„Karl Kautsky“ – Versionsunterschied
| [ungesichtete Version] | [ungesichtete Version] |
Tets (Diskussion | Beiträge) |
|||
| Zeile 34: | Zeile 34: | ||
*''Die Vorläufer des neueren Sozialismus'', in zwei Bänden, 1895. |
*''Die Vorläufer des neueren Sozialismus'', in zwei Bänden, 1895. |
||
*''Der Ursprung des Christentums, 1908. |
*''Der Ursprung des Christentums, 1908. |
||
*''Nationalstaat, imperialistischer Staat und Staatenbund, 1915. |
|||
*''Demokratie oder Diktatur'', 1918. |
*''Demokratie oder Diktatur'', 1918. |
||
*''Die Internationale'', 1920. |
*''Die Internationale'', 1920. |
||
Version vom 30. April 2007, 20:33 Uhr

Karl Johann Kautsky (* 18. Oktober 1854 in Prag; † 17. Oktober 1938 in Amsterdam) war ein führender Theoretiker der deutschen und internationalen Sozialdemokratie.
Leben & Schaffen
Jugend und Politisierung (1854-79)
Er wurde 1854 als Sohn von Minna Kautsky, einer Schauspielerin und Schriftstellerin, und Johann Kautsky, einen Theatermaler, in Prag geboren.
1875 kam er nach Österreich und studierte dort an der Universität in Wien bis 1878 Geschichte, Philosophie und Volkswirtschaft, er arbeitete zugleich als Schriftsteller und Kunstmaler. 1875 wurde Kautsky ebenfalls Mitglied der österreichischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP).
Marxismus und Sozialdemokratie (1880-99)
Zwischen 1880 und 1882 war Kautsky Mitarbeiter des Privatgelehrten Karl Höchberg in Zürich. Dort freundete er sich mit dem Sozialdemokraten Eduard Bernstein an und begann sich mit dem Marxismus zu beschäftigen. 1881 lernt er bei einer Reise nach London Karl Marx und Friedrich Engels kennen. 1883 gründete er die Zeitschrift "Die Neue Zeit", deren Herausgeber und leitender Redakteur er bis 1917 blieb. Er schrieb politische und historische Studien, wurde zu einer Autorität auf dem Gebiet der Marx’schen Theorie.
Von 1885 bis 1890 lebte er in London und war eng mit Friedrich Engels befreundet. Nach dem Fall des Sozialistengesetzes 1890 kehrte er nach Deutschland zurück, von 1890 bis 1897 lebte er in Stuttgart, wo "Die Neue Zeit" erschien. 1891 bereitete er zusammen mit August Bebel und Eduard Bernstein das Erfurter Programm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) vor. Auf der Grundlage der marxistischen Theorie strebte es eine sozialistische Gesellschaft in Deutschland an. Nach dem Tode von Friedrich Engels wurde Kautsky der wichtigste und einflussreichste Theoretiker der SPD und stand an der Seite von August Bebel im damals marxistischen Zentrum der Partei.
Revisionismusdebatte, Parteiwechsel und Lebensende (1900-38)
1903 profiliert sich Kautsky in der Partei als Kritiker des Bernstein'schen Revisionismus, vermittelte zwischen der reformorientierten Parteiführung und der radikalen Linken. 1909 veröffentlichte er das Buch Der Weg zur Macht. 1914 brach er mit Rosa Luxemburg und der Parteilinken.
Zusammen mit Rudolf Hilferding, Karl Liebknecht und anderen entwickelte Kautsky ab ca. 1900 kritische Positionen zum Monopolkapitalismus und Imperialismus. Ab 1909 vertraten er - und namhafte Mitstreiter im Theorie-Zirkel der SPD - die These eines möglichen, zukünftigen Ultra-Imperialismus, in dem ein Staaten-Kartell an die Stelle der imperialistischen Konkurrenz treten und somit das Wettrüsten und die Kriegsgefahr aufheben könnte. Wenn auch diese Möglichkeit zunächst nicht eintrat, so hatte Kautsky damit doch die politische Globalisierung um fast ein halbes Jahrhundert vorausgesehen. Von Lenin wurde er für diese Auffassung - die den baldigen Untergang des Kapitalismus implizit in Frage stellte - ab 1915 entschieden bekämpft und seinerseits des Revisionismus bezichtigt.
1917 trat Kautsky der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) bei. Von 1918 bis 1919 war Kautsky im Rat der Volksbeauftragten Staatssekretär im deutschen Auswärtigen Amt. Ebenfalls 1918 wandte er sich scharf gegen die Oktoberrevolution in Russland und begründete das in der Schrift Die Diktatur des Proletariats. In der USPD war er bald isoliert, verließ die Partei 1919 und kehrte 1922 in die SPD zurück. 1925 war er Mitautor des Heidelberger Programms der SPD, das den Sozialismus durch Reformen erreichen wollte.
1924 war Kautsky wieder zurück nach Wien gegangen. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 emigrierte er in die Niederlande und lebte bis zu seinem Tod im Oktober des selbigen Jahres in Amsterdam.
Persönliches und Andenken
Kautsky war seit 1890 mit Luise Ronsperger verheiratet. Er hatte drei Söhne. Er lebte lange Jahre in Berlin-Friedenau. Rosa Luxemburg, die ebenfalls in Friedenau (Cranachstraße 58) wohnte, verband eine enge Freundschaft mit seiner Frau Luise.
Am Haus Saarstraße 14 erinnert eine Gedenktafel an ihn.
Werke
Karl Kautskys Nachlass wird vom Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis in Amsterdam verwaltet.
- Karl Marx´ ökonomische Lehren, 1887.
- Friedrich Engels, 1887.
- Das Erfurter Programm, 1892.
- Die Vorläufer des neueren Sozialismus, in zwei Bänden, 1895.
- Der Ursprung des Christentums, 1908.
- Nationalstaat, imperialistischer Staat und Staatenbund, 1915.
- Demokratie oder Diktatur, 1918.
- Die Internationale, 1920.
- Die proletarische Revolution und ihr Programm, 1922.
- Die materialistische Geschichtsauffassung, in zwei Bänden, 1927.
- Krieg der Demokratie, 1932.
Weblinks
- Vorlage:PND
- Karl Kautsky Archive - Biographie und Werke (englisch) auf marxists.org
- Lebenslauf Karl Kautsky
- Nachlass Kautsky im IISG Amsterdam
- Lexikoneintrag zu Karl Kautsky auf Meyers Lexikon online
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Kautsky, Karl |
| ALTERNATIVNAMEN | Karl Johann Kautsky |
| KURZBESCHREIBUNG | führender Theoretiker der deutschen und internationalen Sozialdemokratie (SPD) |
| GEBURTSDATUM | 18. Oktober 1854 |
| GEBURTSORT | Prag |
| STERBEDATUM | 17. Oktober 1938 |
| STERBEORT | Amsterdam |