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„Messeranschlag in Solingen“ – Versionsunterschied

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CDU-Chef [[Friedrich Merz]] schrieb in einer seiner „MerzMails“: „Nicht die Messer sind das Problem, sondern die Personen, die damit herumlaufen. In der Mehrzahl der Fälle sind dies Flüchtlinge, in der Mehrzahl der Taten stehen islamistische Motive dahinter.“ Er forderte Abschiebungen nach Syrien und [[Afghanistan]] und wollte keine weiteren Flüchtlinge aus diesen beiden Ländern aufnehmen. Flüchtlinge aus Deutschland, die in ihre Heimatländer reisen, sollen ihren Aufenthaltsstatus in Deutschland verlieren. Die Regeln der Dublin-Verordnungen sollten wieder in Kraft gesetzt werden. Alle ausreisepflichtigen Straftäter müssten in zeitlich unbegrenzten [[Abschiebehaft#Ausreisegewahrsam|Abschiebegewahrsam]] genommen werden. Dazu soll die [[Bundespolizei (Deutschland)|Bundespolizei]] ein Antragsrecht bekommen, um die Ausländerbehörden der Gemeinden zu entlasten. Zudem sollten die erleichterten Einbürgerungen abgeschafft werden und grundsätzlich doppelte Staatsangehörigkeiten vermieden werden. Der bayerische Ministerpräsident [[Markus Söder]] forderte nach dem Anschlag eine striktere Abschiebepraxis für abgelehnte Asylbewerber, insbesondere in Richtung Syrien und Afghanistan. Auch war er für anlasslose [[Polizeikontrolle]]n. Die seinerzeitige Migrationspolitik bezeichnete Söder als die Schwachstelle der Regierungszeit von Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]].<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.focus.de/politik/deutschland/nach-anschlag-in-solingen-merz-fordert-aufnahmestopp-fuer-afghanen-und-syrer-nicht-die-messer-sind-das-problem_id_260253533.html |titel=Merz fordert Aufnahmestopp für Afghanen und Syrer - Söder attackiert „traurigen Kanzler“ |werk=[[focus.de]] |datum=2024-08-25 |sprache=de |abruf=2024-08-25}}</ref>
CDU-Chef [[Friedrich Merz]] schrieb in einer seiner „MerzMails“: „Nicht die Messer sind das Problem, sondern die Personen, die damit herumlaufen. In der Mehrzahl der Fälle sind dies Flüchtlinge, in der Mehrzahl der Taten stehen islamistische Motive dahinter.“ Er forderte Abschiebungen nach Syrien und [[Afghanistan]] und wollte keine weiteren Flüchtlinge aus diesen beiden Ländern aufnehmen. Flüchtlinge aus Deutschland, die in ihre Heimatländer reisen, sollen ihren Aufenthaltsstatus in Deutschland verlieren. Die Regeln der Dublin-Verordnungen sollten wieder in Kraft gesetzt werden. Alle ausreisepflichtigen Straftäter müssten in zeitlich unbegrenzten [[Abschiebehaft#Ausreisegewahrsam|Abschiebegewahrsam]] genommen werden. Dazu soll die [[Bundespolizei (Deutschland)|Bundespolizei]] ein Antragsrecht bekommen, um die Ausländerbehörden der Gemeinden zu entlasten. Zudem sollten die erleichterten Einbürgerungen abgeschafft werden und grundsätzlich doppelte Staatsangehörigkeiten vermieden werden. Der bayerische Ministerpräsident [[Markus Söder]] forderte nach dem Anschlag eine striktere Abschiebepraxis für abgelehnte Asylbewerber, insbesondere in Richtung Syrien und Afghanistan. Auch war er für anlasslose [[Polizeikontrolle]]n. Die seinerzeitige Migrationspolitik bezeichnete Söder als die Schwachstelle der Regierungszeit von Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]].<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.focus.de/politik/deutschland/nach-anschlag-in-solingen-merz-fordert-aufnahmestopp-fuer-afghanen-und-syrer-nicht-die-messer-sind-das-problem_id_260253533.html |titel=Merz fordert Aufnahmestopp für Afghanen und Syrer - Söder attackiert „traurigen Kanzler“ |werk=[[focus.de]] |datum=2024-08-25 |sprache=de |abruf=2024-08-25}}</ref>


