„Anna Wieler“ – Versionsunterschied
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Anna Wieler war eines von fünf Kindern des [[Großhandelskaufmann]]s Adolf Wieler und dessen Ehefrau Berta, geborene Mayer. Ihre Geschwister hießen Bella, Berthold (geboren am 7. Juni 1876 in Konstanz; gestorben am 15. März 1948 in [[Baden AG|Baden]], Schweiz),<ref>[https://stolpersteine-konstanz.de/wieler_berthold.html ''Wieler, Berthold 1876–1948'']. In: ''Stolpersteine Konstanz'', auf: stolpersteine-konstanz.de</ref> Irma (geboren am 6. April 1882 in Konstanz; [[Deportation]] 26. April 1942 über Stuttgart ins [[Ghetto Izbica]], nahe [[Vernichtungslager Belzec|Vernichtungslager Bełzec]], Todeszeitpunkt unbekannt) und Therese.<ref>[https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de991407 ''Wieler, Irma'']. In: ''Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945'', auf: bundesarchiv.de</ref> Die Familie ihres Vaters war 1873 aus dem niederösterreichischen [[Randegg]] nach Konstanz umgesiedelt.<ref name="Lockheimer" /> |
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Die Familie lebte in der ersten Etage eines Wohn- und Geschäftshauses in der Oberen Laube (heute: Hausnummer 64), wo die Kinder auch aufwuchsen. In dem Gebäude betrieben der Vater und dessen Bruder Pius-Pinchas Wieler unter dem Namen ''Gebrüder Wieler'' einen Großhandel für Garne, Woll- und Kurzwaren.<ref name="Lockheimer">Birgit Lockheimer: [https://stolpersteine-konstanz.de/wieler_anna.html ''Anna Wieler, 1889–1941 (?)'']. In: ''Stolpersteine Konstanz'', auf: stolpersteine-konstanz.de</ref><ref>[https://stolpersteine-konstanz.de/wieler_irma.html ''Irma Wieler, 1882–1942 (?)'']. In: ''Stolpersteine Konstanz'', auf: stolpersteine-konstanz.de</ref> |
Die Familie lebte in der ersten Etage eines Wohn- und Geschäftshauses in der Oberen Laube (heute: Hausnummer 64), wo die Kinder auch aufwuchsen. In dem Gebäude betrieben der Vater und dessen Bruder Pius-Pinchas Wieler unter dem Namen ''Gebrüder Wieler'' einen Großhandel für Garne, Woll- und Kurzwaren.<ref name="Lockheimer">Birgit Lockheimer: [https://stolpersteine-konstanz.de/wieler_anna.html ''Anna Wieler, 1889–1941 (?)'']. In: ''Stolpersteine Konstanz'', auf: stolpersteine-konstanz.de</ref><ref>[https://stolpersteine-konstanz.de/wieler_irma.html ''Irma Wieler, 1882–1942 (?)'']. In: ''Stolpersteine Konstanz'', auf: stolpersteine-konstanz.de</ref> |
Version vom 29. Januar 2022, 17:26 Uhr
Anna Wieler (geboren am 7. Juni 1889 in Konstanz, Großherzogtum Baden; gestorben nach dem 1. Dezember 1941 in Riga, Reichskommissariat Ostland) war eine deutsche Pädagogin.[1] Sie war Mitbegründerin einer privaten Höheren Töchterschule.
Familie
Anna Wieler war eines von fünf Kindern des Großhandelskaufmanns Adolf Wieler und dessen Ehefrau Berta, geborene Mayer. Ihre Geschwister hießen Bella, Berthold (geboren am 7. Juni 1876 in Konstanz; gestorben am 15. März 1948 in Baden, Schweiz),[2] Irma (geboren am 6. April 1882 in Konstanz; Deportation 26. April 1942 über Stuttgart ins Ghetto Izbica, nahe Vernichtungslager Bełzec, Todeszeitpunkt unbekannt) und Therese.[3] Die Familie ihres Vaters war 1873 aus dem niederösterreichischen Randegg nach Konstanz umgesiedelt.[4]
Die Familie lebte in der ersten Etage eines Wohn- und Geschäftshauses in der Oberen Laube (heute: Hausnummer 64), wo die Kinder auch aufwuchsen. In dem Gebäude betrieben der Vater und dessen Bruder Pius-Pinchas Wieler unter dem Namen Gebrüder Wieler einen Großhandel für Garne, Woll- und Kurzwaren.[4][5]
Wirken
Anna Wieler studierte in London, schloss dort mit einem Diplom ab und wurde als Lehrerin für Mädchen staatlich geprüft. Im Jahr 1912 gründete sie gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Irma in der Konstanzer Villa Seegarten (später: Hebelhof) eine weiterführende Privatschule für Mädchen, die zunächst als Töchterpensionat Wieler, später als Töchter-Erziehungsheim und Haushaltungsschule Wieler firmierte.[6] Während des Ersten Weltkrieges wurde in der Villa Seegarten ein Lazarett zur Rekonvaleszenz verwundeter Soldaten eingerichtet.[7]
