„Ossip K. Flechtheim“ – Versionsunterschied
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Version vom 25. Dezember 2006, 12:30 Uhr
Ossip K. Flechtheim (gebürtig Ossip Kurt Flechtheim; * 5. März 1909 in Nikolajew, Ukraine; † 4. März 1998 in Berlin) war ein deutscher Hochschullehrer. Der Jurist und Politikwissenschaftler war ein Begründer der Futurologie in Deutschland.
Leben
Ossip K. Flechtheim wuchs ab 1910 im westfälischen Münster auf. Sein Vater war als Kaufmann im Getreidehandel tätig. Beide Eltern waren jüdischen Glaubens. Ossip Flechtheim war nicht religiös interessiert und blieb lebenslang "konfessionsloser" Humanist.
Nach dem Abitur in Düsseldorf zog es ihn dem Zeitgeist folgend in die KPD, aufgrund der ideologischen Enge dieser Partei nach fünf Jahren schon wieder zum Austritt. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten in Freiburg im Breisgau, Paris und Köln. Dort schrieb er seine erste Promotion (Dr. jur.) im Jahr 1934. Von 1931 bis 1933 absolvierte er sein juristisches Referendariat beim Oberlandesgericht Düsseldorf.
1933 wurde er aus politischen (Mitgliedschaft in der Widerstandsgruppe Neu Beginnen) und rassischen Gründen (seiner jüdische Abstammung wegen) aus dem Öffentlichen Dienst entlassen. 1935 kam es zu einer Inhaftierung von insgesamt 16 Tagen, die er nur glücklichen Umständen zufolge abwenden konnte. Er ging in die Schweiz, wo er sein Studium in Genf fortsetzte und mit dem Diplom 1940 abschloss.
1939 emigrierte er in die USA und arbeitete dort zunächst am Horkheimer-Institut für Sozialforschung der Columbia University in New York City. Dort lernte er u.a. Erich Fromm, Herbert Marcuse und Isaac Asimov kennen. Später war er als Dozent und schließlich als Professor an verschiedenen Hochschulen tätig. 1942 heiratete er Lili Therese Faktor, die Tochter des ehemaligen Chefredakteurs des Berliner Börsenkuriers.
Den Begriff "Futurologie" als systematische und kritische Behandlung von Zukunftsfragen hat Flechtheim bereits 1943 in den USA wissenschaftlich geprägt. Bis 1943 lehrte er an der Universität von Atlanta. Als viele seiner schwarzen Studenten zum Kriegsdienst eingezogen wurden, wechselte er für seine Lehrtätigkeit an das Colby und das Bates College (Maine).
1946 kehrte er für einige Monate als Sektions- und Bürochef beim "Amt des US-Hauptanklägers für Kriegsverbrechen in Berlin" nach Deutschland zurück. Von 1947 bis 1951 führte er seinen Beruf als Hochschullehrer in den Vereinigten Staaten fort. 1948 erschien sein Werk über "Die KPD in der Weimarer Republik".
Von 1952 bis 1959 war er ordentlicher Professor an der Deutschen Hochschule für Politik. Durch die Integration der Einrichtung in die Freie Universität Berlin erhielt er eine C4-Professur für Politikwissenschaft am dortigen Otto-Suhr-Institut, welche er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1974 ausfüllte.
Er war Mitgründer des linksliberalen Republikanischen Clubs in Berlin, war zeitweilig Mitglied der SPD, später der Grünen. Er publizierte eine Vielzahl von Büchern und Zeitungsartikeln (u.a. Frankfurter Rundschau und Die Zeit), war Gründungsmitglied und Vizepräsident der Internationalen Liga für Menschenrechte, Mitglied des PEN Clubs, im Konzil der Friedensforscher und im Kuratorium der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung. Aktiv unterstütze er die Internationale der Kriegsdienstgegner / innen e.V. nicht nur durch seine Mitgliedschaft. Am 9. August 1985 antwortete er in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf die Frage, was er am meisten verabscheue: "die Unmenschlichkeit" und den Krieg der Menschen gegeneinander.
Im Mai 1986 wurde er von der Humanistischen Union mit dem Fritz-Bauer-Preis ausgezeichnet. 1989 wurde er von der Freien Universität Berlin mit einer Ehrendoktorwürde und vom Berliner Senat mit der Ernst-Reuter-Medaille geehrt.
Er starb am Vorabend seines 89. Geburtstages in seiner Wahlheimat Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Berliner Friedhof Dahlem.
Schriften (Auswahl)
- Ausschau halten nach einer besseren Welt. Biographie, Interview, Artikel. Berlin 1991, ISBN 3-320-01622-9
- Marx heute: pro und contra. Hoffmann und Campe, Hamburg 1983, ISBN 3-455-08728-0
- Ist die Zukunft noch zu retten?, Hoffmann und Campe, Hamburg 1987, ISBN 3-455-08627-6
- Ossip K. Flechtheim / Wolfgang Rudzio / Fritz Vilmar / Manfred Wilke: Der Marsch der DKP durch die Institutionen. Sowjetmarxistische Einflußstrategien und Ideologien. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1980, 272 S., ISBN 3-596-24223-1 (Fischer-Taschenbücher; 4223: Informationen zur Zeit)
- Futurologie - Der Kampf um die Zukunft. Bonn 1980, ISBN 3-8012-0046-9
- Zeitgeschichte und Zukunftspolitik. Hoffmann und Campe, Hamburg 1974, ISBN 3-455-09108-3
- Bolschewismus 1917 bis 1967. Von der Weltrevolution zum Sowjetimperium. Europa Verlag, Wien 1967
- Weltkommunismus im Wandel. Verlag Wissenschaft & Politik, Köln 1965
- Eine Welt oder keine?: Beiträge zur Politik, Politologie und Philosophie. Europäische Verl.-Anst., Frankfurt am Main 1964
- Von Hegel zu Kelsen: rechtstheoretische Aufsätze. Duncker & Humblot, Berlin 1963
- Die KPD in der Weimarer Republik. Bollwerk-Verlag, Offenbach am Main 1948
Siehe auch
Literatur
- Christian Fenner (Hrsg.): Systemwandel und Demokratisierung. Festschrift für Ossip K. Flechtheim. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1975. ISBN 3-434-00257-X
- John H. Herz u.a.: Ossip K. Flechtheim zum 80. Geburtstag. Arani-Verlag, Berlin 1989
- Wolfram Beyer (Hrsg.): Zur Theorie und Praxis des Humanismus – Kriegsdienste verweigern, Pazifismus heute (Hommage an Ossip K. Flechtheim), November 2000, Herausgegeben im Auftrag der IDK (Internationale der Kriegsdienstgegner/innen) und des HVD (Humanistischer Verband Deutschlands, LV Berlin)
Weblinks
- Vorlage:PND
- Nachruf: der letzte der Großen Alten Männer des Otto-Suhr-Instituts
- Ein weiterer Nachruf
- Deutsche Kommunismusforscher zwischen Exil und früher Bundesrepublik
- BLICKPUNKT ZUKUNFT (ISSN 0720 - 6194)
Personendaten | |
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NAME | Flechtheim, Ossip K. |
ALTERNATIVNAMEN | Flechtheim, Ossip Kurt |
KURZBESCHREIBUNG | Jurist, Politikwissenschaftler und Begründer der Futurologie in Deutschland |
GEBURTSDATUM | 5. März 1909 |
GEBURTSORT | Nikolajew, Ukraine |
STERBEDATUM | 4. März 1998 |
STERBEORT | Berlin |