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Version vom 1. Januar 2007, 01:15 Uhr

Vincent van Gogh (Selbstbildnis 1886–1887)
Geburtshaus in Zundert. Van Gogh wurde in dem Zimmer geboren, aus dem die Flagge weht.

Vincent Willem van Gogh [vɑnˈxɔx] (* 30. März 1853 in Groot-Zundert (heute: Zundert) bei Breda, Niederlande; † 29. Juli 1890 in Auvers-sur-Oise, Frankreich) gilt als einer der Begründer der modernen Malerei. Der gebürtige Niederländer wurde vor allem von französischen Künstlern beeinflusst. Er hinterließ rund 800 Gemälde und über 900 Zeichnungen, die allesamt in den letzten zehn Jahren seines Lebens entstanden waren. Während er zu Lebzeiten nur wenige Bilder verkaufen konnte, erzielten seine Werke seit den 1980er Jahren bei Auktionen Rekordpreise. Darüberhinaus hat der Maler einen umfangreichen Briefwechsel geführt, der nicht nur Hinweise auf sein malerisches Werk gibt, sondern teilweise auch literarisches Niveau erreicht. Van Goghs Werke übten starken Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen aus, wobei dies bei Künstlern des deutschen Expressionismus am deutlichsten sichtbar wird.

Lebenslauf

Jugend und Ausbildung

Vincent van Gogh war der erste Sohn des Pfarrers der niederländisch-reformierten Kirche Theodorus van Gogh und der Buchbindertochter Anna Cornelia, geb. Carbentus, (1819–1907). Vincent hatte fünf Geschwister: Anna Cornelia, Theo van Gogh (Kunsthändler)Theodorus, Elisabeth Huberta, Wilhelmina Jacoba und Cornelius Vincent van Gogh. Er besuchte von 1861–64 die Dorfschule in Zundert und wechselte dann in das Internat von Jan Provily in Zevenbergen, wo er Französisch, Englisch und Deutsch erlernte und seine ersten Zeichenversuche machte. 1866-68 war er Schüler der Internatsschule von Tilburg. 1869 begann Vincent eine Ausbildung in der Den Haager Filiale der Pariser Kunsthandlung Goupil & Cie, bei der sein Onkel Cent einer der Teilhaber war.

Die Familie von Vincent van Gogh – seine Eltern und Geschwister

Er wohnte in Den Haag zur Untermiete und unterhielt einen regen Kontakt mit den in der Stadt lebenden Verwandten seiner Mutter. Da der Leiter der Filiale mit den Leistungen seines Lehrlings sehr zufrieden war, wurde Vincent im Sommer 1873 mit einem guten Zeugnis in die größere Londoner Filiale versetzt. Nach einem Besuch bei seinen, inzwischen nach Helvoirt in Brabant umgezogenen Eltern, fuhr Vincent nach Paris. Tief beeindruckt von den Gemäldesammlungen des Louvre und anderer Ausstellungen reiste er weiter nach London, wo er sich im Stadtteil Brixton ein Zimmer in einer Pension mietete. Seine Zimmerwirtin war die aus Südfrankreich stammende Ursula Loyer, die dort mit ihrer Tochter Eugenie wohnte und eine frühe Form eines Kindergarten betrieb. In seiner Freizeit besuchte er die Kunstmuseen der Stadt und beschäftigte sich mit den Bildern von Thomas Gainsborough, Joshua Reynolds, John Constable und William Turner. Es entstanden verschiedene Zeichnungen nach Londoner Motiven. Im Sommer 1874 verbrachte er einen kurzen Urlaub bei seinen Eltern, denen erstmals eine Wesensveränderung an ihrem Sohn auffiel. Die heitere und optimistische Lebenseinstellung hatte sich zu einer eher ernsten und grüblerischen Wesensart gewandelt. Vincent erzählte seinen Eltern von seiner unglücklichen Verliebtheit zu der Tochter seiner Vermieterin. Zurück nach London fuhr er mit seiner Schwester Anna, die sich dort eine Anstellung suchen wollte. Sie wechselten die Wohnung innerhalb Londons, was aber keine Gemütsaufhellung bei Vincent hervorrief. Er begann, sich intensiv mit der Bibel zu beschäftigen und ließ sich im Oktober 1874 in die Pariser Filiale versetzen. Da die Versetzung keine Veränderung bewirkte, reiste Vincent am Ende des Jahres noch einmal nach London, kehrte aber im Mai 1875 endgültig in das Pariser Stammhaus zurück. Hier fiel er Kunden und Kollegen durch eine von religiösen Strukturen beeinflusste radikale Kunstauffassung negativ auf. Anfang 1876 wechselte in seiner Firma der Besitzer. Die künstlerischen Grundanschauungen zwischen Vincent und den neuen Besitzern erwiesen sich als unvereinbar, was zu Vincents eigener Kündigung im April 1876 führte.

Vincent van Gogh, 1872

Noch einmal kehrte er nach England zurück. In der Privatschule des Reverend Stokes in Ramsgate, später in Isleworth, bekam er eine unbezahlte Anstellung als Hilfslehrer für die Fächer Französisch, Deutsch und Arithmetik gegen freie Kost und Logis. Eine schlecht bezahlte Stelle fand er bei dem Methodisten-Pfarrer Jones als Lehrer und Hilfsprediger. Seine erste, mit großer Begeisterung gehaltene Predigt im November 1876, markierte Vincents kompromisslose Hinwendung zum Evangelium. Gleichzeitig verstärkte sich sein Interesse an der Malerei. Nach dem Weihnachtsurlaub bei seinen nach Etten versetzten Eltern, überredeten diese ihn, nicht mehr nach England zurückzukehren.

