gang. Auf der Oberfläche des Obeliskensockels wurden sicherlich Sonnenrituale zelebriert. Die Spitze des Obelisken empfing am Morgen die Sonne, stieg am Obelisken entlang zur Erde herab und sammelte sich auf dem Opferaltar für kultische Handlungen von den Priestern. Der Obelisk war eine Verbindung von Himmel und Erde.
Altar
Direkt in der Achse der Eingangshalle führte ein Schmaler Zugang in den offenen Hof mit dem Alabasteraltar. Der Altar besteht aus einer runden, erhöhten Platte in der Mitte, um welche vier Blöcke in Form von Htp-Zeichen geschoben sind. Die Runde Platte in der Mitte soll die Sonnenscheibe imitieren. Der Altar steht heute noch im Sonnenheiligtum. Die Htp-Blöcke sind auf die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Der ganze Altar lässt sich als „möge Re zufrieden sein“ lesen. Borchardt ging in seinem vorläufigen Grabungsbericht davon aus, dass der Altar von einer Mauer umgeben war und wohl in einem kleinen Tempel gestanden hat.
Großer Schlachthof
Am westlichen Ende des nördlichen Ganges gelangt man in den Vorraum des großen Schlachthofes. Der große Schlachthof war ca. 800 m² groß. Der Hof lag ca. 15 cm über dem Hofpflaster und war horizontal ausgerichtet. Zur Abführung von Flüssigkeiten waren flache Rinnen über die gesamte Länge des Pflasters eingeschnitten, die sich nach Osten hin vertieften. Dort liefen sie in zehn Auffangbecken aus Alabaster, von denen heute nur noch neun vorhanden sind. Es wird angezweifelt, dass dort reale Schlachtungen stattgefunden haben. Man fand keinen Zugang der groß genug war, um das Schlachtvieh in den Schlachthof zu führen. Außerdem fand man keine Löcher für Ösen, an denen die Tiere festgebunden wurden. Deshalb wurde er Schlachthof als Ort für „rituelle Säuberung“ der Opfertiere. Ebenso wie die Sedfestdarstellungen sind auch die Schlachthöfe nicht die Wiedergabe realer Begebenheiten im Heiligtum.
Kleiner Schlachthof
Westlich des großen Schlachthofes befand sich ein kleiner Schlachthof. Von ihm ist nur ein Kalksteinblock erhalten. Der kleine Schlachthof soll die gleiche Funktion wie der große Schlachthof gehabt haben.
Sonnenschiff
In einiger Entfernung in südlicher Richtung befindet sich das Sonnenschiff. Es ist 20 m lang und Ost-west-orientiert. Es wurde aus Ziegeln aufgemauert. Es besaß Holzplanken und hölzerne Deckenaufbauten, die teilweise vergoldet waren Das war sehr detailreich gestaltet. So versuchte man auf den Ziegeln die Linien von Holzplanken zu imitieren. Es ist inschriftlich als maatj-Barke bekannt. In der Mythologie gibt es jedoch zwei Schiffe. Eines für die Tagesfahrt mandt und eines für die Nachtfahrt msktt. Bis jetzt wurde bei Niuserre aber nur ein Schiff gefunden.
Deutung und Funktion
Der Hof und der Obelisk sind Ost-West-orientiert, damit die Front des Obelisken nach Osten gerichtet ist. Der Tempelkult galt dem Sonnengott Re, sowie seiner Gefährtin Hathor und dem König. Es existierte eine umfangreiche Priesterschaft, die den Kult an den Sonnenheiligtümern vollzog. Ihre Namen und Titel sind über Generationen hinweg belegt. Dies zeigt welchen Stellenwert dieser Tempel im AR besaß. Unter anderem befinden sich dort auch Priestertitel. die auf den Hathor schließen lassen. Dabei wurde der Kult für den König unzweifelhaft, da durch Priesterämter bezeugt, bereits zu Lebzeiten des Herrschers weitergeführt. Der Kult für Hathor und für den König war untrennbar von dem des Re abhängig. Die Triade Re-Hathor-König war offenbar in Gestalt von Statuen im Heiligtum vertreten. Der Kult des Re, der Hathor und des Königs im Sonnenheiligtum wurde von einer Reihe von Festen begleitet. Die Feste aus dem Niuserrekalender im Taltempel lassen sich einerseits als Königsfeste für