„Malik-Verlag“ – Versionsunterschied
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* Ulrich Faure: Herzfelde, Im Knotenpunkt des Weltverkehrs - Heartfield, Grosz und der Malik-Verlag 1916-1947, Berlin/Weimar, Aufbau-Verlag, 1992, ISBN 3-351-02400-2 |
* Ulrich Faure: Herzfelde, Im Knotenpunkt des Weltverkehrs - Heartfield, Grosz und der Malik-Verlag 1916-1947, Berlin/Weimar, Aufbau-Verlag, 1992, ISBN 3-351-02400-2 |
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* George Wyland-Herzfelde: Glück gehabt - Erinnerungen, München, Deutscher Taschenbuch Verlag, 2003, ISBN 3-423-24329-5 |
* George Wyland-Herzfelde: Glück gehabt - Erinnerungen, München, Deutscher Taschenbuch Verlag, 2003, ISBN 3-423-24329-5 |
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* Goethe House New York: Malik Verlag - Berlin, Prague, New York (Ausstellungskatalog), New York, 1984 |
* Goethe House New York: Malik Verlag - Berlin, Prague, New York (Ausstellungskatalog), New York, 1984 |
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* Deutsche Akademie der Künste zu Berlin: Der Malik-Verlag - Ausstellung, Berlin, 1967 |
* Deutsche Akademie der Künste zu Berlin: Der Malik-Verlag - Ausstellung, Berlin, 1967 |
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* Michael Hahnewald: Zur kulturpolitischen Funktion des Malik-Verlages 1917-1938. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Leipzig, Univ., Diss. A, 1984 |
* Michael Hahnewald: Zur kulturpolitischen Funktion des Malik-Verlages 1917-1938. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Leipzig, Univ., Diss. A, 1984 |
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Version vom 26. Dezember 2006, 13:19 Uhr
Der Malik-Verlag entstand aus dem Verlag Neue Jugend. Wieland Herzfelde hatte 1916 die Verlagsrechte an der ehemaligen Schülerzeitung „Neue Jugend“ erworben. Nachdem im März 1917 die „Neue Jugend“ verboten wurde, ließ Herzfeldes Bruder John Heartfield einen neuen Verlag unter dem Namen Malik-Verlag eintragen. Zur Irreführung der Zensurbehörden behauptete man, Malik sei der Name eines türkischen Prinzen. Tatsächlich stammt der Name vom Helden eines Buches von Else Lasker-Schüler, das allerdings erst 1919 bei Cassirer veröffentlicht wurde: „Der Malik: Eine Kaisergeschichte mit Bildern“. Herzfelde und Lasker-Schüler waren befreundet.
Die ersten Publikationen des jungen Verlages waren, neben der letzten Ausgabe der Neuen Jugend, die ersten beiden Mappen von George Grosz 1917. 1918 werden, wegen der Kriegsteilnahme Wieland Herzfeldes, keine Publikationen herausgebracht, 1919 ist ein Jahr der Zeitschriften: „Der Gegner“ (Hrsg. Julian Gumperz und Karl Otten) wird übernommen, „Die Pleite“ wird nach ein paar Ausgaben verboten, aber illegal weiter vertrieben. „Jedermann sein eigener Fußball“ erlebte nur eine Ausgabe und wurde sofort verboten. Im Zuge der Verbote wird Wieland Herzfelde in Schutzhaft genommen und verfasst über diese Zeit eine Broschüre. 1920 wird eine Abteilung Dada eingerichtet. In den folgenden Jahren stieg die Buchproduktion ständig an. Neben Autoren wie Upton Sinclair, Franz Jung, Emil Julius Gumbel, Karl August Wittfogel, Franz Carl Weiskopf und Alex Wedding wurden bald auch Werkausgaben von Maxim Gorki, Ilja Ehrenburg und Lew Nikolajewitsch Tolstoi publiziert. Einige Titel Upton Sinclairs und „Der falsche Prinz" von Harry Domela erreichten Auflagen von über 100.000 Exemplaren.
