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„BHStB IVa5“ – Versionsunterschied

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== Charakteristika ==
== Besonderheiten ==
* In größter Stückzahl gebaute altösterreichische Schmalspurlok-Konstruktion
* In größter Stückzahl gebaute altösterreichische Schmalspurlok-Konstruktion
* Gebaut von vier Herstellern in nahezu unveränderter Form über einen Zeitraum von 45 Jahren
* Nach wie vor bei im Einsatz – und nicht nur bei Museumsbahnen
* Nach wie vor bei im Einsatz – und nicht nur bei Museumsbahnen
* Fuhr auf 760 mm und 1000 mm Spurweite
* Fuhr auf 760 mm und 1000 mm Spurweite
* Stand am großen Schmalpurnetz in [[Bosnische Spurweite|bosnischer Spurweite]] in Betrieb, fuhr auch in Ungarn und Österreich. War möglicherweise auch in der UdSSR im Einsatz.
* Stand am großen Schmalpurnetz in [[Bosnische Spurweite|bosnischer Spurweite]] in Betrieb, fuhr auch in Ungarn und Österreich. War möglicherweise auch in der UdSSR im Einsatz.
* Für eine häufig gebaute europäische Dampflok ziemlich ungewöhnlich: Kein einziges Exemplar fuhr bei der Deutschen Reichsbahn.
* Für eine häufig gebaute europäische Dampflok ziemlich ungewöhnlich: Kein einziges Exemplar fuhr bei der Deutschen Reichsbahn.



== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Image:JZ 83126.jpg|thumb|Lokomotive der Reihe 83, hist. Aufnahme]]
[[Image:JZ 83126.jpg|thumb|Lokomotive der Reihe 83, hist. Aufnahme]]
<!-- Eine altösterreichische Schmalspurlok, die in fast 200 Exemplaren fuhr? Eine Baureihe, die zwischen 1904 und 1949 fast unverändert von Krauss/Linz, Budapest, Jung/Jungenthal und Duro Dakovic gebaut wurde? Eine Maschine, von der nach wie vor Exemplare in Österreich und Bosnien fahren? Lassen Sie sich ruhig von der Faszination dieser Baureihe erfassen. Aber vorher möchte ich Sie noch ein wenig auf die Folter spannen. -->

1878 okkupierte [[Österreich-Ungarn]] die bisher [[Osmanisches Reich|osmanischen]] (türkischen) Länder [[Bosnien]] und [[Herzegowina]] und gliederte sie als Regionen mit Sonderstatus in die damalige [[Doppelmonarchie]] ein. Kurz danach begann der Bahnbau mit der damals exotischen Spurweite von 760 mm – sie ist heute noch als bosnische Spurweite bekannt. Die ''Bosnisch-Herzegowinische Staatsbahn'', die spätere ''Bosnisch-Herzegowinische Landesbahn'' betrieb ein wachsendes, überwiegend schwierig trassiertes Netz durchwegs mit 760 mm-Schmalspur.
1878 okkupierte [[Österreich-Ungarn]] die bisher [[Osmanisches Reich|osmanischen]] (türkischen) Länder [[Bosnien]] und [[Herzegowina]] und gliederte sie als Regionen mit Sonderstatus in die damalige [[Doppelmonarchie]] ein. Kurz danach begann der Bahnbau mit der damals exotischen Spurweite von 760 mm – sie ist heute noch als bosnische Spurweite bekannt. Die ''Bosnisch-Herzegowinische Staatsbahn'', die spätere ''Bosnisch-Herzegowinische Landesbahn'' betrieb ein wachsendes, überwiegend schwierig trassiertes Netz durchwegs mit 760 mm-Schmalspur.



Version vom 24. Oktober 2006, 21:07 Uhr

JDŽ 83 ist die Bezeichnung für eine in großer Stückzahl gebaute schmalspurige Schlepptenderdampflok der Jugoslawischen Staatsbahnen.

Technische Daten

Naßdampfverbundversion Heißdampfversion
Achsfolge D'1n2v-t D'1h2-t
Spurweite 760 mm / 1.000 mm
zulässige Höchstgeschwindigkeit 35 km/h
Dienstgewicht 36 t 38 t
Reibungsgewicht 32 t
Treibraddurchmesser 900 mm
Laufraddurchmesser 650 mm
fester Achsstand 3.300 mm
Gesamter Achsstand 5.650 mm
Länge über Puffer
(inkl. Tender)
13.415 mm
Zylinderdurchmesser 370/550 mm 430 mm
Rostfläche 1,7 m2
Kesseldruck 13 kg / cm2 12 kg / cm2
Verdampfungsheizfläche
(feuerberührte Heizfläche)
112 m2 88 m2
Überhitzerheizfläche
(feuerberührte Heizfläche)
- 24 m2
Hersteller Krauss & Co., Werk Linz, Budapest / MAVAG, O & K, Jung/Jungenthal, Đuro Đakovic
Einsatz 1904-heute
Baujahre 1904-1949

