„Sprachmanipulation“ – Versionsunterschied
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Sprachmanipulation findet sich in [[kommerziell]]er [[Werbung|Werbesprache]], in [[politisch]]er [[Propaganda]], in [[politische Korrektheit|„politisch korrekter”]] sowie [[Bürokratie|bürokratischer]] [[Amtssprache|Sprache von Behörden]] und [[Massenmedien]], in intern vorgeschriebenen [[Sprachregelung|Sprachregulierungen]] staatlicher und privater Unternehmen und Verbände sowie in der Sprachverwendung von [[Sekte]]n und sektenähnlichen [[Organisation]]en. |
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==Ziele== |
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Version vom 28. Februar 2007, 19:32 Uhr
Sprachmanipulation ist die bewusste Veränderung von Sprache durch bestimmte Interessengruppen, die ihre Denkweisen oder Ideologie forcieren (fördern, verbreiten) oder durchsetzen wollen. Sprachmanipulation erfolgt über den Einsatz emotionaler, wertender oder interpretierender Sprachkomponenten und ist sowohl „Manipulation der Sprache als auch Manipulation durch Sprache.” (Lewandowski, 1980, S.854).
Entstehung
Sprachmanipulation erfolgt bewusst durch Multiplikatoren wie Parteien, Politiker, Journalisten, Interessenverbände und Werbetreibende - Gruppen, die hinsichtlich ihrer Reichweite (Sprachverbreitung) eine privilegierte Stellung innehaben. So verändert beispielsweise eine Partei oder Interessengruppe Sprache, „indem sie eine ihren Interessen dienende politische Sprachregelung anstrebt. Bestimmte Worte [...] müssen zum allgemeinen Sprachgut werden, dann gewinnen sie selbst eine politisch und ideologisch organisierende Funktion.” (G. Klaus, 1968). Langfristig kann aber auch die unbewusste und unkritische Übernahme und Verwendung sprachmanipulatorischer Elemente durch individuelle Sprachteilhaber sprachverändernd wirken.
Strategien, Taktiken und Techniken auf den grammatischen Sprachebenen
Sprachmanipulation kann auf Wort- und Satzebene sowie im semantischen und situativem Kontext erfolgen. Auf allen diesen Ebenen (s. Sprachelemente) kommen u.a. (sprach-)psychologische und rhetorische Wirkungsprinzipien zur Geltung.
Auf Wortebene zeigt sich Sprachmanipulation u.a.
- in der Verwendung von Wörtern mit schwachem denotativem (deskriptivem, informativem, nichtwertendem) „Bedeutungskern” und stark entwickelter konnotativer (emotionaler, wertender) „Hülle” (s.a. Morphem),
- im Gebrauch etablierter Wörter in mehr oder weniger willkürlich geänderter oder neugeschaffener Bedeutung,
- in der Verwendung von Schlagwörtern, Euphemismen und Pejorationen
- in der Neuschöpfung von Wörtern (Neologismen),
- in der Verwendung mehrdeutiger Ausdrücke, und
- in der Verwendung des einbeziehenden und vereinnahmenden pluralis auctoris (z.B. „wir”).
Auf Satzebene charakterisiert sich Sprachmanipulation v.a. durch die Verwendung
- von „Phrasen” (also Gemeinplätzen, Floskeln und Slogans),
- von Selbstaufwertung und Abwertung von „Gegnern”,
- von Strategien zur Förderung von Wahrnehmung und Urteilsbildung im gewünschten Sinne,
- von Zitaten (vermeintlicher) „Autoritäten”,
- von Stereotypen (im soz.-wiss. Kontext) und
- von Leerformeln (Topitsch: „Scheinaussagen mit extrem allgemeiner Bedeutung”).
Im semantischen und situativem Kontext einer Äußerung können sowohl Selektion als auch Kombination von Informationen sprachmanipulativ verwendet werden.
Ziele
Sprachmanipulation erfolgt mit dem Ziel der Herstellung und Veränderung verbreiteter Einstellungen und Meinungen bis hin zur Sanktionierung eines von einer vorgegebenen Linie abweichenden (Sprach-)Verhaltens.
Folgen
Sprachmanipulationen und -regulierungen sind Faktoren, die die Unterschiede zwischen individuellem und veröffentlichtem Sprachgebrauch verursachen, erhalten und vergrößern.
Weiterführende Hinweise
Querverweise
- Konnotation
- Euphemismus und Euphemismus-Tretmühle
- Persuasive Kommunikation
- Phrase
- Politische Korrektheit
- Propagandasprache
- Sprachnorm
- Sprachregelung
- Werbung
Weblinks
- http://www.philognosie.net/index.php/article/articleview/264/
- http://www.magic-point.net/fingerzeig/manipulation/sprachmanipulation/sprachmanipulation.html
- http://www.magic-point.net/fingerzeig/manipulation/rhetorische_mittel/rhetorische_mittel.html
- http://www.rhetorik.ch/Beeinflussen/Beeinflussen.html
- http://www.linse.uni-essen.de/linse/rezensionen/erstsemesterrezensionen/betz.html
Literatur
- Walter Dieckmann: Überzeugung oder Überredung? 1964
- Walter Dieckmann: Sprache in der Politik. 1969
- Hans-Dieter Fischer: Manipulation - Persuasion - Sprache. Eine Arbeitsbibliographie. 1995.
- Gustave Flaubert: Das Wörterbuch der gemeinen Phrasen. Hg. Eichborn, Berlin, 2005. ISBN: 3-8218-0741-5
- G. Klaus: Die Macht des Wortes, 1968
- W. Klute: Text und Tendenz. Informationen für ein defensives Lesen, o.J.
- Theodor Lewandowski: Linguistisches Wörterbuch. Heidelberg, 1980. UTB 300
- Topitsch, Ernst (1960): Über Leerformeln. Zur Pragmatik des Sprachgebrauchs in *Philosophie und politischer Theorie; in: ders. (Hrsg.); Probleme der Wissenschaftstheorie
- Gerhart Wolff: Sprachmanipulation. Dortmund, 1978