Eines der großen Ziele des Verlages war die Versorgung großer Bevölkerungsschichten mit preiswerten aber qualitativ hochwertigen Büchern. Diese Aufgabe war fast immer durch finanzielle Probleme gefährdet. Zu dem Thema "Preispolitik von Verlagen" entwickelte sich aufgrund eines Artikels von Kurt Tucholsky in der Weltbühne eine öffentliche Diskussion mit Ernst Rowohlt. Dem Verhandlungsgeschick Wieland Herzfeldes war es zu verdanken, dass die meisten geplanten Projekte vollendet werden konnten. Eine große Rolle spielten auch Geldgeber wie Julian Gumperz, Felix Weill, Hermann C. Starck und Harry Graf Kessler.
Mit dem Erstarken der Nationalsozialisten wird die Herausgabe linker Bücher immer schwieriger. Wieland Herzfelde entgeht 1933 nur knapp dem Zugriff der Gestapo und flieht nach Prag, von dort aus führt er den Verlag vorerst unter der Bezeichnung „Malik-Verlag, Berlin, Direktion zur Zeit Prag“ weiter. Nach der Auflösung des Verlages durch die Nationalsozialisten wird der Verlag über eine Deckadresse in London unter dem Namen „Malik-Verlag/Publishing Company“ legal betrieben.
Durch den Einmarsch der deutschen Truppen in der Tschechoslowakei erscheinen als letzte Publikationen nur noch die ersten beiden Bände der Gesamtausgabe der Werke Bertolt Brechts, Herzfelde flieht mit seiner Familie und John Heartfield nach London und führt den Verlag dort weiter. Als letzte Neuerscheinung veröffentlicht der Malik-Verlag London Brechts „Svendborger Gedichte“.
Die nächste Station des Exils ist New York. Herzfelde hält sich und seine Familie über Wasser, indem er in einem gemieteten Laden (Seven Seas Stamp and Book Shop) Briefmarken und Bücher verkauft. Zusammen mit den Autoren Ernst Bloch, Bertolt Brecht, Ferdinand Bruckner, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf, Heinrich Mann, Berthold Viertel, Ernst Waldinger und F. C. Weiskopf gründet Wieland Herzfelde 1944 den Aurora-Verlag. Bis 1947 erscheinen 12 Bücher, bis auf Anna Seghers, von der ein Band Erzählungen herauskommt, sind alle Autoren gleichzeitig Gründungsmitglieder des Verlages. Mit der Rückkehr Herzfeldes nach Ost-Berlin endet die Geschichte des kleinen Verlages.
Veröffentlichungen
- Upton Sinclair ausgewählte Werke
- Lew Nikolajewitsch Tolstoi ausgewählte Werke
- Maxim Gorki, Drei Menschen, 1926
- Ilja Ehrenburg ausgewählte Werke, 1927-36
- George Grosz diverse Grafikmappen
- Neue Jugend, Monatsschrift
- Der Gegner, politische Monatsschrift
- Die Pleite, Halbmonatsschrift
- Bertolt Brecht, zwei Bände einer geplanten Gesamtausgabe, „Svendborger Gedichte“ und „Die Gewehre der Frau Carrar“
- Harry Domela, Der falsche Prinz
- Kleine Malik-Bücherei, 20 Pappbändchen, scherzhaft bezeichnet als "Die Insel-Bücherei des werktätigen Volkes"
- Kleine revolutionäre Bibliothek, ab 1920 von Julian Gumperz herausgegebene Verlagsreihe
- Alex Wedding, Ede und Unku, 1930
- Alex Wedding, Das Eismeer ruft, London, 1936
Literatur
- Ulrich Faure: Herzfelde, Im Knotenpunkt des Weltverkehrs - Heartfield, Grosz und der Malik-Verlag 1916-1947, Berlin/Weimar, Aufbau-Verlag, 1992, ISBN 3-351-02400-2
- Frank Hermann: Malik - Zur Geschichte eines Verlages 1916-1947, Düsseldorf, Droste Verlag, 1989, ISBN 3-7700-0785-9
- George Wyland-Herzfelde: Glück gehabt - Erinnerungen, München, Deutscher Taschenbuch Verlag, 2003, ISBN 3-423-24329-5
- Goethe House New York: Malik Verlag - Berlin, Prague, New York (Ausstellungskatalog), New York, 1984
- Deutsche Akademie der Künste zu Berlin: Der Malik-Verlag - Ausstellung, Berlin, 1967
- Michael Hahnewald: Zur kulturpolitischen Funktion des Malik-Verlages 1917-1938. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Leipzig, Univ., Diss. A, 1984