Besonderheiten

  • In größter Stückzahl gebaute altösterreichische Schmalspurlok-Konstruktion
  • Gebaut von vier Herstellern in nahezu unveränderter Form über einen Zeitraum von 45 Jahren
  • Nach wie vor bei im Einsatz – und nicht nur bei Museumsbahnen
  • Fuhr auf 760 mm und 1000 mm Spurweite
  • Stand am großen Schmalpurnetz in bosnischer Spurweite in Betrieb, fuhr auch in Ungarn und Österreich. War möglicherweise auch in der UdSSR im Einsatz.
  • Für eine häufig gebaute europäische Dampflok ziemlich ungewöhnlich: Kein einziges Exemplar fuhr bei der Deutschen Reichsbahn.


Geschichte

Datei:JZ 83126.jpg
Lokomotive der Reihe 83, hist. Aufnahme

1878 okkupierte Österreich-Ungarn die bisher osmanischen (türkischen) Länder Bosnien und Herzegowina und gliederte sie als Regionen mit Sonderstatus in die damalige Doppelmonarchie ein. Kurz danach begann der Bahnbau mit der damals exotischen Spurweite von 760 mm – sie ist heute noch als bosnische Spurweite bekannt. Die Bosnisch-Herzegowinische Staatsbahn, die spätere Bosnisch-Herzegowinische Landesbahn betrieb ein wachsendes, überwiegend schwierig trassiertes Netz durchwegs mit 760 mm-Schmalspur.

Nach einer Vielzahl verschiedenster Lokomotiv-Baureihen gelang 1903 eine Konstruktion, die zur Standardlok des Schmalspurnetzes werden sollte. Krauss/Linz, spezialisiert auf Lokalbahn- und Schmalspurmaschinen, lieferte als IVa 5 1000ff eine Vierkuppler-Naßdampf-Verbundkonstruktion mit Schlepptender, die sich für das rasch anwachsende Schmalspurnetz als gut gelungen erweisen sollte. Die Heißdampfvariante IVa 5 1100ff konnte noch mehr überzeugen. Da der Sonderstatus von Bosnien-Herzegowina die gemeinsame Verwaltung durch die österreichische und die ungarische Reichshälfte vorsah, wurde bei Nachbauten auch die Budapester Maschinenfabrik mit einzelnen Tranchen bedacht.

Das Ende der Monarchie ließ Bosnien-Herzegowina zum Teil des neuen SHS-Staates werden. Dieser Vorläuferstaat Jugoslawiens baute das 760 mm-Netz umfangreich aus und verband die bosnisch-herzegowinischen mit den serbischen Strecken. Der Bedarf an weiteren IVa 1100ff war groß, galt es doch neue Strecken bis hin nach Belgrad zu bedienen. Da es im SHS-Staat damals keine eigenen Lokomotivfabriken gab, gingen die Fertigungsaufträge der nun als 1300ff sowie als RU bezeichneten Maschinen nach Budapest sowie nach Deutschland zu Jung/Jungenthal. Auch orderten zwei serbische Privatbahnen insgesamt 4 Maschinen.

Nach der Gründung Jugoslawiens benötige man weitere Maschinen. Der jugoslawische Hersteller Ðuro Ðakovic sowie die inzwischen auf MAVAG umbenannte Budapester Lokomotivfabrik lieferten die letzten Exemplare 1948 und 1949, die letzten der nun als 83 bezeichneten Baureihe. Die Konstruktion war inzwischen 45 Jahre alt.

Die 83 mit der höchsten Nummer war die 83-182. 182 ist aber nicht die exakte Zahl der insgesamt gebauten Maschinen, da einerseits eine Nummerierungslücke bestand, andererseits drei serbische Privatbahnmaschinen als Zweitbesetzungen ins Staatsbahnschema eingereiht wurden.

