„Europa (1991)“ – Versionsunterschied
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Leopold Kessler, ein deutschstämmiger, junger Amerikaner (Jean-Marc Barr), emigriert in das vom zweiten Weltkrieg zerstörte Deutschland, um beim Wiederaufbau des Landes zu helfen, wobei es sich um seine Kriegsdienst-Ersatzleistung handelt. Sein deutscher Onkel (Ernst-Hugo Järegård) besorgt ihm einen Job als Schlafwagenschaffner. Unter der Leitung seines Onkels wird er in seine Aufgaben eingeweiht. Wenn er nicht gerade gemeinsam mit seinem Onkel einen Schlafwagen betreut, schläft er in Sälen, aus denen er nicht mal hinaussehen darf. Alle Szenen spielen in der Nacht und bis auf wenige Ausnahmen im Zug. Sowohl der Hauptakteur als auch der Zuschauer sieht nichts von Deutschland, geschweige denn von Europa. Auf seinen Fahrten lernt Leopold Katharina (Barbara Sukowa), die Tochter des nationalsozialistisch belasteten Bahnlinienchefs Max Hartmann (Jørgen Reenberg) kennen, die ihn umgarnt und zum Abendessen in ihrer Familienvilla einlädt. Hier lernt er ihren Vater, den Besitzer der Bahngesellschaft Zentropa, ihren schwulen Bruder (Udo Kier), den Familienpastor und einen amerikanischen Oberst (Eddy Constantine) kennen. (Zentropa |
Leopold Kessler, ein deutschstämmiger, junger Amerikaner (Jean-Marc Barr), emigriert in das vom zweiten Weltkrieg zerstörte Deutschland, um beim Wiederaufbau des Landes zu helfen, wobei es sich um seine Kriegsdienst-Ersatzleistung handelt. Sein deutscher Onkel (Ernst-Hugo Järegård) besorgt ihm einen Job als Schlafwagenschaffner. Unter der Leitung seines Onkels wird er in seine Aufgaben eingeweiht. Wenn er nicht gerade gemeinsam mit seinem Onkel einen Schlafwagen betreut, schläft er in Sälen, aus denen er nicht mal hinaussehen darf. Alle Szenen spielen in der Nacht und bis auf wenige Ausnahmen im Zug. Sowohl der Hauptakteur als auch der Zuschauer sieht nichts von Deutschland, geschweige denn von Europa. Auf seinen Fahrten lernt Leopold Katharina (Barbara Sukowa), die Tochter des nationalsozialistisch belasteten Bahnlinienchefs Max Hartmann (Jørgen Reenberg) kennen, die ihn umgarnt und zum Abendessen in ihrer Familienvilla einlädt. Hier lernt er ihren Vater, den Besitzer der Bahngesellschaft Zentropa, ihren schwulen Bruder (Udo Kier), den Familienpastor und einen amerikanischen Oberst (Eddy Constantine) kennen. (Zentropa ist der Name der Filmfirma Lars von Triers und erinnert an die deutsche Speisewagengeselllschaft Mitropa). Während er als Ausländer versucht, die gesellschaftlichen Regeln zu verstehen, wird er immer mehr zum Spielball seiner vermeintlichen Förderer. Hier tritt Lars von Trier in einer kleinen Rolle als jüdischer Mitbürger, der dem Bahnlinienchef zu einem "[[Persilschein]]" verhilft, einmalig selber auf. |
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Es gelingt von Trier in diesem Film, eine geheimnisvolle Stimmung zu erzeugen, in der deutlich wird, dass es für den jungen Amerikaner nicht möglich ist, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Er liiert sich mit Katharina, die terroristische Nazi-Verbindungen unterhält, gerät selbst in die politischen Verstrickungen, und es gelingt ihm schließlich nicht, den Anschlag auf eine Rheinbrücke auf der Strecke des Zuges, in dem er arbeitet, zu verhindern. Einprägsam ist die Schlussszene des versinkenden Schaffners. Intertextuelle Bezüge zu Joseph Conrads Roman [[Heart of Darkness]] lassen sich im Speaker-Text, von Max von Sydow auf hypnotisch-suggestive Weise gesprochen, erkennen. |
Es gelingt von Trier in diesem Film, eine geheimnisvolle Stimmung zu erzeugen, in der deutlich wird, dass es für den jungen Amerikaner nicht möglich ist, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Er liiert sich mit Katharina, die terroristische Nazi-Verbindungen unterhält, gerät selbst in die politischen Verstrickungen, und es gelingt ihm schließlich nicht, den Anschlag auf eine Rheinbrücke auf der Strecke des Zuges, in dem er arbeitet, zu verhindern. Einprägsam ist die Schlussszene des versinkenden Schaffners. Intertextuelle Bezüge zu Joseph Conrads Roman [[Heart of Darkness]] lassen sich im Speaker-Text, von Max von Sydow auf hypnotisch-suggestive Weise gesprochen, erkennen. |
Version vom 28. April 2007, 15:29 Uhr
Film | |
Titel | Europa |
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Produktionsland | Dänemark/Schweden/Frankreich/Deutschland/ Schweiz |
Originalsprache | Englisch, Deutsch |
Erscheinungsjahre | 1991 |
Länge | 112 Minuten |
Stab | |
Regie | Lars von Trier |
Drehbuch | Lars von Trier Niels Vørsel |
Produktion | Philippe Bober: Aufnahmeleiter Bo Christensen: Produzent François Duplat: Produktionsleiter Patrick Godeau: Produktionsleiter Peter Aalbæk Jensen: Produzent Gérard Mital: Produktionsleiter Gunnar Obel: Produktionsleiter |
Musik | Joachim Holbek |
Kamera | Henning Bendtsen Edward Klosinski Jean-Paul Meurisse |
Schnitt | Hervé Schneid |
Besetzung | |
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Der Film Europa von 1991 ist der dritte Teil in Lars von Triers so genannter "Europa-Trilogie". Die zwei ersten Teile waren "The Element of Crime" von 1984 und "Epidemic" von 1987.