Scharjil Khalid, Imam der islamischen Gemeinschaft [[Ahmadiyya]], verurteilte den Anschlag als „erschreckend“: „Das war fürchterlich und vor allem hat es uns betrübt, weil es im Namen des Islam geschehen sein soll, durch den sogenannten Islamischen Staat (IS). Deshalb ist es für uns doppelt traurig. Die Gemeinde bete für die Opfer. Sie hoffe, „dass die Menschen […] differenzieren können zwischen extremistischen und in der Mehrzahl friedlichen Muslimen.“<ref>{{Internetquelle |autor=SWR |url=https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/ahmadiyya-gemeinde-solingen-muslime-statement-mitgefuehl-100.html |titel=Ahmadiyya-Gemeinde verurteilt Messerangriff von Solingen |werk=swr.de |datum=2024-08-25 |abruf=2024-08-26}}</ref>
Am Rande der 48. „Jalsa Salana“ der islamischen Gemeinschaft [[Ahmadiyya]], die vom Tag des Anschlags bis zum nachfolgenden Sonntag in [[Mendig]] stattfand, äußerte Scharjil Khalid, [[Imam]] der [[Khadija-Moschee (Berlin)|Khadija-Moschee]] in [[Berlin-Heinersdorf]],<ref>{{Internetquelle |autor=Cedric Rehman |url=https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/ramadan-im-schatten-des-gaza-krieges-der-erste-biss-in-die-dattel-schmeckt-in-berlin-bitter-li.2197717 |titel=Ramadan im Schatten des Gaza-Krieges: Der erste Biss in die Dattel schmeckt bitter |titelerg=''Berliner Zeitung,'' 29. März 2024 |sprache=de |abruf=2024-08-26}}</ref> in einem kurzen Interview zu dem Messerangriff von Solingen: „Das war fürchterlich und vor allem hat uns das natürlich betrübt, weil es wieder im Namen vom Islam geschehen ist, durch den sogenannten Islamischen Staat (IS). Deswegen ist es für uns doppelt so traurig. Aber wir hoffen, dass dann Leute durch so eine Veranstaltung, wo 55.000 Muslime da sind und zeigen, dass sie friedlich und wirklich förderlich für die Gemeinde, für das Land auch da sein können, dass die Leute auch das berücksichtigen und dann dementsprechend differenzieren können.“<ref>{{Internetquelle |autor=SWR |url=https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/ahmadiyya-gemeinde-solingen-muslime-statement-mitgefuehl-100.html |titel=Ahmadiyya-Gemeinde verurteilt Messerangriff von Solingen |werk=swr.de |datum=2024-08-25 |abruf=2024-08-26}}</ref>