den Herrscher, andererseits als Götterfeste interpretieren. Es gibt viele verschiedene Sinngebungen der Sonnheiligtümer. Eine Meinung ist, dass es sich um Totenkomplexe für die Sonne handele. Eine andere Theorie von Wildung besagt, dass es sich um eine Dualität zwischen Gott und König handele; ähnlich der Millionenjharhäuser. Sicher wurden im Sonnenheiligtum Sonnenrituale zelebriert, die von Sonnenhymnen begleitet wurden. Im Sonnenkult entfielen ja all jene in den übrigen Göttertempel vollzogenen Kultriten und wurden durch die Rezitation von Hymnen ersetzt. Ausgehend von der Weltkammer fällt auf, dass die Darstellung nur einen Bestandteil der Schöpfung thematisiert (Menschen, Tiere und Pflanzen). Den König dagegen findet man in den Sedfestszenen. Wenn wir also die Sedfestdarstellungen des südlichen Gangs und die des Obeliskengangs zusammen mit der Weltkammer nehmen, ist die Schöpfung wieder komplett: König, Menschen, Tiere und Pflanzen vom Sonnengott erschaffen. Es scheint, als ob die Dekoration einem Gesamtkonzept unterliegt. Das Motiv des Sedfestes ist ebenso zyklisch wie das Motiv der Jahreszeiten. Es geht um die ständige Erneuerung der Königsmacht und dadurch um den Wunsch des Königs nach ewiger Herrschaftsmacht. Die südliche Hälfte des Heiligtums, einschließlich des Obelisken thematisiert also die Schöpfung des Re und die Regeneration des Königs. Die nördliche Hälfte und die Magazine dienten als Versorgungsbereich. In Abusir wurden drei Pyramidenarchive in hieratischer Schrift gefunden. Sie geben Aufschluss über Dienstpläne, Inventare, Listen und Architekturverzeichnisse von den Pyramiden in Abusir. Man weiß, dass in den Sonnenheiligtümern ein Ochse, sowie Bier und Brot täglich an die umliegenden Pyramiden geliefert wurden.
Literaturangaben
ARNOLD, D., Lexikon der ägyptischen Baukunst, Düsseldorf 2000, 176-177, s. v. Niuserre, 241-242, s. v. Sonnenheiligtum.
ARNOLD, D., Die Tempel Ägyptens, Götterwohnungen, Kultstätten, Baudenkmäler, Zürich 1992, S. 36ff.
ASSMANN, J., in: LÄ V, Wiesbaden 1984, Sp. 1078-1094, s. v. Sonnenbarke.
BECKERATH, J. V., Handbuch der ägyptischen Königsnamen, MÄS 49, Mainz 1999².
BONNET, H., Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin 2000, 735-738, s. v. Sonnenheiligtum.
BORCHARDT, L., / SCHÄFER, H., Vorläufiger Bericht über die Ausgrabung bei Abusir im Winter 1899/1900, in: ZÄS 38, 1900, 94-100.
BORCHARDT, L., / SCHÄFER, H., Vorläufiger Bericht über die Ausgrabung bei Abusir im Winter 1900/190,1 in: ZÄS 39, 1901, 91-103.
EDEL, E., / WENIG, S., Die Jahreszeitenreliefs aus dem Sonnenheiligtum des Ne-user-re, Berlin 1974. HELCK, W., Die „Weihinschrift“ des Neuserre, in: SAK 5, 1977, 47-77.
HELCK, W., in: LÄ III, Wiesbaden 1980, Sp. 241, s. v. Jahreszeitenreliefs.
HELCK, W., in LÄ VI, Wiesbaden 1984, Sp. 1215, s. v. Weltkammer.
KAISER, W., Zu den Sonnenheiligtümern der 5. Dynastie, in: MDAIK 14, Mainz 1956, 104-116. LEHNER, M., Geheimnis der Pyramiden, München 2004.
MARTIN, K., in: LÄ V, Wiesbaden 1984, Sp. 782-796, s. v. Sedfest.
SCHÄFER, H., Vorläufiger Bericht über die Ausgrabung bei Abusir im Winter 1898/1899, in: ZÄS 37, 1899, 1-9.
PM III 1², Oxford 1972, 319-324.
ROCHHOLZ, M., Sedfest, Sonnenheiligtum und Pyramidenbezirk, zur Deutung der Grabanlagen der Könige der 5. und 6. Dynastie, in: Gundlach/Rochholz Hgg., Ägyptische Tempel- Struktur, Funktion und Programm, HÄB 37, Hildesheim 1994, 225-280.
STADELMANN, R., in: LÄ V, Wiesbaden 1984, Sp. 1094-1099, s. v. Sonnenheiligtum.
STADELMANN, R., Die ägyptischen Pyramiden, Vom Ziegelbau zum Weltwunder, Mainz 1985, 164ff.
VERNER, M., Die Pyramiden, Hamburg 1998.
WILDUNG, D., Ni-User-Rê, Sonnenkönig – Sonnengott, Ausstellungsheft, München 1985.