Hinwendung zur Kunst

Es folgte ein dreimonatiger Aufenthalt in Dordrecht, wo sich Vincent als Gehilfe in einer Buchhandlung verdingte. Im Frühjahr 1877 fuhr er nach einer Aussprache mit seinen Eltern nach Amsterdam, um sich auf die Aufnahmeprüfung der Theologischen Fakultät vorzubereiten. Er wohnte bei seinem Onkel Johannes und erhielt Unterricht in Latein, Griechisch und Theologie. Da ihm die Studien sehr schwer fielen und er der Meinung war, dass viele theologische Formalien für die Verbreitung des christlichen Glaubens an die Menschen überflüssig seien, beendete er den Versuch, Theologie zu studieren. Stattdessen reiste er im Juli 1878 nach Brüssel und besuchte ein dreimonatiges Seminar für Laienprediger, wurde aber in der Abschlussprüfung als ungeeignet eingestuft.

Ab Dezember 1878 lebte er in der Borinage, einem südbelgischen Steinkohlerevier, in dem die Menschen in extremer Armut und dürftigsten Lebensbedingungen wohnten. Er ließ sich zuerst in Pâturages bei Mons nieder, später lebte er in Wasmes und Cuesmes. Er half Kranken und las Bergarbeitern aus der Bibel vor. Da er meinte, nicht das Recht auf bessere Lebensbedingungen als die von ihm betreuten Menschen zu haben, verschenkte er alles Entbehrliche an noch Bedürftigere und lebte bis zum Juli 1880 unter äußerst ärmlichen Bedingungen. Es entstanden viele Zeichnungen von den Bergleuten und ihren Arbeitsbedingungen. Obwohl sein Bruder, inzwischen erfolgreicher Kunsthändler in Paris, seine Lebensweise missbilligte, schickte er ab dem Sommer 1880 regelmäßig Geld zum Lebensunterhalt. Er behielt dies bis zu Vincents Lebensende bei. Im Herbst 1880 entschloss sich Vincent van Gogh endgültig, Künstler zu werden.

Die Holländische Periode

Im Oktober begann Vincent ein halbjähriges Studium in den Fächern anatomisches- und perspektivisches Zeichnen an der Kunstakademie Brüssel.

Er kehrte im April 1881 zu seinen Eltern in das Pfarrhaus nach Etten zurück. In den Sommerferien bekam die Familie Besuch von Kee Vos, Vincents Kusine. Der über mehrere Wochen geplante Besuch endete vorzeitig mit der Abreise von Kee und ihrem Sohn nach Amsterdam, da sich Vincent in sie verliebte und es zu unerwiderten Annäherungsversuchen seinerseits kam. Um sich den Vorwürfen seiner Familie zu entziehen, besuchte Vincent seinen Onkel, den Maler Anton Mauve, in Den Haag und bat ihn um Unterstützung seiner künstlerischen Ziele. Dieser führte Vincent in die Technik der Aquarellmalerei ein und schenkte ihm die dafür notwendigen Materialien.

Zurück in Etten entstanden eine Reihe von Aquarellen und weitere Zeichnungen, sowie die ersten Ölmalereien. Er fuhr im Dezember 1881 nach Amsterdam in dem vergeblichen Versuch, Kee Vos noch einmal zu treffen.

Im Januar 1882 zog er nach Den Haag und studierte intensiv bei seinem Onkel Mauve. Die Ausbildung endete abrupt im März, da Mauve in alter Tradition darauf bestand, dass Vincent seine Fähigkeiten anhand von Gipsmodellen verbesserte, dieser aber der Meinung war, dass nur das Zeichnen in der Natur und nach lebenden Modellen ihn weiterbringen würde. Sein Onkel Cornelis bestellte zwanzig Federzeichnungen mit Stadtansichten von Den Haag und verkaufte sie erfolgreich in seiner Kunsthandlung. Vincent lernte die Prostituierte Clasina Maria Hoornik kennen, die er nur 'Sien' nannte, mit der er längere Zeit zusammenlebte und die ihm auch Modell stand. Im Sommer kehrte er in das Atelier von Mauve zurück. Er beschäftigte sich mit der Technik der Ölmalerei und den Problemen der Farbtheorie. Seine Palette war wie in der ganzen Holländischen Periode mit dunklen, erdigen Farben durchsetzt.

Um sich völlig der Malerei zu widmen, trennte er sich von Sien und zog in die Nordholländische Provinz Drenthe in das Moordorf Nieuw Amsterdam, westlich von Hoogeveen. Die einsame Landschaft bedrückte und faszinierte ihn, ebenso wie den deutschen Maler Max Liebermann, der in dem Dorf Zweeloo, ca. 13 km nord-östlich von Nieuw Amsterdam, gelebt und gearbeitet hat.