Der Terror-Experte [[Peter R. Neumann]] warnte bereits kurz vor dem Anschlag vor einer neuen Terrorwelle: Er habe beobachtet, dass sich die Zahl der vereitelten und nicht vereitelten Anschläge in Westeuropa in den letzten Monaten vervierfacht habe. Die Diskussion um eine von Innenministerin [[Nancy Faeser]] geplante Verschärfung des Messerverbots von 12 auf 6 Zentimeter Klingenlänge kommentierte er: „Für mich ist das eine Scheindebatte von Politikern, die sich nicht mit den wahren Problemen auseinandersetzen wollen. Denn Messer lassen sich überhaupt nicht effektiv verbieten, sie sind in jedem Haushalt zu finden. Außerdem ist das Messer dem IS nicht heilig. Der Sprecher des IS hat vor Kurzem sogar selbst erklärt: Wie ihr die Ungläubigen tötet, ist uns egal. Wenn es mit Messern geht, dann mit Messern. Aber wenn ihr mit Autos in Menschenmengen fahren wollt, dann macht das so. Sich jetzt in Diskussionen über verschiedene Messertypen zu verstricken, bringt uns nicht weiter.“ Statt dessen müsste mehr für die Integration der Flüchtlinge getan werden. Die Frage sei: „Wollen wir mehr tun, um diese Menschen hier zu integrieren oder schaffen wir das nicht und müssen uns dafür entscheiden, weniger Leute aufzunehmen.“<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.focus.de/panorama/peter-r-neumann-im-interview-experte-sagte-anschlag-in-deutschland-voraus-beginn-einer-neuen-terrorwelle_id_260253822.html |titel=Terror-Experte sah Anschlag kommen: „Das ist Teil einer neuen Welle“ |werk=Focus |datum=2024-88-26 |sprache=de |abruf=2024-08-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.zeit.de/news/2024-08/26/abschiebungen-messer-solingen-wirft-fragen-auf |titel=Abschiebungen, Messer - Solingen wirft Fragen auf |werk=[[n-tv]] |datum=2024-08-26 |sprache=de |abruf=2024-08-28}}</ref>
Der Terror-Experte [[Peter R. Neumann]] warnte bereits kurz vor dem Anschlag vor einer neuen Terrorwelle: Er habe beobachtet, dass sich die Zahl der vereitelten und nicht vereitelten Anschläge in Westeuropa in den letzten Monaten vervierfacht habe. Die Diskussion um eine von Innenministerin [[Nancy Faeser]] geplante Verschärfung des Messerverbots von 12 auf 6 Zentimeter Klingenlänge kommentierte er: „Für mich ist das eine Scheindebatte von Politikern, die sich nicht mit den wahren Problemen auseinandersetzen wollen. Denn Messer lassen sich überhaupt nicht effektiv verbieten, sie sind in jedem Haushalt zu finden. Außerdem ist das Messer dem IS nicht heilig. Der Sprecher des IS hat vor Kurzem sogar selbst erklärt: Wie ihr die Ungläubigen tötet, ist uns egal. Wenn es mit Messern geht, dann mit Messern. Aber wenn ihr mit Autos in Menschenmengen fahren wollt, dann macht das so. Sich jetzt in Diskussionen über verschiedene Messertypen zu verstricken, bringt uns nicht weiter.“ Statt dessen müsste mehr für die Integration der Flüchtlinge getan werden. Die Frage sei: „Wollen wir mehr tun, um diese Menschen hier zu integrieren oder schaffen wir das nicht und müssen uns dafür entscheiden, weniger Leute aufzunehmen.“<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.focus.de/panorama/peter-r-neumann-im-interview-experte-sagte-anschlag-in-deutschland-voraus-beginn-einer-neuen-terrorwelle_id_260253822.html |titel=Terror-Experte sah Anschlag kommen: „Das ist Teil einer neuen Welle“ |werk=Focus |datum=2024-88-26 |sprache=de |abruf=2024-08-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.zeit.de/news/2024-08/26/abschiebungen-messer-solingen-wirft-fragen-auf |titel=Abschiebungen, Messer - Solingen wirft Fragen auf |werk=[[n-tv]] |datum=2024-08-26 |sprache=de |abruf=2024-08-28}}</ref>

Version vom 26. August 2024, 14:44 Uhr

Der Messeranschlag in Solingen war mutmaßlich ein islamistischer Terroranschlag am Abend des 23. August 2024, des ersten Tags des Stadtfestes „Festival der Vielfalt“ zum 650-Jahre-Jubiläum der nordrhein-westfälischen Stadt Solingen. Der Täter tötete bei dem Messeranschlag drei Menschen und verletzte acht weitere. Vier der Verletzten wurden lebensgefährlich verletzt, zwei weitere schwer und zwei leicht. Am Tag nach der Tat reklamierte die islamistische Terrororganisation Islamischer Staat den Anschlag für sich, kurz darauf stellte sich ein 26-jähriger Syrer. Er wurde als Tatverdächtiger festgenommen. Wegen des Verdachts einer terroristischen Straftat übernahm der Generalbundesanwalt die Ermittlungen.

Tathergang und Ermittlungen

Am Abend des 23. August griff eine Person gegen 21:37 Uhr auf dem Fronhof, einem zentral gelegenen Marktplatz in Solingen, offenbar wahllos Besucher des „Festivals der Vielfalt“ vor einer Bühne für Livemusik mit einem Messer mit einer 15 cm langen Klinge an.[1][2] Der Täter soll gezielt auf den Hals seiner Opfer eingestochen haben. Drei der Opfer starben. Bei den Todesopfern handelt es sich um zwei Männer im Alter von 56 und 67 Jahren und eine 56-jährige Frau.[1] Acht weitere Menschen wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt.[3] In der entstandenen Panik konnte sich der Angreifer unerkannt vom Tatort entfernen.