Der langen Baudauer und der grossen Stückzahl entsprechend konnten sich die 83er lange im Betrieb halten. 1966 veröffentlichte die österreichische Fachzeitschrift Eisenbahn (Seite 146/1966) eine offizielle Statistik der jugoslawischen Staatsbahnen. Damals waren mit 31. Dezember 1965 von der »Reihe 83 D1-n2v/h2« noch im Bestand:

Direktion Zahl
Sarajevo 118
Belgrad 41
Titograd 10
Zug mit 83-173 auf der Museumsbahn Šarganska Osmica

Insgesamt verfügten die JŽ zu diesem Zeitpunkt noch über 169 Stück der Reihe 83. In dieser Aufstellung fehlen jedoch sieben Maschinen, die im Direktionsbereich Zagreb auf der ehemaligen kkStB-Strecke Split-Sinj fuhren, die keine Verbindung mit dem großen Schmalspurnetz hatte.

Einige von MAVAG gebaute Loks kamen nie nach Jugoslawien, sondern verblieben in Ungarn. Sie liefen bis in die 80er-Jahre auf Meterspur auf einer Werksbahn in Ostungarn. Eine dieser Maschinen blieb als Denkmallok erhalten. Der britische Autor und Bahnexperte Keith Chester verfügt über ein Foto, das mit großer Wahrscheinlichkeit eine MAVAG-Maschine im Einsatz in der UdSSR zeigt.

Die 83-175 fuhr den Abschiedszug auf der letzten bosnischen Schmalspurbahn von Bijeljina nach Bosanska Mezgraja am 26. Mai 1979. Die letzten 83 im Einsatz in Serbien waren 83-020, 035, 037, 064 und 182. Sie fuhren bis 1983 auf der Strecke MladenovacArandjelovacLajkovac. Sechs 83 kamen zur Kohlenbahn von Banovici, diese Bahn gilt als der letzte "reguläre" Einsatzort der Baureihe in ihrem angestammten Einsatzgebiet.

Die IVa 5 gilt auch als Vorbild der von Krauss/Linz für die Niederösterreichischen Landesbahnen gebauten Mh/Mv (ÖBB 399/299) – beide Typen werden gelegentlich verwechselt.

Liste aller Exemplare

BHSTB BHLB SHS JZ Hersteller Fabriknr./Baujahr
    1301-1337 83-001 - 83-037 Budapest 4963-4999/1929
    1338-1344 83-038 - 83-044 Budapest 5001-5007/1929
    RU 1 - RU 24  83-045 - 83-068 Jung/Jungenthal 3527-3550/1923
  IVa5 1101 IVa5 1101 83-069 Krauss/Linz 5972/1909
  IVa5 1102-1108 IVa5 1102-1108 83-070 - 83-076 Krauss/Linz 6029-6035/1909
  IVa5 1109-1111 IVa5 1109-1111 83-077 - 83-079 Budapest 2674-2676/1911
  IVa5 1112-1115 IVa5 1112-1115 83-080 - 83-083 Krauss/Linz 6442-6445/1911
  IVa5 1116-1117 IVa5 1116-1117 83-084 - 83-085 Krauss/Linz 6583-6584/1912
  IVa5 1118-1119 IVa5 1118-1119 83-086 - 83-087 Budapest 3030-3031/1912
  IVa5 1120-1125 IVa5 1120-1125 83-088 - 83-093 Krauss/Linz 6725-6730/1913
  IVa5 1126-1128 IVa5 1126-1128 83-094 - 83-096 Krauss/Linz 6892-6894/1914
  IVa5 1129-1131 IVa5 1129-1131 83-097 - 83-099 Budapest 3577-3579/1914
  IVa5 1129-1131 IVa5 1129-1131 83-097 - 83-099 Budapest 3577-3579/1914
  IVa5 1132-1135 IVa5 1132-1135 83-100 - 83-103 Budapest 3966-3969/1914
  IVa5 1136-1139 IVa5 1136-1139 83-104 - 83-107 Krauss/Linz 7141-7144/1916
  IVa5 1140-1151 IVa5 1140-1151 83-108 - 83-119 Krauss/Linz 7289-7300/1917
  IVa5 1152-1155 IVa5 1152-1155 83-120 - 83-123 Krauss/Linz 7500-7503/1919
IVa5 1001-1004 IVa5 1001-1004 IVa5 1001-1004 83-124 - 83-127 Krauss/Linz 5068-5071/1904
IVa5 1005-1010 IVa5 1005-1010 IVa5 1005-1010 83-128 - 83-133 Krauss/Linz 5189-5194/1904
IVa5 1011-1017 IVa5 1011-1017 IVa5 1011-1017 83-134 - 83-140 Krauss/Linz 5472-5478/1906
IVa5 1018-1024 IVa5 1018-1024 IVa5 1018-1024 83-141 - 83-147 Krauss/Linz 5763-5769/1907 bzw. 1908
IVa5 1025-1029 IVa5 1025-1029 IVa5 1025-1029 83-148 - 83-152 Budapest 2063-2067/1908
      83-153 - 83-162 Ðuro Ðakovic 48-57/1948
      83-163 - 83-168 MAVAG 5676-5681/1948
      83-173 - 83-182 Ðuro Ðakovic 129-138/1949

Zur kompletten Übersicht aller erhaltenen Maschinen siehe Weblink (unten). Einige Originalmaschinen verschlug es nach Ungarn, wo sie teilweise in das MAV-Schema eingereiht wurden.