Von der Einsamkeit überwältigt, kehrte Vincent im Dezember zu seinen Eltern nach Nuenen zurück, wo er bis zum November 1885 blieb und wo fast zweihundert Gemälde entstanden. Er bezog ein Atelier neben dem Pfarrhaus, wo er den Auftrag des Goldschmiedes Charles Hermans aus Eindhoven ausführte, der sein Esszimmer mit sechs Bildern verschönern wollte. Ab Oktober 1884 hatte er auch einige Amateurmaler aus Eindhoven als Schüler. Eine Affäre mit Margot Begemann wurde nach einem Selbstmordversuch der jungen Frau beendet. Vincents Familie betrauerte am 26. März 1885 den Tod des Vaters. Sein Gemüt wurde hiervon schwer belastet. Im April entstand mit dem Gemälde Die Kartoffelesser das Hauptwerk seiner Holländischen Periode. Im Schaufenster des Farbenhändlers Leurs in Den Haag wurden erstmals Werke von Vincent ausgestellt.

Im November 1885 zog er nach Antwerpen, wo er im Januar an der Ecole des Beaux-Arts an den Zulassungsprüfungen teilnahm. Da inzwischen die Pariser Kunstwelt auf die Bilder Vincents aufmerksam geworden war, beschloss er, im Pariser Atelier von Fernand Cormon Unterricht zu nehmen und verließ Antwerpen noch vor der Bekanntgabe der für ihn negativen Prüfungsergebnisse im März 1886. Er kehrte nicht mehr nach Belgien und Holland zurück.

Paris

Erst nach seiner Ankunft in Paris unterrichtete Vincent seinen Bruder Theo von seiner Absicht, sich in Frankreich niederzulassen und wurde von ihm in seine ohnehin schon beengte Wohnung aufgenommen. Theo war Leiter einer Galerie der Firma Boussod & Valadon, den Nachfolgern der Firma Goupil.

Unverzüglich nahm er seine Studien im Atelier von Fernand Cormon auf. Hier lernte er seine Malerkollegen Toulouse-Lautrec und Bernard kennen. Durch Theos Kontakt fand Vincent Zugang zum Impressionismus und den wichtigsten Vertretern Renoir, Pissarro, Degas, Signac, Sisley, Monet und Seurat. Unter ihrem Einfluss wurde seine erdig-dunkle Palette heller und sonniger. Es entstanden in den folgenden zwei Jahren über zweihundert Gemälde mit Motiven aus dem Stadtleben von Paris, der Seine und dem ländlichen Umfeld. Ein Höhepunkt sind die zahlreichen Selbstporträts, die Generationen von Psychiatern zu variationsreichen Deutungen veranlassen. Ein zentraler Treffpunkt der Impressionisten war neben dem Geschäft des Künstlerbedarfshändlers Julien »Père« Tanguy das „Café du Tambourine“ am Boulevard de Clichy, mit deren Besitzerin, Agostina Segatori, Vincent eine Affäre hatte und von der er ein Porträt malte. Er stellte mit einigen Kollegen dauerhaft Bilder im Café aus. Einer der Künstler war Paul Gauguin, der vorher in Pont-Aven in der Bretagne gelebt hatte. Gauguin, der mit einem ebenso schwierigen Charakter wie Vincent ausgestattet war, lehnte den Impressionismus als künstlerische Verirrung ab, lobte aber Vincents Gemälde als „ehrliche und wahre Kunst“ und prophezeite, dass „die Welt von seinen Bildern reden wird“. Die differierenden künstlerischen Meinungen führten zu hitzigen, bis in die späten Nachtstunden dauernden Diskussionen zwischen den Künstlern. Auch Vincent experimentierte mit neuen Maltechniken. So entstanden einige Gemälde im Stil des Pointillismus, von Gauguin als „Wissenschaftskleckserei“ verspottet, wurden aber von Vincent als für ihn falscher Weg erkannt. Aussichtsreicher waren die Versuche mit „Japonaiserien“, Gemälde nach japanischen Farbholzschnitten. Besonders fasziniert war er von den Bildern Katsushika Hokusais. Von Tanguy erhielt er im Frühjahr 1887 zwei Porträtaufträge, so dass der Pariser Aufenthalt in künstlerischer Hinsicht glücklich und fruchtbar verlief.

Problematischer entwickelte sich das Zusammenleben der Brüder van Gogh. Aus der engen Wohnung zogen sie im Juni 1886 in die Rue Lepic 54 um, wo Vincent ein eigenes Atelier zur Verfügung stand. Er warf Theo vor, sich nicht hinreichend um den Verkauf seiner Bilder zu bemühen. Ein sicher unfairer Vorwurf, denn trotz aller Versuche war der aktuelle Kunstgeschmack des Pariser Publikums gegen Vincents Kunst, wie auch die Bilder der Impressionisten überwiegend abgelehnt wurden. Dies war einer der Gründe die ihn veranlassten, Paris im Februar 1888 in Richtung Provence zu verlassen. Auch der Einfluss von Gauguin, der von einem späteren Umzug in das vermeintliche Paradies der Südsee träumte und über die Lebenskraft der Sonne philosophierte, trug dazu bei. Ein weiterer Grund lag in der Faszination, die die japanische Kunst auf Vincent ausübte. Die hellen, farbigen Holzschnitte inspirierten ihn, eine 'japanische' Landschaft zu suchen und in seinen Vorstellungen vom Süden glaubte er sie zu finden.