Schon kurz nach der Tat ging die Polizei wegen der gezielten Vorgehensweise von einem Anschlag aus, und die Ermittler vermuteten einen Einzeltäter.[4][5][6] Am Folgetag erklärte die die Ermittlungen führende Zentralstelle für Terrorismusverfolgung bei der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf,[7] von einem möglichen terroristischen Motiv auszugehen. Die Polizei Nordrhein-Westfalen richtete auf ihrem Hinweisportal ein Uploadformular zum Thema „Anschlag Solingen Stadtfest“ ein,[8] um Zeugenaussagen sowie Fotos und Videos zu sammeln, die bei der Identifizierung des Täters hilfreich sein könnten.[9] Die Tatwaffe, ein Messer mit 15 cm Klingenlänge wurde kurz nach der Tat in einem Mülleimer nahe des Tatorts gefunden. In der Geflüchtetenunterkunft, in welcher der mutmaßliche Täter wohnte, wurde eine genau dazu passende leere Messerhalterung gefunden.[10]

Am späten Abend des auf die Tat folgenden Tages nahm die Polizei einen Tatverdächtigen fest. Dieser hatte sich, nachdem er im Zusammenhang mit dem Messeranschlag bereits als dringend tatverdächtig gesucht worden war, der Besatzung eines Streifenwagens gestellt. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen soll seine Kleidung schmutzig und blutverschmiert gewesen sein. Den Sicherheitsbehörden soll der Tatverdächtige zuvor nicht als islamistischer Extremist aufgefallen sein.[11] Nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters übernahm der Generalbundesanwalt wegen des Verdachts einer terroristischen Straftat die Ermittlungen.[12] Am Tag nach der Festnahme erließ der Bundesgerichtshof einen Haftbefehl gegen den Tatverdächtigen.[13][14]

Die Terrororganisation Islamischer Staat reklamierte am Tag nach der Tat in einer über ihr Sprachrohr Amaq verbreiteten Meldung den Anschlag für sich. Der Täter habe als „Soldat des IS“ den Angriff „auf eine Versammlung von Christen in der Stadt Solingen in Deutschland“ und damit „Rache für Muslime in Palästina und anderswo“ geübt.[15][16] Zwei Tage nach der Tat veröffentlichte der „IS“ ein Video, das zeigt, wie ein vermummter Mann mit einem langen Messer dem Anführer des IS auf Arabisch einen Treueeid leistet und erklärt, sein Angriff sei eine Vergeltung für die angebliche Tötung von Muslimen in Syrien, im Irak und in Bosnien und auch ein Racheakt für die „Menschen in Palästina“, die angeblich Massaker mit Unterstützung von „Zionisten“ erlitten. Ob es sich bei dem in dem Video gezeigten Mann um den Täter handelt, ist noch unklar.[17]

Tatverdächtiger

Nach Informationen des Spiegel handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um den 26-jährigen Syrer Issa al H. Er soll sunnitischer Muslim sein und aus der syrischen Stadt Deir ez-Zor stammen. Im Dezember 2022 soll er über Bulgarien nach Deutschland eingereist sein und in Bielefeld einen Asylantrag gestellt haben.[11] Sein Asylantrag wurde abgelehnt, da Bulgarien zuständig war.[18] Bulgarien stimmte einem Übernahmeersuchen deutscher Behörden zu. Eine Abschiebung sollte im Juni 2023 entsprechend dem Dubliner Übereinkommen erfolgen. Sie scheiterte daran, dass er nicht in seiner Flüchtlingsunterkunft in einer ehemaligen Kaserne in Paderborn angetroffen wurde und die Ausländerbehörde keine weiteren Versuche unternahm.[19] Bei „Untertauchen“ kann die Frist zur Überstellung ausnahmsweise verlängert werden. Nach Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs ist der Begriff jedoch eng auszulegen, ein Nichtantreffen reicht dazu nicht aus. Daher galt er nicht als untergetaucht.[20] Da eine Ausschreibung zur Festnahme nicht erfolgte, hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge keine Möglichkeit, die Überstellungsfrist gegenüber Bulgarien von 6 auf 18 Monate zu verlängern.[18] Dadurch lief die Überstellungsfrist bereits im August 2023 ab und Deutschland war nun zuständig. Er wurde im September 2023 nach Solingen geschickt und erhielt Ende 2023 sogenannten subsidiären Schutz als Flüchtling.[21]