Er wurde 1990 in englischer Sprache, mit teilweise deutschen Kurz-Dialogen, gedreht. Regie: Lars von Trier; Buch: Lars von Trier und Niels Vørsel. Hauptdarsteller waren Jean-Marc Barr (französischer Schauspieler), Barbara Sukowa (deutsche Schauspielerin), Ernst-Hugo Järegård (schwedischer Schauspieler) und Eddie Constantine. Ebenfalls spielt Udo Kier (deutscher Schauspieler) mit. Lars von Trier hat einen Kurzauftritt als gekaufter Jude. Der Film ist nach allen Handwerksregeln der Filmregie gedreht: Er wechselt gekonnt vom Schwarz-Weiß-Film immer wieder in den Farbfilm und zurück. Es wird mit Überblendungen gearbeitet. "Europa" ist sozusagen die Antithese zu den späteren Dogmafilmen des Lars von Trier.
Handlung
Leopold Kessler, ein deutschstämmiger, junger Amerikaner (Jean-Marc Barr), emigriert in das vom zweiten Weltkrieg zerstörte Deutschland, um beim Wiederaufbau des Landes zu helfen, wobei es sich um seine Kriegsdienst-Ersatzleistung handelt. Sein deutscher Onkel (Ernst-Hugo Järegård) besorgt ihm einen Job als Schlafwagenschaffner. Unter der Leitung seines Onkels wird er in seine Aufgaben eingeweiht. Wenn er nicht gerade gemeinsam mit seinem Onkel einen Schlafwagen betreut, schläft er in Sälen, aus denen er nicht mal hinaussehen darf. Alle Szenen spielen in der Nacht und bis auf wenige Ausnahmen im Zug. Sowohl der Hauptakteur als auch der Zuschauer sieht nichts von Deutschland, geschweige denn von Europa. Auf seinen Fahrten lernt Leopold Katharina (Barbara Sukowa), die Tochter des nationalsozialistisch belasteten Bahnlinienchefs Max Hartmann (Jørgen Reenberg) kennen, die ihn umgarnt und zum Abendessen in ihrer Familienvilla einlädt. Hier lernt er ihren Vater, den Besitzer der Bahngesellschaft Zentropa, ihren schwulen Bruder (Udo Kier), den Familienpastor und einen amerikanischen Oberst (Eddy Constantine) kennen. (Zentropa ist der Name der Filmfirma Lars von Triers und erinnert an die deutsche Speisewagengeselllschaft Mitropa). Während er als Ausländer versucht, die gesellschaftlichen Regeln zu verstehen, wird er immer mehr zum Spielball seiner vermeintlichen Förderer. Hier tritt Lars von Trier in einer kleinen Rolle als jüdischer Mitbürger, der dem Bahnlinienchef zu einem "Persilschein" verhilft, einmalig selber auf.
Es gelingt von Trier in diesem Film, eine geheimnisvolle Stimmung zu erzeugen, in der deutlich wird, dass es für den jungen Amerikaner nicht möglich ist, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Er liiert sich mit Katharina, die terroristische Nazi-Verbindungen unterhält, gerät selbst in die politischen Verstrickungen, und es gelingt ihm schließlich nicht, den Anschlag auf eine Rheinbrücke auf der Strecke des Zuges, in dem er arbeitet, zu verhindern. Einprägsam ist die Schlussszene des versinkenden Schaffners. Intertextuelle Bezüge zu Joseph Conrads Roman Heart of Darkness lassen sich im Speaker-Text, von Max von Sydow auf hypnotisch-suggestive Weise gesprochen, erkennen.