Der Fokus der Privatschule lag auf einer wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und hauswirtschaftlichen Erziehung. Bis zu 65 Mädchen konnten dort gleichzeitig unterrichtet werden. Auf dem Lehrplan standen die deutsche, französische und englische Sprache (Grammatik, Aufsatz, Diktat, Stil, Konversation, Geschichte und Literatur), Geographie, Kunstgeschichte, Musikgeschichte, Pädagogik, Lektüre und Rezitation.[4]
Die Privatschule bestand bis zum Jahr 1927, dann gründeten die Schwestern erneut gemeinsam, im selben Gebäude eine Familienpension zu betreiben. Durch die Weltwirtschaftskrise ab Ende 1929 und die Machtabtretung an die Nationalsozialisten ab Ende Januar 1933 wurden die Betriebsbedingungen zunehmend schwierig.[8] Im Herbst 1938 sahen sich die Geschwister genötigt, den Betrieb der Familienpension einzustellen und die Villa Seegarten zu den Bedingungen der „Arisierung“ weit unter Wert zum Verkauf anzubieten.[9][10] Zusammen mit ihrer Mutter war beabsichtigt, mit dem Erlös ins Mandatsgebiet Palästina zu emigrieren. Allerdings verzögerte sich der Verkauf der Villa und Ausreisegenehmigungen wurden ihnen nicht (mehr) erteilt. Anna Wieler musste sich daher eine Beschäftigung suchen und fand in Stuttgart, wo sie ab April 1939 unter wechselnden Adressen gemeldet war, eine Anstellung.[4] Am 1. Dezember 1941 wurde Anna Wieler vom Stuttgarter Nordbahnhof aus nach Riga-Jungfernhof ins Ghetto Riga deportiert.[11][1][12] Das Amtsgericht Stuttgart legte den Tag der Deportation als ihren Todeszeitpunkt fest.[4]
In der Konstanzer Villa Seegarten der Geschwister Wieler befindet sich seit 2007 das Walter Trier-Archiv.[13][14]
Einzelnachweise
- ↑ a b Wieler, Anna. In: Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, auf: bundesarchiv.de
- ↑ Wieler, Berthold 1876–1948. In: Stolpersteine Konstanz, auf: stolpersteine-konstanz.de
- ↑ Wieler, Irma. In: Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, auf: bundesarchiv.de
- ↑ a b c d e Birgit Lockheimer: Anna Wieler, 1889–1941 (?). In: Stolpersteine Konstanz, auf: stolpersteine-konstanz.de
- ↑ Irma Wieler, 1882–1942 (?). In: Stolpersteine Konstanz, auf: stolpersteine-konstanz.de
- ↑ Prospekt Töchter-Erziehungsheim und Haushaltungsschule Wieler, Konstanz 1913. In: Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur BVO21021402.
- ↑ Kriegs-Sanitäts-Bericht des Vereinslazaretts Töchterpensionat Wieler, Konstanz. In: Generallandesarchiv Karlsruhe, Signatur 456 F 113 Nr. 316.
- ↑ Thomas Engelsing: Das jüdische Konstanz – Blütezeit und Vernichtung. Südverlag, Konstanz 2015. ISBN 978-3-87800-072-3, S. 89f.
- ↑ Wiedergutmachungsakte Anna Wieler. In: Staatsarchiv Freiburg, Signatur F 196/1, Nr. 10716.
- ↑ Wiedergutmachungsakte Irma Wieler/Hieber. In: Staatsarchiv Freiburg, Signatur F 196/1, Nr. 4301.
- ↑ Am 1. Dezember 1941 begann der Holocaust für die Juden in Württemberg und Hohenzollern (PDF-Datei; 80,6 kB, S. 20, hier: fehlerhaftes Geburtsjahr 1890 angegeben). In: Gedenkstätten in Baden-Württemberg, auf: gedenkstaetten-bw.de
- ↑ Wieler, Anna. In: Arolsen Archives, Deportierten-Liste 1.2.1.1/11201207, 11201212, auf: arolsen-archives.org
- ↑ Manfred Bosch: Konstanz literarisch (= Kleine Schriftenreihe des Stadtarchivs Konstanz, Band 20). UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2019. ISBN 978-3-86764-890-5.
- ↑ Anna de Novembris: Der Meister des Grotesken Realismus. In: seemoz, 9. November 2021, auf: seemoz.de
Personendaten | |
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NAME | Wieler, Anna |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Pädagogin |
GEBURTSDATUM | 7. Juni 1889 |
GEBURTSORT | Konstanz, Großherzogtum Baden |
STERBEDATUM | 1. Dezember 1941 |
STERBEORT | Riga, Reichskommissariat Ostland |