Arles

Sein erstes Zwischenziel war die alte Römerstadt Arles, die ihn allerdings nicht mit der Glut des Südens, sondern mit Schnee und Kälte empfing. Analog zu einem winterlichen japanischen Holzschnitt vom Fujijama entstanden Gemälde der verschneiten Arlenser Landschaft. Entgegen seiner ursprünglichen Absicht nach Marseille weiterzureisen, richtete sich Vincent im Frühjahr 1888 auf einen längeren Aufenthalt in Arles ein. Mit der zunehmenden Wärme vergrößerte sich seine Begeisterung für das Licht des Südens, und er steigerte sich in einen beispiellosen Arbeitsrausch hinein, der durch eine stetige finanzielle Unterstützung seines Bruders Theo ermöglicht wurde. Es war Vincents fruchtbarste Schaffensperiode mit der Entstehung seiner heute berühmtesten Bilder. So malte er im April die Serie blühender Obstbäume, die den Betrachter noch heute mit ihrer Licht- und Farbintensität berauschen. Zum Gedenken an seinen kurz vorher in Holland verstorbenen Lehrer Anton Mauve, signierte er sein bekanntes Bild Blühender Pfirsichbaum mit dem Zusatz „Souvenir de Mauve“.

Obwohl Vincent zahlreiche Bilder zu seinem Bruder nach Paris schickte, war die Lagermöglichkeit in seinem Zimmer bald erschöpft. Er mietete im Mai den rechten Flügel des aufgrund seines Außenanstrichs 'Gelbes Haus' genannten Gebäudes mit vier Zimmern. Es fehlte ihm aber an Geld für die Möblierung und so wurden die Räume bis zum September nur als Lagerraum für seine Bilder genutzt. Die verstärkte Zeichentätigkeit ab dem Sommer ist auf die begrenzten Geldmittel zurückzuführen.

Fahrten in die Umgebung von Arles führten ihn auch in den Wallfahrtsort Saintes-Maries-de-la-Mer wo die Skizzen zu seinen Fischerbooten am Strand von Saintes-Maries entstanden, die er als Vorlage für die im Atelier gemalten Gemälde nutzte. Die Brücke von Langlois erinnerte ihn sicher an seine holländische Heimat. Inzwischen hatte er auch zu einigen Einwohnern der Stadt einen engeren Kontakt, und sie stellten sich ihm gerne als Modell zur Verfügung. So entstanden beispielsweise die Meisterwerke Der Zuave, L'Arlésienne: Madame Ginoux und Der Landbote Joseph Roulin. Im August malte Vincent die Bilderserie der Sonnenblumen, die am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts in die Geschichte der Kunstauktionen eingingen.

Ende Juli starb sein Onkel Vincent in Holland und hinterließ Theo eine beträchtliche Summe seines im Kunsthandel erworbenen Vermögens unter ausdrücklicher Ignorierung Vincents. Theo überwies ihm trotzdem eine größere Summe dieser Erbschaft, die Vincent ab September endlich in die Lage versetzte, die Möblierung des gelben Hauses abzuschließen. Dadurch trat sein Traum, mit seinen befreundeten Kollegen aus Paris eine Künstlerkolonie ein 'Atelier du Midi' zu gründen, wieder in den Vordergrund. Die Resonanz seiner Pariser Freunde war allerdings negativ und stürzte Vincent wieder in eine depressive Krise. Lediglich Paul Gauguin, der mittellos wieder in Pont-Aven wohnte, sagte nach längerem Zögern zu, als Theo seine Reisekosten nach Arles übernahm.

Vincents Bilder hatten sich im September sichtbar verändert. Es entstanden, in teils bedrohlich wirkenden Farben, die Nachtbilder Terrasse des Cafés an der Place du Forum in Arles am Abend, Das Nachtcafé an der Place Lamartine in Arles und Sternennacht über der Rhone. Auch sein für die bevorstehende Ankunft von Gauguin gemaltes und ihm gewidmetes Selbstbildnis wirkte mit seinen kühlen Farben wenig lebensfroh.

Vincent veränderte hektisch das Gelbe Haus für Gauguins Ankunft. Er strich das für ihn bestimmte Zimmer neu und hängte seine Sonnenblumenbilder auf, um eine harmonische Atmosphäre zu schaffen. Jedoch zeigte sich schon kurz nach Gauguins Ankunft am 23. Oktober, dass die gegenseitigen Auffassungen sowohl in künstlerischen Fragen wie auch im Bereich der menschlichen Kommunikation nicht vereinbar waren. Die Tage des exakt zwei Monate dauernden Zusammenlebens waren oft mit heftigen Diskussionen, Streit und Verbitterung ausgefüllt. Zum endgültigen Bruch kam es am 23. Dezember. Nach einem neuerlichen abendlichen Streit verließ Gauguin das Haus mit der Drohung, Arles am nächsten Tag zu verlassen. Kurze Zeit später folgte ihm Vincent hinterher. Sehr viel später behauptete Gauguin, er sei von Vincent mit einem Rasiermesser bedroht worden, jedoch erwähnte er am folgenden Tag diesen angeblichen Umstand mit keinem Wort. Vincent kehrte nach Hause zurück und fügte sich in einem, möglicherweise durch verzweifelte Aggression gegen sich selbst gerichteten Anfall, eine Verletzung am Ohr zu. Es handelte sich jedoch vermutlich nicht um eine vollständige Abtrennung der von mehreren Arterien durchbluteten Ohrmuschel, da er diese Verletzung auf Grund des zu erwartenden hohen Blutverlustes kaum überlebt hätte. Vincent überreichte nach seiner Selbstverletzung einer Prostituierten in einem Taschentuch einen Teil seines Ohres, möglicherweise das Ohrläppchen. Von dieser Frau alarmiert, fand die Polizei Vincent blutend und bewusstlos im Bett und veranlasste seine Einlieferung in das örtlichen Krankenhaus. Theo van Gogh wurde von Gauguin vor dessen Abreise benachrichtigt und fuhr sofort nach Arles an Vincents Krankenbett. Er erfuhr von dem behandelnden Arzt, dass neben der Verstümmelung auch mehrere Schübe von nicht näher definierten Anfällen behandelt worden seien und dass Vincent auf dem Wege der Genesung sei.