Reaktionen

Die übrigen Veranstaltungen der dreitägigen Jubiläumsfeier wurden abgesagt.[22] Die Nachbarstädte Hilden (Fest der Kulturen) und Haan (Weinfest) sagten wegen der Sicherheitslage ebenfalls Veranstaltungen ab.[23]

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul besuchte den Tatort in der Nacht nach der Tat und appellierte an die Bevölkerung, bezüglich Person und Motiv des Täters keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.[24] Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst verurteilte die Tat als einen „Akt brutalster und sinnloser Gewalt“, der sich „gegen die Sicherheit und Freiheit unseres Landes und auch gegen die Art, wie wir hier leben“ richte.[25][26] Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte nach der Tat: „Wir dürfen so etwas in unserer Gesellschaft nicht akzeptieren und uns niemals damit abfinden. Mit der ganzen Härte des Gesetzes muss hier vorgegangen werden.“[25] Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte: „Stehen wir zusammen – gegen Hass und Gewalt.“[23]

Bundesjustizminister Marco Buschmann kündigte Beratungen über das Waffenrecht für Messer an. Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil forderte ein nahezu komplettes Messerverbot auf Straßen. SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese plädierte „für mehr Messerverbotszonen, die Ausweitung des Trageverbots für straffällig gewordene Personen, ein Messerverbot in Bus und Bahn und eine rasche Strafverfolgung bei Verstößen“.[27] Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warnte, dass Messerverbote nur einen Sinn hätten, wenn auch kontrolliert würde. Dazu müsse die Polizei die Befugnis für verdachtsunabhängige Kontrollen bekommen. Das Gewaltproblem durch aus dem Ausland nach Deutschland getragene extremistische Tendenzen werde ein Messerverbot aber nicht lösen können.[28] Der Solinger Bundestagsabgeordnete Jürgen Hardt (CDU) wies darauf hin, dass für bestimmte Messer bereits ein Verbot bestehe, aber „natürlich lassen sich die Kriminellen nicht davon abhalten.“ Er wirbt dafür, ganz gezielt gegen Menschen, die in der Vergangenheit durch Gewalttaten aufgefallen waren, ein breiteres Mitführverbot von Messern, Beilen und anderen als Waffen nutzbaren Gegenständen zu erlassen.[29]

CDU-Chef Friedrich Merz schrieb in einer seiner „MerzMails“: „Nicht die Messer sind das Problem, sondern die Personen, die damit herumlaufen. In der Mehrzahl der Fälle sind dies Flüchtlinge, in der Mehrzahl der Taten stehen islamistische Motive dahinter.“ Er forderte Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan und wollte keine weiteren Flüchtlinge aus diesen beiden Ländern aufnehmen. Flüchtlinge aus Deutschland, die in ihre Heimatländer reisen, sollen ihren Aufenthaltsstatus in Deutschland verlieren. Die Regeln der Dublin-Verordnungen sollten wieder in Kraft gesetzt werden. Alle ausreisepflichtigen Straftäter müssten in zeitlich unbegrenzten Abschiebegewahrsam genommen werden. Dazu soll die Bundespolizei ein Antragsrecht bekommen, um die Ausländerbehörden der Gemeinden zu entlasten. Zudem sollten die erleichterten Einbürgerungen abgeschafft werden und grundsätzlich doppelte Staatsangehörigkeiten vermieden werden. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder forderte nach dem Anschlag eine striktere Abschiebepraxis für abgelehnte Asylbewerber, insbesondere in Richtung Syrien und Afghanistan. Auch war er für anlasslose Polizeikontrollen. Die seinerzeitige Migrationspolitik bezeichnete Söder als die Schwachstelle der Regierungszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel.[30]