JZ MAV
83-021 -
83-032 483,101
83-043 483,001
83-070 483,102 (?)
83-105 483,103 (?)

Anderseits verbleiben einige der MAVAG-Maschinen in Ungarn und gelangten nie nach Jugoslawien:

MAVAG MAV vorgesehen als
5682/1950 OKÜ 29 (83-169)
5683/1950 Diosgyör 485,5002 (83-170)
5684/1950 OKÜ 36 (83-171)
5685/1950 OKÜ 30 (83-172)

Serbische Privatbahnmaschinen, die als Zweitbesetzung bei der JZ eingereiht wurden.

gebaut Privatbahnnummer JZ-Nummer
Jung 3808/1926 POŽ 11 83-021II
Jung 3808/1926 POŽ 12 83-035II
O&K 11800/1928 POŽ 21 JDŽ П 21II
Jung 3999/1926 ŽDB S 83-3 83-043II

Erhaltene Exemplare

Für österreichische Eisenbahnfreunde war das Geschehen auf den Bahnen Südosteuropas von großem Interesse, fuhren doch zahlreiche Baureihen altösterreichischer Konstruktion teilweise, überwiegend oder sogar zur Gänze jenseits der aktuellen Staatsgrenzen. Als sich auch in diesen Staaten der Dampfbetrieb dem Ende zuneigte, nahm das Interesse ab. Auch berichteten die österreichischen Fachzeitschriften ab etwa 1975 nicht mehr ganz so intensiv über das Bahngeschehen jenseits der rotweißroten Grenzbalken, Fotografierverbote bei den Bahnbetrieben erwschwerten die Berichterstattung zusätzlich..

1987, im Jahr der großen Parade in Deutsch Wagram, stand neben anderen Gästen kurz auch eine österreichische Maschine im Blickpunkt, die nie zuvor im heutigen Österreich gefahren war. Eine bosnische 83er, die der Club 760 nebst anderen bosnischen Maschinen nach Österreich geholt hatte.

Da die Baureihe über vier Jahrzehnte lang ohne nennenswerte Veränderung in großer Stückzahl gebaut wurde, konnte eine Reihe von Exemplaren erhalten werden. „Überlebende“ 83er sind nicht nur in Bosnien-Herzegowina und Jugoslawien sondern auch in Kroatien, Mazedonien, Ungarn und Österreich bekannt. Letzter Einsatzort in Ex-Jugoslawien ist die Werksbahn des Kohlenbergwerks Banovici. Die 83-158 war dort auch noch nach der Jahrtausendwende gelegentlich im Einsatz. Weiters vorhanden sind dort die nicht betriebsfähigen Maschinen 83-159 und 83-181. Die 83-180 war vom Kohlenbergwerk Banovici im August 1998 an den Club U 44 für die Feistritztalbahn verkauft worden, wurde aber erst im Jahr 2001 von Bosnien in die Steiermark überstellt. Die 83-076 steht im Besitz des Club 760, wurde aber an die Zillertalbahn verliehen und fährt dort nach Reparatur in Meiningen als ZB 4 III. Für die neuaufgebaute serbische Museums- und Touristikbahn Šarganska osmica nahe der Grenze zu Bosnien-Herzegowina konnten ebenfalls einige 83er reserviert werden. Die 83-052 und 83-173 erhielten bereits eine Hauptuntersuchung und stehen schon im Einsatz, 83-017 ist zur Wiederaufarbeitung vorgesehen.

Quellen

  • Zeitschriften Eisenbahn (diverse Jahrgänge) und Schienenverkehr aktuell (diverse Jahrgänge)
  • Die Geschichte der Eisenbahnen der österreichisch- ungarischen Monarchie, Bernhard Schmeiser
  • Krauss-Lokomotiven, Verlag Slezak
  • Tadej Brate, Die Dampflokomtiven Jugoslawiens, Verlag Slezak
  • Krobot, Slezak, Sternhart, Schmalspurig durch Österreich, Verlag Slezak
  • Komplette Übersicht aller erhaltenen 83er in der Austrian Steam Base: [1]
  • Eine exakte Liste aller gebauten Lokomotiven der Baureihe JDZ 83 ist abrufbar unter: [2]