Da es weder für die Art der Selbstverletzung, noch die der Krankheit zeitgenössische, gesicherte Zeugnisse gibt, existieren hierüber seit langer Zeit verschiedenen Theorien und Thesen. Vincent selber sprach in einigen Briefen von epileptischen Anfällen, aber auch der hohe Konsum von Absinth könnte zum Krankheitsbild beigetragen haben. Einige Ärzte halten hingegen die Ménière-Krankheit für die wahrscheinlichste Ursache seiner Symptome. [1]

Vincent wurde noch einige Male bis zu seiner Abreise aus Arles im Mai 1889 mit Erfolg im Krankenhaus behandelt, wobei sich sein Zustand zunehmend verbesserte. Auslöser dieser Abreise war eine Petition von Bürgern an den Bürgermeister mit der Bitte, Vincent auf Grund der Ereignisse vom Dezember sowie seines 'unheimlichen' Verhaltens im Krankenhaus zu internieren. Obwohl seine Freunde zu ihm hielten, verließ Vincent tief gekränkt die Stadt und begab sich auf Empfehlung seines Arztes in die unweit von Arles gelegene Nervenheilanstalt Saint-Paul-de-Mausole in Saint-Rémy-de-Provence.

Saint-Rémy

Die Kleinstadt Saint-Rémy de Provence liegt am Fuß der Alpilles einige Kilometer von Arles entfernt, auf halben Weg nach Avignon. In einem aus dem zwölften Jahrhundert stammenden Kloster war eine Klinik untergebracht, in der Patienten behandelt wurden, die mit dem damaligen Wissensstand als geisteskrank galten.

Als Vincent dort am 8. Mai 1889 als Patient zwei Zimmer bezog, diagnostizierte Doktor Théophile Peyron in einer ersten Diagnose eine Form von Epilepsie. Nach der heute überwiegenden Meinung muss es sich jedoch um eine psychische Erkrankung gehandelt haben. Vincent richtete sich in einem Zimmer ein Atelier ein, und malte einige Bilder des vor dem Fenster liegenden Gartens im Innenhof des Gebäudes. Diese Aktivität verbesserte seinen Zustand deutlich. Anfangs durfte Vincent in Begleitung seines Pflegers Georges Poulet die Klinik verlassen, um in der reizvollen Umgebung von Saint-Rémy unter freiem Himmel zu malen. Es entstanden Bilder von Feldern in kräftigen gelben Farben, Olivenbäumen, Schwertlilien und Zypressen. Unterbrochen von kleineren Anfällen und gelegentlichem Aussetzen seiner Erinnerung arbeitete er unermüdlich ohne intensivere Kontakte zu Menschen außerhalb der Klinik.

Im Juni malte er die als Hauptwerk dieser Periode geltende Sternennacht. So dynamisch und ungewöhnlich ist die Maltechnik dieses Bildes, dass gelegentlich die Meinung zu hören ist, in dem Bild sei bereits eine Vorahnung des im Juli erfolgenden Rückfalls abzulesen. Während einer Phase geistiger Umnachtung versuchte er, Farben aus seinen Farbtuben und Lösungsmittel zu verschlucken. Dieser Zusammenbruch mit schrecklichen Halluzinationen und einer nachfolgenden tiefgehenden Depression verhinderte für die nächsten sechs Wochen jegliche weitere Tätigkeit außerhalb des Krankenhausbereichs. Nach dem Abklingen der Symptome fürchtete Vincent die Einsamkeit während seiner Arbeit in der Landschaft und verließ das Krankenhausgelände nicht mehr. Vor den deprimierenden Eindrücken der dunklen Gänge und kargen Zimmern mit ihren vergitterten Fenstern flüchtete er sich in die selbstgewählte Isolation in seinen Krankenräumen, die er mit Kopien seiner früher gemalten Werke und einer Serie von sechs Selbstbildnissen füllte, die für Psychoanalytiker und Psychiater eine wertvolle Quelle zur Diagnose seines Seelenzustandes sind. Manche Psychiater diagnostizierten aus seinem Briefwechsel, seiner extrem unterschiedlichen Schaffenskraft, den verwendeten Begriffen des Leiters der Anstalt und den Bildern van Goghs eine manisch-depressive Erkrankung (bipolare affektive Störung).

In den folgenden Monaten bis zum Mai 1890 entstanden Bilder mit religiösen Themen sowie Kopien nach Bildern und Zeichnungen von Rembrandt, Delacroix und Millet. Im Februar 1890 erfuhr Vincent von dem ersten längeren Artikel über sein Gesamtwerk in einer renommierten Kunstzeitschrift. Der Kunstkritiker Albert Aurier hatte in der Januarausgabe der Zeitschrift 'Mercure de France' einen Artikel mit dem Titel 'Les Isolés, Vincent van Gogh' geschrieben. Gleichzeitig erhielt Vincent die Nachricht über den Verkauf seines Bildes Der rote Weinberg an die Malerin Anna Boch in Brüssel. Auf dem sechsten 'Salon des Independants' in Paris war er mit zehn Gemälden vertreten, die mit viel wohlwollender Aufmerksamkeit besprochen wurden. Möglicherweise infolge dieser Nachrichten erlitt Vincent einen neuen schweren Anfall, der diesmal für zwei Monate bis zum April anhielt.