Am Rande der 48. „Jalsa Salana“ der islamischen Gemeinschaft Ahmadiyya, die vom Tag des Anschlags bis zum nachfolgenden Sonntag in Mendig stattfand, äußerte Scharjil Khalid, Imam der Khadija-Moschee in Berlin-Heinersdorf,[31] in einem kurzen Interview zu dem Messerangriff von Solingen: „Das war fürchterlich und vor allem hat uns das natürlich betrübt, weil es wieder im Namen vom Islam geschehen ist, durch den sogenannten Islamischen Staat (IS). Deswegen ist es für uns doppelt so traurig. Aber wir hoffen, dass dann Leute durch so eine Veranstaltung, wo 55.000 Muslime da sind und zeigen, dass sie friedlich und wirklich förderlich für die Gemeinde, für das Land auch da sein können, dass die Leute auch das berücksichtigen und dann dementsprechend differenzieren können.“[32]

Der Terror-Experte Peter R. Neumann warnte bereits kurz vor dem Anschlag vor einer neuen Terrorwelle: Er habe beobachtet, dass sich die Zahl der vereitelten und nicht vereitelten Anschläge in Westeuropa in den letzten Monaten vervierfacht habe. Die Diskussion um eine von Innenministerin Nancy Faeser geplante Verschärfung des Messerverbots von 12 auf 6 Zentimeter Klingenlänge kommentierte er: „Für mich ist das eine Scheindebatte von Politikern, die sich nicht mit den wahren Problemen auseinandersetzen wollen. Denn Messer lassen sich überhaupt nicht effektiv verbieten, sie sind in jedem Haushalt zu finden. Außerdem ist das Messer dem IS nicht heilig. Der Sprecher des IS hat vor Kurzem sogar selbst erklärt: Wie ihr die Ungläubigen tötet, ist uns egal. Wenn es mit Messern geht, dann mit Messern. Aber wenn ihr mit Autos in Menschenmengen fahren wollt, dann macht das so. Sich jetzt in Diskussionen über verschiedene Messertypen zu verstricken, bringt uns nicht weiter.“ Statt dessen müsste mehr für die Integration der Flüchtlinge getan werden. Die Frage sei: „Wollen wir mehr tun, um diese Menschen hier zu integrieren oder schaffen wir das nicht und müssen uns dafür entscheiden, weniger Leute aufzunehmen.“[33][34]