Freunde von Theo van Gogh machten ihn auf den Arzt und Kunstsammler Dr. Paul Gachet in Auvers-sur-Oise in der Nähe von Paris aufmerksam. Dieser Arzt war bereit, sich um Vincent zu kümmern, der nach dem Abklingen des schweren Anfalls fest entschlossen war, das Krankenhaus Saint-Paul-de-Mausole zu verlassen. Über Paris reiste Vincent im Mai 1890 nach Auvers-sur-Oise.

Die letzten Monate

In Paris lernte Vincent seine neue, seit April 1889 mit Theo verheiratete Schwägerin Johanna (Jo) Gesina van Gogh-Bonger und seinen Neffen Vincent Willem kennen. Sie verbrachten harmonische Tage zusammen, besuchten Künstlerkollegen und Freunde und gingen in einige Ausstellungen. Nach nur drei Tagen war Vincent jedoch durch die hektische Betriebsamkeit des Pariser Lebens überfordert, und er reiste überstürzt nach Auvers weiter.

Bruder Theo van Gogh
Die Gräber von Vincent und Theo van Gogh in Auvers-sur-Oise

Sein erstes Zimmer bezog er im Gasthof Saint-Aubin, von wo er nach kurzer Zeit in das Haus der Familie Ravoux umzog. Der kleine ländliche Ort am Rande von Paris gab ihm die nötige Ruhe, um zu seiner kreativen Meisterschaft zurückzufinden. Sofort nach seiner Ankunft nahm er seine Arbeit in einer ungeahnten Intensität wieder auf. Während in dem einen Jahr in Saint-Rémy über einhundertvierzig Gemälde entstanden, waren es in den ihm noch verbleibenden drei Monaten in Auvers über achtzig Bilder und ebensoviele Zeichnungen. In seinem Schaffensrausch scheint es, als hätte er gespürt, dass ihm nur noch eine begrenzte Zeit für die Vollendung seines Lebenswerkes blieb. Es entstanden viele Impressionen des Dorfes, seiner Häuser, der Kirche und Porträts einiger Bewohner. Zu Doktor Gachet, der ihn liebevoll betreute, sowie zu dessen Tochter Marguerite und dem Sohn Paul entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung. Die aufschlussreichen Porträts des Arztes gehören zu den Hauptwerken seiner Zeit in Auvers. Über diesen freundschaftlichen Kontakt hinaus gelang es ihm aber auch in Auvers nicht, sich heimisch zu fühlen. Es kam zu keinen intensiveren Begegnungen mit anderen Menschen. Trotzdem waren diese Wochen die glücklichste Zeit seiner letzten Jahre. Dazu trug sicher auch der wachsende Bekanntheitsgrad und eine ansteigende Anerkennung in Kunstkreisen bei. Hier in Auvers dachte Vincent sogar über eine ständige Wohnung und eine Neuauflage des 'Gelben Hauses von Arles' nach. Seine krankheitsbedingten Anfälle blieben aus und Doktor Gachet war überzeugt, ihn dauerhaft heilen zu können.

Am 6. Juli besuchte er seinen Bruder Theo in Paris. Er kam zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Es gab Differenzen zwischen Theo und den Inhabern der Kunsthandlung, sein Neffe Vincent Willem war schwer erkrankt und Theos Wohnung wurde, auch hervorgerufen durch eine immense Zahl unverkaufter Gemälde Vincents, wieder einmal zu eng. Nach einem Streit brach Vincent seinen Besuch ab und kehrte deprimiert nach Auvers zurück. Die optimistische Lebensfreude der vergangenen Wochen wich wieder depressiveren Zügen in seinen Briefen und Bildern. Seine Stimmungsschwankungen und Phasen tiefer Traurigkeit verstärkten sich. Neben Bildern mit immer dunkler gefärbten Regenwolken wie Weizenfeld unter einem Gewitterhimmel oder Heuschober an einem Regentag stehen lebensfrohere Bilder wie das am Nationalfeiertag entstandene Das Rathaus von Auvers am 14. Juli 1890. Doch trotz einiger Rückschläge gab es für die kommenden dramatischen Geschehnisse scheinbar keine Anzeichen. In seinem letzten Brief an Theo vom 23. Juli bat er noch um die Zusendung von Farben und Leinwand.

Am Abend des 27. Juli kehrte Vincent nach Hause zurück. Seine Wirtsleute, die Familie Ravoux, bemerkten, dass Vincent offensichtlich an starken Schmerzen litt und riefen Dr. Gachet und einen zweiten Arzt. Es wurde bald festgestellt, dass sich eine Pistolenkugel in Vincents Brust befand und dass es nicht möglich war, sie zu entfernen. Neben der Notversorgung beschränkten sich die Ärzte auf den Versuch einer Schmerzlinderung. Ein Brief Dr. Gachets an Vincents Bruder wurde durch einen Boten nach Paris gebracht und Theo kam sofort nach Auvers an das Sterbebett. Den Tag verbrachten die Brüder mit dem Austausch von Erinnerungen an die gemeinsame Zeit in Holland. Mit den Worten „Ich wünschte, ich könnte so sterben“ verschied Vincent van Gogh in den ersten Morgenstunden des 29. Juli 1890.