Einzelnachweise

  1. a b Bettina Funk, Patricia von Thien, Michael Bee, Leonhard Rosenauer: Anschlag in Solingen: Jugendlicher hatte Kontakt zu Verdächtigem. In: Berliner Morgenpost. 24. August 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  2. Interview. NRW-Innenminister Herbert Reul. „Wir brauchen klare Regelungen und Begrenzungen für Zuwanderung“. Rheinische Post, 26. August 2024. Abgerufen am 26. August 2024.
  3. Was über den Anschlag in Solingen bekannt ist. In: tagesschau.de. 24. August 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  4. Mindestens drei Tote, Täter auf der Flucht: Erste Festnahme, aber der Mann soll nicht der Täter sein. In: T-Online. 24. August 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  5. Felix Durach, Nail Akkoyun: Anschlag in Solingen: NRW-Ministerpräsident Wüst spricht von „Akt brutalster und sinnloser Gewalt“. In: merkur.de. 24. August 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  6. Bastian Glumm: Solingen: Tote und Schwerverletzte auf „Festival der Vielfalt“. In: Das SolingenMagazin. 23. August 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  7. Frank Bräutigam, Kolja Schwartz, Christoph Kehlbach: Hintergrund: Wer ermittelt zur Tat in Solingen? In: tagesschau.de. 24. August 2024, abgerufen am 25. August 2024.
  8. Hinweisportal. Ereignis: Anschlag Solingen Stadtfest. Polizei Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 24. August 2024.
  9. Moritz Bletzinger, Bjarne Kommnick: Messeranschlag auf Stadtfest in Solingen: Mehrere Tote, zahlreiche Verletzte – Täter auf der Flucht. In: fr.de. 24. August 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  10. NRW-Innenminister Reul nennt Details zur Tatwaffe. In: Zeit Online. 25. August 2024, abgerufen am 26. August 2024.
  11. a b Jörg Diehl, Roman Lehberger, Tobias Großekemper, Wolf Wiedmann-Schmidt: Messerattacke von Solingen: Polizei nimmt mutmaßlichen Attentäter fest. In: Der Spiegel. 24. August 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  12. Jörg Diehl, Roman Lehberger, Tobias Großekemper, Wolf Wiedmann-Schmidt, Jean-Pierre Ziegler: Solingen: Generalbundesanwalt übernimmt Ermittlungen. In: Der Spiegel. 25. August 2024, abgerufen am 25. August 2024.
  13. Wolf Wiedmann-Schmidt, Olaf Kanter: Solingen - Anschlag: Haftbefehl gegen mutmaßlichen Täter erlassen. In: Der Spiegel. 25. August 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. August 2024]).
  14. Haftbefehl gegen ein mutmaßliches Mitglied der ausländischen terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat (IS)“ wegen des Messerangriffs in Solingen erlassen und in Vollzug gesetzt. Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof, 25. August 2024, abgerufen am 25. August 2024.
  15. Solingen – IS reklamiert Messerangriff mit drei Toten für sich – Polizei durchsucht Flüchtlingsunterkunft. In: deutschlandfunk.de. 5. November 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  16. „Islamischer Staat“ reklamiert Anschlag in Solingen für sich. In: tagesschau.de. 24. August 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  17. Weitere Details nach Messerattacke in Solingen: IS veröffentlicht Video – Angeblich Täter von Solingen. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 26. August 2024]).
  18. a b Marcel Leubecher: Solingen-Attentat: Anschließend habe die Ausländerbehörde aber „nichts weiter unternommen“. In: welt.de. 25. August 2024, abgerufen am 25. August 2024.
  19. Jan Dörner: Anschlag in Solingen: 26-Jähriger stand vor Abschiebung – Patzten die Behörden? 25. August 2024, abgerufen am 26. August 2024.
  20. Fatale Schwachstelle! Asylexperte erklärt, warum Solingen-Syrer nie abgeschoben wurde. Abgerufen am 26. August 2024.
  21. Jörg Diehl, Lukas Eberle,Tobias Großekemper, Roman Lehberge, Wolf Wiedmann-Schmidt, Jean-Pierre Ziegler: Anschlag in Solingen: Mutmaßlicher Attentäter sollte abgeschoben werden. In: Der Spiegel. 25. August 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. August 2024]).
  22. Alexandra Rüttgen, Merlin Bartel: Nach Anschlag: Solingen sagt „Festival der Vielfalt“ ab. In: RP Online. 24. August 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  23. a b Alle News zum Angriff in Solingen. In: zdf.de. 24. August 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  24. Liveblog: Anschlag in Solingen – Berichte über mutmaßliche Festnahme. In: tagesschau.de. 24. August 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  25. a b Reaktionen auf Anschlag: „Schreckliches Ereignis“ – Olaf Scholz fordert harte Strafe. In: welt.de. 24. August 2024, abgerufen am 24. August 2024.
  26. Messerattacke in Solingen: Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen. In: Frankfurter Allgemeine. 25. August 2024, abgerufen am 25. August 2024.
  27. Nach Anschlag in Solingen – Buschmann kündigt Beratungen über Waffenrecht an. In: RP Online. 24. August 2024, abgerufen am 25. August 2024.
  28. Eileen Kelpe: Nach Solingen-Anschlag: Debatte um Messerverbot neu entfacht. In: BR24. 25. August 2024, abgerufen am 25. August 2024.
  29. "Deutschland hat ein Problem" Ampel debattiert nach Solingen-Attentat über Messerverbot. In: n-tv. 24. August 2024, abgerufen am 25. August 2024.
  30. Merz fordert Aufnahmestopp für Afghanen und Syrer - Söder attackiert „traurigen Kanzler“. In: focus.de. 25. August 2024, abgerufen am 25. August 2024.
  31. Cedric Rehman: Ramadan im Schatten des Gaza-Krieges: Der erste Biss in die Dattel schmeckt bitter. Berliner Zeitung, 29. März 2024. Abgerufen am 26. August 2024.
  32. SWR: Ahmadiyya-Gemeinde verurteilt Messerangriff von Solingen. In: swr.de. 25. August 2024, abgerufen am 26. August 2024.
  33. Terror-Experte sah Anschlag kommen: „Das ist Teil einer neuen Welle“. In: Focus. , abgerufen am 26. August 2024.
  34. Abschiebungen, Messer - Solingen wirft Fragen auf. In: n-tv. 26. August 2024, abgerufen am 28. August 2024.

Koordinaten: 51° 10′ 20″ N, 7° 5′ 5″ O