Die Beerdigung erfolgte auf dem Friedhof von Auvers im Beisein von Freunden und Künstlerkollegen. Der Sarg war mit Dahlien und den geliebten Sonnenblumen bedeckt. Die Grabrede hielt Dr. Gachet, wurde aber von seinen Tränen am Reden gehindert und brach seine Hommage an den Freund vorzeitig ab.

Theo van Gogh überlebte seinen Bruder um sechs Monate. Nach seinem Tod in Utrecht wurde sein Leichnam im Jahre 1914 umgebettet und an die Seite seines Bruders nach Auvers überführt.

Über die Selbsttötung Vincent van Goghs gibt es zahllose Spekulationen, Mythen und Legenden. Kräftig an der Verklärung mitgewirkt haben Schriftsteller wie Irving Stone, Kunsthistoriker wie Julius Meier-Graefe und auch Vincents Schwägerin Johanna van Gogh-Bonger, die neben ihrer verdienstvollen Tätigkeit als Hauptnachlassverwalterin und Herausgeberin der ersten Ausgabe der Briefe Vincents, einiges zur Legendenbildung beitrug. Einem breiten Publikum wurde Vincent mit allen Klischees, vor allem durch den Film Vincent Van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft von Vicente Minelli, nahegebracht. Der Selbsttötung Vincent van Goghs liegen sicher eine Reihe verschiedener Auslöser zugrunde. Durch die Heirat Theos und die Geburt des Neffen Vincent Willems fürchtete Vincent zunehmende Probleme in seinen wirtschaftlichen Angelegenheiten. Theo hatte ihm in den vergangenen zehn Jahren mit zahllosen Materiallieferungen und Geldtransfers die intensive Beschäftigung mit der Malerei erst ermöglicht. Eine Verlagerung der Prioritäten hin zu Theos Familie hätte aus Vincents Sicht eine weitere künstlerische Tätigkeit erschwert oder verhindert. Den Zuwendungen des Bruders stand zu dem Zeitpunkt keine realistische Aussicht auf einen Ausgleich durch den Verkauf seiner Bilder gegenüber. Die seelische Belastung durch die anhaltende Erfolglosigkeit war ein häufiges Thema in seinen Briefen. In einigen seiner Briefe deutete er seine Hoffnung an, nach seinem Tode doch noch eine wesentliche Wertsteigerung seiner Gemälde zu erreichen, wie das bei einem seiner Vorbilder Jean-François Millet nach dessen Tod im Jahre 1875 der Fall gewesen war.

Erfolg zu Lebzeiten

Eines der Hauptprobleme von Vincent war der ausbleibende wirtschaftliche Erfolg seiner künstlerischen Tätigkeit. Die Landschaftsstudie Der rote Weinberg die er im November 1888 in Arles malte und 1890 auf einer Kunstausstellung in Brüssel ausstellte, soll dort von der Malerin Anna Boch gekauft worden sein. Im März 1882 hatte Vincent als erste Auftragsarbeit für seinen Onkel Cor, den Kunsthändler Cornelis Marinus van Gogh, eine Serie von zwölf Zeichnungen der Stadt Den Haag angefertigt und mindestens eine davon verkauft. Vincent schreibt in Brief 180: „.. Da kommt C. M. und bestellt zwölf kleine Federzeichnungen bei mir, Ansichten vom Haag, weil er einige, die fertig waren, gesehen hat für einen Reichstaler das Stück. Preis von mir bestimmt ..“. Für den Goldschmied Charles Hermans aus Eindhoven entwarf er im August 1884 sechs Bilder die zur Ausschmückung des Esszimmers gedacht waren. Aus Brief 374: „Ich gab ihm zu bedenken, ob sechs Darstellungen aus dem Bauernleben den Appetit der braven Leute, die am Tisch sitzen sollen, nicht mehr anregen würde als die mystischen Herrschaften. [Ursprünglich waren Heiligendarstellungen geplant] Jetzt, nach einem Besuch im Atelier, hat sich der Mann sehr dafür erwärmt.“ In einem anderen Brief schrieb Vincent, für diesen Auftrag tatsächlich bezahlt worden zu sein. Aus einem Geschäftsbrief der Kunsthandlung in der Theo van Gogh Geschäftsführer ist, geht hervor, dass ein Selbstporträt Vincents nach England verkauft worden war.

Der Aufstieg zu dem Maler der teuersten Gemälde aller Zeiten sollte indes erst im nachfolgenden Jahrhundert beginnen.

Malerei

Van Gogh verehrte den Maler Paul Gauguin. Seine Motive waren Landschaften, Räume und Personen, Atmosphären. Es existieren auch viele Selbstportraits.

Typisch an den späteren Werken sind pastoser Farbauftrag (malen mit dick aufgetragenen, pastenähnlichen Farben) und sein spontaner Pinselduktus (Pinselführung), die starke Farbigkeit und Farbsymbolik. Von manchen als "Falschfarben" charakterisiert, da sie kein "realistisches" äußeres Abbild der gemalten Objekte darstellen, sind sie vielmehr Ausdruck für van Goghs Wahrnehmung der Welt, dem Wesen der Dinge. Die Farben entsprechen emotionalen Stimmungen und Konflikten, wahrscheinlich auch intensiverem Farbempfinden, wie es in Manien oft vorkommt. Auch sonst scheint sein Nachtcafe von Leidenschaft und Ruhelosigkeit zu erzählen, die Bilder Straße mit Zypressen oder Sternennacht erscheinen "chaotisch" und voller Dynamik, in Kreisen voller Bewegung strukturiert. Van Gogh gehört aber auch zu den ersten Malern, die den Komplementärkontrast von Farben gezielt einsetzten, was sich beispielsweise in Bildern wie Boote von Saintes-Maries zeigt. Er imitierte die Farbigkeit und Form, transformierte sie jedoch in seine Art der Beobachtung der Welt. Man vermag auch Ausdrucksformen einer bipolaren Störung und seiner zerrissenen Persönlichkeit in solch bewusst starken Farbkontrasten zu sehen. Bilder wie Blick auf Arles unterstreichen seine Verwandtschaft zum Expressionismus. Eines seiner letzten Bilder, Das Getreidefeld mit den Raben wirkt unharmonisch, dissonant und in seiner starken und dennoch nicht fröhlichen Farbigkeit besonders beunruhigend, was auf seinen psychischen Zustand angesichts seines nahenden Suizids hinweisen könnte.

Siehe auch

Quellen

  • Brieven, Hg. Johanna van Gogh-Cohen Gosschalk. 1914; dt. Berlin 1914
  • Verzamelde Brieven van Vincent van Gogh, hg. Vincent Willem van Gogh, Wereld-Bibiotheek, Amsterdam & Antwerpen, 1953, Neuauflage 1974; engl. The Complete Letters of Vincent van Gogh. Little, Brown & Co. 1958, 1978; franz. Correspondence... 1960; dt. Vincent van Gogh. Sämtliche Briefe, hg. Fritz Erpel & übers. Eva Schumann. Henschel-Verlag, Berlin (DDR) 1965 & 1968, Neuauflage: Lamuv Verlag, Frankfurt am Main, 1985
  • Letters of Vincent van Gogh 1886 - 1890, a Facsimile Edition. Scolar Press, London & Meulenhoff, Amsterdam, 1977

Referenzen zu einzelnen Angaben im Text

  1. Ärztezeitung: [1] Ronald Gerste zur wahrscheinlichen Betroffenheit Van Goghs von der Ménière-Krankheit]

Literatur

  • H. P. Bremmer: Vincent van Gogh, Inleidende Beschouwingen. Versluys, Amsterdam, 1911.
  • Jacob Baart-de la Faille: L'OEuvre de Vincent van Gogh, Catalogue raisonné, Tôme 1 - 4. G. van Oest, Paris & Bruxelles, 1928.
  • Jacob Baart-de la Faille: Les Faux van Gogh. G. van Oest, Paris & Bruxelles, 1930.
  • Irving Stone: Lust for life, a novel of Vincent van Gogh, ### 1934; dt. von Mildred Harnack-Fish Vincent van Gogh. Ein Leben in Leidenschaft. Roman-Biographie. Universitas, Berlin, 1936, Neuauflage: Herbig Verlag, 1990. ISBN 3-7766-0798-X. Taschenbuchausgabe Rowohlt Verlag, Reinbek, 2002. ISBN 3-499-11099-7
  • Jacob B. de la Faille: Vincent van Gogh, Preface de Charles Terrasse. Hyperion, Paris, 1939. (auch English und Deutsch)
  • Charles Matton Brooks, jr.: Vincent van Gogh, a Bibliography. Museum of Modern Art, New York, 1942; Reprint 1966.
  • J.-B. de la Faille: The Works of Vincent van Gogh, His Paintings and Drawings, ed. A. M. Hammacher et alt. Meulenhoff, Amsterdam, 1970.
  • Jan Hulsker: Van Gogh door Van Gogh. De brieven als commentaar op zijn werk. Meulenhoff, Amsterdam, 1973.
  • Ingo F. Walther & Rainer Metzger: Vincent van Gogh. Sämtliche Gemälde, Zweibändige Ausgabe, Benedikt Taschen Verlag, Köln 1989. ISBN 3-8228-0396-0
  • Roland Dorn: "Décoration": Vincent van Goghs Werkreihe für das Gelbe Haus in Arles. Georg Olms Verlag, Hildesheim, Zürich & New York 1990. ISBN 3-487-09098-8 (mit ausführlicher Bibliographie)
  • Matthias Arnold: Vincent van Gogh: Biographie. Kindler, München 1993. ISBN 3-463-40205-X
  • Kay Redfield Jamison: Touched with fire. Manic-depressive illness and the artistic temperament, New York 1993. ISBN 0-684-83183-X
  • Carol Zemel: Van Gogh's Progress, University of California Press, Berkeley, Los Angeles & London, 1997. ISBN 0-520-08849-2
  • Stefan Koldehoff: Van Gogh - Mythos und Wirklichkeit. DuMont, Köln 2003. ISBN 3-8321-7267-X
  • Stefan Koldehoff: Vincent van Gogh. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2003. ISBN 3-499-50620-3
  • Uwe M. Schneede: Vincent van Gogh, Leben und Werk. C. H. Beck, München 2003. ISBN 3-406-48010-1
  • D. M. Field: Van Gogh. Verlag EDITION XXL, 2005. ISBN 3-89736-330-5

Filme

Commons: Vincent van Gogh – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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